Kino+ 2023

Also ich bin schon seit dem ersten Film von ihm, total fasziniert von der Figur Neil Breen selbst.
Dieses ganz eigene Verständnis (oder Unverständnis oder schlicht Unvermögen?) von Ästhetik und Narration find ich allein schon spannend.
Dann kommt diese Selbstinszeniereung, der Narzissmus, die Selbstüberschätzung hinzu.
Die Motive der Filme, die alle immer an einer philosophischen Oberfläche kratzen, an der Oberfläche bleiben, aber so viel mehr sein wollen. Große, patscherte Sozialkritik.
Diese ungelenk geschriebenen Dialoge und das höchst artifizielle Acting.
Das hat schon was sehr hypnotisches und äusserst komisches zugleich und ich finde, die Filme werden immer mehr zu Laien-Theaterstücken der Offtheater-Szene.

Also der filmischste und am besten anzusehende Film von ihm ist sicher der Erstling, Double Down.
Der aktuelle Film wirkt mir phasenweise fast schon ein bisschen zu selfaware, obwohl ich ihm dieses Kalkül eigentlich nicht zutraue und ich ihn immer noch als das große, missverstande Genie erzählend sehe.
Das Screening hat aber sehr Spaß gemacht. Es wurde viel applaudiert, gejubelt und gelacht.

Wer was mit echtem Randkino anfangen kann, und die Möglichkeit hat, dass es den in irgendeinem Kino in der Nähe spielt, dem würd ich schon empfehlen, sich den anzuschauen. Vorallem ists halt bei so einem lockeren Kinoabend mit ausgelassenem Publikum eine angenem niedrige Schwelle für so obskure Raritäten.
Alleine zu Hause hätt ich den ersten Film wahrscheinlich schon nicht zu Ende geschaut, aber da wir den damals in unserer Filmbubble, an einem Filmabend entdeckt und dann angschaut haben, hats irgendwie Klick gemacht und wir haben nach und nach seine ganze Filmografie durch und eigentlich immer viel Spaß mit den Filmen gehabt.
Die entwickeln halt ihre ganz eigene, innere Komik, gerade weil sie sich so unendlich ernst nehmen.
Weiter weg vom Mainstream kann man jedenfalls nicht sein.

-EDIT-
Gerade im Cuts-Discord über dieses Q&A gestoßen:

3 „Gefällt mir“

Ich hab nichts gegen Wolfgang aber wieso sollten mich Triggerwarnungen bei Filmen oft triggern ? Find die Punkte die er hier nennt nicht wirklich gut ausgeführt um ehrlich zu sein.
Da gibts doch etliche Sachen im Film Buisness , die wirkliche Aufreger sind finde ich.

Ich find Trigger Warnungen im Prinzip doch richtig und wichtig auch wenn sie scheinbar "inflationär " eingesetzt werden .

1 „Gefällt mir“

Ich hab das hier im Forum auch sicher schon ein paar mal gesagt, aber ich tu mir ehrlich gesagt auch ein bisschen schwer mit Triggerwarnungen und bin da noch nicht ganz zu einem Schluss für mich gekommen, wie ich das finden soll, dass alles in bevormundende oder erzieherische Watte eingepackt werden muss und Kultur so potentiell das Werkzeug der Überraschung, des Schockierens verliert. Und so kommt das häufig rüber.
Vorsicht, hier ist nackte Haut zu sehen. Vorsicht Körper. Vorsicht es geht um Nazis. Vorsicht es geht um Gewalt. Vorsicht es geht um Fleischkonsum. Vorsicht Vegane Inhalte. Vorsicht Linke. Vorsicht Rechte. Vorsicht. Vorsicht. Vorsicht.
Ich fand das total erfrischend und angenehm, als letztes Jahr bei Paul McCarthy nix von wegen Triggerwarnung zu lesen war und leute im Puplikum saßen, die keine Ahnung von Paul McCarthy hatten und das trotzdem ausgehalten haben. Manche haben den Saal verlassen. Beides okay.

Andererseits kapier ich auch total, und kann die Funktion, die Triggerwarnungen auch erfüllen absolut nachvollziehen und stör mich aus dieser Perspektive nicht unbedingt daran.
Aber gleichzeitig seh ich da schon einen Mechanismus, der sich durchaus in einer Unmündigkeit wiederfinden kann.

Wie gesagt, ich hab da für mich noch keine abschließende Haltung erarbeitet und denk da jedesmal aufs neue drüber nach, wenn ich über eine Triggerwarnung stoße.

5 „Gefällt mir“

Ich hatte in einem anderen Kontext, wo mal ein Psychologe in einem True Crim Podcast zu Gast war, dazu ne ganz schöne Meinung gefunden.

Er vermeidet einfach das Wort „Triggerwarnung“, weil im Endeffekt Jedes und Alles für irgendwen ein Trigger sein könnte. Er hat für sich entschieden, dass er es irgendwie eher so macht, dass man es vermutlich am besten mit einer Verschlagwortung vergleichen kann.

Er gibt vor jeder Folge seiner Podcasts grundsätzlich einfach ne kurze Einordnung / Zusammenfassung, welche Themen in dieser Folge grundsätzlich behandelt werden und lässt das Framing als Trigger einfach weg.

Irgendwie fand ich das sehr charmant. Weil es zum einen jedem die Möglichkeit gibt zu entscheiden, ob diese Themen für ihn aushaltbar sind oder nicht. Gleichzeitig aber auch einfach nur ne Art Abstract/Exposé dessen ist, was gleich kommt. Ohne das als Warnung o.Ä. zu labeln,

8 „Gefällt mir“

Ja aber verlagerst du damit nicht auch die Thematik? Ich mein wenn es für dich keine Filme gibt die ,dich retraumatiesieren könnten ist das für dich ja gut aber für dich sind diese Meldungen ja nicht gedacht.

Ich bin froh in einer Gesellschaft zu leben ,die vorsichtig mit ihren Mitmenschen umgeht um sie zu schützen.
Das Ziel einer Triggerwarnung ist aufjedenfall nicht um Kinobesucher*innen in ihrem Denken unmündlich zu machen.
So eine Aussage machen sich doch oft nur rechte gemein, die emphatisches Verhalten in der Gesellschaft als nicht essenziell betrachten (und nein damit will ich dich nicht in eine Ecke stecken - beim besten Willen nicht. Aber verstehst du was ich damit meine?)

Ja gut ist bei einem Podcast eine gute Lösung. Aber lässt sich sowas bei einem Film im Kino ähnlich umsetzen?
Ich mein Arte macht das ja so ähnlich bei ihren Abend Filmen wo sie die Thematik des Filmes kurz zusammenfassen und jede:r spontan entscheiden kann ob die Thematik mental für jeweilige Person die den Film schaut machbar ist.

Ich weiß gar nicht, ob ich das bei einem Film so notwendig finde.

Bei einem Podcast der wöchentlich wechselnde Themen aufgreift, ist das durchaus sinnvoll.

Bei einem Film erfahre ich von solchen Themen im besten Fall doch einfach vorher, weil ich mich kurz mal einlese/informiere was in dem Film so passiert. Es ist natürlich rücksichtsvoll bei bestimmten Themen die Erfahrungen der Leute mit zu denken, aber wenn man weiß, dass einen bestimmte Themen triggern, ist es gerade bei einem so festen Medium wie Film ja auch ohne Trigger-Warnungen im Kino-Saal möglich diese Themen zu umschiffen.

Wenn ich erstmal drin sitze, ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen.

In dem Podcast ging es ihm halt explizit darum, dieses Aussprechen einer Warnung zu vermeiden, weil er das aus seiner Berufspraxis mittlerweile so erlebt, dass sich dadurch tatsächlich Menschen bevormundet fühlen.

Sie wollen selber entscheiden was sie triggert und was nicht.

Das mag nur ein feiner Unterschied sein, ob ich etwas als Warnung, oder als Information verpacke, aber ich konnte den Gedankengang grundsätzlich nachvollziehen.

Wenn es aktuell im Kino eh oft (?) zu solchen Warnungen kommt, dann könnte man das sicher auch ganz ähnlich lösen.

3 „Gefällt mir“

Kurzer Einwurf meinerseits.
Ich sehe das grundsätzlich wie du, aber dann gibt es ja doch immer wieder paar unvorhergesehene härten, auf die man nicht kommt, wenn man sich maximal Trailer anschaut.
Würde jetzt einfach Mal Jojo Rabbit hier in den Raum werfen, den man als „Komödie/Satire in Nazi-Deutschland“ abstempeln kann, der aber auch ohne Vorwarnung richtig reinhaut.
Definitiv kein Kinderfilm :beansweat:

1 „Gefällt mir“

Um mal beim Kino zu bleiben und die Synopsisidee des Podcasts aufzuggreifen,
sind nicht Inhaltsangaben eh schon etwas, das in eine ähnliche Richtung geht?
Es steht ja jeder Person frei, sich Inhaltsangaben durchzulesen. Die gibts in detaillierter und allgemeiner, aber die Grundthemen werden in einer Inhaltsangabe deutlich genug.
Mein Vater macht das beispielsweise, seit ich denken kann, dass er sich kurz eine Inhaltsangabe zu Filmen durchliest, bevor er sie schaut, in seinem Fall halt, um zu wissen ob es ihn interessiert.

Ich bin sehr für eine empathische Gesellschaft, die aufeinander schaut, ich glaub das sollte bekannt sein.
Aber gleichzeitig finde ich auch, dass nicht alle Kanten, an denen man sich Knie aufschlagen kann, abgerundet werden sollten.
Ich muss auf einer DVD nicht eine Warnung entgegengeschleudert bekommen, dass es sich um einen „Film für Erwachsene“ handelt. Man muss auch noch irgendwo hineinstolpern können.

Schon Genres sind ja sowas wie eine Einordnung, die mich in eine bestimmte richtung denken und entscheiden lässt. Zwar ist der Genrebegriff auch nur eine ungelenke Krücke, aber trotzdem.
Mit dem Genreeinordnungen, Trailer, Kritiken, Besprechungen, Inhaltsangaben, Zusammenfassungen in zwei Sätzen auf IMDB zum Beispiel gibt es IMO genug Möglichkeiten um sich mit den Inhalten des Filmes auseinanderzusetzen und für sich zu entscheiden, ob man das aushält, oder nicht. Ganz ohne Warnungen in Neonlettern.

Erstens heisst Komödie ja nicht gleichzeitig, dass es ein Kinderfilm ist.
Ganz unabhängig jetzt von Jojo Rabbit, aber ich bin der Überzeugung, man kann Kindern heutzutage ruhig mehr zutrauen, als man es meiner Wahrnehmung nach tut.
Sowohl inhaltlich, als auch visuell.
Filme aus den 80ern und 90ern, die als Kinderfilme liefen, würde es heute nicht mehr so geben.
Was sich beispielsweise heute teilweise über die Gewalt in den Tom&Jerry und Tex Avery Cartoons aufgeregt wird finde ich einfach übertrieben.
Und da sind wir noch nicht bei den Goonies, E.T., den Gremlins, den Ghostbusters, Stand By Me und wie sie alle heißen, die auch alle unheimlich gruselig daherkommen. Oderoderoder.

4 „Gefällt mir“

Bin ich auch voll bei dir, finde nur, dass Jojo da schon iwo speziell ist, mit allem was im Trailer vorgestellt wird und was dann die Handlung ist.
Ich jedenfalls würde jedes Elternteil verstehen können, dass danach ein verstörtes Kind hat und sich wünscht, das vorher gewusst zu haben :ugly:
Trotzdem fand ich den Film super.

Ich sehe Triggerwarnungen ebenfalls äußerst kritisch. Es gibt einige Themen, wo das für Traumatisierte sicherlich angebracht ist, aber eine Ausweitung davon lehne ich ab. Als Erwachsener muss ich in der Lage sein, mich bestimmten leidvollen Themen - auch in ihrer künstlerischen Bearbeitung - zu stellen.

1 „Gefällt mir“

Das kannst du ja auch trotz Triggerwarnungen. Ich habe mit solchen auch kein Problem bzw. überlese die in 90% der Fälle und bin eher immer überrascht, wenn sie mir, gerade auf Streamingdiensten, doch irgendwo ins Auge fallen :smiley: .

Wo ich aber finde, dass Wolfgang einen guten Punkt hat, ist dass jeder Mensch von etwas anderem getriggert werden kann und diese pauschalen Warnungen damit letztlich vermutlich doch nur wenig hilfreich sind. Beispielsweise geht mir da die Warnung „Nacktheit“ durch den Kopf. Das kann bedeuten, dass in dem Film komplett nackte Männer und Frauen und damit auch ihre Geschlechtsorgane zu sehen sind, was triggern könnte. Vielleicht aber auch nur eine nackte Person und je nachdem trifft da der Trigger zu, oder eben nicht. Oder aber es ist auch nur ein nackter Rücken einer Frau, oder die nackte Brust eines Mannes, oder was auch immer zu sehen. Letztlich sagt also dieses „Nacktheit“ gar nichts aus.

2 „Gefällt mir“

Ich bin dann mal wieder der Böse.

Triggerwarnungen wären überflüssig, wenn sich Menschen generell vorher über Produkte informieren würden.
Bei Film, Musik, Spiel, Buch, Comic, etc. ist es extrem einfach. Bei solchen Produkten wie Podcasts oder Talkformaten ist es schwieriger, aber auch dort möglich.

2 „Gefällt mir“

Auf Netflix wo manchmal was rein gespült wird wovon man noch nie vorher gehört hat würden mir solche Hinweise reichen wenn es wirklich so ist. Ansonsten finde ich es mittlerweile auch übertrieben. Hatte auch schon einen Filmabend wo sich beschwert wurde, dass wir nicht sagten es gäbe nackte Haut. Das finde ich z.B. dann auch irgendwo übertrieben.

Und vor dem Film das auf die Leinwand zu bringen halte ich auch für…naja zu spät?

Ich finde halt, Kultur rezipieren heißt eben auch mal ohne Führung (womitauchimmer) konfrontiert werden.
Und vielleicht ist das ja mit ein Grund, warum das heutige Mainstreamkino, besonders das von Disney und Marvel, so eine prüde Welt beschreibt, weil wir das als Publikum scheinbar verlernt haben oder es uns zumindest erzählt wird, es verlernt zu haben.

Natürlich muss es auch immer einen Raum geben, der vor Retraumatisierung schützt.
Das sehe ich ja auch. Wie schon gesagt, ich kann die grundlegende Idee von Triggerwarnungen nachvollziehen.
Aber ich ordne diese Warnungen schon auch teilweise als kritisch ein.
Wie gesagt, ein ambivalentes Verhältnis.

4 „Gefällt mir“

Geht mir ähnlich.

Aber bei diesen retraumatisierten Erfahrungen reden wir ja auch von Sachen wo ich glaube dass es auch krasse Szenen gibt etc…

Aber wenn ich jetzt vor einem Tarantinofilm eine Triggerwarnung bekomme dass es viel Gewalt gibt, naja weiß nicht.

Muss auch sagen, wenn ich Kinderfilme aus den 80ern oder 90ern mir angucke, da wurde auch mehr den Kids zugetraut. Jumanji ist zum Beispiel sehr gruselig teilweise. Auch in Sachen Schimpfwörter bin ich schon fast geschockt, was alles so gesagt wurde. Denkt doch auch mal an Star Wars wo Hände abgehackt werden und es auch etwas unheimlich ist. Das ist doch heute undenkbar manchmal und wenn Kinder schon so erzogen werden von der Filmindustrie, wundert mich die aktuelle Entwicklung nicht. Bin eh kein Fan von diesem alles in Watte packen.

Ich bin auch immer dafür Rücksicht zu nehmen und wenn ich weiß jemand hat zum Beispiel sexuelle Gewalt erlebt, dann werde ich jetzt nicht bei einem gemütlichen Filmabend dieser Person einen entsprechenden Film zeigen oder ins Kino mitnehmen wollen. Also nicht mal fragen, weil der Druck ja auch schon Mist sein kann. Aber ich bin auch für Eigenverantwortung und für mehr Vertrauen in Menschen auch auf sich selbst zu achten. Einen perfekten Weg gibts da nicht.

2 „Gefällt mir“

Ja gut da kommen wir auf einen Nenner . Vielleicht ist da schon in gewisser Weise die Gesellschaft mit in der Verantwortung sich ausgiebig im Vorfeld zu informieren.

Vor kurzem war ich in Barbie und vor mir war eine Mutter mit ihrem 7 jährigen Kind welches komplett überfordert mit dem gezeigten war ,wo ich mir dann auch nur dachte also ein bisschen Eigeninitiative im voraus hätte diese Erfahrung der Tochter durchaus verhindert.

Erstes Poster zum neuen Fincher :beanpoggers:

Der 10.11 wird ein Feiertag für mich :blush:

6 „Gefällt mir“

Falls Interesse an der Vorlage besteht, diese gibt es bei schreiber & leser. :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Es gibt ja verschiedenste Gründe warum es Triggerwarnugen gibt und bei so was wie Epilepsie macht es ja durchaus Sinn.
Auch die Geschichtliche Einordnung finde ich weniger schlimm.

Aktuell gibt es ja ein großes Umdenken in Bezug auf Trigger und Warnungen. Viele nutzten sie nicht mehr oder nur bei wirklich extremen Sachen.

Ich fände es aber gut wenn es mehr Hinweise gibt im Vorbericht zu Filmen/Serien zb. Film enthält Untertitel, sehr lauter Film, ect,. Man kann es komisch finden wenn man nicht Betroffen ist, denn anderen Hilft es aber.

1 „Gefällt mir“