Du meinst ob man ein Gegenstand oder ähnliches nach einer Beschreibung vor sich sieht?
Schwer, meistens les ich sowas gar nicht genau, weil ich viel zulange bräuchte mir das genau Vorzustellen.
Beipsiel Helms Klamm aus Herr der Ringe, ich hab das gelesen und im Film war ich dann so ‚was so sah das aus‘
Trifft das dann auch auf Erinnerungen zu? Also, dass du da gar nichts bildlich siehst?
Ich kann mir Sachen bildlich vorstellen, aber nicht wahnsinnig gut. Beim Lesen habe ich fast nie Bilder im Kopf, außer ich halte inne und versuche mir die Welt bewusst vorzustellen.
Ne ich würde das schon tatsächlich eher mit sehen beschreiben.
Kann mir auch vorstellen, dass sogar ähnliche Bereiche im Hirn aktiv sind, wie wenn ich etwas visuell erfasse.
Ich kann mich noch gut erinnern, als wir an der Uni so wahnsinnig viele Stunden im Portraitmalen hatten und ich schon unterwegs begonnen hab in meinem Kopf die Gesichter in der U-Bahn, oder woauchimmer, zu zerlegen und malerisch anzulegen.
(Achtung, es folgt gefährliches Halbwissen aus einer losen Erinnerung)
Ähnlich wie das Experiment, das man mit Musikern gemacht hat. Ich meine die sind einmal vor eine Stumme Klaviertatstatur gesetzt worden und mussten ein Stück spielen, und einmal nur die Notation lesen. Und in beiden Versuchsanordnungen sind dann wohl sowohl die Bereiche fürs Gehör im Hirn aktiv, als auch die für die Motorik.
Als Musiker kann ich ähnliche Erfahrungen bestätigen. Es ist für die meisten musikalischen Leute, die ich kenne, kein Problem in Gedanken ein Stück durchzugehen. Ich denke wohl kaum, dass das andere Hirnregionen anregt als das „echte“ Spielen.
Wenn du dir neue Möbel kaufen möchtest, kannst du dir vorstellen, wohin damit und wie es aussieht? Oder musst du sie erst kaufen (aufbauen etc.) und sie im Raum sehen?
Es gibt zwar Leute, die das gar nicht können, ebenso wie es Leute gibt, die sich absolut keine Gesichter merken können oder ähnliches, aber ich glaube, bis zu einem Gewissen grad und in gewissen Maße (manche sind schon visuellere Leute als andere) ist das sicher trainierbar und erlernbar.
Auch sowas abstraktes, wie die Vorstellungskraft.
Ich kann den Apfel mit geschlossenen Augen mir auch sehr stark bildlich vorstellen, mit unterschiedlichen Farbverläufen und Größen etc. Also das geht auf jeden Fall. Wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass meine Gedanken generell oft sehr bildhaft untermalt sind und meine Vorstellungen. Auch Lesen ist ein gutes Beispiel. Da entstehen ständig Bilder in meinem Kopf zu, bei Sachartikeln jetzt vllt etwas weniger, aber bei Romanen oder Sachbüchern oder auch Hörspielen entsteht da sehr viel bei mir.
In der Tat interessant, dass diese Ausprägungen sehr stark unterschiedlich sind.
War mir zu diesen Thema hier auch nicht so sehr bewusst. Ich habe zum Beispiel eine extrem gute Vorstellungskraft (so wie es scheint) und kann einige Erzählungen gar nicht nachempfinden.
Lustig, das ist das bei mir weniger ausgeprägt. Zumindest hat sich das bei mir verändert. Beim Lesen mag ich die Sprache scheinbar viel zu gerne, und freu mich über bestimmte Formulierungen richtig(das ist mir zuletzt bei Sibylle Bergs GRM aufgefallen, dass ich bei manchen Sätzen fast die Beckerfaust vor dem geistigen Auge gemacht hab haha), als dass ich dann in Bildräusche abtauche.
Das passiert zwar auch parallel, aber die Sprache ist da mittlerweile irgendwie in meiner Rezeption im Vordergrund.
Ich lese sehr gerne, doch habe ich dabei nie Bilder im Kopf. Für mich haben keine Personen irgendein Aussehen, auch nicht wenn beschrieben wird, dass jemand einen roten Pulli trägt oder so. Ich hab das dann zwar als Info im Kopf und wenn an anderer Stelle wieder von einer Person mit rotem Pulli die Rede ist, verknüpf ich das, doch weiß ich zu keinem Zeitpunkt, wie der Pulli aussieht. Werden Landschaften und Orte beschrieben, sind das auch nur…Wörter in meinem Kopf. Ich verknüpfe Gefühle mit den Beschreibungen (Sonnenaufgang mit Nebel in Bergtälern = ruhig, mysteriös, etc.), aber selbst wenn es Orte sind, die ich aus meiner Erinnerung heraus kenne (Fernsehturm in Berlin oder so), hab ich den Ort nicht als Bild im Kopf beim Lesen.
Wenn ich selbst etwas schreibe, sind immer „Ideen“ in meinem Kopf, die ich mit Wörtern versuche zu beschreiben. Aber konkrete Bilder sind auch dann nicht dabei, auch wenn es für mich sehr konkrete Vorstellungen sind. Beim Zeichnen ist es ähnlich.
Ich denke, mein Unterbewusstsein sprudelt vor bildhafter Fantasie, aber ich hole sie nie in mein Bewusstsein und trainiere dadurch die Vorstellungskraft nicht aktiv. Meine Gedanken haben immer sprachliche Strukturen. Ein permanentes Selbstgespräch in meinem Kopf. Da haben Bilder keinen Platz.
Wenn ich mir z.B. einen Apfel vorstelle, habe ich eine vage Idee davon in meinem Kopf. Ein rötlicher Apfel mit Stiel, drumherum alles schwarz. Aber ich kann ihn nicht drehen, vergrößern, die Farbe ändern. Ich kann ihn komplett verwerfen und mir einen neuen, grünen Apfel vorstellen. Aber immer als komplett neues, starres Bild.
Personen haben in meiner Vorstellung nie Gesichter und nur manchmal Gliedmaßen. Meistens sind es graue, unscharfe Wesen, nur die Idee eines Menschen, aber für mich sind es ganz konkrete Personen. Graue Gestalten, vollgestopft mit Persönlichkeit.
Ich denke, mit etwas Training, könnten da klarere Bilder entstehen. Aber gerade bei Personen hab ich eine innere Wand, wenn ich mir Gesichter vorstellen will. Auch wenn’s nichts anderes als der Kopf ist. Haare, Frisuren, kein Thema. Aber Nase, Augen, Mund? Nope. Nur grauer Nebel. (Fun Fact: Ich zeichne sehr gerne Gesichter xD)
Wenn ich zb. Harry Potter lese, sehe ich immer die Filmfiguren, und bevor ich den Film gesehen hatte, Harry, wie er auf dem Buchcover aussah.
Ich wüsste auch nicht wie ich dieses aussehen wieder weg bekomme.
Würde schon sagen, dass du etwas bildliches Vorstellungsvermögen hast. Selbst wenn du den Apfel nur bruchstückhaft siehst oder bildliche Erinnerungen sich nur echoartig anfühlen, ist ja zumindest grundsätzlich etwas da. Ist halt nur schwach ausgeprägt.
Das Thema kam vor einigen Monaten bei uns auf und habe es dann schnell wieder vergessen. Aber ist echt spannend hier wieder davon zu lesen. Ich hätte nämlich nie wirklich geglaubt, dass gewisse Menschen (und anscheinend die Mehrheit) Bilder sieht in ihren Gedanken. Bei mir ist das immer komplett schwarz und ich glaubte, dies sei normal.
Wenn wir bei dem Apfel-Beispiel bleiben: Ich weiss, wie ein Apfel aussieht, ich kann mich auch daran erinnern, aber dazu habe ich kein Bild. Wenn ich also die Augen schliesse und an einen roten Apfel denke sehe ich einfach schwarz, aber ich erinnere mich trotzdem irgendwie an einen roten Apfel, ohne ihn aber zu sehen.
Ist enorm schwer zu beschreiben finde ich, denn ich sehe nichts visuell, aber der Apfel ist trotzdem irgendwie da in meiner Vorstellungskraft. Wenn ich zeichne hole ich auch diese Erinnerung aus meinem Kopf, aber nicht indem ich das Bild einfach aus dem Kopf abzeichne sondern halt weil ich mich daran erinnere, wie es aussieht.
Finde es echt faszinierend, dass es Menschen gibt die eine Art Kino im Kopf haben, muss echt spannend sein.
Wie sieht das denn bei euch aus, wenn ihr euch einen Apfel mit geöffneten Augen vorstellt? Natürlich während kein Apfel im Blickfeld ist.
Wenn ich zum Beispiel die Augen schließe und mir einen Apfel vorstelle sehe ich zwar schwarz aber da ist irgendwie noch eine andere Ebene in der dieser Apfel erscheint. Und das gleiche habe ich, wenn ich mir den Apfel vorstelle, wenn ich auf den Bildschirm gucke. Ich sehe im Hintergrund den Bildschirm und im Vordergrund, auf einer anderen Ebene ist der Apfel den ich nach Belieben drehen und wenden kann.