Kurzer Disclaimer vorweg:
Das ist kein hate-statement oder Format bashing… ich schildere hier lediglich was mir in den letzten Monaten bezüglich der neuen Studios und den Kameraeinstellungen aufgefallen ist, da ich in diversen Kommentaren unter den VODs gelesen habe, dass ich da nicht unbedingt der einzige bin.
Einstellungsgröße
Die Einstellungsgröße bezeichnet in der Filmkunst das Größenverhältnis des abgebildeten Subjekts/Objekts zur Cadrage, also dem vorgegebenen Bildfeld. Die Einstellungsgröße ergibt sich aus der Distanz der Kamera zum aufgenommenen Subjekt/Objekt und den gewählten Abbildungsparametern der Kamera.
Es geht in diesem Thread um die Kamera Totale in den Formaten Bohnjour und Kino+.
Es gibt in beiden Formaten mehrere Kameravarianten, welche sich in einem Spektrum (der oben dargestellten Bildformate) zwischen 2. Totale und 6. Groß bewegen. Dabei funktionieren alle Formate meiner Meinung nach gut! Lediglich die Totale ist in beiden Formaten eher der Kategorie 1.Weit zuzuordnen. Diese Kategorie hat in Film und Fernsehen natürlich ihre Existenzberechtigung, da man so einen guten Überblick über eine räumliche Situation bekommt, was aber in einem sich nicht verändernden Studio-Setup nicht regelmäßig notwendig ist.
In Fernsehformaten nutzt man dazu z.B. den Schwenk von der Decke zum Moderator, welcher jedoch einmalig zu Beginn der Sendung stattfindet, oder nach Unterbrechungen.
Kino+ und Bohnjour sind für mich immer spannende und informative Talkformate gewesen welche für mich eine sehr immersive Wirkung gehabt haben. Doch so schön ich die neuen Studios auch finde, die Distanz die die Kamera-Totale räumlich zu den Protagonisten aufbaut, spiegelt sich auch in meiner Zuschauer-Erfahrung wieder. Beide Formate haben für mich an Immersion verloren und ich ertappe mich oft dabei, wie ich beim Schalt auf die Totale im Studio den Tab wechsle und eine Zeit lang nur noch Audio mithöre, da Gestik und Mimik in der Totalen an Bedeutung verloren haben.
Ich habe mal zur Veranschaulichung eine prozentuale Flächenverteilung beider Totalen gemacht:
Und natürlich kann ich die Beweggründe für die jeweilige Kameratotale nachvollziehen:
-
Es sind neue Studios mit neuen features (Bohnjour Chat/Twitter Laptop) (Kino+ Malergestell + roter Vorhang)
- Alle diese features haben jedoch eine zusätzliche eigene Kamera auf sie gerichtet, also warum müssen sie permanent in der Totalen drin sein? -
Man möchte natürlich die schönen neuen Studios in vollem Umpfang darstellen
- verliert dabei aber den Bezug zu den Protagonisten -
größere Anzahl an Gästen erfordert natürlich auch einen Größeren Bereich um diese tatsächlich zeigen zu können
- viel Platz und wenig Gäste wirkt immer schlechter als viele Gäste und wenig Platz
Ich möchte hiermit die These aufstellen, dass die Verkleinerung der Kamera-Totalen positive Auswirkungen auf das Zuschauer-Erlebnis haben würde (z.B. Thema Immersion).
Rege diskursive Anteilnahme ist erwünscht, und ich bin gespannt wie euer RBTV-Erlebnis in den neuen Studios so ist.
Grüße