Ich habe gute Laune, weil II

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, da es nicht “meine” Gemeinde ist. Aber selbst wenn niemand kommt: Mein Ziel ist, das als digitales Gottesdienstkonzept auszuprobieren und entsprechend weiterzuentwickeln. Die “Leute” erwarte ich also eher in Form von Klickzahlen und eben dem Zeug, wozu du am Ende jeder Game Two-Folge aufgefordert wirst.

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Das letzte mal als ich in der kirche war, waren da immer mindestens 50 … eher so 100^^ da stell ich mir das schwer vor ^^

Ich hatte zu kirchlichen Flautenzeiten (also v. a. im Sommer) nur selten zweistellige Besuchszahlen. :simonhahaa:

Aber das gilt eben auch umgekehrt. Selbst wenn jetzt das ganze Dorf vom Geist ergriffen angepilgert kommt: Mein Ansatz ist, Digitalisierungsprozesse in der Kirche anzustoßen, die seit mehr als zehn Jahren überfällig sind. Und dazu gehört eben auch ein Gottesdienst, bei dem man nicht nach zehn Sekunden austabt, weil er so stinklangweilig ist - und wenn ich das schon sage…

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Was ist da so die Vision dahinter bei dir? Dass die Gemeinden sich untereinander digitaler austauschen oder auch die Institution Kirche mit den Gemeindemitgliedern?
Weil “gestreamter Gottesdienst” klingt jetzt erstmal nicht großartig anders, als jede andere reguläre Übertragung.

Ich möchte einen Aufschlag machen. Wenn jetzt jemand sagt: “Ich habe eine bessere Idee als das und setze sie um”, dann ist das der Prozess, den ich in der Kirche haben möchte. Ich möchte zu einer Gottesdienstform finden, die man sich auch auf Youtube gerne anguckt - und da ist das “gängige” Konzept der Gottesdienste, die man dann gestreamt online stellt (was es ja auch durchaus gibt), einfach vollkommen unangebracht.

Erstens erkenne ich da den Mehrwert gegenüber gewöhnlichen Fernsehgottesdiensten nicht. Es gibt bei bestehenden Formen gestreamter Gottesdienste so nette Spielereien, dass man Gebetsanliegen oder Rückfragen zur Predigt direkt einsenden kann und der Pfarrer oder die Pfarrerin reagiert ad hoc darauf. Yo, ganz toll. Ich habe allerdings auch bei Fernsehgottesdiensten immer die Möglichkeit, eine Telefonnummer anzurufen, um meinen Seelenballast abzuladen.

Zweitens ist mir nicht klar, wer die Zielgruppe ist bzw. wird sie nicht ernstgenommen: Bei Fernsehgottesdiensten sind es gewöhnlich die, die alters- oder gesundheitsbedingt nicht in die Kirche gehen können. Aber alle Jüngeren (“die Jüngeren” oder “die jungen Leute” sind im Kirchensprech Leute unter 60), bei denen die Entkirchlichung strammen Schrittes voranschreitet, verprellt man mit solchen Dingen wie sperrigem Churchy-Sprech, liturgischen Floskeln oder preußischen Amtstalaren eher, weil das Formen sind, mit denen man entweder großwird oder sich schlicht und ergreifend nicht mit ihnen anfreunden kann - und warum sollte ich dann dabeibleiben? Und wenn ich jetzt nur meine lokale Gemeinde vor Ort vor Augen habe, bringt das auch nix. Gemäß dem guten alten “urbi et orbi” muss es halt auch was “für den Erdkreis” bieten. Und wenn ich eine digitale Gemeinde habe, muss ich auch digital für sie da bzw. erreichbar sein (das ist der Grund, weshalb ich das mit Zockstreams verbinde). Aktuell sieht das kirchlich so aus, dass immer mal so alle drei Monate ein Gottesdienst gestreamt wird. Hooray.

Drittens macht man sich für meinen Geschmack innerhalb der Kirche viel zu wenig Gedanken darüber, in welcher “Konkurrenzsituation” man sich im digitalen Raum befindet. Wenn ich einen Gottesdienst besuche, habe ich nicht die Möglichkeit, um- oder abzuschalten, im Gegensatz zu Fernsehen oder Radio und halt eben auch Youtube. Nur: Im Fernsehen und im Radio sind die “Konkurrenten” überschaubar: Sonntagvormittags läuft in der Glotze eh nur Scheiß, vielleicht abgesehen von der Sendung mit der Maus. Bei Youtube laufe ich immer in direkter Konkurrenz zu RBTV, FAZ, Reddit und Pornhub. Ein gestreamter Gottesdienst muss also ein gewisses Maß an Unterhaltsamkeit aufweisen, damit er überhaupt eine Chance hat, das Leute dranbleiben.

(Ich hätte übrigens in dieser Hinsicht auch noch was zum Thema Predigttheorie zu sagen, aber das ist wohl eher was für den kirchlichen Dunstkreis.)

Meine Herangehensweise ist die, dass ich versuche, von meinen digitalen Sehgewohnheiten zu lernen: Was sehe ich gerne und was kann ich daraus für die kirchliche Arbeit fruchtbar machen? (Im Gegensatz übrigens von der derzeit kirchlich vorherrschenden Meinung, dass man irgendwie versuchen muss, Gottesdienste auf Teufelkommraus in den digitalen Raum zu drücken und nur an ein paar kleinen Stellschräubelchen etwas zu verändern.) Ich denke, es ist mehr als offensichtlich, dass meine Inspiration eben unter anderem auch von RBTV herrührt, aber RBTV gucken halt auch viele Leute, ist also ein, nennen wir’s mal digitales Erfolgskonzept. Und die P&Ps bieten meiner Ansicht nach die Chance, zu provozieren: Wie würdest du in einer ähnlichen Situation reagieren? Welche Emotionen löst es bei dir aus? Und sie bieten eben einen größeren Unterhaltungswert als ein Typ in sperrigem Schwarz, der dir mal einen von Paulus verzählt.

Und das probieren wir morgen zum ersten Mal und dann immer so einmal im Monat.

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Und mit den allen willst du Pen and Paper spielen? Stelle ich mit schwierig vor.

Bin aber gespannt und werd vielleicht mal reinschaun auf twitch.

P.s.: darf man als katholik eine evangelische messe verfolgen ohne fegefeuer? :beansweat: … ähm … ich meine … frage für einen freund! :kappa:

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Und du bist der Meinung eine Predigt/ein Gottesdienst kann so umstrukturiert/modernisiert werden, dass er mit dem gesamten Internet konkurrenzfähig und anschaubar wird? Ich mein im Kerl wird es doch die gleiche Formel wie seit Jahrhunderten bleiben und wenn ich darauf keinen bock habe, änderts nichts ob die Predigt nun live in der Kirche, im Fernsehen oder auf Youtube ist. Und ob der Kerl da nun ein kirchliches Gewand oder Bermudashorts und Hawaiihemd. Das sind zwar alles nette Änderungen, aber im Grund ist das Ziel des Gottesdienst doch immernoch das gleiche und der Inhalt ziemlich sicher auch.

Wie gedenkst du denn unsere (ich hab keine Ahnung wie alt du bist, aber “unsere Generation” ist ja eh alles unter 60) Generation anzusprechen, die mit dem Glauben an sich schon überhaupt nichts anfangen kann, unabhängig davon ob die Eltern in der Kirche sind und man selbst vielleicht sogar getauft und haste nicht gesehen.

Also verstehst du was ich mein? Digitalisierung ist ein super Thema, was man überall anbringen kann, aber am Ende ists “Jesus ist für euch auch auf Youtube da” mit gleichem Inhalt wie seit Jahrhunderten.

Oder etwa nicht?

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Gibts nicht für alles eine Nische auf youtube/twitch? ^^

Gibt immernoch 23 mio katholiken und 21 mio evangelisch.

Überwiegend konfessionslos ist ja „nur“ im osten

Natürlich, aber er meint ja ein Restream einer Predigt nur auf YT/Twitch statt im TV will er nicht bzw. da sieht er den Mehrwert nicht.

Daher frage ich ja: Was kann/will man anders machen, wenn ein einfacher Stream halt eh nicht wirklich sinnvoll ist.

Konfession sagt im Westen auch nicht viel aus. Nur weil die Leute dort offiziell in der Kirche sind und aus Angst vor Nachteilen nicht aussteigen, glauben die noch lange nicht an Gott. Meine Tante ist nur offiziell in der Kirche, weil sie sonst sehr schwer eine Arbeit im Schwabenland gefunden hätte. Die glaubt so viel an Gott wie ich an die Schmackhaftigkeit von Pilzen.

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Nee. Die, die mit mir am Tisch sitzen, sind alles Pfarrerinnen und Pfarrer bzw. solche, die es werden wollen. Und die kenne ich eben aus Studien- und Ausbildungskontexten und bin ganz gut mit denen befreundet. Versuch du mal, aus einer Gruppe regelmäßiger Kirchgänger eine P&P-Runde zu organiseren… :wink: (Da merke ich gerade, dass ich das auch irgendwann mal vorhabe, wenn ich eine feste Gemeinde kriege… Hmmm…)

So lange du brav auch in den katholischen Gottesdienst gehst, ist von katholischer Seite alles tutti. :wink:

Ist es. Und dahinter stehe ich auch. Es ist ja auch nicht der Inhalt, um den es geht, sondern die Form. Und die ist auf kirchlicher Seite zum Fremdschämen.

Wie jesacht: Pen & Paper-Rollenspiele als Predigt. Und daran werde ich so lange festhalten, bis ich eine Idee finde, die mir besser gefällt - wenn du eine hast, immer her damit. :wink:

Ja absolut.

Dann nehmen wir die „kirchgänger“ … 29 % gehen nie in die kirche. (Ich nehme an hauptsächlich junge leute), 36 % „seltener als mehrmals im jahr“ … also die typischen „weihnachts und oster-kirchgänger“ … der rest geht mehrmals pro jahr, bis hin zu 1,1 % mehrmals pro woche.

Wobei das auch wieder ungenau ist. Meine mama ist „sehr gläubig“ und geht auch relativ selten in die kirche.

P.s. Ich persönlich bin null gläubig und war seit der schule nicht mehr im gottesdienst.

Ach … jetzt versteh ich es erst. Ich dachte du willst es mit den „zusehern“ … wie heißt der fachbegriff dafür? … spielen.

Schließe ich auch nicht aus, das irgendwann mal zu machen. Es gibt da generell viele Dinge, die ich machen und ausprobieren will, aber noch nicht so recht weiß, wie und ob das funktioniert. Wenn ich eine feste Gemeinde habe, kann ich mir vorstellen, das auch über einen längeren Zeitraum mit Leuten aus der Gemeinde zu machen, aber das ist erstmal Zukunftsmusik.

Btw. bzw. btt.: Ich bin jetzt eine Woche Vollzeitstreamer und habe schon 33 Follower. Nice. :smiley:

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Wie ist da so der Rückhalt in den eigenen Reihen?
Stelle ich mir schon schwierig vor, aber finde so nen modernen Ansatz und deine Ambitionen echt lobenswert. Und ich hab mit Glauben und Kirche so viel am Hut wie Delfine mit Schuhverkauf. :smiley:

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Eine einzige Katastrophe. Unter anderem ein Grund für mich, warum ich nach diesem Projekt die Landeskirche wechseln werde. “Wir haben keine Ahnung, was wir im Bereich Digitalisierung machen sollen, aber wir freuen uns über Leute, die sich da engagieren” ist halt ein etwas angenehmerer Schnack als “Toll, was Sie sich überlegt haben, Herr Schier, aber wenn wir Sie in den Probedienst übernehmen, machen Sie halt alles so, wie wir es wollen.” Und es ist auch einer der Gründe, warum ich nach diesem Projekt eine Doktorarbeit über Community Building in Gaming Communities schreiben will. Dann hat es eben etwas mehr Gewicht, wenn ich in der Kirche was zu diesem Thema sage und ich habe Gelegenheit, mich noch eingehender mit dieser Thematik zu beschäftigen.

Aber immerhin bin ich nicht alleine in diesen Ansätzen, auch wenn Kirche ihre Leute meiner Wahrnehmung nach vorzugsweise aus Kreisen von digitalen bzw. Gaming-Analphabeten rekrutiert. Aber so ganz versprengt gibt es einzelne Leute, die da offen sind und gute Ansätze haben (einer davon sitzt morgen auch mit am Tisch).

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Ich hätte ja eher Idee die zu einer Abschaffung davon führen würden, als welche die der Kirche helfen. Sorry :sweat_smile:

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Wart einfach noch 15 jahre, dann hast du das alleinige sagen.

Zumindest bei den Kirchen in Österreich ^^

Der Altersdurchschnitt der Ordensschwestern ist hier zum Beispiel 79 Jahre.

Aber wer meldet sich auch noch freiwillig ein Leben lang „nichts zu verdienen“ und „enthaltsam auf Kosten“ des Ordens zu leben.

Bei den Mönchen sieht es kaum anders aus als bei den Nonnen.

Das Durchschnittsalter aller aktiven Pfarrer in Innsbruck lag 2011 bei 69

Diese Woche hat sich tatsächlich ein Wiener Vikar bei mir gemeldet und Interesse bekundet. Vielleicht streamen wir demnächst auch mal von da.

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Zum Beispiel?

Gesetzliches Verbot von Kirchgemeinden in Deutschland. :man_shrugging:
Ne. Kann man so natürlich nie durchboxen, aber ich bin schon der Meinung der Menschheit würde es ohne den ganzen Überbau der bei Religionen immer mitschwingt, besser gehen.

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