Vorsicht, lang und fängt deprimierend an, beinhaltet aber hoffentlich eine Message, die einige von euch gebrauchen können:
Ich hab gute Laune, weil ich den bisherigen Tiefpunkt meines Lebens überwunden habe und eine geile nächste Woche ansteht.
Ich war die letzten Monate komplett am Boden, Corona + Winterdepression haben mich so richtig niedergeschmettert und unangespitzt in den Boden gerammt. So sehr, dass sich das bis in den Sommer gezogen hat.
Die ehrenamtliche Arbeit in der Veranstaltungsbranche, die mir vorher soviel gegeben hat - weg.
Der angestrebte Ausbildungsplatz zum Veranstaltungskaufmann - sorry, die Branche gibts grad nicht mehr.
=> ALG 2, habs nicht gepackt mich für irgendwas zu bewerben, Leistungen wurden gekürzt. War OK, ich brauch nicht viel zum Leben. Dann wär der Weiterbewilligunsantrag fällig gewesen, hab ich nicht geschafft. Zuviel Angst, mit dem Amt zu reden, warum ich nix gemacht hab. ALG 2 kommt nicht mehr.
Kein Kontakt mit Freunden mehr, zuviel Angst vor der Frage „Und wie gehts dir?/Was machst du so grade?“
Ich hatte zu nix mehr Kraft, habe alle Anrufe und Mails geghostet. Bis ich dann am Ende gezwungen war, mich endlich zu kümmern, weil die Bank meine EC-Karte gesperrt hat.
Und dann kam die Wendung: Gespräch in der Bank, daran erinnert, dass ich ja seit 10 Jahren einen Bausparvertrag am Laufen habe, den ich auflösen kann. Das löst die Schulden bei der Bank und ich kann wieder Miete aufs WG Konto überweisen.
Endlich einen neuen ALG 2 Antrag stellen. Rausgefunden, dass das mittlerweile viel einfacher geht als beim ersten mal. 5 Seiten + 5 Nachweise statt 30 Seiten + 15 Nachweise.
Das Geld ist innerhalb einer Woche auf meinem Konto, ich kann meinen Mietrückstand überweisen. Damit fällt eine Riesenlast von meiner Schulter.
Es geht bergauf. Mitbewohner lädt Freunde zu nem Brettspielabend (Zombiecide) ein, dem ich zwei Wochen früher noch ausgewichen wär, aus Angst, dass sie Fragen stellen.
Wir haben richtig viel Spaß. Wir können uns ganz normal unterhalten, wie früher. Ich merke, dass meine ganzen Ängste unbegründet waren.
Ein paar Fragen stellen sie natürlich, aber ich merke, dass ich mittlerweile ehrlich darauf antworten kann. Und dass sie mich verstehen.
Meine Angst schwindet weiter. Ich rede endlich mit meine Eltern darüber, auch sie verstehen und unterstützen mich. Kurz danach erfahre ich von meinem Bruder, dass ich Ende des Jahres zum ersten mal Onkel werde.
Und zu guter Letzt: Das kleine ehrenamtliche Musikfestival, das ich sonst zu diesem Zeitpunkt mitveranstalten würde, kann zwar wieder nicht statttfinden, aber wie im letzten Jahr machen wir das Beste draus und veranstalten stattdessen ein internes, nicht öffentliches „Workshop Festival“ nur für Mitglieder. Ein negativer Corona Test reicht und wir zelten anderthalb Wochen an der gewohnten Stelle, feiern wie sonst auch, lernen und basteln bei Workshops an der Technik und haben alles in allem eine gute Zeit.
Statt
wird es dann wieder eher so aussehen
Aber darauf freue ich mich nach dieser unglaublich beschissenen Zeit extrem.
Endlich auf die ehrlich gemeinte Frage, wie es mir geht, ehrlich antworten zu können.
Spaß mit Freunden zu haben, die ich seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen habe.
Am Lagerfeuer zu feiern, Werwolf zu spielen und vieles mehr.
Und die bisher schlimmste Zeit meines Lebens hinter mir zu lassen.