Während ich sonst eher still mitlese, habe ich an dieser Stelle ebenfalls das Bedürfnis, Feedback zu geben. Evtl. etwas spät, und ob sich außer mir und anderen Zuschauern mit zu viel Freizeit jemand durch die 1,8k Beiträge wühlt, ist wohl fraglich, andererseits schien @Hauke das Zuschauerfeedback bisher immer sehr am Herzen zu liegen. (Achtung: könnte sich ziehen)
Ich habe das Live-„PnP“ am Freitag Abend bewusst verpasst, weil eine andere Veranstaltung eine höhere Priorität hatte (was, im Wettbewerb mit einem Hauke-PnP schon schwierig ist, bei mir). Dann habe ich ab ca. Samstag Mittag auf den Upload des VoD gewartet, um es mir dann Samstag Abend anzuschauen. Aus aufkommender Langeweile auf der einen und wachsender Neugier auf der anderen Seite habe ich dann angefangen, hier im Forum diesen Thread zu lesen, wodurch sich mein anfänglicher Hype doch auch ziemlich zurückgeschraubt hat. Das hatte allerdings den enormen Vorteil, dass ich, als ich das VoD dann Abends geschaut habe, die Mechaniken im Hintergrund ja bereits aus dem Thread kannte und damit erahnen konnte. Ohne diese Informationen im Voraus wäre es mir vermutlich nicht aufgefallen, dass im Hintergrund irgendein Regelwerk ablief, welches auch nur im Entferntesten mit PnP zu tun hat. Deshalb an dieser Stelle 2 Bewertungen unter verschiedenen Gesichtspunkten:
1. als Mischung aus Trash-Film und Laien-Theater
Wenn man es als solche Mischung bzw. als Experiment angekündigt und ich mich nicht wochenlang auf ein klassisches Hauke-PnP gefreut und eine entsprechende Erwartungshaltung aufgebaut hätte, hätte ich wahrscheinlich deutlich mehr Spaß an diesem Experiment gehabt, als ich ihn jetzt hatte. Nicht selten kam bei mir ein wenig die Frage auf: „What the Hell am I watching here ?“, zB. als beim „Schlag“ gegen die Kieselschlange trotzdem die Animation der immer gleichen Laserpistole gezeigt wurde, die von den 4 Spielern aber keiner benutzt hat. An der Stelle war es dann leider weniger lustig als vielmehr lächerlich. Dennoch gab es auch gute Szenen, die mich ein Stück weit an der Stange gehalten haben, wie zB. die Diskussion über Nils Heimatplaneten und Motive oder die Interaktionen mit den NPCs (Bei Steini habe ich mich echt schlapp gelacht.)
Und auch wenn es sicherlich schon tausendmal Erwähnung gefunden hat, und auch obwohl es evtl. ein Stück weit vom Kontrast mit dem trashigen Greenscreen profitiert hat: Ich würde das Raumschiff-Set als perfekt bezeichnen. Ich kann nur hoffen, dass das nochmal Verwendung findet. Von der allein mit dem Set aufgebauten Atmosphäre ist dieses Set (vielleicht mal abgesehen von den späteren BEARDS-Sets, die waren auch ziemlich gut) konkurrenzlos in der PnP-Geschichte dieses Senders.
Ich war letztenendes auch damit einen (wenn auch relativ kurzen) Abend recht gut unterhalten, wäre aber vermutlich ohne die durch die Werbung getriggerte Erwartung eines klassischen Hauke-PnPs und damit ein Stück weit verbundene Enttäuschung deutlich besser genießen können.
2. als Pen and Paper-Abenteuer im Hauke-Stil
Unter diesem Gesichtspunkt (und mit dieser Erwartungshaltung) wäre es für mich ohne das Vorwissen hier aus dem Thread nahe an der Vollkatastrophe, die einige hier herbezuschreiben versucht haben. Dafür gibt es mehrere Gründe, die für mich wichtigsten im Folgenden:
- Fantasie / Imagination
Kein noch so schön gemalter Green-Screen-Hintergrund kann die eigene Vorstellungskraft, die m.E. ein ganz zentraler Punkt eines PnPs ist, ersetzen. Auch kann sie keinesfalls die detailierte Beschreibung einer interessanten Umgebung so gut darstellen, wie Hauke sie immer wieder beschrieben hat, was zum nächsten Punkt führt, zum
- Spielleiter (Hauke) am Tisch
Der Spielleiter hat m.E. in diversen Punkten am Tisch gefehlt, die meines Erachtens in ihrer Gesamtheit den Vorteil, nie aus der Rolle zu fallen, nicht wert sind.
- fehlte ohne Haukes tolle Beschreibungen die (jeweils individuelle) Vorstellung der Welt und des eigenen Charakters und die daraus folgenden Diskussionen mit dem GM. („Wie, ich kann diesen Schraubenzieher keine 3 Meter werfen ?“ etc.)
- fehlte die beruhigende und ordnende Rolle des GMs, die für ein deutlich verständlicheres Spiel gesorgt hätte. In SPACE war es gefühlt häufiger als bisher der Fall, dass alle durcheinander gequasselt haben und ich als Zuschauer nicht mal mehr die Hälfte mitbekommen habe. Grade auch Hawks Ansagen sind dadurch leider wiederholt untergegangen.
- fehlten mir persönlich auch die Off-Charakter-Diskussionen um Skills und „realistische“ Möglichkeiten.
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Interaktion untereinander und Character Building sowie die damit einhergehende Entscheidungsfreiheit
Die vorproduzierten Ereigniesse schränken einfach extrem ein. Wenn ich da zurückdenke an Simons Leichenliegestuhl, Eddys SchwingSchwung oder Budis („Ich klatsche in die Hand. Es kommt noch eine zweite Kutsche angefahren. Darin befindet sich alles aus dem Zimmer: Eine vollständige Ritterrüstung…“) All das hätten wir verpasst, wenn die Szenen schon vorher festgelegt worden wären. Dadurch ist dann leider auch kaum Charakterentwicklung möglich. Der einzige Charakter, der aus SPACE halbwegs Tiefe hatte, war Crunch, der auch als einziger mit der Wandlung von „Scheiße, Scheiße, Scheiße, ich muss meinem Chef bescheid sagen“ zu „Lass und einen Salto fliegen, aus Freude am freien Leben“ einen Anflug von Charakterentwicklung hatte. (Kein Vorwurf, dafür ist in einer so eng gefassten Story einfach kein Platz.)
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Dauer und Besetzung der PnPs
Generell möchte ich mich dem jenigen anschließen (Habe leider nicht mehr auf dem Schirm, wer es genau war.), der angemerkt hat, dass die PnPs von mal zu mal immer kürzer wurden (von 4-5h + Pre-Show + WWW TEARS und BEARS Runden zu jetzt knapp unter 2h bei S.P.A.C.E, aber auch schon nur knapp 2h bei Dysnomia, Morriton Manor Stories 2 war da eine lobenswerte Ausnahme) und auch immer seltener alle 4 Bohnen am Tisch sind. So sehr ich auch Abwechselung mag und so gut mir auch Florentins Charakter (sowohl in Sachen Schauspiel als auch von der reinen Idee her mein Favorit in SPACE) sowie auch Trants Schauspiel (Finde es etwas assig ihm gegenüber, immer ein „für das erste mal PnP“ einzuschieben. Er war recht ruhig, aber was er gemacht hat, fand ich gut geschauspielert) gefiel (Insb. Hanno aus den Funk-Kooperationen sei hier nochmal hervorgehoben.), so bin ich dennoch der Ansicht, dass die 4 BENS eine besondere Chemie haben, welche auch und grade Morriton Manor und dessen Teil 2 so gut gemacht haben. („Sie werden es wohl nicht wissen, aber in meinen Kreisen ist die Bildung sehr gut… Solche Rechtschreibfehler kommen nicht vor, und wenn doch, dann sind sie krankhaft.“ - „Aha. Ihre Kreise sind voller Krankheiten, aber immerhin können sie schreiben.“ - „Immerhin sind meine Kreise nicht voller Greise.“ - „Sie gewinnen.“)
In diesen Runden (mit den vieren) kommt meines Erachtens auch die Interaktion mit Hauke viel besser rüber. (Wobei ich diesbzgl. zu Space ja erstmal einen Vergleich bräuchte, in welchem Hauke auch ansprechbar am Tisch dabei gewesen wäre.) „Ab diesem Moment ist es sozial unpassend, was du hier tust.“ - „Eine Frage noch!“
Und was Eddys und Nils’ Akzente angeht: Ich brauchte einige Zeit, bis ich mich hineingehört habe, dennoch habe ich grade bei Nils bis zum Ende nicht alles akustisch verstanden, davon ab fand ich beide eigentlich nicht drüber.
Und nachdem dann einen Tag später auch das WWW als VoD hochgeladen wurde, kann ich dir nur zustimmen, die Idee klang wirklich nicht schlecht, aber die Mischung aus ohnehin teilweise nicht ausreichender Technik, die dann auch noch ausgefallen ist, und der missverständlichen Ankündigung haben ihr halt größtenteils den Wind aus den Segeln genommen.
Gut fand ich außerdem Haukes klare Entwarnung, dass dieses Format das klassische #Spitzestifte nicht erstetzt. Es spricht ja auch nichts dagegen, beide Formate parallel zu führen, wenn auch für ein LAARP ein interessiertes Publikum gibt.
Abschließend:
Ich hoffe, insbesondere @Hauke nimmt den negativen Anteil am Feedback nicht persönlich, schließlich erwarten wir alle von dir in Zukunft weitere spannende Abenteuer.