Journalismus, gesunde Skepsis und New Game Plus

vorweg: ich sehe mir die sendung trotz aller kritik gerne an, fühle mich weitestgehend gut unterhalten und mag den small talk und die leichtigkeit, mit der die sendung einfach viel echter und sympathischer wirkt, als so manch durchgeskripteter, steriler sendeablauf. würde ich die sendung nicht mögen, würde ich sie mir nicht anschauen und mir erst recht nicht die mühe machen, diese kritik zu verfassen und mich, das weiß ich schon jetzt, dem vollen gegenwind der community zu stellen.

nun aber zur kritik, die mir schon lange auf der seele brennt. was mir auffällt, und im rahmen von kurzen unterhaltungssendungen wie game one/two deutlich weniger ins gewicht fällt, ist der mangel an journalistischem aufwand für einzelne themen und eine gewisse naivität, die gerade bei kontroversen themen an den tag gelegt wird. wenn es um embargos, die versprechen von vr, der piraterie und drm maßnahmen geht, wird mir viel zu oft der wortlaut von publishern übernommen statt mit gesunder skepsis und kritischem blick zu hinterfragen.

wenn colin in der sendung vom 19.01. das resident evil 7 embargo verteidigt und eins zu eins das vorgeschobene argument, man wolle ja die welt vor spoilern schützen, übernimmt, dann halte ich das aus journalistischer sicht für äußerst problematisch. haben wir uns in der vergangenheit nicht oft genug die hände verbrannt? was ist, wenn resident evil 7 von bugs durchzogen ist, ab der hälfte inhaltlich furchtbar schlecht wird oder anderweitig mit problemen behaftet ist, von denen man gerne gewusst hätte, bevor man 60€ über die ladentheke hat wandern lassen? reviews und testversionen vor release eines spiels sind, wenn man als potenzieller kunde und interessierter spieler nicht die katze im sack kaufen will und im schlimmsten fall seine kaufentscheidung im nachhinein bereuen muss, das wichtigste, ̶w̶̶e̶̶n̶̶n̶̶ ̶̶n̶̶i̶̶c̶̶h̶̶t̶̶ ̶̶g̶̶a̶̶r̶̶ ̶̶d̶̶a̶̶s̶̶ ̶̶e̶̶i̶̶n̶̶z̶̶i̶̶g̶̶e̶ mittel, das wir als mündiger zocker haben, um uns nicht über das ohr hauen zu lassen. uns das vorzuenthalten, ist nicht entschuldbar. auch nicht bei resident evil 7 und nicht aufgrund potenzieller spoiler. die analogie zu game of thrones ist unnütz, denn es geht hier nicht nur um rein inhaltliche qualität.

wenn dennis richtarski das always-on drm von super mario run als völlig in ordnung betrachtet und diese meinung ungeachtet aller berechtigter gegenargumente von seinen mitmoderatoren unkritisiert in die welt hinausbläst, dann nervt mich das ungemein.

hinzu kommt die recherche, die ich vor allem dann misse, wenn neuigkeiten und aussagen ohne genauerer betrachtung der dinge widergegeben werden. als beispiel nenne ich hier die aussage des punchclub-entwicklers, der behauptete, sein spiel sei mehr raubkopiert als gekauft worden. nun mag das vielleicht sogar stimmen, nur gibt es keine verlässlichen statistiken dazu. es liegt in der illegalen natur des raubmordkopierens, dass keine gesammelten daten vorliegen. halbgare informationen dieser art werden mir viel zu oft ohne weitere recherche rausgehauen, für bare münze ge-nommen und über-nommen.

auch ist der informationsgehalt oft nur bedingt so detailiert, wie ich ihn gerne hätte. das mag mit fehlender, vor allem technischer kompetenz aufgrund des allgemeinen konsolen-fokus der moderatoren liegen, aber wenn das spiel ni-oh behandelt wird und nicht mal erwähnt wird, für welche plattformen dieses überhaupt erscheint, dann fehlt das letzte quentchen journalismus, das notwendig wäre, damit mich die sendung nicht nur unterhält, sondern auch ausreichend informiert.

tl;dr:
ich wünsche mir einfach mehr skepsis und kritisches hinterfragen bei gerade kontroversen themen. nicht einfach nur seine eigene meinung und haltung als privater zocker widergeben, pr-geschwafel übernehmen, sondern auch den konsens in der spielerschaft in betracht ziehen. desweiteren ein wenig mehr sorgfalt in der recherche der themen walten lassen, um den informationsgehalt der sendung zu gewährleisten.

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Das ist für mich gerade der Unterschied zu anderen Sendern. Ich will bei RBTV Menschen sehen mit eigenen Meinungen, und keine auf objektiv gepolten, gesichtslosen Moderatoren.
Egal ob meine Meinung vielleicht eine ganz andere ist. Man kann die Dinge halt immer von mehreren Seiten betrachten.

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absolut. ich wünsche mir nur eine differenziertere art der meinungsäußerung, die nicht nur die ausschließlich eigene beinhält.

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Disclaimer vorneweg: Ich habe beide Folgen NG+ noch nicht gesehen und kann deshalb nicht direkt darauf eingehen wie gut oder schlecht das speziell in dieser Sendung gemacht wurde. Deshalb hier eher meine allgemeine Meinung zu dem Thema.

Ich gebe dir in fast allen Punkten recht, ich finde auch dass Dinge gerne mal kritischer, bzw. objektiver, betrachtet werden sollten. Das gilt in beide Richtungen, also sowohl übermäßige Verteidigung gewisser Praktiken als auch zu harter Verurteilung. Gleichzeitig will ich aber auch nicht auf ungeschönte Meinungen verzichten. Wenn jemand also kein Problem damit hat dass Mario Run always-on ist sollte er das auch so sagen dürfen. Im Print hat man dafür die Unterscheidung zwischen einem Artikel und einem Kommentar. Die Frage ist halt wie man das hier umsetzen könnte.

Alleine hier würde ich dir widersprechen. Natürlich sind Embargos Blödsinn und in den meisten Fällen nur dafür da schlechte Publicity vor Release zu vermeiden. Reviews und Testversionen vor Release sind aber absolut nicht das wichtigste und schon gar nicht das einzige Mittel um die nicht die Katze im Sack zu kaufen. Das beste Mittel ist einfach die Katze nicht im Sack zu kaufen sondern zu warten bis man einen Blick hineinwerfen konnte. Soll heißen: Wartet halt einfach den Release und die dann erscheinenden Reviews ab und entscheidet dann ob es das Spiel wert ist oder nicht. Man ist ja nicht gezwungen ein Spiel unbedingt am ersten Tag zu kaufen. Es ist ja nicht so dass die nach wenigen Stunden ausverkauft und erst in Monaten wieder verfügbar sind.

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da hast du natürlich recht. pre-order und instabuys am releasetag sollte man als vernünftiger mensch tatsächlich vermeiden.

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selbstverständlich. nur gerade beim richtarski stört mich, mit welcher selbstverständlichkeit er diese meinungen als gesetzt herausstellt und auch halbwissen mit unfassbarem selbstbewusstsein unter die leute bringt.

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Vll haben einfach nur Statistiken ergeben, dass mehr Menschen ein Spiel kaufen, wenn es ein Reiew-Embago gibt, ohne einen offizielen Grund.

Ich habe für mich grundsätzlich kein Problem mit Review Embargos, sofern diese nicht im unmittelbaren Bereich des Release fallen oder wie in manchen negativ Beispielen auch erst nach Release. Wenn ich vorbestelle, weiß ich auf was ich mich im Regelfall einlasse und bin damit für mich persönlich gut gefahren. Liegt aber auch vielleicht daran, dass ich mich im Vorfeld mit den Spielen die mich interessieren auch schon ausführlich befasst habe (häufig mehr als so mancher Redakteur) und es dadurch eigentlich zu keinen Überraschungen kommt. Löblich finde ich natürlich Publisher welche Embargos bereits einen Woche oder mehr vor dem Release fallen lassen wie aktuell im Fall von Gravity Rush 2.

Ob man generell Embargos braucht? Grundsätzlich hilft es natürlich in erster Linie den Publishern um ihr Produkt zu schützen. Wie man aber hin und wieder bei Brüchen des Embargos sieht, auch wenn es sich hierbei teilweise nur um wenige Stunden handelt, wird dann oft Clickbait betrieben um sich daran zu bereichern. Wenn es generell keine Embargos geben würde, wäre dies meiner Meinung nach noch häufiger der Fall. Insofern kann ich mit Embargos leben, sofern diese fair gesetzt sind.

Was die Embargo-Politik anbelangt, habe ich oft das Argument gehört, dass dies auch im Hinblick auf die Gaming-Presse erfolgt, damit so alle zur selben Zeit ihre Artikel veröffentlichen können und sich so mehr oder weniger gründlich mit dem Testmuster auseinandersetzen können, bevor sie ihre Meinung publizieren, nur um die schnellsten zu sein - und so die wichtigen Klicks zu bekommen.

Von diesem Gesichtspunkt her finde ich ein Embargo auch absolut sinnvoll. Was aber nicht geht, ist, dieses Embargo bis auf den Release-Tag zu schieben. Oder das Testmuster sehr kurzfristig bereitzustellen, so dass die Redaktionen doch gezwungen sind, voreilig zu veröffentlichen und so Fehler des Spiels übersehen.

Review Embargos wären ja kein Problem, wenn die Publisher sie z.B. mit dem Start der Pre-Load Phase beenden würden. Bis dahin haben die Journalisten dann Zeit in Ruhe das Spiel zu testen und ihr Review zu schreiben (die ursprüngliche Begründung für Embargos).

Wenn man sich jetzt RE7 anschaut, dann läuft das Embargo praktisch zum Zeitpunkt des Releases in Ozeanien aus - das sieht für mich dann eher danach aus, als wolle man den Hype nicht durch potentiell negative Reviews gefährden.

Mit Bezug auf RBTV ist zusagen, dass meine Erwartungshaltung im Bezug auf eine kritische Auseinandersetzung mit Spielen hier nicht soo hoch ist. vor allem um den jeweiligen Release Termin. Mit einigem Abstand zu dieser kritischen Phase aus Marketing Sicht kann es dann schon mal kritischer werden. Liegt natürlich auch daran, dass man die Publisher als Kooperationspartner nicht verprellen möchte.

Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach :sweat_smile:

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Wie gesagt, das kann ich nicht beurteilen da ich es noch nicht gesehen habe. :slight_smile:

ist nicht speziell nur in dieser folge so. mario run hat vor ein paar wochen erwähnung gefunden, als es neu raus war.

Ich würde es auch begrüßen. Zumal man ja auch aus diesem Grund damals gesagt hat das jeder genug Zeit bekommt sein Thema vorzubereiten.

Zu nioh und nicht mal sagen wo es erscheint, glaube da war Vorallem die Zeit das Problem eigentlich ging die richtig Sendung ja nicht mal 30 min.

Vorher hat man überwiegend smalltalk usw betrieben.

Ohne auf jeden einzelnen Punkt einzugehen (weil ich Dir fast überall widerspreche), einen exemplarischen Auszug.

Dies ist Denzels Meinung, fertig.
Du bist anderer Meinung, aber ich gucke die Sendung doch, um deren Meinung zu erfahren und nicht, was sonstwer von Dingwn hält.

Naja aber wenn andere Denzels Meinung nicht als solche erkennen ist das genauso falsch und etwas woran er arbeiten sollte.

Wie immer bei sowas der Ton macht die Musik.

Allways in ist doch egal oder allways on ist für mich kein Problem. Kann die selbe Aussage sein aber nur beim zweiten wird klar das es die eigene Meinung ist.

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Ich hätte einfach gern ein paar mehr Fakten in der Sendung, Fakten zu den Spielen. Im Moment wird einfach nur mit extrem viel Halbwissen um sich geworfen, ich bin hinterher kein Stück informierter über die Spiele.

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Sorry, aber man hat es eindeutig als seine Meinung erkannt, Missverständnis unmöglich.

es geht mir nicht darum, dass er seine meinung nicht äußern darf, sondern um die art und weise, wie er sie für gewöhnlich als einzig richtig hinstellt und nicht konfrontiert wird. DAS ist die stelle, an der er meint, dass das online-drm vertretbar sei. du kannst eine so verharmlosende aussage zum super mario run nicht einfach allein im raum stehen lassen, wenn es so viel gibt, was falsch daran ist.

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Okay, das ist ein valider Punkt.
Du hättest Dir also eine Diskussion gewünscht, absolut nachvollziehbar.

Aber natürlich kann man so eine Meinung auch unkommentiert raushauen, weil es seine eigene Meinung und per se nichzs Schlechtes ist.
Er ist ja nicht Höcke, nicht wahr.