Keinen Bock auf neue Spiele

Ich habe vor ein Paar Tagen einmal wieder ein ganz altes Spiel ausgegraben, welches ich vor Ewigkeiten gekauft und gezockt hatte, es aber nie fertig gespielt habe. „Resonance of Fate“, ein JRPG von 2010 für die PS3.
Ich habe im Moment meinen Spass damit und mag es auch, aber während dem ich es spielte realisierte ich plötzlich etwas:
Ich wollte mal wieder etwas „neues“ Spielen, aber anstatt dass ich mich umsah, was es im Moment für wirklich neues Zeugs zu zocken gibt da draussen ging ich zurück zu den Spielen meiner alten Konsole und schaute, was es da so gibt, was ich nie richtig durchgespielt habe.

Und da realisierte ich: Das neueste Spiel das ich im Moment habe ist „Horizon Zero Dawn“. Ein Spiel, das inzwischen auch schon zwei Jahre auf dem Buckel hat…
Die letzten zwei Jahre hatte ich in keinster Weise Interesse daran neue Spiele zu kaufen oder zu zocken.
Wer meine Postes auf „Zuletzt Durchgespielte Spiele“ ein bisschen verfolgt hat, der wird gesehen haben, dass ich in letzter Zeit immer mal wieder die ersten zwei Pokemon-Generationen durchzocke, „Majoras Mask“, „Super Mario 64“, „Shenmue“ oder „Dead Space“.
Ich zocke durchaus noch eine Menge… aber neues Zeugs? Nicht wirklich. Keinen Bock mehr…

Und ich habe das Gefühl, dass hat damit zu tun, dass die Industrie bei mir ein bisschen zu einem Burn-Out geführt hat. Nicht, dass ich keinen Elan mehr habe zu zocken, wie gesagt spiele ich immer noch gerne und oft Videogames. Aber ich habe keinen Elan mehr mich mit dem ganzen Zeugs auseinander zu setzen, dass einem die Industrie im Moment abverlangt.

Ab wann kann ich ein Spiel kaufen? Nun… ich kaufe aus Prinzip keine Spiele unmittelbar nachdem sie rauskommen. Denn wir wissen inzwischen alle, vor den ersten drei Patches ist es immer ungewiss, ob das Spiel überhaupt spielbar ist, oder nur ein reines Glitch-Fest. Und zum Zeitpunkt, wo man ein Spiel mit gutem Gewissen kaufen kann, weil es endlich „fertig“ ist, muss man schon bald damit rechnen, dass der DLC bald rauskommt und dann wartet man lieber noch ein bisschen, bis eine Edition rauskommt wo gleich alles zusammen ist… Aber das heisst, dass ich mir immer überlegen muss, ob das Spiel im momentanen Zustand meinen Ansprüchen entspricht oder ob ich nochmals ein Paar Monate warten muss.

Dann kommt auch oft die Frage, ob das Spiel überhaupt je wirklich fertig zu kaufen ist… oder ob man durch Microtransaktionen immer wieder aufs neue an die Kasse gebeten wird. Und wenn solche Microtransaktionen vorhanden sind, was genau verpasst man dann, wenn man sich weigert für dieses „zusätzliche“ Zeugs zu zahlen? Kleine Kosmetische Elemente, oder effektiv Werkzeuge welche das Spielerlebniss geändert hätte?

Und hat das Spiel überhaupt irgendeinen Wert für mich selber? Wir haben alle unsere Präferenzen und Geschmäcker, und ich selber zocke gerne ein Singelplayer-Spiel, welches mir persönlich entweder eine coole Geschichte offeriert, oder aber mich mechanisch herausfordert. Ich bin generell kein Fan von Multiplayer- oder Online-Spielen. Aber viele der neuen Games die rauszukommen scheinen haben irgendwo eine Online- oder Multiplayer-Komponente, welche mich einfach nicht interessiert, und ich dann wieder schauen muss, ob das Spiel, ohne diese Komponente, überhaupt wirklich lohnenswert sind…
Und wenn es ein Spiel wäre, welches evt. technisch gesehen für mich wäre… habe ich es nicht schon hundertmal gespielt ist? Ist es ein wirklich neues Spiel, oder ist es einfach ein geschliffener, Focus-Gruppen-getesteter Einheitsbrei aus all den Mechaniken der letzten Jahren? Ist es wirklich ein eigenes, spassiges Spiel, oder (viel wahrscheinlicher) eine Mischung aus über-hübschen Filmsequenzen und unmotivierten Skinner-Boxen?

Und ich glaube man sieht langsam, wo das Problem liegt.
Ich habe einfach keinen Bock mich so intensiv mit einem Game auseinander zu setzen, bevor ich es kaufe. Wann sollte ich es kaufen, unter welchen Bedingungen Spielen, welche Version ist am besten, auf welche Dinge kann ich verzichten ohne mein Spielerlebniss negativ zu beeinflussen…
Und das ist es mir einfach nicht mehr Wert.

Nicht nur scheint das Medium für mich zu umständlich geworden sein, aber die Industrie selber mit ihrer Tendenz immer weniger Respekt für die Kunden zu haben (mit Lootboxen, oder unfertigen Spielen die trotzdem zu vollem Preis verkauft werden) hat dafür gesorgt, dass ich kein Interesse mehr an neuen Games habe. Den einzigen wirklichen Kontakt den ich im Moment mit den ganz neuen Spielen habe ist, wenn mal wieder ein Game rauskommt, welches derart kaputt und/oder enttäuschend ist, dass das Internet (und primär Youtube) für eine Woche ein Flut an Content produziert wo man sich über die Industrie und die Publisher und was weiss ich aufregt… und da höre ich dann hin, mit einer Art morbiden Schadenfreude… was eigentlich auch nicht toll ist.

Und darum zocke ich im Moment primär alte Spiele. Und die sind oft noch immer gut und interessant. Und darum habe ich immer weniger eine Ahnung, was im Videospiel-Medium gerade aktuell ist…

Warum aber dieser Rant?
Nun… auf der einen Seite musste ich mich mal etwas auskotzen, sorry dafür :wink:

Aber es würde mich auch mal interessieren in einem Forum voller Gamer:
Kennt ihr dieses Gefühl? Habt ihr das auch zum Teil? Oder kauft und zockt ihr im Moment immer noch regelmässig neue Games, wie ihr es früher getan habt? Findet ihr die Industrie ist auf dem richtigen Weg, oder geht es euch so wie mir, dass ihr euch immer mehr von dem Ganzen distanzieren und euch die Lust vergeht?
Oder sehe ich das alles völlig falsch und Gaming ist im Moment so simpel und zugänglich und Konsumerfreundlich wie noch nie zuvor?

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Bin auch Singleplayer-Connoisseur. Und kenne ich auch, ja. Ich glaube aber, das liegt weniger an der Gaming-Industrie als vielmehr an mir. Ich spiele jetzt seit ~20 Jahren, habe demnach schon jedes Genre oder (fast) jede Idee in Games schon mal gesehen und gespielt, weswegen mir Neues immer weniger wie Neues vorkommt sondern wie wiedergekäut - einfach weil man schon so vieles so oft gespielt hat. Das ist aber, glaube ich, ganz normal. Für die gerade Heranwachsenden sind ihre Erfahrungen mit ihrem ersten CoD sicherlich mega aufregend, weil neu, aber unsereins langweilt es halt.
Ich glaube, da ist der Schritt zu Altbekanntem ganz normal. Da weiß man, was man kriegt und hat ggf. noch tolle Erinnerungen daran beim Spielen.

Ich persönlich kaufe mir aber dennoch weiterhin recht viele neue, aber eher kleinere Indie-Spiele. Daran hab ich momentan die größte Freude und die lassen meine Begeisterung fürs Media nachwievor entfachen. Viele verschiedene intereressante Ideen mit kurzer Spieldauer.

Geht mir momentan übrigens auch bei Musik so. Habe 2018 zum Großteil alte Playlists gehört und nur vereinzelt neue Sachen gehört. Aber auch da liegt es glaube ich eher an mir als an der Industrie, denn ich glaube, wenn ich ernsthaft suchen wollen würde, würde ich auch heute noch tolle neue Musik finden.

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Spiele die alten Klassiker nochmal (die Spiele, die für dich Klassiker sind) dann kommt der Bock auf neue Spiele langsam wieder - und wenn es dadurch nicht besser sondern noch schlimmer wird, hat sich das Zocken für’s erste wohl einfach erledigt, Interessen können sich mit dem Alter wandeln, das ist ne ganz natürliche Sache.

Aber genau das ist ja der Punkt.
Das Zocken hat sich nicht erledigt. Ich zocke nach wie vor gerne, und regelmässig.

Aber auch das ist doch etwas anderes. Ich rede nicht davon, dass sich die Interessen ändern (z.B. früher habe ich lieber RPGs gespielt, heute spiele ich lieber Shooters, oder so). Ich rede davon, dass ich eben keinen Bock habe mich mit neuen Spielen auseinander zu setzen.

Oh, ich hatte deinen Text nur überflogen, weil wir so einen vor etwa einem halben Jahr schon mal hatten.

Aber dann ist doch alles in Ordnung!? Ich hab mir jahrelang keine neuen Spiele angeschafft und nur den alten Kram gespielt, weil mir die Neuen einfach nichts gegeben haben und dann kamen irgendwann Remakes und andere Spiele raus und die Lust oder das Interesse sich damit auseinanderzusetzen kam ganz von alleine wieder.

Naja…
Also, erstens liste ich ja ein Paar Gründe auf, warum ich nicht motiviert bin für neue Spiele, und diese Gründe finde ich eigentlich schon weniger toll. Wenn man eine Passion für etwas hat, und dann das Gefühl kriegt, dass dieses Medium sich in eine Richtung entwickelt, welche einem alle Motivation für Neues nimmt, dann finde ich das nicht gerade so in Ordnung.

Aber ich habe ja auch nicht gesagt, dass es ein massives Problem oder so ist. Ich wollte nur von den Leuten hier im Forum wissen, ob es anderen auch so geht, oder wie andere Gamer den Stand der Industrie sehen.

Ich bin da sehr ähnlich, bei mir liegt es aber daran, dass ich keine (Online-)Multiplayerspiele mehr spiele und der Schwerpunkt der Industrie extrem Richtung Mehrspieler gegangen ist. Mit Kindern rumschlagen muss ich mich offline schon genug, da brauche ich das nicht auch noch online :wink:

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Oh ja das Gefühl kenne ich nur zu gut. Es werden halt zu wenig Risiken eingegangen im Triple A Sektor. Das ist auch verständlich bei einem milliardenschwerem Unternehmen welches seine Aktionäre im Auge behalten muss, bloß leidet darunter die Kreativität. Das führt zu dem Einheitsbrei den wir heute präsentiert bekommen. Du erwähnst Dead Space als Beispiel und es könnte nicht passender sein. Ricitiello rief damals zur Qualitätsoffensive bei EA auf und aus der Zeit stammt eben auch Dead Space. Mittlerweile liegt die Marke im Giftschrank…Traurig.

Indiespiele hingegen sind schön und gut, begeistern mich aber mangels Entwicklungszeit und Geld für eine Stunde und das war’s dann. Und solchen „Indieperlen“ wie Gris kann ich nichts abgewinnen bloß weil sie künstlerisch wertvoll sein sollen.

Was bleibt dann noch übrig? CD Projekt vielleicht… :schade:

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Ich fühle mich häufig von modernen Spielen gehetzt und mit viel zu vielen Funktionen inklusive Tutorials überfordert.

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Ich kaufe mir so gut wie keine neuen Spiele mehr, weil ich einfach zu übersättigt bin. Weniger Zeit als früher, die Spiele werden immer größer und der Pile of Shame ebenso.
Würde zwar am liebsten auch alles zocken, was mir vom Genre her zusagen würde, aber noch lieber hab ich bisschen Abwechselung im Leben^^
Ich warte nichtmal unbedingt auf das eine Spiele, was alles anders macht und alle anderen in den Schatten stellt. Ich gebe mich auch gern mit einem neuen Assassin’s Creed zufrieden und erledige Sammelkram (darauf steh ich tatsächlich :stuck_out_tongue: ), nur die Zeit reicht einfach nicht für die Masse an Spielen, wodurch ich mittlerweile etwa eine Generation hinterherhinke.

Auch hier würde ich sagen dann guck halt mal abseits der AAA Marktes, habe ich ketztens auch schon @Dimanimator geschrieben.
AAA ist halt wie McDonald’s es geht nicht um Kunst sondern darum möglichst viele seiner Produkte hnters Volk zu kriegen, mit allen Mitteln.

Aber es gibt auch Spiele wie Vampyre, Kingdom Come oder Pathfinder um mal im RPG Genre zu bleiben die immer nich verdammt gut sind, aber halt auch ihre Ecken und Kanten haben und bei denen man merkt das die Vision der Entwickler einen höheren Stellenwert haben als irgendwelche Consumer Analysen

Same here.
Ich hab hier mal Beispiele von „modernen“ Startbildschirmen.

Ich mein, Jesus fucking Christ.
Ja, irgendwo ist da der Play-Button.
Ja, wahrscheinlich muss das alles hochkomplex und feature-rich sein. (Oder bewusst verwirrend, damit der Spieler sich in den Shop verirrt.)
Und der Vergleich hinkt ganz gewaltig.

Aber wisst ihr noch, als Spiele wollten, dass man sie an erster Stelle spielt, anstatt einen direkt erstmal in den Ingame-Shop zu locken?

CD Projekt, Devolver Digital, Chucklefish, GOG.com und itch.io :smiley:

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Ich kann dieses Assassins Creed Bashing grundsätzlich nicht nachvollziehen.

Ich finde die letzten beiden Teile großartig. In Odyssey habe ich mich wochenlang amüsiert, die Welt sieht klasse aus, die Charaktere sind toll. Das Kampfsystem ist zwar simpel gestrickt, aber es macht trotzdem Spaß.

Die DLCs werde ich zeitnah in Angriff nehmen, kamen ja inzwischen einige raus, sodass ich auch in dem Spiel 100+ Stunden habe.

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So geht es mir oft mit serien. Momentan tu ich mir schwer neue serien anzufangen. Dann doch lieber schon bekannte serien rewatchen.

Passives berieseln lassen funktioniert zu gut mit schon bekannten serien

Wenn es um das aktive erleben bzw. spielen geht brauche ich oft neuen input. Natürlich gibt es spiele wie rocket league, welches ich gefühlt seit Anbeginn spiele, dennoch brauche ich immer wieder neue spiele (auch wenn es manchmal uralte Genres sind😉)

Man muss nur die richtigen Spiele spielen. :ugly:

Was haben die alle gemeinsam? Kein Multiplayer-Sevice-Gib-mir-all-dein-Geld-Dreck. :smiley:

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Deshalb find ich es so schade, dass Bethesda Softworks jetzt auch auf den Service-Zug mit aufspringen wollte. Bethsoft war eines der letzten großen Studios die rein Single Player machten. :confused:

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Ich kauf Spiele in der Regel eh erst frühstens nach einem Jahr.

Vor allem wegen des Preises, der Patches und evtl. DLCs.

Hab damit auch kein Problem…

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Geht aber auch nur bei SP-Spielen. Alles mit PvP und Coop ist dann meist schon tot.

Dann hast du bei God of War was verpasst :smiley:

Joar stimmt schon. Coop mach ich ja eh nur mit Freunden und ansonsten kommt für mich im MP Bereich nicht so viel interessantes.

@Doomac91 Das hab ich mir tatsächlich früher gekauft, aber eben auch nicht zum Release.

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