Ich ernähre mich seit einigen Jahren vegan (ich formuliere das so, weil ich zwar darauf achte, aber nicht dafür garantieren kann, auch in anderen Belangen wie Kleidung komplett frei von tierischen Produkten zu sein) und fand Lars’ MoinMoin wirklich hervorragend, weil mir gerade auf RBTV dieser Gegenpol auch mal gefehlt hat. Eddys ständige unreflektiert-konservative Rants gegen die diversesten grünen Themen sorgen schon seit einiger Zeit dafür, dass mir seine MoinMoins und andere freie(re) Auftritte von ihm auf dem Sender weniger Spaß machen (und ich mag ihn total). Nicht, weil ich mich angegriffen fühle (es gibt genug Diskussionen dieser Art, die einem als “Veganerin” aufgezwungen werden, man ist daran also gewöhnt), sondern weil es einfach tierisch langweiliger Konsenzhumor ist, der so auch von Mario Barth und Co. kommen könnte und man ihn gerade in meiner Position schon so häufig gehört hat wie sonst nichts. Sagt man jemandem, wie die eigenen Ernährungsgewohnheiten sind, kommt er mit uralten Gags wie “Woran erkennt man eigentlich Veganer?” an, glaubt, er wäre damit kreativ und originell und übersieht zudem, dass Fleischkonsumenten mit ihrem ständigen “Beef, geil, Bacon, woah, krass, Fleisch!” oft wesentlich einfacher zu identifizieren sind. Und das auf eine anachronistische “Harte Männer essen Fleisch am besten roh”-Art und Weise.
Ich sehe auch voll ein, dass Ede sowas nur halb so ernst meinen könnte, wie es manchmal ankommen mag und immer einer gewissen Grundstimmung entspringt. Ich nehme es ihm in keinster Weise übel und wünsche mir auch nicht, dass es geändert wird. Noch mehr als ein Communitysender ist RBTV für mich der Sender einiger bestimmter Individuen, die ich teilweise seit Jahren in mein Herz geschlossen habe und die bitte machen sollen, worauf sie Lust haben. Ich bin diesbezüglich aber eben dennoch sehr froh, dass Lars mal etwas ernsthafter eine andere Seite dieser Thematik angepackt hat.
Was ich an dieser Diskussion nie verstanden habe, ist, wie man darauf kommt, dass Fleischkonsumenten Vegetariern oder Veganern ethisch unterlegen wären. Ist ein veganer Lebenswandel überhaupt ethisch vertretbarer als der regel-/übermäßige Konsum von Fleisch? Vielleicht, ja. Aber das sagt doch nichts über das Individuum aus, welche den jeweiligen Konsum praktiziert. Nicht nur, weil sich das aus vielen anderen Themen zusammensetzt und eine Person, die auf etwas Bestimmtes Acht gibt, bei einem anderen Thema vielleicht vollkommen ignorant ist, sondern weil es doch auch komplett verborgen ist, welche dieser ganzen Themen jetzt wie stark gewichtet werden sollten, könnten oder müssten. Nicht zuletzt, weil -
realistisch betrachtet - kein Mensch als Fleischesser oder Veganer geboren wird. Es sind oft Nuancen an Erfahrungen und Einflüssen, die jemanden zu einer bestimmten Phase des Lebens in die ein oder andere Richtung drücken. Selbst wenn man mit Gewissheit sagen könnte, dass Veganismus “richtiger” ist als der Verzehr von tierischen Produkten, muss man doch anerkennen, dass verschiedene Menschen in ihrem Leben unterschiedliche Einflüsse wahrnehmen und manche gar nicht in die emotionale und/oder intuitive Situation kommen, eine - hinsichtlich der Ge- und Entwöhnung der Ernährungs- und Lebensbedingungen - ja durchaus einschneidende Entscheidung zu treffen.
Hier würde auf beiden Seiten der heftigen Diskutierer eine entspanntere Einstellung zur Thematik echt mal gut tun. Wobei ich persönlich auch noch nie von einem Vegetarier/Veganer gehört habe, dass er/sie fordert, man müsste etwas so und so machen, mit echten Vorwürfen verbunden. Aber vielleicht komme ich in diesen zweifelhaften Genuss auch nur nicht, weil ich diesen Weg ja gehe und deswegen kein Ziel solcher Ansprachen bin. Dennoch ist auffällig wie extrem oft Nicht-Veganer sich minderwertig oder angegriffen fühlen - und dann aggressiv (re)agieren -, wenn sie überhaupt nur erfahren, wie ich mich ernähre.
Ich habe für mich vor Jahren eine Entscheidung getroffen, hinter der ich immer noch stehe, die aber keinerlei Allgemeingültigkeit hat und für niemand anderen verpflichtet ist. Ich bin in einer festen Beziehung mit einer Person, die (geringe bis mittelgroße Mengen) Fleisch isst und bereite entsprechende Mahlzeiten auf Wunsch auch für sie zu, wenngleich sie meistens sogar möchte, dass ich für sie einfach mitkoche, was ich auch esse - nicht nur, damit ich mir die zusätzliche Arbeit sparen kann, sondern weil es für sie auch gut ist. Das ganze wird in unserer Beziehung eigentlich nie zum Gegenstand irgendwelcher Diskussionen gemacht, weil es in der Beziehung zwischen zwei Menschen keine Rolle spielen sollte, sondern viel mehr ein intrapersonelles als ein interpersonelles Thema ist.