Wer auf sein Auto angewiesen ist und ernsthaft geglaubt hat, der Tankrabatt rette ihm den status quo…
35 Cent pro Liter wären bei einer Tankfüllung von 60 Liter und zweimal im Monat immerhin 42 Euro. Bei drei Monaten 126 Euro. Die haben oder nicht haben. Ich bezweifle nur, dass dieser Betrag beim Kunden auch ankommt, wenn die Tankstellen schon zu Beginn so rumdrucksen.
Ja, und je mehr man tankt, desto mehr Ersparnis. Ein ganz hervorragender Anreiz.
Nö, ich bleibe dabei: das ist exakt die Maßnahme, die zu motorisiertem Individualverkehr passt wie Arsch auf Eimer. Horrende Verschwendung, öffentliche Mittel umgeleitet in die Taschen von Öl-Vorständen. Das kriegt man nun mal, wenn man Autofahren fördern will.
Ich bin ja auch für weniger Förderung von PKW und mehr Förderungen von ÖPNV.
Aber naja, wir sind halt eine Auto-Nation. Das wird man jetzt 2022 nicht ändern können. Und die jetzigen Maßnahmen wurden ja getroffen, nicht um die Verkehrswende herbeizuführen, sondern den Auswirkungen vom Krieg entgegenzuwirken. Das ist ja ne ganz andere Baustelle.
Kein Dissens.
Ich sehe das halt so, dass immer dann wenn sich die Chance zur Einleitung einer echten Verkehrswende bieten würde, die Gegenrichtung eingeschlagen und jede Menge Steuergeld rausgehauen wird, damit man noch 10 oder 20 Jahre länger Auto-Nation sein kann, ohne dass es einem um die Ohren fliegt.
Also bei uns steht im morgendlichen Berufsverkehr niemand von den Klappsitzen auf, wenn jemand mit dem Fahrrad ankommt. Das ist einfach die falsche Zeit, Leute mit einem sperrigen Fahrrad zu nerven. Die Leute stehen damit dann im Bereich der Türen rum und die andere Fahrgäste müssen sich (aus zwei Richtungen) daran vorbeizwängen.
Zumal klar auf Aushängen steht, dass die Mitnahme von Fahrrädern gestattet ist, solange genug Platz da ist und man keinem anderen Passagier den Platz wegnimmt. Das ist morgens und abends problematisch, weil da immer Leute im Gang stehen müssen.
Mehr als ein Fahrrad pro Abteil habe ich auch noch nie gesehen zu diesen Uhrzeiten bei den Pendlern. Vielleicht gibt es in anderen Bundesländern/Verkehrsverbünden andere Züge mit einer anderen Aufteilungen und mehr Platz.
Korrekt,
in Großstädten mache ich mir zwischen 5 und 23 Uhr keine Gedanken um Öffis, da fährt was,
danach, kommt es drauf an und kann auch mal blöd laufen, sind mal in einem Vorort von Tübingen gestrandet weil da zwischen 1 und 5 nix fuhr, aber war eine Sommernacht also zu verkraften, nur Winter wäre blöd gewesen
Wie gesagt, hab da gänzlich andere Erfahrungen über die Jahre gesammelt. Klar ist niemand happy, wenn man den Platz hergeben muss. Aber bei Fahrräder in Zügen hab ich bisher noch kein einzes Mal wirkliche Schwierigkeiten gesehen. Alles eine Frage der Einstellung.
Kann da wieder sein das Österreich hier auf Deutschland trifft ?
Kann sein, aber warum sollte man in Österreich eher dazu befähigt sein als in Deutschland?
Weil in Deutschland zb „Rad wenn platz, aber ansonsten Pech“ zb eben auch so in den Regeln der Bahn steht.
Keine Ahnung wie das bei euch der Fall ist.
weil in Deutschland „Recht haben“ teils ja volkssport ist.
Recht haben is überall Volkssport, sicherlich nicht nur in Deutschland.
Bei uns is es ganz einfach: wennst fürs Rad zahlst, kannst es mitnehmen.
In Deutschland dagegen nur wenn es keinem anderen Passagier Platz wegnimmt.
Denke da ist eben schon ein Unterschied.
Selten dämliche Regelung, wenn du mich fragst.
In München darf man im Berufsverkehr auch kein Rad mitnehmen, trotzdem gibt’s genug Deppen die das machen.
Deppen deswegen, weil in der U-Bahn einfach noch weniger Platz ist als in der S-Bahn, gerade zu Stoßzeiten.
Da nimmt ein Fahrrad ungefähr den Platz von 5 Leuten ein.
Und die Idioten die kurzen ubahnwege auch einfach auf ihrem Kack Rad fahren sollen.
Die Münchner U-Bahn kenn ich tatsächlich. Ist mir damals iwie veraltet vorgekommen. Ist jetzt aber auch schon ein paar Jahre her.
Übertreib mal nicht. Bis zu drei lass ich mir einreden und selbst da mit Abstrichen. Schließlich ist so ein Rad nicht so breit wie ne Person. Dementsprechend kann man da schon was deichseln.
In der S-Bahn darfst du es aber sicherlich trotzdem mitnehmen.
Hier wird sich ja seit Anbeginn des Threads über die Nutzung des ÖPNV und die Chance der Verdrängung des Autos unterhalten. Daher wollte ich mal wissen wie weit sind wir denn schon hinsichtlich der Nutzung des ÖPNV.
(ohne jede Grundlage hätte ich die Nutzung des Nahverkehrs auf ca 20-25% der Wege in ganz Deutschland geschätzt).
Das Interessantes wollte ich mal hier erläutern
Ca. alle 6 Jahre wird ein ausführlicher Mobilitätsreport von der Bundesregierung erstellt. Der letzte sehr ausführliche Report ist von 2017. Es gab aber auch Kurzupdate 2021
Im Report selbst wird auch nach Stadt-Land unterschieden, also nach Raumtyp, weil ja in der Stadt der Nahverkehr eine andere Bedeutung hat als auf dem Land.
Das ist die Raumtypkarte Deutschlands, mit den Metropolen, Großstädten, Mittel und Kleinstädten sowie einer Unterscheidung nach Dörfern und Städten in Stadtregion (sowas wie Ruhrgebiet) oder ländlichen Regionen (z.B. Ostbayern)
Die Mobilitätsquote der deutschen Bevölkerung beträgt 85%. Also Anzahl der Menschen die draußen täglich unterwegs sind. (Rentner natürlich weniger als die Gruppe mit der höchste Quote der 30-50 Jährigen)
Dabei kann man die Mobilität anhand zwei Kriterien messen. Die Anzahl der Wege oder die Anzahl der zurückgelegten Kilometer (Personenkilometer)
Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung führen die hier dargelegten Werte zu folgendem Ergebnis: An einem durchschnittlichen Tag werden in Deutschland 257 Millionen Wege und 3,2 Milliarden Kilometer zurückgelegt.
Im dörflichen Raum werden mehr Personenkilometer zurückgelegt (+~20%) als in Metropolen im Vergleich zum Bevölkerungsnateil. Vielleicht nicht so überraschend wenn man bedenkt dass in Metropolen Ärzte/Märkte(Arbeit, unter Einschränkungen) und Co. näher am Wohnort liegen.
Nun das schon eher überraschende.
Das Verkehrsaufkommen nach Fortbewegeungsmittel
Betrachtet man die Anzahl der Wege so macht der Öffentliche Verkehr (nah aber auch fern) gerade mal geringe 10% aus. Mit dem Auto werden 57% der Wege zurückgelegt, Es wird viel gegangen (22%) und selbst mit dem Fahrrad wird öfter gefahren (11%) als mit dem ÖV.
Aber schon stark ernüchternd ist die geringe Nutzung in dörflichem Raum. In Stadtregion ist die ÖV-Nutzung im dörflichen Raum bei gerade mal bei 7%; in ländlicher Region auf dem Dorf bei nur 5%. Also fast vollkommen irrelevant für die Bevölkerung. In der Metropole sind es immerhin 20%. Aber auch da hätte ich den Wert von 1/3 oder so erwartet und eher gedacht dass nur das Dorf den Gesamtschnitt auf 25% runterzöge. Aber selbst in Metropolen ist es nun nicht das häufigste Fortbewegungsmittel. (das Auto wird in Metropolen (also dort wo wirklich viel ÖPNV Ausbau vorhanden ist) zu 38% genutzt, im dörflichen Raum werden 70% der Wege mit dem Auto zurückgelegt)
Unterteilt man das nach Personenkilometern so sieht es etwas besser aus. Da wird in Gesamtdeutschland der Öffentliche Verkehr zu 19% genutzt. Immerhin zu 32% in Metropolen und zu 11% im dörflichen Raum. Mit 75% der Personenkilometer ist das Auto dominierend (zu Fuß und mit dem Fahrrad unter ferner liefen mit je 3% weil man ja damit eher ganz wenige Personenkilometer zurücklegt) Daher finde ich auch eher die Anzahl der Wege die eher bessere Grundlage um zu sehen wie der Impuls der Menschen ist, das Auto zu nehmen oder zu Fuß zu gehen etc. (in Metropolen entfallen 59% der Personenkilometern auf das Auto im kleinstädtischer, dörflicher Raum 84%)
Die Beliebtheit (Zufriedenheit) der Verkehrsmittel
was sofort auffällt, der dunkelgrüne Balken mit „stimme voll und ganz zu“ zur Zufriedenheit ist beim ÖPNV am kleinsten, die Ablehnung (rot) am größten.
legt man die eher positiven Balken dunkelgrün und hellgrün zusammen, so sind die Zufußgeher am Zufriedensten, fast gleichauf mit dem Auto, auch da ist der ÖPNV Schlusslicht. Der ÖPNV ist im Vergleich zu den drei Alternativen das einzige Verkehrsmittel mit dem mehr Menschen eher unzufrieden sind als zufrieden
Interessant auch die zeitliche Entwicklung.
Entwicklung
1982 wurden in West-Deutschland noch 13% der Wege mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt, 2002 waren es nur noch 9%, 2011 dann 10% und dabei ist es 2017 geblieben.
Im Update 2021 (Betrachtungszeitraum Mai 2021) waren es sogar nur noch 7% aller Wege mit dem ÖV (aber da wird die Pandemie eine Rolle gespielt haben; 3% mehr Menschen blieben im Schnitt zu Hause im Gegensatz zur Mobilitätsquote 2017)
Insgesamt war auch die Entwicklung der ÖPNV Nutzung während der Pandemie alles andere als positiv. (das könne sich wider etwas einpendeln, gerade aufgrund es 9€Tickets, oder aber auch nicht)
Im Bericht dazu
Dass der ÖV immer weiter an Bedeutung verliert, zeigt sich auch in der schwindenden Zahl der täglich Nutzenden.
Gleichzeitig erreicht der Anteil derjenigen, die den ÖV überhaupt nicht nutzen, im Mai
2021 einen Höchststand von mehr als 50 Prozent
8% gaben an dass sie „(fast) täglich“ den ÖV nutzen, 10% „wöchentlich“, 29% „seltener“ und ganze 53% „(fast) nie“
Was ich aus all dem mitnehme: wir müssen in bestimmten Raumregionen die Nutzung des ÖPNV nicht „verbreiten“, sondern überhaupt mal Nutzen lassen weil sein Anteil fast nicht existent ist. Und auch in Städten werden viel zu viele Wege mit dem Auto zurückgelegt.
In den letzten 40 Jahren gab es in der Hinsicht fast keine große Veränderung und ohne eine krasse „Mobilitätswende“ ähnlich zur Energiewende wird sich auch nichts ändern. es braucht krasse Einschnitte/Maßnahmen damit wir 2030,2040,2050 überhaut irgendeinen Effekt sehen.
Achja, die Zufriedenheit mit dem ÖPNV muss auch erhöht werden.
Hattet ihr die im Schnitt in Deutschland doch eher geringe Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel so auf dem Schirm?
Sobald man ein Auto hat und eh die konstanten Kosten für Reparatur und Versicherung zahlen muss, fällt ÖPNV meist weg, weil das Auto bequemer, billiger und schneller ist. Für kurze Strecken gewinnt dann auch eher das Fahrrad gegenüber dem Bus.
Viel genutzt habe ich den ÖPNV immer in der Zeit, wo ich Monatskarten über Schule und Studium hatte. Aber so mal ein Einzelticket für irgendwohin kaufen, fühlt sich immer überteuert an. Fernverkehr ist dann noch schlimmer, weil immer Mondpreise verlangt werden, wenn man keine Bahncard 50 hat.