Ich habe gute Laune, weil III

Der Tag startete mit einem Frühstück auf der Terrasse mit selbstgebackenen Brötchen und Rührei. Danach haben wir einen schönen großen Spaziergang an der Rüthener Stadtmauer gemacht und uns zum Abschluss ein Eis gegönnt. Und hier zu Hause war dann auch alles schön entspannt und wir waren den ganzen Tag draußen.

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Klappt denn mittlerweile auch das ins Bett bringen komplett?

Mit der Decke klappt es echt gut. Ist nur minimal nervig, dass ich immer, wenn ich Runa nachts aus ihrem Bett raushole, auch die Decke mitnehmen muss und dann auch wieder zurück. Bin mal gespannt, wie es wird wenn sie zahnt.

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unser hat schon 7 :smiley:

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Alter Schwede, der legt aber ein Tempo vor. Wenn Runa nicht bald mal loslegt, kann sie stehen, bevor der erste Zahn kommt.

Bei einer Freundin haben beide Kinder bereits mit 4 Monaten angefangen. :sweat_smile:

…ich fast neun Stunden am Stück tief und fest durchgeschlafen habe :jochen:

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Ich hab das Trauerkloß-Bild aus dem Video von Fritzi Ernst gewonnen :scream: :sob: :black_heart:

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Aaah, das ist ja cool :beanpoggers: Glückwunsch! :hugs:
Der Song ist the soundtrack of my childhood - ich lieb ihn!


Bin nach wie vor sehr zufrieden mit meiner neuen Zahnarztpraxis und wie ich dort behandelt werde. Hab heute dann auch schon meine Aufbissschiene abholen können und erhoffe mir damit morgens weniger Schmerzen im Kopf, Kiefer und Nacken zu haben.
Morgen bekomme ich meine professionelle Zahnreinigung, das wird bestimmt auch richtig toll :relaxed:
Bald ist der Geburtstagsgeschenke-Stress vorerst vorbei, nur mein Vater hat noch in 2 Wochen Geburtstag. Da muss ich mir noch etwas für ihn passendes überlegen, bin da noch etwas ratlos. Fühl mich jedenfalls schon deutlich weniger gestresst und habe mir zudem noch heute nach langer Zeit mal wieder frische Minze gegönnt :beangasm: Ich liebe frischen Minztee!

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Jippey beide Eltern wurden das erste Mal geimpft. Mein Papa wär heute eigentlich nicht dran gewesen, hat meine Mama aber gefahren, aber da die so weit fahren mussten, haben sie ihn aus Kulanz noch eingeschoben. :blush:

(Beide ü60 und Astra falls sich jemand empören möchte)

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ok wenn du willst:

Ü60 und der Vater hätte noch warten müssen :beanwat: was dauert da immer so lang? #dankeMerkel

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Unser kann sich jetzt hinsetzen… Und versucht sich schon überall hoch zu ziehen :+1: kein bock mehr auf liegen! :sweat_smile:

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Spielhaus fertig (bis auf den Sandkasten darunter, das sind aver nur noch paar Bretter) und endlich wieder Platz unterm Carport :bless:
Darauf jetzt ein kaltes Rhabarberradler im Schatten.
Prost Leude, es schmeckt so herrlich :beangasm: :beanfeels:


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WHAT. Sowas gibt es? :jochen:

fehlt da nicht noch ne Leiter am Haus? oder wirfst du die Kinder da hoch? :ugly:

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Erinnert ihr euch noch an diesen Post über meine Teilnahme am Schreibwettbewerb? Nach mehreren Monaten kam endlich die Nachricht: ich habe es auf den 2. Platz geschafft!

Wie ihr seht, handelte es sich bei diesem Kurzgeschichtenwettbewerb um das Genre „(Kosmischer) Horror“. Da nur der erste Platz in der Zeitschrift der Deutschen Lovecraftgesellschaft abgedruckt wird/wurde stelle ich meinen Beitrag einfach mal hier unten rein. Triggerwarnung: bisschen gruselig, ca. 7 Seiten Text. Regelvorgabe war zudem eine regionale Sagenfigur, die angsteinflößend neu interpretiert wird.

Der Nebelmann

“Der Landkreis Konstanz - benannt nach der größten Stadt am Bodensee - ist ein beliebtes Reiseziel für Deutsche, Schweizer, Österreicher und sogar Franzosen. Der See bewirkt eine ganz eigene, kleine Klimazone, die für überdurchschnittlich viele Sonnenstunden und heiße Sommer sorgt. Wo genau dabei auf Deutschlands größtem See die Grenzen unter den Wellen liegen zwischen den drei benachbarten Ländern können nur die Wenigsten sagen. Bei gutem Wetter vermag man vom Konstanzer Hafen über die gesamte Breite des Bodensees zu schauen und bis auf die andere Seite, wo die Alpen mit ihren schneebedeckten Zacken seit Millionen von Jahren drohen. Der See selbst ist seit Jahrtausenden Fokuspunkt für kulturelle und magische Schöpfungen. Vielleicht habt ihr schon einmal von den Hügeli gehört, dutzenden mysteriösen Steinhaufen knapp unter der Wasseroberfläche entlang des Schweizer Ufers. Und dann gibt es da natürlich noch die Legende des Nebelmännles.”
So weit, so gut.
Zufrieden mit diesem kurzen Abriss der Lokalität drückte Wim auf den roten Knopf seiner Handykamera und verstaute sowohl sie als auch seinen Rucksack im wackeligen Kanu. Die genaue Erklärung seines Vorhabens wollte er erst auf dem Wasser selbst einsprechen, damit beim Zuschauer ein Gefühl der Unausweichlichkeit ausgelöst wurde. Nach mehreren Monaten als Mythenjäger kannte er sich inzwischen ziemlich gut damit aus, was die meisten Klicks brachte. Außerdem kam wieder der Kapitän in seine Richtung gelaufen, mit dem er sich zuvor schon gestritten hatte.
“Meine Kollegen sind ebenfalls der Meinung, dass Sie bei diesem Wetter nicht rausfahren sollten. Sie könnten sich verirren oder im Nebel von einem Motorboot überfahren werden!”
Wim winkte genervt ab. Er hatte dem Fremden seine Argumente bereits mehrfach schlüssig vorgelegt und dieser hatte sie immer noch nicht verstanden. Weitere Worte waren hier verschwendet.
“Und Ihre Kleidung ist auch unzureichend. Sie holen sich den Tod da draußen!”
Ärgerlich rutschte Wim in sein Kanu und stieß sich rasch vom hölzernen Steg ab, weil er nun doch langsam fürchtete, der Mann würde ihn festhalten. Man durfte solchen Leuten einfach nicht die Gelegenheit bieten. Das Leben war ein ständiger Kampf zwischen Freiheit und Angst und er wusste, welche Seite bei ihm gewinnen würde. Angst vor dem Wetter hatte er nämlich keine. Er war schon oft auf allen möglichen Gewässern unterwegs gewesen - sowohl in Gruppen als auch allein. Seine Fitness konnten ihm sein Arzt und die gelegentlichen Bettgeschichten attestieren. Außerdem war das schlechte Wetter ja gerade der Knackpunkt! Bei Sonnenschein im Juli konnte jeder die Überfahrt wagen. Doch der berüchtigte Konstanzer Nebel legte sich nur selten über die Häuser der Stadt und tauchte vor allem jetzt im Herbst alles in ein gedämpftes Grau. Schon waren Steg und Fährkapitän nur noch als Schemen zu erkennen. Vermutlich deshalb hatte sich in dieser Gegend die Legende des Nebelmanns gebildet: eine sagenhafte Gestalt, die mitten im Bodensee erscheint, allerdings nur bei Nebel. Eine perfekte Geschichte zum Widerlegen. Einfach ein paar Minuten durch die dicke Suppe paddeln, noch einige gruselige Soundeffekte in den Hintergrund, ein erschrockenes Gesicht auf den Thumbnail und fertig war die Arbeit für die nächsten zwei Wochen.
Schon nach wenigen Dutzend Paddelschlägen drängte der Nebel mit voller Macht von allen Seiten auf Wim ein. Das Licht wurde trüb und auch die Geräusche änderten sich. Alles wirkte fremd, als würde jemand sie imitieren, der nur von ihnen erzählt bekommen hat. Hier hörte Wim ein Geräusch wie von einem nassen Tau, das auf Holz schlägt. Dort ein weit entferntes Donnern, wie von einer Lawine an der Seite eines verborgenen Alpenhangs. Die Auslöser blieben ihm verborgen.
Erkläre dich!
Ein kurzer Tastendruck auf seinem Smartphone und die Aufnahme lief wieder.
“Der Titel hat’s euch schon verraten, aber ich werde heute der süddeutschen Legende des “Nebelmännleins” auf den Grund gehen. Angeblich lebt es im Nebel auf dem Bodensee und sagt die Zukunft voraus. Viele Konstanzer scheinen dem Männlein aber auch düstere Attribute zuzuschreiben. Verschwundene Segler, verunglückte Kanuten, ertrunkene Schwimmer… sie alle sollen dem Wesen zu nah gekommen sein und mussten diesen Frevel mit dem Leben bezahlen. Und an dieser Stelle mal direkt die Warnung: macht das Zuhause nicht nach, denn der Nebel ist echt gefährlich. Ich mache das auch nur, weil ich jahrelange Erfahrung auf Gewässern habe, aber wie ihr seht…” Wim schwenkte die Kamera über die dichten Nebelschwaden vor und neben ihm. “… seht ihr nichts. Sichtweite beträgt schon jetzt unter zehn Meter und ich glaube, es wird dort vorne noch schlimmer. Schauen wir es uns mal an!” Vorsichtig platzierte er die Kamera an der entsprechenden Stelle, die er an seinem Boot im Vorfeld präpariert hatte. Dadurch war sein gesamter Oberkörper zu sehen und er konnte weiter moderieren, falls etwas Interessantes passieren sollte. Zunächst hieß es jedoch, tiefer hinein paddeln in die Wand aus Grau.
Was das Nebelmännle ihm wohl verspräche, wenn es wirklich existieren würde? Geld, Reichtum, Erfolg? Oder etwas Geheimnisvolles? “Ich sage dir das Gleiche wie Jan Hus damals: du wirst deine Heimat nicht wiedersehen!
Nach nicht einmal fünf Minuten war es unmöglich für ihn die Konstanzer Lichter hinter ihm auszumachen. Ohne seinen kleinen Klemmkompass hätte er nicht einmal genau gewusst, in welcher Richtung “zurück” eigentlich lag. Selbst um die Spitze seines Kanus waberten Nebelschwaden. Das Ufer hätte zu diesem Zeitpunkt direkt neben ihm sein können und er hätte es nicht erkannt. Er hob das Paddel aus dem Wasser, ruhte es quer vor sich auf dem Schoß aus und lauschte. Ganz sachte plätscherten die letzten Wellen noch gegen den Bootsrumpf nach, vereinzelt tropfte es von den Blättern des Paddels. Nach einigen Herzschlägen wurde es komplett still. Wim schluckte und das Geräusch knackte einmal laut, bevor es direkt vom gedämpften Weiß verschluckt wurde.
Hier draußen auf dem See stieg ihm ein merkwürdig abgestandener Geruch in die Nase, wie von vergammelten Essensresten. Halb erwartete er, tote Fische vorbeischwimmen zu sehen.
“Hallo?”, sagte er vorsichtig und dann etwas lauter “Hallooo-hooo?”
Es kam keine Reaktion, nicht einmal ein Echo. Keine Stimme war zu hören, kein Wellenschlag und kein Motor. Er war vermutlich die einzige Menschenseele auf dieser Seite des Sees. Er lachte und schrie einmal laut auf, die Arme dabei zur Seite reißend. Solch eine Geste vermittelte das Gefühl von Freiheit und Glück und konnte auch in späteren Videos immer gut zwischengeschnitten werden. Er wiederholte die Geste noch zweimal, nur zur Sicherheit, doch beim dritten Versuch rutschte ihm das Ruder von den Beinen und beim Herausfischen aus dem kalten Wasser wackelte sein Kanu bedenklich.
“Muss reichen”, murmelte Wim zu sich selbst und nahm die Kamera wieder in die Hand. Er filmte noch einige Minuten die beinahe solide wirkende graue Wand vor seinem Boot und musste sich dabei in Erinnerung rufen, dass es sich hier um Wasser in der Luft handelte und es dementsprechend nicht fest sein konnte. Trotzdem konnte er sich nicht davon abhalten, nach dem Schleier greifen zu wollen, was zu schwachen Verwirbelungen führte, bevor alles wieder um ihn herum erstarrte. Einige Minuten trieb er nur so vor sich hin, gefangen in den Gedanken daran, was er noch alles geplant hatte nach diesem Ausflug.
Was mache ich hier eigentlich?
Kurz sah er sich selbst wie von oben: einen einsamen Entdecker auf dem Nebelmeer. Ein weites, offenes, magisches Feld, in dem winzig klein das Kanu wippte.
Keuchte da jemand? Zischend zog er die Luft ein vor Schreck. War da etwas? Oder hatte er selbst dieses Geräusch gemacht? In der plötzlichen Stille wieder unsicher beendete er kurz die Aufnahme, spulte zurück und ließ sich die letzten Momente noch einmal vorspielen. Erst herrschte Stille. Hinter seinem eigenen, leicht verwirrt blickenden Spiegelbild sah Wim eine rasche Verwirbelung im Nebel, die kurzzeitig so aussah wie ein Schatten, doch nach einem Blick über seine Schulter war dort nichts. Er ließ weiterlaufen und ja, da war es! Das Geräusch kam direkt aus seinem weit offenstehenden Mund. Das konnte er niemals verwenden, er sah ja aus wie ein Vollidiot! Sein eigener Schreck hallte nochmals doppelt so laut durch den Nebel und Wim schnaubte über sich selbst. Dank der hohen Luftfeuchtigkeit fiel es ihm schwerer zu atmen und jetzt wo er darauf achtete merkte er, dass sein Mund schon wieder offen stand.
“Reiß dich zusammen!”, knurrte er und schalt sich direkt selbst für seine laute Stimme, die hier wie in einem Kessel hin und hergeworfen wurde und plötzlich aus ganz ungeahnten Richtungen wieder zu ihm schallte. Er drehte sich ein paar mal fasziniert um sich selbst. Vorhin war noch kein Echo hier gewesen, doch jetzt hörte er jedes noch so kleine von ihm verursachte Geräusch doppelt, als würde ihn jemand nachäffen.
Es ist Zeit.
Wim schüttelte seinen Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen, und wühlte dann in seinem Rucksack. Er hatte ja bereits damit gerechnet, dass sich auch diese Sage als Humbug herausstellen würde, also war er vorbereitet gekommen. Das war eben der Unterschied zwischen Amateuren und professionellen Berichterstattern wie ihm: Vorbereitung und Vision.
Mit einem Ruck zog er das verbogene Plastikteil hervor, das er in mühsamer Kleinstarbeit über die letzten drei Tage hergestellt hatte. Es bildete ein verbeultes Halbrund mit einigen vermeintlichen Einschusslöchern darin. In neongelber Farbe waren die Buchstaben “BND” gerade so darauf zu erkennen. Mit halber Kraft warf er es nicht mal eine Armlänge von sich entfernt ins Wasser. Dann schaltete er die Kamera wieder ein mit Blick auf sein Gesicht.
“Leute, gerade habe ich ein seltsames Geräusch gehört. Eine Art Knall, aber extrem gedämpft. Ich bin etwas näher gefahren und mal nachzusehen. Eine Bekannte hat mir die Theorie erzählt, dass das Nebelmännlein gar nicht existiert, sondern ablenken soll von etwas anderem. Geheime Übungen der Bundeswehr. Verbotene Experimente auf dem Wasser. Manchmal hört man wohl auch Schüsse, wenn man am Ufer lauscht. Nun, ich kann euch sagen: ich bin hier gerade live auf dem See, mitten im dichtesten Nebel, den ich je gesehen habe und da war etwas! Ich weiß nicht, was, aber… moment, schwimmt da etwas im Wasser?”
Er schwenkte die Kamera herum zu der Stelle, an die er seine Attrappe geworfen hatte, doch er musste sich während seines Monologs gedreht haben, denn dort war nichts. Er steuerte wild um sich selbst, schaute in alle Richtungen, aber sein so mühsam gestaltetes Objekt war verschwunden.
Verdammt!
Auch kam es ihm so vor, als wäre der Nebel erneut intensiver geworden und näher gekommen. Eine Erkärung für den Verlust des falschen Militärschrotts, doch keine gute. Vermutlich war es einfach untergegangen. Er hatte es zuhause in der Badewanne getestet, aber hier herrschten andere Verhältnisse.
Zu blöd! Aber den Teil mit dem gehörten Knall kann ich immer noch verwenden.
Ein Blick auf seinen kleinen Kompass zeigte ihm, dass er sich bei seiner Suche nach dem Treibgut einmal fast um sich selbst gedreht hatte. Im Prinzip war das aber egal, alle Seiten sahen momentan gleich aus. Die Sonne war nicht zu erkennen, sondern spendete ein allgemeines, diffuses Licht. Für Wim war die Welt ein zweigeteiltes Grau: unten der glatte See, oben der wabernde Nebel. Letzterer war bei genauer Betrachtung ständig in Bewegung und wenn Wim sich allzusehr auf einen Punkt konzentrierte wusste er schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr, ob er sich in seinem Boot drehte oder das ganze Universum um ihn herum rotierte. Die Fetzen kreisten, drängten sich, bildeten tiefe Schatten und waren im nächsten Augenblick schon wieder verschwunden.
Bleib wach!
Noch war der Dreh nicht vorbei und er hatte ein letztes Ass im Ärmel. Ein kurzer Moment des Kramens im Rucksack förderte einen kleineren Beutel hervor, der aber umso schwerer wog. Wim griff hinein und hielt einen der kleinen Steine, die er heute Morgen noch gesammelt hatte. Probeweise hielt er die Kamera in der einen Hand, während er mit der anderen den Stein weit weg schleuderte. Wichtig hierbei war, dass er durch den Wurf sein Boot nicht zu stark in Bewegung versetzte, sonst würden seine Zuschauer das Schaukeln auf dem Video sehen. Mit dem Ergebnis zufrieden griff er sich einen zweiten Stein heraus. Aufnahme wurde gedrückt und er sagte “Da war schon wieder etwas!” bevor er auch den zweiten Stein in einem hohen, sanften Bogen zur Seite warf. Mit ruhiger Hand machte er sich bereit, den Blickwinkel der Kamera nach links zu korrigieren, sobald der Platscher zu hören war, doch es kam nichts. Irritiert schaute er erst nach links, wo er natürlich rein gar nichts sah, und dann in seine leere Handfläche. War ihm der Stein etwa durch die Finger gerutscht? Er tastete die Falten seines Shirts ab, konnte jedoch nichts finden. Nervös strich er sich noch mal beide Hände an seiner Kleidung trocken, wobei ihm auffiel, dass zumindest sein Hemd allmählich durchfeuchtet war. Ein schlechtes Zeichen, doch er war fast fertig und ein paar Minuten mehr würde nicht schaden. Er nahm sich den dritten Stein aus dem Beutel, sagte wieder seinen Spruch auf und katapultierte sein Wurfgeschoss diesmal nach rechts in die graue Wand. Diesmal achtete er genau darauf, wann der Stein seine Hand verließ, doch dadurch geriet er leicht ins Schaukeln und trotz des hörbaren Eintauchens war diese Aufnahme ebenfalls vermasselt.
Dumm, dumm, dumm!
Wütend schlug Wim mit der Faust ins Wasser, was einzig zur Folge hatte, dass er noch mehr ins Straucheln geriet und ein Schwall sich über den Seitenrand ins Innere seines Kanus ergoss. Entnervt stöhnte er auf und hielt sich die klamme, tropfende Hand. Die Kamera in seinem Schoß nahm immer noch auf, also nahm er sie nach einem kurzen Durchatmen wieder in die Hand und kramte fahrig nach dem nächsten Stein. Ein viel zu kleines Exemplar rutschte ihm zwischen die Beine, einen weiteren schmiss er unachtsam zur Seite weg.
Was ist denn nur los? Das kann doch nicht wahr sein!
Dann hielt er endlich ein mächtiges Exemplar in den Händen. Ein richtiger Klumpen, so groß wie seine Faust und mit ordentlich Gewicht. DER würde auf jeden Fall ein paar Wellen erzeugen!
Letzter Versuch. Sonst hau ich ab!
Seine Kleidung war nass, er zitterte inzwischen und steckte die Kamera daher lieber wieder in die Verankerung am Vorderteil des Bootes. Dort konnte man sie trotzdem bequem drehen, nur der Winkel war eigentlich etwas zu niedrig. Ein paar Mal ließ er den Brocken in seiner Hand leicht auf und ab hüpfen, um ein Gefühl für seine Schwere zu bekommen - dann schleuderte er ihn im hohen Bogen fort. Nach nicht einmal einem Herzschlag war er bereits verschwunden.
Oh nein!
Er hatte den Spruch vergessen! Hastig rief er “Da war was!” und drehte die Kamera zur Seite, wo jeden Moment der laute Platscher zu hören sein musste. Stattdessen dehnte sich die Stille, zäh und langsam. Wim blinzelte und fragte sich, wie viele Sekunden bereits vergangen waren. Wie stark hatte er geworfen? War es möglich, dass…
Mit einem ohrenbetäubenden Knall krachte etwas rechts von ihm auf. Es klang wie ein ganzes Haus, das in sich zusammenstürzte. Große Ziegelsteine, die berstend übereinander fallen. Wie von einer Druckwelle erfasst ruckelte das gesamte Boot. Panisch griff Wim nach den Rändern und versuchte, sich zu stabilisieren. Entfernt nahm er wahr, wie sein Rucksack über Bord kippte und - gezogen vom Gewicht der letzten Steine - bereits einen Augenblick später in den Fluten verschwunden war. Auch sein Paddel rutschte seitlich vom Rand und er konnte es nur mit Mühe zwischen den Fingern seiner linken Hand einklemmen, wodurch ihm ein Schmerzensschrei gellend aus der Kehle fuhr. Der Blick nach rechts zeigte ihm nichts Neues, obgleich von dort noch immer ein leichtes Geräusch wie zerbröckelndes Mauerwerk erklang, das nur langsam in immer leiseres Rauschen überging.
Was war das? Was?
Mit wilden Augen suchte Wim nach der Kamera, die - immer noch laufend - ihren Weg zwischen seinen Beinen hindurch in den feuchten Innenraum des Kanus gefunden hatte. Fluchend hob er sie heraus, schüttelte sie trocken und drückte ein paar Mal testend die Knöpfe. Es schien noch alles zu laufen, also befestigte er sie erneut am Boot und holte dann das beinahe verloren gegangene Paddel wieder zurück an Bord. Zu guter Letzt tastete er seine Finger ab, ob womöglich etwas gebrochen war, doch außer einer Quetschung schien er unverletzt zu sein.
Ist da jemand?
Erst dann richtete er sein Kanu in Richtung des inzwischen nahezu verklungenen Geräuschs aus und rief: “Hallo? Was ist gerade passiert?”
Es muss ein Boot dort sein. Ein Boot ohne Scheibe.
“Hören Sie, ich weiß nicht, was das für ein Geräusch war. Ist Ihnen etwas passiert? Brauchen Sie Hilfe?”
Das letzte Worte echote gespenstisch über die inzwischen wieder makellos glatte Oberfläche des Sees. Als wäre nie etwas geschehen. Erneut hatte Wim das Gefühl, dass er sich gedreht hatte und wollte einen Blick auf den Kompass werfen, doch dieser musste bei dem Vorfall soeben abgerissen worden sein.
Billiges Scheißteil!
Hektisch suchte er im Innenteil des Kanus nach dem Kompass, handelte sich jedoch nur eine noch stärker schmerzende Linke ein, weil er inzwischen zu mehr als einer handbreit unter Wasser stand. Seine Beine fühlten sich taub an und ohne Kompass würde er den Weg zurück nie finden. Halb wahnsinnig vor Schmerz und Angst schlug er die Hände vor die Augen.
Das kann doch alles nicht wahr sein! Warum passiert sowas immer mir? Das ist doch komplett absurd. Heute Morgen habe ich noch bei Sonnenschein gefrühstückt. Und jetzt das!
Er schluchzte kurz hysterisch und fummelte dann erneut nach der Kamera. Sie lief noch immer.
Vielleicht lässt sich hier noch was retten.
Langsam, bedächtig drehte Wim das mittlerweile deutlich schwerere Boot herum in die Richtung, in der er das Geräusch vermutete.
Bist du noch da?, dachte er, doch er bekam den Kiefer nicht mehr auseinander. Die Kälte erfüllte inzwischen jeden Muskel seines Körpers. Die Paddelstiche ins Wasser waren grob und ungelenk und benässten ihn nur noch mehr. Seine linke Hand pochte wie wild im Rhythmus seines Herzschlags.
Zu schnell oder zu langsam? Auf jeden Fall nicht normal.
Als sich auch nach mehreren Augenblicken noch immer nichts zeigte kam ihm plötzlich ein anderer Gedanke.
Ich fahre im Kreis! Wegen meiner kaputten Linken. Ich komme gar nicht von der Stelle! Wie blöd bin ich eigentlich?
Umständlich hob er das Paddel aus dem Wasser und legte es sich erneut auf den Schoß.
Okay, das war’s. Experiment gescheitert. Mach das GPS an und hau ab!
Mit steifen Fingern löste er sein Handy von der Halterung, beendete die Aufnahme und suchte nach der installierten Navigationsapp.
Komm schon!
Die App lud und zeigte dann einen um sich selbst drehenden Pfeil an, der umringt war von Blau.
Welche Richtung?
Immer weiter rotierte der Pfeil und bewegte sich dabei scheinbar zur Seite, denn am Rand des Bildschirms tauchte plötzlich das Ufer auf.
Dort lang?
Wim blickte umher, konnte jedoch nichts erkennen. Derweil ruckte der Pfeil immer weiter, war inzwischen schon in Österreich und wanderte nun mit einer abartigen Geschwindigkeit durch Wiesen, Straßen und Ortschaften. Verzweifelt drückte Wim immer wieder auf das GPS-Symbol, doch der Pfeil ließ sich auf seinem Weg nicht beirren. Dabei drehte er sich nun so schnell um sich selbst, dass er wie ein Kreis aussah.
Hehehe.
Wim wurde aus seinem tränenerstickten Stupor gerissen. Hatte er da gerade ein Lachen gehört? Oder war er das selbst gewesen? Wurde er nun komplett hysterisch?
Alles vergebens. Bist du hergekommen, um etwas zu erfahren? Dann trau dich! Stell die Frage!
“Was für eine Frage?”, antwortete die einsame Gestalt auf dem See sich selbst. “Ich wollte die Wahrheit!”
Was ist die Wahrheit? Besteht sie nur in meinem Kopf? Wer weiß die Wahrheit, wenn nicht ich selbst?
Es gibt eine objektive Wahrheit. Und wer ihr folgt, der geht nie falsch.
Da hast du deine Antwort. Nun weißt du, wie dein Schicksal aussehen wird.
Auf einmal wurde Wims Boot von hinten gepackt und unsanft herumgewirbelt. Wie eine Waffe hielt er sein Smartphone vor sich und versuchte schwer keuchend, die Kamera wieder zu aktivieren.
WER IST DA? WER BIST DU? Hier bin nur ich. Ich. Niemand sonst. Fahr nach Hause oder bleib für immer hier beim Nebelmann.
Kaum noch Luft bekommend und mit wild rollenden Augen tastete Wim nach dem Paddel und mit einem entsetzten Aufschrei bemerkte sein letztes Fitzelchen Verstand, dass dieses sich nicht mehr im Boot befand.
Das war’s. Das ist das Ende. Ich kann nicht mehr. Doch, du kannst. Noch ist es nicht zu spät. Wer bist du? Sind das meine Gedanken? Ich glaube, du kennst die Antwort.
Wie ein Schock ging ein Ruck durchs Boot und Wim war sich noch nie einer Sache so sicher in seinem Leben wie jetzt. Da war etwas unter ihm im Wasser! Von Sinnen hieb er auf das Wasser ein, immer und immer wieder, nicht achtend auf die Wellen, die er selbst erzeugte. Ein Wirbel, Schmerz, Kälte, Dunkelheit und er tauchte wieder auf aus der eisigen Umarmung des Sees. Keine Luft war mehr in seinen Lungen. Der Kopf wirbelte herum auf der Suche nach dem Kanu, aber da war nichts mehr. Wasser schluckend tauchte sein Kopf mehrfach unter, die Augen weit aufgerissen und in diesem Moment zwischen den Welten sah er die Gestalt. Das Gesicht vermummt, doch die Arme weit ausgestreckt. Sie befand sich unter ihm, doch eigentlich war sie über ihm, denn er hatte die ganze Zeit aus dem falschen Blickwinkel geschaut. Oben war unten und er musste nur zu ihr schwimmen.
Endlich.

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Schön geschrieben, gefällt mir gut.

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Wow, herzlichen Glückwunsch! :partying_face:
Und dazu noch ein handgeschriebener Brief :cat_wow:. Wann bekommt man heute so etwas noch?

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Die professionelle Zahnreinigung war super, die Ärztin, die sie durchgeführt hat super lieb und rücksichtsvoll. Hat sogar nachgefragt welche schlechten Erfahrungen ich bisher mit Zahnärzten und Kieferorthopäden gemacht habe, das kenn ich so nicht, dass sich dafür wirklich interessiert wird und dann so emphatisch damit umgegangen wird. Fühle mich da wirklich wohl in der Praxis. Die erste Nacht mit der neuen Schiene war auch voll okay.
Heute gibts geiles Essen, die Küche ist schon sauber, Ich muss nicht mehr unter Leute, es gibt eine neue Folge Princess Charming und ich habe genug Ressourcen, um meinem Tag eine schöne Wendung zu verpassen. Auskotzen ist wichtig und richtig: Raus mit dem Scheiß´, rein mit dem Blümchenduft oder so. Mein Tag kann ab jetzt nur noch besser werden, das ist gerade mein Mantra. Und Freitag bei der Therapie wünsche ich dem ekelhaften Scheißmenschen von gerade eben alles Schlechte und schrei vielleicht noch ein bisschen herum oder so :slight_smile: .
Alles.Wird.Gut.

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Das liest man gerne! Lass dich nicht von Deppen wie heute runterziehen. :sunflower:

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