Selbstverständlich weiß ich das, ich kenne auch die Debatten und Skandale um Karikaturen in der Zeit oder der NY Times. In beiden Fällen wurden antisemitische Symboliken verwendet (glaub es waren die Darstellung von Netanjahu, oder Israel, die als Riesenkrake die Welt beherrschen/umschlingen, hab nicht nochmal geschaut… vielleicht wars auch Zuckerberg mit Hakennase…)
Das sind Tropes, die eindeutig mit dem alten Verschwörungswahn von der jüdischen Weltherrschaft assoziierbar sind. Gerade weil sie auch mit dem jüdischen Staat Israel verknüpft wurden und explizit politisch gedacht.
Bei Fantasy-Tropes wär ich da etwas zurückhaltender… da vermischt sich sowieso so viel Folklore aus allen möglichen Quellen, wie wir alle wissen - und ja, die Intention einer Erschaffer*in spielt denk ich eine Rolle, ebenso der Kontext des Werkes/Artikels/Buches. Im Zweifel würd ich da eher wie andere sagen: ja, das kann man so lesen, aber man muss es nicht zwingend, es lässt Spielraum für (Nicht-)Interpretation.
Was mich ein wenig an der Argumentation, dass es Kobolde (und andere Fantasy-Rassen) schon davor gab stört ist, dass …
Ja, gab es. Und die waren schon immer stark minderheitenfeindlich angehaucht. Elfen (vor Tolkien) war ein Paradebeispiel, warum du dich vor wandernden Volk schützen musst, egal wie bezaubernd und wortgewandt sie auftreten. Am Ende wollen sie nur die Kinder rauben. (Ja - Elf und Alb (wie in Albtraum) sind die gleichen). Gerade in älteren Geschichten sind Elfen mehr das, was in Warhammer die Dunkelelfen sind, als das stolze Volk aus Herr der Ringe.
Und auch bei den Kobolden, ja sie halfen dir - indem sie bei den Nachbarn stahlen. Und hatten sie schon damals ein minderheitenfeindlich angehauchtes Gesicht.
Verwendet bitte nicht „das gab es schon vorher“ Beispiele - Antisemitismus, Homophobie, generell Minderheitenfeindlichkeit und deren Stereotype haben ihren Ursprung nicht erst in den 1930er Jahren. Das gab es in Europa (ganz Europa) schon 1000 Jahre früher.
Ich habe nichts dagegen, wenn Autoren mit Stereotypen spielen. Diese helfen dabei, einen schnellen, oberflächlichen Eindruck von etwas zu gewinnen. Ich erwarte jedoch, dass kein Charakter völlig in den Stereotypen aufgeht. Das wäre einfach kein gutes Characterwriting.
In Hogwarts Legacy scheinen Kobolde ja eine gewisse Antagonistenrolle zu haben. Ich hoffe einfach, dass die Erklärung komplexer ist als: „Weil Kobolde böse sind“. Bin überhaupt ein Fan von nachvollziehbaren/ sympathischen/ tragischen Bösewichten.
und mich stört es das alles immer böse und rassitisch ist weil man überall symbolik reininterpretiert.
Klar gab es auch schon vor 1000 jahren minderheiten feindlichkeitne, ich wette menschen sind auch schon vor 2000 jahren diskriminiert worden. Ich find es halt schwierig in allgemeiner folklore die vllt mal ihren ursprung in ireiner feindlichkeit mal hatte jetzt zu verbieten (und nichts anderes versuchst du hier argumentativ) anstatt einfach mal einen kobold einen kobold sein zu lassen. Mir kann auch keiner erzählen das würde unbewusst den hass gegen juden schüren wenn man das nicht aufklären würde, den wenn man das nicht kennt, kann man es nicht asoziieren
Wobei „reininterpretiert“ das falsche Wort ist, weil es abwertend klingt. Wir haben heute nunmal ein anderes Bewusstsein für Antisemitismus, Rassismus, Feindlichkeit ggü. Homosexualität, Transphobie, etc. pp., nehmen Dinge dementsprechend auch anders wahr - und das ist auch gut so. Zusätzlich entwickelt man im Erwachsenwerden auch häufig eine ganz andere Sicht auf eine identische Szene. Ich habe als Kind und Jugendlicher auch keinen Gedanken daran verschwendet, dachte mir letztens beim erneuten Schauen der Harry Potter-Reihe aber, dass man in dieser und jener Szene durchaus auch gewisse Stereotype erkennen kann oder könnte, was mir persönlich vorher gar nicht aufgefallen ist. Hat mir die Filme übrigens nicht kaputtgemacht, aber andere können das nunmal als anstößig empfinden. Man muss eben sehen, dass Künstler auch „nur“ Menschen sind. Menschen, die Teil einer Gesellschaft sind, möglicherweise einer Ideologie folgen, etc… Dass sich das dann auch im Werk widerspiegeln kann, sollte einen nicht verwundern.
Ich finde es sollte nicht die Frage sein, ob Stereotypen vorkommen oder nicht. Weil die werden wohl in jedem Film, Buch etc. Stattfinden. Das ist einfach das einfachste Mittel, dem Konsumenten etwas näher zu bringen. Die Frage sollte eher sein, wie das Werk damit umgeht.
Das viele Hauselfen sagen, sie seien „voll gerne versklavt“ ist äußerst kritisch. Das Hermine versucht sie (gegen ihren Willen) zu befreien, ist ein Anfang sich damit auseinander zu setzen. Aber nicht vollends gelöst.
Die Kobolde leiten die Bank und werden als gierig und hinterlistig dargestellt. Hier fehlt ein Gegenpol. Selbst Griphook hilft (im Film) nur gegen eine Gegenleistung.
Aber alleine das Vorkommen von Kobolden und Hauselfen bildet für mich kein Problem. Eine Botschaft erkenne ich hier auch nicht. Maximal fehlt, wie gesagt, ein Gegenpol, dass nicht alle so sind, wie das Klischee vorgibt. Aber gut, das gleiche Problem hat bereits Slytherin, die sich als Menschen viel zu Einseitig gezeigt werden. Am Ende gibt es ein paar Abweichlicher (Snape, Draco, Narzissa etc. aber das hätte durchaus früher kommen können. Deshalb mag ich es auch, dass im Spiel man auch Freunde in Slytherin finden wird.
Ich habe das zunächst auch gar nicht wirklich gewertet, sondern wollte damit nur veranschaulichen, wie unterschiedlich man so etwas schon für sich persönlich wahrnehmen kann, wenn man einen ganz normalen Reifeprozess hinter sich hat. Zumal diese relativ einseitige Gut-Böse-Darstellung häufig auch ein „popkulturelles Ding“ ist, das man ja nicht nur im Harry Potter Universum beobachten kann. Das wiederum finde ich auch nicht schlimm, unsere eigentliche Welt ist schon komplex genug. Für mich bleiben Harry Potter und Phantastische Tierwesen einfach feel good Filme, die ich mir oft dann ansehe, wenn ich einfach mal abschalten möchte.
Für mich auch. Während des Konsums mache ich mir diese Gedanken jedenfalls nicht. Ich kann das für mich ganz gut filtern. Die ursprüngliche Frage ist halt, bleibt es an Harry Potter haften, da es in diesem Thread ja um ein Boykott des Spieles geht (ursprünglich übrigens wegen der transphoben Rowling, nicht wegen stereotypierten Darstellung von Personen), oder ob dieses Thema nicht eben ein Thema wäre für ein „Warum muss Fantasy immer auf Stereotypen zurückgreifen und stört mich das beim konsumieren“-Thread
Nunja. Zunächst muss man wohl festhalten, dass das Trans-Thema zu Zeiten der Harry-Potter-Entstehung a) längst nicht so groß wie heute war und man zudem b) überhaupt nicht zuverlässig prüfen kann, ob das überhaupt die Künstlerin selbst zu diesem Zeitpunkt tangierte. Das ist ein großes Dilemma, das wir heute oftmals haben: Was Menschen vor bpsw. 15-20 Jahren mal gesagt haben und wie das im heutigen Kontext wirkt. Bei ihr ist es eben umgekehrt. Ich finde das ein bisschen schwierig, weil: Menschen können sich, ihre Meinung, etc. pp. ändern. Zudem betrifft, auch wenn das jeder anders auf- oder wahrnimmt, ein Wandel bei bestimmten Themen hin zu mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität ja irgendwie doch alle.
In Bezug auf Hogwarts Legacy bedeutet das genau das, was hier schon angesprochen wurde: Findet sich ihr Gedankengut darin wieder, oder haben die Entwickler damit nichts am Hut und erschaffen eine Welt ohne diese Stereotype. Für mich persönlich scheint letzteres gegeben, aber das ist bislang ja auch nur ein kurzes State of Play.
Beim Transthema geht es ja nicht in die Bücher selbst von vor 20 Jahren. Sondern um dir Twitterposts von Rowling seit ein paar Jahren.
Ja, aber das meine ich ja. Macht es in Anbetracht dessen überhaupt Sinn, diese Posts mit Harry Potter in einen Zusammenhang zu bringen, wenn dieses Universum doch zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt entstanden ist und man nicht genau weiß, welche Positionen sie vor 20 Jahren vertreten hat?
Das ist ja der Grund für diesen Thread. Ob man das voneinander trennen kann und/ oder möchte.
Das ist in den ersten Posts bereits sehr ausführlich besprochen worden. Danach ist es zwischenzeitlich etwas abgedriftet.
Den Luxus hat man allerdings nur, wenn man von den genannten potentiell problematischen Darstellungen und Verbindungen nicht betroffen ist, und das ist schade.
Kannst du gerne so sehen, wie es dir beliebt. Luxus ist ein großes Wort, das recht unpassend gewählt wurde. Ich finde daran nichts schade, weil ich für mich meine eigene Meinung und meine eigenen Werte entwickelt habe und diese auch gerne vertrete: Ich begegne Menschen mit Respekt. Daran ändert weder J.K. Rowling noch ihr Zauberlehrling-Universum etwas.
Das ist nicht richtig. Auch Juden haben Spaß mit Harry Potter, sogar mit den Filmen (die hinsichltich der Kobolde deutlich problematischer sind). Es mag sein, dass manche keine Lust mehr auf HP haben, weil sie JKR nicht mehr leiden können, aber das trifft auch auf Leute zu, die nicht von den Darstellungen/Verbindungen betroffen sind.
Eben alle, die die „Problematik“ im Kopf haben und es nicht so handhaben (können), wie Timbolino beschreibt.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Mutter von Daniel Radcliffe Jüdin ist.
Ich find Luxus beschreibt es sehr gut. Nicht alle können sagen, dass Transfeindlichkeit sie nicht direkt betrifft oder sie das distanziert betrachten können.
Merk ich bei anderen Themen immer wieder, es gibt Themen die mir selbst sehr Nahe und anderen nicht und welche die ich kenn und versuche nachzuvollziehen. Bei zweiterem klappt das auch bis zu einem gewissen Grad aber manche Dinge werden für mich wahrscheinlich immer ein externes Thema bleiben, dass mal vergessen kann.
Fein, aber niemand von uns kann sich aussuchen, wie man ist, wo man geboren wird, etc. pp… Warum also Luxus und nicht einfach pures Glück? Luxus ist es erst dann, wenn man sich im Glanze seines Glückes sonnt und bei wichtigen Themen lethargisch oder vielleicht sogar ignorant wird. Ich bin nicht lethargisch, zumindest nicht bei sozialen Themen. Mich hat das über die Jahre Demut gelehrt. Und ich bin überzeugt, dass es vielen anderen genauso ergangen ist, ergeht oder noch ergehen wird.
Luxus ist ja was positives. Und man sollte sich dem einfach bewusst sein.
Man kann es auch Privileg nennen.
Darum ging es nicht. Ohne jetzt näher auf die Wortwahl „Luxus“ eingehen zu wollen. Nur weil man bei HP abschalten kann, heißt das nicht, dass man nicht selbst von Transfeindlichkeit betroffen ist oder sie nur distanziert betrachten kann.