Hi an alle, bin neu hier
ich schließe mich dem Gros meiner Vorredner an und würde es für einen Fehler halten TEARS oder BEARDS als System aufzugreifen, weil vermutlich keiner der Teilnehmer genug Einblick in das System hat, um es ohne größeren Aufwand direkt (gut) zu spielen.
Da Florentin gemeint hat, dass er die Runde gerne ohne größeren Aufwand leiten würde, kann man ein selbst- oder neu-erfundenes System oder auch nur Setting vermutlich leicht ausschließen.
Außerdem halte ich es für sehr problematisch, ein Setting zu nehmen, wo Spieler und/oder Spielleiter einen unterschiedlichen oder unterschiedlich viel Background haben (will sagen Hintergrundwissen mitbringen). Sci-Fi-Settings leiden meiner Erfahrung oft darunter, dass teilweise als bekannt vorausgesetzt wird, was z.B. Gerät A macht, aber andererseits das Wissen fehlt. Solche Diskrepanzen bremsen sehr schnell den Spielfluss aus und führen zu unnötigen Streitereien. Bei Shadowrun hab ich das schon zu oft erleben dürfen. Das Setting mag noch so toll sein, aber wenn sich wenige gut auskennen, wo andere nur hinterherlaufen, dann ist das Gruppengefüge gestört. Selbiges gilt natürlich auch für aufwendig ausgearbeitete Settings wie DSA, wo dutzende Götter in der Welt bekannt sind, die Spieler aber nichts davon wissen. Man muss ständig unterbrechen und Situationen outgame klären à la „dein Charakter wüsste jetzt natürlich, dass…“
Meiner Ansicht lässt sich das Problem nur lösen, wenn alle Spieler gleich viel Wissen mitbringen (der Spielleiter darf hier gern die Ausnahme bilden). Klar könnte sich jeder in ein gegebenes Setting einarbeiten, aber das würde unnötige Vorarbeitszeit bedeuten, die sie nicht aufbringen wollen (und auch nicht müssen).
Fantasy-Systeme wie D&D, DSA, Earthdawn, Midgard usw. basieren im wesentlichen auf dem was Tolkien einst erschaffen hat. Heutzutage weiß wirklich jeder was Elben, Zwerge und Orks sind. So wäre schonmal ein Grundstein gelegt auf dem man leicht aufbauen kann. Dank der in Fantasy-Welten anzutreffenden Magie und größeren Pantheons, muss man aber hier meistens wieder eher mehr erklären. Außerdem sind Fantasy-Systeme gern regeltechnisch komplex (D&D ist ja teilweise mehr Tabletop als Rollenspiel), was wieder einen großen Lernaufwand bedeutet.
Mit dem richtigen System und/oder einem engagierten Meister kann man natürlich stärker in Richtung Storytelling gehen, das setzt aber viel Vertrauen in die Spielführung voraus und hat weniger zum Würfeln
Jetzt kommen wir auch endlich zur ersten guten Option:
Florentin kennt DSA sehr gut und fühlt sich sowohl mit dem System als auch dem Setting sehr wohl.
Wie er in DSA Intime immer wieder unter Beweis stellt, hat er sich schon tiefgreifende Gedanken zu allen möglichen Details gemacht. Ihm trau ich das leicht zu, dass er (vielleicht sogar spontan) brauchbare Abenteuer aus dem Ärmel schüttelt. Aber jetzt kommt der Knackpunkt: brauchbare Mitspieler finden wird wohl eher schwer. Ich hab die Befürchtung, dass Florentin mit DSA und gutem Characterspiel auf Granit beißen wird, wenn die Spieler die Sache nicht ernst nehmen und nur herumblödeln. Man hat’s sehr stark bei TEARS gesehen und auch teilweise jetzt noch bei BEARDS. Aus der Rolle fallen und sich nicht in den Charakter einfühlen, nimmt der Geschichte an vielen Stellen die Atmosphäre. An Haukes Stelle wäre ich sicher einige male verzweifeln. Kurz gesagt: ein Profi-DSAler wie Florentin tut sich vielleicht mit nem Haufen Quatschköpfe (nicht wertend gemeint) sehr schwer, weil beide Parteien unterschiedliche Dinge wollen.
Also würd ich eher den leichteren Weg vorschlagen, einfach ein Setting zu nehmen, wo Spieler und Spielleiter fast automatisch denselben Hintergrund mitbringen.
Ein System wie Call of Cthulhu, das im wesentlichen in einer nicht allzu weit entfernten Vergangenheit Platz nimmt oder sogar mit Cthulhu Now komlett in die Gegenwart rutscht, hat den Vorteil, dass sich jeder Mitspieler relativ leicht in die Welt hineinfühlen kann. Man kennt die Sprachen, die Gewohnheiten, man unterhält sich über das Wetter und streitet über die Politik. Quasi alles wie gewohnt, wäre da nicht die mystischen Fälle von… ihr wisst schon So fällt es Spielern und v.a. Neulingen sehr leicht, sich in eine Rolle einzufinden und sich primär um die Story zu kümmern. Außerdem finden sich bei den Beans bestimmt genug Lovecraft-Fans, um dem Wahnsinn eine echte Chance zu geben.
Dasselbe gilt natürlich auch für Post-Apokalyptische Settings wie TEARS. Man spielt nahe genug an unserer Realtiät, dass sich jeder zurecht findet; nur ein paar Parameter werden geändert.
Mein Favorit wäre daher ein System, das noch keiner kennt, aber in das man dank leichter Regeln schnell rein kommt:
OG scheint ideal zu sein.
You are a caveman. You know those cavemen who invented fire, the wheel, and civilization? You’re not that kind of caveman.
Jeder Spieler ist ein Steinzeitmensch und kann nur sehr wenige Dinge. Je nach Klasse ist man gut im Davonlaufen oder kann beeindruckend Grunzen und so seltsame Dinge passieren lassen ^^
Ja, klingt erst mal nach Blödelei. Aber der Fakt, dass jeder Charakter nur eine handvoll Wörter beherrscht, macht die Kommunikation für Anfänger sowohl leicht als auch interessant. Man muss sich nicht viel Gedanken machen, kann nebenher ein bisschen Apfelschorle trinken und spielt trotzdem wie’s sein soll.
Wär ein einfacher und netter Einstieg in P&P, ohne gleich mächtige Geschichten und Kampagnen erwarten zu müssen. Quasi erst mal die Basics von echtem Rollenspiel.
Sorry, dass es so lang geworden ist.
Gruß,
CB