Na ja, eben weil heute viel mehr auf das geachtet wurde, was früher keine Rolle spielte so lange es einfach nur brutal war: Kontext. Die FSK hat inzwischen weniger Probleme mit Gewalt an sich, es geht meistens immer um den Kontext,
Und ausgerechnet 2 Streaming-Produktionen als Vergleich zu nehmen ist dann auch noch mal spannend, da die Streamingdienste ihre eigenen Altersfreigaben machen dürfen. Die müssen sich nicht nach der FSK oder sonstwem richten.
Gibt nur Ärger, wenn sie die wirklich hart indizierten Fassungen von irgendwas hochladen.
Was ich mich frage ist, warum man das Indizierungssystem jetzt langsam nicht wirklich mal abschafft. Sinn, Effektivität und Kohärenz waren immer schon eher fragwürdig, gerade nach Aufkommen des Internets und der Globalisierung, wo man nichts auf einem Index begraben kann damit es im braven Deutschland niemand mitbekommt.
Wenn jetzt selbst der härteste Scheiß mit SPiO/JK auf den Streaming-Anbietern laufen kann und fast nichts mehr wegen Gewalt indiziert wird, kann man das doch auch ganz abschaffen.
Alles was wegen Gewalt indiziert ist kann eh runter. Ich glaube die Quote, dass eine Listenstreichung auf Antrag oder wegen Ablaufen der Frist abgelehnt bzw. folgeindiziert wird liegt im Promillebereich.
Für Hetze und andere Tatbestände muss man dann andere Lösungen finden.
Genauso albern ist es deswegen auch als FSK die 18er für die Blu-rays zu verweigern, wenn es doch eh jeder uncut sehen kann… und dazu noch billiger wegen leihen.
Aus Filmnerd-Sicht ist das im Vergleich zu früher natürlich fast schon ein Paradies… ein paar Altlasten gibt es aber immer noch.
Man stelle sich mal vor, man würde heute immer noch so wie in den 80ern bewerten. Da es als Beispiel genannt wurde: Sowas wie „The Boys“ würde dann auf dem Index stehen.
Hallo Zusammen,
als langjähriger Filmfan finde ich Kino+ einfach nur großartig. Da ich die Erwähnung einer Neuerscheinung in den aktuellen Ausgaben vermisst habe, dachte ich mir, ich mache hier mal kurz darauf aufmerksam:
Wallace & Gromit - Vergeltung mit Flügeln
Seit Anfang Januar gibt es den neuen Film von Aardman auf Netflix. Wie auch schon die Kurzfilme und der erste Kinofilm ist auch der zweite lange Film wieder für einen Oscar nominiert. Uns hat der neue Film sehr viel Spaß gemacht.
Vielleicht möchtet ihr ja noch darauf hinweisen.
Und das ist eine schöne Entwicklung, da sie die Kunst mehr in den Mittelpunkt rückt und als solche anerkennt.
Interessant sind da die „Abweichungen“ in der Spruchpraxis bei Filmen wie z. B. Maniac (das Remake Ajas) oder ganz aktuell den Terrifier-Filmen und In A Violent Nature. Im Kino, für das andere Auflagen gelten, ungekürzt freigegeben und im Heimkino nur mit Schnittauflagen freigegeben.
Wenn man Gewalt nicht ausschließlich an der Darstellung bewertet, sondern auch am Kontext, müssten die Filme eigentlich auch im Heimkino ohne Kürzungen erscheinen. Zumal ein Hostel in der R-Rated Fassung als Veröffentlichung mit „keine Jugendfreigabe“ und als Extended Cut (9 Sekunden länger) mit SPIO/JK-Gutachten (die Indizierung wurde durch die damalige BPjM abgelehnt) überall erhältlich ist und eigentlich einen viel menschenverachtenderen Inhalt, da hier ein ganzer krimineller Geschäftszweig dargestellt wird, abbildet als die weiter oben genannten Filme.
Eigentlich bietet sich dieses Thema (Jugendschutz und der daraus resultierende Umgang mit Kunst in Deutschland) hervorragend für ein Filmformat wie Kino+ an. Nur leider ist es immer ein Balanceakt, wenn man wirklich ausführlich berichten will, da der Vorwurf man würde Werbung betreiben immer im Raum steht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so ein Problem würde, wenn man die Sendung dann klar als eigene Folge, als Spezial kommuniziert.
Das ist ja dann sowas wie eine journalistische Behandlung des Themas.
Eine Diskussion um das Thema fände ich schon spannend und interessant - das wird doch auch rechtlich möglich sein.
Man wird ja nicht sabbernd dasitzen und kurzatmig erzählen wie viel geiler die Filme mit verschiedenen herumspratzenden Körperteilen dann sind.
Das Thema könnte man ja am großflächiger am Thema Tabu(bruch) und Zensur aufziehen. Unterschiede in der Wahrnehmung von Gewalt und Sex. Unterschiede in den Kulturtradionen. Warum ist (besonders männliche) Nacktheit (besonders in den USA) immer noch so eine Irritation. Wie wird Gewalt rezipiert, gerade in einer Zeit, in der uns auf Social-Media reale Gewalt auf der Staße und an Kriegsschauplätzen unmittelbarer erreicht und beinahe künstlich wirkt? Was ist die Aufgabe von Gewalt in der Kunst? Was ist die Aufgabe der Kunst generell, als Antwort auf die Bilder von Gewalt? Undundund….
Ich seh da eigentlich eine total spannende Diskussion, die sich nicht nur an Beispielen indizierter und geschnittener Filme entlanghangeln muss.
Nur würde ich es tatsächlich weitestgehend auf Film eingrenzen, da das Thema schon dort sehr umfangreich ist und man sonst Gefahr läuft, den Rahmen zu sprengen.
Für eine allumfassende Behandlung des Komplexes müsste auch Zensur und deren Praxis vollumfänglich einbezogen werden, z. B. Zensur durch Kirche, Zensur in der Weimarer Republik, Zensur im NS-Deutschland, entartete Kunst, etc. Das dann auf Schriften, (Bewegt)Bild- und Tonträger übertragen ist in einem Spezial nicht zu bewältigen, dafür bedarf es dann doch eine ganze Reihe an Folgen.
Wichtig wäre die aktuelle Praxis in Abgrenzung zur echten Zensur zu betrachten, da eine Zensur gerade nicht vorgenommen wird. Es wird zwar oft mit dem Begriff und dessen Adjektiven um sich geworfen, wirklich statt findet Zensur aber nicht. Gleichwohl könnte die geltende Gesetzeslage insofern untersucht oder vielmehr diskutiert werden, ob sie nicht eine Art Zensur durch die Hintertür begünstigt oder sogar ist. Denn in unserer kapitalistischen, gewinnorientierten Gesellschaft bedeuten Werbeverbote und das Untersagen der öffentlichen Auslage oft Gewinneinbußen und Verleiher wählen daher den Weg der Kürzungen, um entsprechenden Auflagen der jeweiligen Prüfinstanzen zu genügen.
Weiter wäre auch ein Vergleich mit den Nachbarländern, insbesondere D-A-CH und Benelux, interessant. Wie wird dort entschieden, welche möglicherweise kulturspezifischen Vorgaben existieren dort und welchen Einfluss nehmen diese auf Medien.
Das alles nur für das filmische Medium ist schon beträchtlich im Aufwand, der für eine gute Recherche betrieben werden muss (z. B. 1953 die Gründung und die Aufgaben der GjS und ihr Wandel zur BPjS über die BPjM hin zur BzKJ, die Gründung, Bedeutung und Aufgabe der FSK, SPIO und FSF, Erklärungen der Begrifflichkeiten: Index, indiziert, beschlagnahmt, Einzug, Verbreitungsverbot, Einfuhrverbot sowie ein kurzer Abriss der Paragraphen 131 und 184 StGB, Regelungen zur Pornographie und Abgrenzungen dazu, etc.)
Ich würde ein solches Spezial sehr begrüßen, sofern es unaufgeregt daherkommt. Vielleicht könnte man da auch mit den Menschen der OfDB und von Schnittberichte.com kooperieren bzw. jemanden als Gast gewinnen. Meine Sorge bleibt aber, es ist bei diesem Thema immer mit (ungerechtfertigten) Beschwerden zu rechnen. Übereifrige und ungefragte Sittenwächter gibt es häufiger als man denkt.
Dieser kleine Exkurs lässt mich jetzt (ärgerlich) nostalgisch an die 90er denken. Wie aufwendig und kostspielig die Beschaffung ungekürzter Medien damals noch war. Ich erinnere mich da speziell an einige persönliche Odysseen beim Erwerb des Buches American Psycho, des Die Ärzte Albums Debil und diverser VHS.
Ich habs ja schonmal erzählt, dass ichs irgendwie schade finde, dass mir als Österreicher die Erfahung der verbotenen Filme fehlt, die man sich mühsam über Umwege irgendwie besorgen muss. Das ist sicher nochmal eine ganz anders Art prägend in der Sozialisierung mit Kino/Medien.
Ich kenn da eher die andere Perspektive, dass ich in den ersten Gehversuchen im Internet in Film und Filmmusikforen, immer wieder vereinzelt gefragt wurde, ob ich diesen und jenen Titel besorgen könnt und zuschicken.
Hat maichn natürlich gemacht.
Auch interessant zu befragen, ob einem dadurch vielleicht sogar irgendwas fehlt, wenn über bestimmten Titeln nicht „Indiziert“ und „Verboten“ in Neonlettern schwebt - auch in der Art, wie man diese Titel dann anschaut und rezipiert.
Ich denke schon, dass du Filme und andere Medien dadurch ganz anders wahrnimmst/wahrgenommen hast. Ob dir da etwas entgangen ist, kannst nur du beantworten. Man kann natürlich auch andersrum fragen, ob mir durch die Knappheit jener Dinge irgendwelche Erfahrungen fehlen.
Runtergebrochen lässt sich in Österreich ja eine generelle Verfügbarkeit attestieren (ich nehme das nur an, die genauen Gesetzmäßigkeiten kenne ich natürlich nicht), wodurch z. B. die Besonderheiten einer ungekürzten Originalversion erst gar nicht einstellen.
Während eine ungekürzte VHS von Tanz der Teufel hierzulande eine Art Schatz war, der immer wieder kopiert wurde, bis fast nur noch Rauschen zu sehen war, war es in anderen Ländern völlig normal diesen Film im stationären Handel zu kaufen. Ich erinnere mich noch an Fahrten in die Niederlande als Jugendlicher. Da sind wir Anfang der 90er öfter rübergefahren und haben uns da mit dem „bösen“ Film eingedeckt (das ist natürlich Übertreibung, da manche VHS nur für höhere dreistellige Beträge angeboten wurden, wahrscheinlich Abzocke). Eine gewisse Irritation, als ich dort in einem Supermarkt (in meiner Erinnerung ist es ein Plus, aber ich glaube die Kette gab es gar nicht in NL) Pornographie und Dèmoni (Dämonen 2) offen im Regal stehen sah.
Und dann war da noch die Movie Corner in Venlo, quasi ein Wallfahrtsort für Genre-/Horrorfans.
Der abseitige Film: Früher in Deutschland jeweils eine Art heiliger Gral und im europäischen Umland der Becher eines Zimmermanns.
Zeigt gegen Ende evtl. ein kleines bisschen zu viel, aber macht Lust finde ich. Interessante Kombination aus Setting/Zeit und Genre.
EDIT: Jetzt wo ich drüber nachdenke, wer interessiert ist an dem Film sollte vielleicht spätestens nach 2/3 des Trailers abschalten, gegen Ende kommt etwas das wirklich nach ziemlichem Spoiler für den letzten Akt wirkt
Es gibt jetzt endlich 28 Days Later als VOD (Amazon, Kauf/Leihe zu den üblichen Preisen 9,99/3,99). Nachdem der Film ewig nicht erhältlich war (ausschließlich im Gebrauchtmarkt), ist das für Interessierte, die ihn gerne sehen möchten vielleicht eine brauchbare Information.
Eine physische Neuauflage ist vielleicht auch geplant. Ich denke nicht, dass man sich die Werbekraft des kommenden dritten Films entgehen lassen wird.
Edit: Der englischsprachige Wikipedia-Eintrag des Films gibt Hintergrundinformationen, warum der Film in den letzten Jahren nirgendwo verfügbar war. Der Produzent hat die Rechte von Searchlight Pictures zurückgekauft, daher wurde er u. a. auch bei Disney+ entfernt. Mittlerweile liegen die Rechte bei Sony, die auch 28 Years Later produzieren und 28 Days Later jetzt wieder digital verfügbar gemacht haben. Dafür liegen die Rechte an 28 Weeks Later noch bei Disney, was eine Veröffentlicht einer Trilogie auf physischen Medien sehr unwahrscheinlich macht.
Ich habe ihn nicht erworben, da ich noch die alte Blu-ray von 20th Century Fox aus dem Doppelpack mit dem Nachfolger 28 Weeks Later habe.
Der Film hatte aber nie einen besonders herausgeputzten Look. Im Kino hatte er schon viel grain und die Kamera war sehr mobil, so dass dort doch einige Unschärfen als Stilmittel drin sind. Auf Blu-ray sieht er auch nur leicht besser als die DVD aus.
Man sollte sich auf viel Filmkorn einstellen, wenn das VOD das gleiche Master verwendet. Und wahrscheinlich auch auf Artefakte, da VODs fast immer zu niedrige Bitraten nutzen.
Ich habe vor der Antwort nicht recherchiert, vielleicht gibt es noch andere Informationen im Netz.