Ich finde, dass Du hier einen zentralen und zu wenig beleuchteten Punkt ansprichst. Das aktuelle Thema, welches sich am Spiel entzündet, bzw. das Thema Transfeindlichkeit im Allgemeinen ist in ein komplexes System eingebettet.
Dieses System sorgt für ansteigende Ungleichheit, vor allem von Macht und Geld. Das geht im kleinen sozialen Umfeld los, bis hin zu globalen Verhältnissen.
Gerade beim Thema Klimawandel und dessen Bekämpfung wird ja oft ins Feld geführt, wie unterschiedlich das global gesehen wird und wie privilegiert die Protagonisten teilweise sind.
Ich bin grundsätzlich auch der Meinung, dass eine allgemein fairere Verteilung von Macht und Reichtum zwangsläufig dazu führen wird, dass positive Entwicklungen einen viel besseren Nährboden bekommen. Ob eine solche Perspektive realistisch ist, darf natürlich bezweifelt werden, aber ich glaube, dass es ansonsten sehr schwer werden wird, gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen, bzw. es sehr viel länger dauern wird.
Ich möchte damit nicht sagen, dass der Weg, wie er jetzt bspw. beim Thema Hogwarts Legacy eingeschlagen wird, falsch ist. Ich bin nicht betroffen, möchte also auch nicht darüber urteilen, wie Betroffene agieren. Natürlich halte ich manches Vorgehen für mehr oder weniger sinnvoll, aber letztendlich lebe ich mein ganzes Leben ohne die Probleme, denen Betroffene ausgesetzt sind, also kann ich akzeptieren, wenn es mMn nicht immer konstruktiv ist.
Das gilt letztendlich auch für die Streamer. Vielleicht wird es teilweise unfair ihnen gegenüber, vielleicht wird ein „Ally“ verschreckt, aber sie werden nicht mit Schaden aus der Sache rausgehen. Kein Streamer wird nachhaltigen Schaden erleiden, weil er HL on stream spielt.
Letztendlich erzeugt die Kontroverse Aufmerksamkeit. Meine Kinder wurden bei „Logo“ mit dem Thema konfrontiert. Die Sichtbarkeit des Themas wird erhöht und auch, wenn der Widerstand, auch durch radikaleres Vorgehen, vielleicht an manchen Stellen erst mal anwächst, rückt man das Thema trans in einen gesellschaftlichen Fokus. Das wird langfristig für Betroffene gut sein.
Ich bleibe dennoch dabei, dass es grundlegende Veränderungen in unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem braucht, um die Entwicklungen ganzheitlich auf einen guten Weg zu bringen. Das kann und muss aber parallel zu all den „kleinen“ Kämpfen geschehen, die einzelne Gruppen ausfechten und die man durchaus unterstützen kann, bzw. sich solidarisch zeigen kann.