Es dreht sich in den Diskussionen viel um die Debatte zu den neuen Twitch-Streams und den Live-Faktoren. Als Redakteur einer Sendung, die unter das neue Motto „VOD ist VOD“ fällt (Bohndesliga), möchte ich noch einmal ein paar Takte zum Thema VOD flöten.
Hier fällt die Abschaffung des 24/7-Senders stark ins Gewicht. Bohndesliga (und all die anderen VOD-Sendungen) muss nun nicht mehr so produziert werden, dass es zu Zeitpunkt X auf dem Sender läuft. Und das hat für das Format viele Vorteile. Wir können die Aufnahme der Sendung um einige Stunden nach hinten oder vorne verschieben, wenn es ein besonderer Gast verlangt. Oder aber wir können eine Sendung mal zehn Minuten kürzer, mal zehn Minuten länger machen, ohne dass sich jemand in der Regie um Fragen wie Füllmaterial für den Sender oder Neuprogrammierung des Sendeplans kümmern muss. Dass VOD-Shows nicht überziehen konnten, lag ja freilich nur in den seltensten Fällen am „strikten Sendeplan“ - sondern am Produktionsplan, der rappelvoll war. Das wird er auch immer noch sein, keine Frage. Aber es ist eben nicht mehr zwangsweise so, dass Bohndesliga unbedingt bis 16.15 Uhr durch sein muss, weil um 16.30 Uhr Moin Moin live auf dem Sender läuft.
Deshalb möchte ich mich auch noch einmal kurz aus dem Fenster lehnen und etwas kommentieren, was mir gar nicht zusteht: Manche Beiträge - hier im Forum oder im Reddit - setzen das Wort „Umstrukturierung“ gleich mit „Personalkürzung“. Nicht wenige Unternehmen haben in den letzten zwanzig Jahren Entlassungen hinter der Zauberformel Umstrukturierung versteckt. Im Fall RBTV ist es aber eine Umstrukturierung im Wortsinne: Alte Aufgaben wie das Pflegen des Sendeplans von Montag bis Mittwoch oder die Aufnahme bestimmter Shows zu einer bestimmten Zeit fallen weg. Das ist für euch da draußen erstmal eine kleine Sache, intern aber eine große Umstrukturierung.
Deshalb sei auf dieser Stelle kurz darauf hingewiesen, wie hart und wie ausdauernd all die fleißigen Menschen hinter den Kulissen, in der Regie etc. arbeiten müssen, um den 24/7-Sendebetrieb zu fahren. Die Umstrukturierung wird sie jetzt nicht mega-entlasten; am Montag werden mit Game Talk und Bohndesliga beispielsweise dieselben Klassiker produziert wie immer. Die Umstellung sorgt aber zumindest dafür, dass alles etwas flexibler aufgestellt ist. Es wird kein Problem mehr sein, die Sendungen in der Produktion zu tauschen oder eine früher online gehen zu lassen und die andere später oder oder oder.
Und dann muss man zum Schluss ja auch festhalten: Es gibt Sendungen auf RBTV, die vom Live-Input leben. ChatDuell. Events. Die sollen auch weiter live kommen. Es gibt aber auch Sendungen, die bereits jetzt nach VOD-Logik funktionieren und auch als solche wahrgenommen werden. Bohndesliga etwa hat 10-20mal so viele Zuschauer on tape (YouTube und Podcasts zusammengerechnet) wie im Livestream. Hier VOD zu priorisieren, macht aus wirtschaftlicher und auch aus Konsumentensicht Sinn. Denn die Produktion der Rocketbeans-Sendungen richten sich fortan nicht mehr nach dem „TV-Zwang“, sondern an die Frage: Wie werden die einzelnen Shows konsumiert?
Das alles soll etwas die Säule „VOD ist VOD“ stärker erklären, mindert aber den „emotionalen Schmerz“ aufgrund des Wegfalls des 24/7-Senders kaum. Ich hoffe, ihr gebt der neuen Strategie trotzdem eine Chance!