#spitzestifte-Gewinnspiel

Vier Brüder und der Blaukische Bohnenwuchs

„Und? Was siehst du? Sollen wir’s versuchen? Kommt schon, jetzt macht euch doch nicht in die Hose, werft mich einfach und ich mach aus denen Mikadostäbchen!“ Bordo hievte sich enthusiastisch aus dem Sand hoch, seine Augen vor Kampfeslust flackernd. „Komm schon Olaf, wirf mich! Oder wollen wir das Bobo-Rad machen?“

Brontus schüttelte schweigend den Kopf und Olaf drückte seinen Bruder zurück in den heißen Sand, in welchem die vier Brüder lagen und über eine Düne hinweg die Gruppe Menschen beobachtete, welche sich ächzend und wimmernd unter dem erbarmungslosen Schein der Sonne durch die Wüste schleppten. „Bordo, Bordo, wie sagte eins Karl Ender: Wer sich in den Kampf stürzt kopflos, der ist im Kampf bald seinen Kopf los!“

„Ich geben Brontus recht“, sagte Oleg in seinem russischen Akzent, der gerade das Fernglas von seinen Augen nahm und mit dem Ärmel die Gläser des Fernstechers sauberwischte. „Ich sehen darnisch-en-snasch, ne, dnasnisch-en-snasch Trauernde.“ Seine Brüder blickten Oleg verständnislos an, dieser rollte die Augen. „Achtzehn! Da seien achtzehn Trauernde!“

„Ah!“, meinte Olaf, als ihn die Erkenntnis traf. „Und siehst du auch noch Herders? Oder sind die allein?“

Oleg legte das Fernglas erneut an und blickte auf die Trauernden, die etwa dreihundert Meter von der Gruppe entfernt waren. „Hm…ne…ich sehen sonst niemanden…die scheinen allein zu sein! Keiner Reiter, keiner Herders.“

„Dann lass uns die doch fertigmachen!“, krakelte Bordo und richtete sich seinen Eisenhelm, bereit, die Deckung zu verlassen und auf die Trauernden loszustürmen.

„Aber aber, Bordo, gemach!“, erwiderte Brontus. „Das könnte eine Falle sein. Wie einst schon Karl Ender philosophierte: Manche Dinge, die einfach aussehen, entpuppen sich als schwere Aufgabe. Nimm nicht immer den einfachen Weg, denn er könnte verborgene Verborgenheiten verbergen. Ich schlage vor, wir umgehen die Trauernden!“

„Brontus haben wieder recht!“, pflichtete Oleg seinem Bruder bei.

Bordo schnaubte verächtlich unter seinem Eisenhelm. „Ihr Feiglinge! Ich sollte entscheiden, was mir machen, schließlich bin ich der älteste von uns vie-„

„-und der kleinste!“, unterbrach Olaf seinen Bruder.

Zwischen den schmalen Augenschlitzen des Helms blitzten Bordos Augen auf. „Und der kräftigste! Und der mutigste!“

Olaf lachte auf. „Aber nicht der am besten eingeölteste! Da bin ich der Champion drin!“ Um seine Aussage zu unterstreichen, wühlte Olaf aus einer seiner Hosentaschen ein Fläschchen Sonnenöl hervor, mit welchem er sich ausgiebig bestrich.

„Nun hören endlich auf mit diese dauerhafte Streit!“, brummte Oleg seine Brüder mahnend. „Wir gehen jetzt einfach um diese Trauernde herum, dann wir nicht müssen kämpfen! Zeigen mir mal das Buch der Tausend Wege, Brontus!“

Brontus seufzte, robbte sich von dem Rand der Düne weg und griff in seine Tasche. Aus dieser holte er ein Artefakt aus der Alten Welt, welches er mit Inbrunst in den Augen an seinen Bruder weitergab. Oleg setzte sich im Schneidersitz in den warmen Sand und strich mit der Hand den Dreck und Staub, welche sich auf dem Buchdeckel niedergelassen hatten. „Dirke Wetals 207“ standen in langsam verbleichenden Buchstaben auf dem blauen Cover, auf dem die Welt abgebildet war, wie sie einst mal gewesen war.

Vor dem Kollaps der Zivilisationen.

Vor dem Vergessen der Menschlichkeit.

Vor dem Verfall der Moral.

Vor dem täglichen Morden.

Vor dem allgegenwärtigen Hunger.

Vor dem T.E.A.R.S.-Virus.

Eine alte Welt.

Eine tote Welt.

Die Brüder versammelten sich um Oleg, als dieser das Buch aufschlug und durch die angerissenen, vergilbenden Seiten blätterte, bis er schließlich die Karte fand, nach der er gesucht hatte. Alte Zungen hatten E-Central, wie es heute nur noch genannt wurde, altes Festland oder Europa genannt, doch waren diese Namen mittlerweile nur noch ein leises Flüstern. „Wir seien ungefähr…hier!“, sagte Oleg und deutete mit dem Finger auf einen Punkt in der Karte.

Die Brüder nickten und murmelten zustimmend. Brontus, der sein Haustier, den Europäischen Hummer namens Locus, ebenfalls aus der Tasche geholt hatte und diesem gerade zärtlich den Panzer kraulte, fuhr fort. „Im Nord-Westen, in den Toten Wäldern, ist das Gebiet der Tree-Man. Wenn wir einfach nur nach Süden gehen, kommen wir zu den Feudals, im Osten sind die Tribals. Im Süd-Osten erreichen wir zuerst die Kinder des Chaos und dann, irgendwann später, sollten wir zu den Holys kommen. Was meint ihr, welche dieser…“, Brontus machte eine kurze Denkpause, um seine nächsten Worte zu formulieren. „…bemerkenswerten Kulturen sollten zuerst in den Geschmack der unglaublichen Wrestling-Künste der Bobo-Brüder kommen?“

Olaf zuckte mit den Schultern. „Ich wette, bei den Tribals kann ich mir noch mehr Öle besorgen! Mir fehlt schließlich noch ein Gute-Nacht-Öl zum Schlafen, ein Eidechsen-Schuppen-Öl gegen Falten…“ Sein Blick fiel auf den Hummer Locus in Brontus Armen, an dessen Scheren mit Panzerklebeband ein Messer und eine Gabel angebracht worden waren. „…und Locus braucht noch ein Öl, damit er sich keinen Sonnenbrand auf dem Panzer holt!“

„Aber sind die nicht allen Fremden feindlich gesinnt? Heißt es nicht, dass niemand, der je in den Urwald der Tribals gegangen ist, je wiedergekommen ist?“, warf Bordo ein, dessen Stimme unter dem Eisenhelm ein wenig gedämpft klang.

„Papperlapapp!“, winkte Brontus ab. „Das sind doch alles nur Vorurteile und Hörensagen! Wie Karl Ender schon sagte: Wer die Augen schließt und sich nur von Vorurteilen leiten lässt, der läuft blind durch die Welt. Öffne die Augen, dann sieht du die Welt auch.“

„Dann wir gehen zu den Tribals? Und hoffen, dass wir nicht direkt gemacht werden tot?“, fragte Oleg unsicher.

„So ist es! Auf in den Dschungel der Tribals, die werden staunen, was die Bobo-Brüder ihnen zu zeigen haben!“

So zogen die vier Wrestling-Brüder weiter, ließen die Gruppe Trauernde links liegen und gingen, immer brav dem Buch der Tausend Wege folgend, tiefer und tiefer in die Wüste. In dem tagelangen Marsch erblickten sie abgesehen von einzelnen Trauernden nur Sand, Sand und nochmals Sand.

„Ich mag Sand nicht!“, meinte Olaf schließlich. „Er ist kratzig und rau und unangenehm! Er ist einfach überall! Gehen wir überhaupt in die richtige Richtung?“

„Na aber sicher!“, echauffierte sich Brontus. „Wie Karl Ender schon sagte: Folgt eurem Willen, dann werden ihr euer Ziel schon erreichen. Wir müssen einfach nur der Sonne folgen, die wird uns sicherlich aus der Wüste bringen!“

Oleg schüttelte nur den Kopf. „Aber die Sonne sich doch immer drehen! Wir dann doch nur laufen im Kreis!“

„Genau!“, empfand Bordo. „Woher wissen wir denn, dass wir in die richtige Richtung gehen? So ganz ohne Kompass!“

Olaf verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte beleidigt. „Moment mal, es ist nicht nur meine Schuld, dass wir den Kompass verloren haben! Schließlich hat Oleg mir den Kompass ja damals zugeworfen, was kann ich dafür, dass er mir durch die geölten Hände flutscht und in den Fluss fällt?“

„Welcher Idiot haben denn den ganzen Tag seine Hände ölen? Da werfen man einmal und flupsch, Kompass weg!“, brummte Oleg.

Brontus konnte bei dem mangelnden Glauben seiner Brüder nur den Kopf schütteln. „Ihr werdet es schon noch sehen.“ Plötzlich schrie er wie von einer Tarantel gestochen auf und hüpfte wild gestikulierend umher. „Seht! Seht! Ich habe es geschafft!“, rief er und deutete in den Sand. Seine Brüder sahen sich verwirrt an, doch als sie näher traten erkannten sie, weswegen Brontus gerade am Ausflippen war. Eine kleine Blume spross zwischen dem Sand und rotem Wüstengestein den Bobos entgegen, ihr Blütenkleid dunkelblau-weiß gefärbt, ein einzelnes Blatt an ihrem Blumenstängel hängend.

„In der Wüste wachsen für gewöhnlich keine Pflanzen!“, begann Brontus zu referieren. „Und dank meiner herausragenden Fähigkeiten in den Naturwissenschaften, mein vorheriger Beruf als Meeresbiologe sei Dank, kann ich genau sagen, dass diese Pflanze hier der Blaukische Bohnenwuchs ist! Diese Pflanze braucht sehr viel Wasser und ist für gewöhnlich nur in Wäldern zu finden, was also bedeutet, dass wir in der Nähe eines Waldes sein müssen! Und wer lebt in einem Wald?“

„Die Tribals!“, jubelten die Gebrüder Bobo.

„Außerdem“, fuhr Brontus fort. „zeigt das einzelne Blatt des Blaukischen Bohnenwuchs genau in die Richtung, in welche die Wurzeln der Pflanze verlaufen! Die Wurzeln haben ihren Ursprung natürlich im Wald, also müssen wir sehr nah sein! Über die nächste Düne und ich verspreche euch, dann werden wir bei den Tribals sein!“

„Hurra! Die Bobos kommen!“, riefen die Wrestling-Brüder euphorisch. Bordo riss die Blume kurzerhand aus dem Boden, dann stürmten sie schnellen Schrittes und laut jubelnd die Düne herauf. Als sie jedoch die Düne heraufgestürmt waren und über die andere Seite blickten, blieben die vier Wrestler wie versteinert stehen. Anstatt eines Waldes blickten sie in ein kleines Lager, in welchem einige Fahrzeuge und Zelte um ein kleines Lagerfeuer gestellt waren. Etwa vierzig Augenpaare blickten die Bobos verwundert an, stumm blickten die Bobos, ihren Schrei noch auf den Lippen, die Menschen an, welche sich um das Lagerfeuer versammelt hatten. Fast alle waren mit Knüppel und Eisenstangen bewaffnet, der Blick der Versammelten wurde mehr und mehr feindselig. Langsam richteten sich die Gestalten auf und gingen langsamen Schrittes auf die Wrestling-Brüder zu.

Bordo schluckte schwer. „Ähm…Brontus…bist du dir ganz sicher, dass diese Personen zu den Tribals gehören?“

„Ähm“, Brontus biss sich verlegen auf die Unterlippe. „Nein, ich glaube nicht!“

„Seien es möglich, dass die Blume hier gar nicht die Blaukische Bohnenwuchs seien?“, fragte Oleg.

Brontus verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. Es könnte, rein theoretisch, auch die Mother-Blume sein, eine Wüstenblume…also rein theoretisch…“

Plötzlich trat Olaf einen Schritt auf die sich langsam Annähernden zu, sodass diese mitten in ihrer Bewegung stehenblieben. „Seid gewarnt, ihr Stinker! Vor euch stehen die echten, die einzig wahren Bobo-Brüder! Unser Wrestlingkönnen ist in ganz E-Central bekannt! Wenn ihr gegen uns kämpfen wollt, werdet ihr es bereuen!“

„Stinker? Wir?“, tönte es aus der Gruppe, ein verrücktes Lachen folgend, in welches alle Fremden miteinfielen. „Riechen wir etwa so schlecht?“, meinte ein anderer. Die Gruppe hatte die Brüder nun fast komplett eingekreist.

„Naja“, meinte Oleg. „Gut riechen tuen ihr nicht…“

„Stinker sind wir deswegen noch lange nicht!“, klang es beleidigt aus der Gruppe der Angreifer. „Das hier ist ein Vorposten der Kinder des Chaos und ihr“, die Bobos waren nun komplett eingekreist. „habt unbefugt unser Gebiet betreten!“ „Das ist verboten!“ „Lassen wir Mother darüber richten! Ab zu Mother mit ihnen!“

„Aber aber!“, Brontus hob beschwichtigend die Hände. „Es war gar nicht unsere Absicht, in euer Territorium einzudringen, wir sind doch keine Schurken! Karl Ender hat schon gesagt: Wer durch ein fremdes Gebiert wandert, der-“

Weiter kam Brontus nicht, da sich die Kinder des Chaos auf die Bobo-Brüder stürzten…

Die brüllende Menge heizte den ohnehin stickigen Kellerraum unterhalb des Betonbunkers noch weiter auf und brachte die Luft zum Kochen. Gerade einmal vierzig Leute konnten dicht an dicht um den grell ausgeleuchteten Ring stehen, doch die Stimmung war gewaltig. Wie immer, wenn die Bobo Brüder zum Kampf ausriefen, standen die Menschen schlange, um die muskelbepackten Wrestler zu sehen und sie anzufeuern.
Es war ein lebendiges Spektakel, voller Aufregung, Geschrei und Schmerzen, in einer leblosen und ausgestorbenen Welt. 40 Jahre nachdem T.E.A.R.S ausgebrochen war, hatte man sich arrangiert. Neue Strukturen und Gemeinschaften hatten sich herausgebildet. Geblieben war der Wunsch nach Ablenkung und Unterhaltung.

„Das war’s für dich, Flutschfinger!“ brüllte Bordo und stürzte sich mit enormer Geschwindigkeit auf seinen Bruder, der lachend und glitschend auswich. Das Kampfpaar hätte unterschiedlicher nicht sein können. Bordo war nur 1,35 Meter groß und schien nur aus Muskeln zu bestehen. Als Ältester der vier Brüder besaß er mehr Kampferfahrung und konnte seine geringe Körpergröße wieder wettmachen. Olaf – oder Ölaf wie man ihn im Ring rief – war beinahe einen guten Meter größer und großer Liebhaber von Ölen aller Art. Seine nudelartige Gestalt wirkte unscheinbar, sein Öl sein Geheimnis. Wie ein Aal befreite er sich aus Bordos straffem Griff.

„Leute, Karl Ender sagt, man kämpft nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Fäuste unsichtbar.“ Sinnierte Brontus und fiel in einen Zen-artigen Zustand zurück.
„Um Gottes Willen…“ stöhnte Oleg in tiefstem russischem Akzent auf und entfernte sich genervt vom Ring. Etwas von Olafs Öl spritze ihm ins Gesicht als die halbnackten Kämpfer im Ring aufeinanderprallten. Brontus, der riesige Hüne von über zwei Metern, war eine in sich ruhende Geheimwaffe. Beinahe asketisch lebte und predigte er die Lehren des Karl Ender – zum Leidwesen aller um ihn herum. Oleg war der Aussteiger. Ein schlauer Kopf, zu schlau für den primitiven Ring und das Leben eines Wrestlers. Seine Brüder wussten nicht genau was, oder wann es war, aber bei einem der waghalsigen Moves hatte er seinen Geist bis nach Russland katapultiert und war nicht von dem Gedanken abzubringen, ein echter Sowjet zu sein.

„Das sind die Typen“ murmelte der dürre Mann seinem Begleiter zu. „Sie sind perfekt für unseren Auftrag, ich hab es dir gesagt.“ Der Begleiter, ein älterer Mann mit Halbglatze und runden Augen, nickte zustimmend.
„Ganz deiner Meinung, Dieter.“ Seine Stimme war schrill und durchdringend – er trug nicht umsonst den Namen Speaker. „Mother wird uns königlich belohnen, wenn sie diese Prachtexemplare sieht.“
„Wir müssen diese Fleischberge nur noch in den Wagen schaffen – aber wie?“
„Keine Sorge, ich bin vorbereitet gekommen.“ Speaker griff in seine Jackentasche und zog vier kleine Pfeile heraus. „Die Tribals können sehr kooperativ sein, wenn man das richtige Kraut hat.“ Die beiden Fremden nickten sich zu, verschränkten die Arme und beobachteten das Spektakel. Es war nur eine Frage der Zeit.

Die Kämpfe erstreckten sich bis in die Nacht, doch der Bunker hatte sich geleert und die Bobo Brüder hatten die letzte Lampe gelöscht. Sie waren erschöpft aber euphorisch.
„Ein guter Kampf, Bordo“ begann Olaf anerkennend, „aber gegen meinen glitschigen Körper hattest du keine Chance. Das ist ein Spezial-Öl, eine Mischung aus-“
„Ruhe Kleiner! Beim nächsten Mal bekomme ich dich zu packen und stutz dich auf meine Größe zurecht!“ Bordo hatte einige Blessuren davon getragen, ließ sich von seinem aufmüpfigen kleinen Bruder aber nicht aufs Korn nehmen.
„Karl Ender sagt-“
„Niemand will wissen, was Karl Ender sagt!“ unterbrachen die anderen Drei Brontus, bevor sie sich wieder eine der Pseudo-Weisheiten anhören konnten.
„Ich glaube-“
„Jeder weiß woran du glaubst!“ motzte Oleg. Er hatte Kopfschmerzen und irgendwie das dringende Verlangen nach Vodka. Keine Zeit für das Gelaber seines verklärten Bruders.
„Aber da ist-“
Entnervt drehte sich Oleg wieder um und wollte den Riesen zusammenstauchen, als der den Pfeil in seinem Hals bemerkte. Er griff sich an die schmerzende Stelle und als sich der sternenklare Himmel über ihm zu drehen begann und er sah, dass seine Brüder zu Boden gingen, wusste er, dass sie in Schwierigkeiten steckten.

„Karl Ender sagt, lieber die Taube auf dem Dach, als zwei Männer die dich von hinten erschießen wollen.“

"Liebe Familie Bobo,
Ihr kennen mich wahrscheinlich nicht aber wir sind entfernte ahnlich.
Mit meinen letzten Atem erben Sie meins Ersparnisse in Hohe von 420 Bierdeckel.
Fur antreten Ihr Erbe Sie kontaktieren bitte meine Notar in 0815 Grift Street, Neu Chaos.

Beste gruße
Daniel Jochen Bobo"

Nach dem Lesen dieses Briefes ließ ein gewisser Bobo-Bruder, schon ganz freudig erregt, die folgenden Worte verlauten:
“Seht euch das an! Wir kriegen ein Erbe aus Mütterchen Russland!”
Und noch am gleichen Tag machten sich die vier Brüder auf den Weg nach Neu Chaos. An der hinterlassenen Adresse angekommen, klopften sie an die Tür und wurden von einem Paar Augen begrüßt, das sie durch einen Schlitz in der Tür skeptisch ansah:
“Ja?”, fragten die Augen mit V-förmig zusammenlaufenden Brauen in vorsichtigem, aber garstigem Tonfall, “Wer sind Sie, was wollen Sie?”
“Karl Ender sagt: Sorge dich nicht, erbe!”, grüßte die massive Gestalt von Brontus.
Mit einem “Ah.” verschwanden die Augen hinter der Luke und die Tür öffnete sich vor einem langen, dunklen Gang.
“Ich sehe Sie mögen Tiere”, deutete der Mann hinter der Tür auf Olafs Hummer. Irgendetwas stimmte nicht so ganz mit ihm. Aber die Bobos konnten nicht festmachen, woran es genau lag. War es die komplette Verhüllung durch eine lange Robe mit tiefer Kapuze und viel zu langen Ärmeln? Die Stimme, die deutlich heller war als vorher? Die wackelige Statur?
Bevor sie länger überlegen konnten, redete der Mann weiter:
“Sie gehen durch erste Tür links, dort gibt Tierfutter.”
Wie auf Schlittschuhen glitt Olaf etwas nach vorne und durch die Tür.
“Er brauchen sicher noch kurz, Sie gehen schon mal vor bis hinten rechts in Büro. Außer Sie wollen Buch aus Bücherei für Wartezeit.”
“Führen Sie denn auch Karl Ender?”, erkundigte sich Brontus.
“Hä? Äh. Ja, ja, alles, alles.”
“Gibt’s hier auch Comics?”, meldete sich eine Stimme von unten.
“Comics? Zweite Tür rechts.”
Und auch Bordo verschwand in einem Zimmer.
“JETZT!”, rief eine Kinderstimme, und mit drei dumpfen POCKs und einem lauten GONG wurde den Brüdern schwarz vor Augen…

Lange Zeit waren sie wohl behütet aufgewachsen und kannten das Leben außerhalb ihres Wrestlingrings nicht.

Doch eines Tages rief ihr Vater, “Bobos! Es ist soweit!”

Er erklärte ihnen, daß es Zeit wurde sich zu beweisen und hinaus zu gehen um die Herrlichkeit der Bobos zu verkünden.

Leider hatte der alte Herr nicht bedacht, daß die Welt im Wandel war und das seine Sprößlinge zwar stark waren, aber ihnen die geistige Flexibilität fehlte um in dieser zu bestehen.

Olafs Ölflasche pfiff mal wieder aus den letzten Loch, Bordo war mit Rumpfbeugen beschäftigt, Oleg ging wie immer seinen Brüdern aus den Weg und Brontos sinnierte über Karl Ender.
Brontos merkte an,“Karl Ender sagt: Wer die Natur findet, hat Sie gesucht”
“1023…1024…1025…Karl Ender kann mich mal” ergänzte Bordo.
“Öl…wir brauchen Öl!”, aus dem Off meldetet sich Olaf, und wirkte sichtlich besorgt.
Oleg beobachtete das Szenario offenbar unbeeindruckt, es schien als hätte er längst mit allem abgeschlossen.

Plötzlich…passierte nichts!

Ein Moment später brach die Hölle los, unbeschreibliches geschah. Es wurde dunkel. Schemenhafte Gestalten huschten um unsere Helden herum, und es endete…

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Naja schreib einfach einen Beitrag wie den, in dem du die Frage gestellt hast :slight_smile:

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Wie die Bobos zu den Kindern des Chaos kamen

Keinem der vier Brüder fiel es leicht ihren Vater zu Grabe zu tragen. Am meisten traf es allerdings Brontus. Sie brachten den improvisieren Sarg in das improvisierte Grab und füllten das Loch wieder mit Erde auf. Selbst Bordo setze sich ruhig zu den anderen, statt wie sonst unruhig durch die Gegend zu hüpfen. „Karl Ender sagt immer: ‚Erinnerungen können nicht sterben.‘“, kam es von Brontus. Olaf nickte zustimmen. Dann herrschte erstmal Stille bis Oleg das Wort ergriff: „Wisst ihr noch, wie Papa uns von der Welt früher erzählt hat? Bevor das alles passiert ist… Was haltet ihr davon, wenn wir uns auf den Weg machen um die Welt zu erkunden. Wir haben doch bis jetzt noch nichts gesehen. Wir sind jetzt frei.“ Ohne große Vorbreitung machten sie sich am nächsten Tag auf den Weg. Sie packten ein, was sie tragen konnten und begannen ihre Reise. Während sie liefen erzählten sie sich Geschichten von ihrem Vater. Je weiter sie in die freien Ebenen kamen, desto karger wurde alles.

Als sie schon eine Weile unterwegs waren sahen sie in der Ferne eine Art Stadt. Zumindest leuchteten dort Lichter in der Dämmerung. Sie beschlossen dort ihr Lager aufzuschlagen und am nächsten Tag weiter zu laufen.

In der Nacht wurden sie von seltsamen Geräuschen geweckt. Bordo sprang sofort auf: „Das sind Trauernde! HAMSTERRAD UMS LAGER!“ Alle gingen in die Formation und machten alles bodengleich, was sich in der Nähe ihres Lagers herumtrieb. Doch plötzlich verlor Bordo die Kontrolle. Er rutschte auf Olaf , der sich schon wieder viel zu viel eingeölt hatte, aus und flog aus dem Rad. Er schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und war sofort bewusstlos. Das Rad rollte unkontrolliert weiter bis es im nächsten Bach zum stehen kam. Olaf und Brontus blieben im Wasser liegen, Oleg schleppte sich noch ans Ufer, bevor er bewusstlos wurde.

Am nächsten Tag wurden sie von einer Truppe der Kinder des Chaos gefunden. Als sie das Schlachtfeld sahen, waren sie beeindruckt. Die Trauernden waren kaum noch zu erkennen. Als sie die vier Brüder fanden, packten sie sie ein und brachten sie ins Lager. Wenn sie die Trauernden so zugerichtet hatten, war es besser sie auszulöschen oder für sich arbeiten zu lassen. Als Gegner wollten sie sie jedenfalls nicht. Zurück im Lager sperrten sie die Vier erstmal in Käfige, um zu warten, bis sie wach wurden. Dann konnte Mother entscheiden was mit ihnen passiert.

Die Sonne sendete gnadenlos ihre sengenden Strahlen auf die Häupter und den Helm der vier Bobo-Brüder, während diese durch das sandige Gebiet der Kinder des Chaos wanderten. Nicht eine Wolke war in Sicht, genauso wenig wie Wasser oder ein Ende dieser mit dürrem Gras benetzten Landschaft. Vor allem Bordo, dessen zum Kochen gedachte Kopfbedeckung die Hitze speicherte wie der Sand zu seinen Füßen, dürstete es nach kühlem Nass. Als er dann auch noch hörte, wie sein Bruder Olaf eine Flasche öffnete, ging es mit dem kleinen Mann durch.
„Waswaswaswaswas! Wasser? Gib es mir!“, schrie der Älteste und sprang aufgebracht an dem Größten empor.
Mit seinen kurzen muskulösen Armen schnappte er sich den kleinen Flüssigkeitsbehälter und kippte den Inhalt blind in seinen Rachen. Seine Augäpfel wuchsen, als er merkte, dass es sich dabei um das geliebte Fischöl des langen Mannes handelte. Angewidert spuckte er es aus und schrie dabei.
„Mein Öl!“, trug auch Olaf zum Lautsein hinzu. „Was hast du nur getan? Jetzt hab ich doch nur noch zwei Liter dabei!“
Am Boden kniend schaufelte er seine bambusartigen Arme in den öligen Sand und schmierte seinen Körper damit ein.
„Weißt du, Bordo“, mischte Brontus sich nun ein, „was du getan hast war nicht nett, auch wenn du in deinem Rausch nach Wasser für einen kurzen Moment etwas anderes gedacht hast. Karl Ender sagt dazu: ‚Wisse, wer Wasser zu sehr begehrt, wird nur Öl finden.‘“
Bordo ignorierte seinen fanatischen Bruder und fuhr Olaf wütend an: „Wieso hast du nicht ein bisschen Öl gegen Wasser ausgetauscht, nachdem wir vor vier Tagen unseren Autounfall in der Herde Trauernder hatten?“
Gar fassungslos starrte Olaf in Bordos eingerahmte, blutunterlaufene Augen. „Ich dachte du liebst mich“, stotterte er. „Wie kannst du dann nur sowas schlimmes sagen?“
„He, Jungs“, wollte schließlich Oleg die beiden unterbrechen, konnte aber nicht durchdringen.
„Entschuldige“, bereute Bordo seine Aussage leise, bevor er wieder schrie, „aber ich kann nich mehr klar denken, arg!“ Und damit hämmerte er wie wild auf seinem Wok herum, während er Rumpelstilzchen gleich durch die Gegend sprang.
„Jungs!“, versuchte Oleg sein Glück ein wenig lauter erneut, „jetzt chört mir doch mal zu!“ Endlich hatte er ihrer aller Aufmerksamkeit. „Da chinter der Düne, chört ihr das auch? Klingt wie Motoren.“
„Vielleicht sind das freundliche Reisende, die uns ein Stückchen mitnehmen können“, erhoffte Brontus sich laut denkend und faltete vor Freude seine Pranken.
„Schön wär‘s“, zerstörte Oleg die Illusion. „Du weißt doch, dass wir im Gebiet der Kinder des Chaos sind, es ist viel wahrscheinlicher, dass die gleich chinter uns cher sind. Seid also leise!“
Brontus hörte auf seinen Bruder mit den vermeintlich russischen Wurzeln, ließ sich aber nicht von seinem Leichtsinn abbringen. Er drehte sich in Olegs Richtung und flüsterte: „Karl Ender sagt: ‚Auch ein Herz aus Stein kann warm sein wie die Sonne, wenn man …‘“
„Passt auf!“, schrie Oleg mit einem Mal laut auf und hechtete gekonnt zur Seite.
Auch Olaf und der sowieso schon die ganze Zeit hüpfende Bordo taten einen Satz oder auch mehrere weg von ihrem Standort und gaben warnende Laute von sich.
Brontus, der hochkonzentriert und andächtig in den Lehren seines Meisters vertieft war, reagierte zu spät auf die warnenden Rufe. Als er seinen hünenhaften Körper wendete und den Kopf drehte, um hinter sich schauen zu können, sah er für den Bruchteil einer Sekunde das Hinterrad eines mit buntem Graffiti besprühten Motorrads direkt vor seinem Gesicht. Dieses Bild wurde akustisch durch ein lautes Jubeln und dem Röhren von Motoren mit viel zu hoher Drehzahl begleitet. Anschließend wurde Brontus schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.
Die Bobo-Brüder staunten nicht schlecht, als der augenscheinliche Anführer einer Bikergang mit mindestens einem Dutzend Mitgliedern von hinter der Düne angeflogen kam und ihrem Bruder, der sonst so unglaublich viel einstecken konnte, das Hinterrad mit gewaltig viel Schwung mitten ins Gesicht rammte und trotzdem sicher landete. Brontus hatte keine Chance gehabt.
„Wen haben wir denn da?“, fragte der Anführer selbstbewusst und spuckte aus. Sein hämisches Lächeln offenbarte immer abwechselnd tiefschwarze und vergoldete Zähne. Die dunklen Haare baumelten als hüftlanger Pferdeschwanz von seinem Kopf, am Ende hatte er sich eine faustgroße metallene Kugel eingefädelt.
„Und ich sagte noch, wir sollen außen rum gehen“, flüsterte Oleg zu sich selbst.
„Wir sind die Bobo-Brüder“, ergriff danach Olaf das Wort und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Auch die anderen beiden standen wieder, allerdings waren sie bereits umzingelt. „Es wäre nett, würdet ihr nicht einfach wildfremden Leuten eure Motorräder ins Gesicht schlagen. Ein wahrer Mann macht das nämlich nur mit seiner Faust.“
„Du willst uns belehren, was wahre Männlichkeit ist, du Lulatsch?“, fragte der Anführer ungläubig und fing an, lauthals zu lachen. Sein Gefolge stimmte mit ein. „Wir sind Kinder des Chaos! Jede unserer Frauen und jedes unserer Kleinsten ist männlicher als ihr alle zusammen! Und vor allem ich, Argus, Mothers bester Wächter, könnte euch Freaks mit meinem kleinen Finger zerquetschen.“
„Das glaubst auch nur du!“, empörte sich Bordo und haute zweimal energisch auf seinen Helm. „Komm doch!“
Argus verzog das Gesicht und meinte: „Zwei Provokationen hintereinander, unerlaubtes Eindringen in unser Gebiet und ein Kratzer in meinem Lack von der Fettbirne dahinten sind mir Grund genug, euch umzubringen, aber …“ Er musterte jeden von ihnen eindringlich. „Ihr seht, auch wenn ich es noch nicht recht glauben will, fähig aus. Stark zumindest. Vielleicht hat Mother ja Verwendung für euch.“ An sein Gefolge gerichtet rief er: „Nehmt sie gefangen!“
Trotz der schieren Überzahl und der Tatsache, dass einer von ihnen bereits außer Gefecht war, ließen sich die Bobo-Brüder nicht einschüchtern. Ihre liebsten und stärksten Combos wie beispielsweise die Wäscheschleuder oder das Hamsterrad waren zwar nicht mehr möglich, allerdings hatten sie immer noch ein paar Tricks auf Lager.
Ein kurzer Blick zwischen Olaf und Bordo machte beiden klar, worauf sie jeweils hinauswollten. Letzterer sprang in die glitschigen Arme von ersterem und machte sich bereit, während die Kids, wie sie von anderen gerne genannt werden, ihre Reifen durchdrehen ließen, sodass die Sandkörner unter ihnen wie verrückt aufstieben. Olaf schoss seinen älteren Bruder mithilfe der Quetsch-Kanone direkt auf Argus zu, denn wenn er es schaffen würde, den Anführer auszuschalten, wäre die Moral und Koordination des Gefolges geschwächt. Noch während der Kleinste flog, half Olaf seinem anderen Bruder auf seine Schultern, um das Doomsday-Device mit ihm durchführen zu können.
Bordo hatte derweil nur Augen für sein Ziel. Mit schäumendem Mund und den Armen nach vorne gerichtet hielt er auf Argus grinsenden Kopf zu, um ihm selbigen zu zerquetschen, immerhin bedrohte er seine Brüder und hatte einem von ihnen sogar schon sehr wehgetan. Die Pistole, die Argus blitzartig zog und auf Bordo abfeuerte, bewirkte dank seines Kopfschutzes rein gar nichts, es kitzelte nur. Leider hatte Olaf den Flugweg falsch eingeschätzt, sodass der Kleine mit Wucht gegen das Motorrad von Argus krachte und nicht gegen dessen Besitzer. Nichtsdestotrotz stürzte der Anführer zu Boden und Bordo krallte sich in seinen Beinen fest wie ein tollwütiger Klammeraffe.
Olaf und Oleg leisteten in der Zwischenzeit ebenfalls ganze Arbeit. Der Lange trat einen Biker mit Leichtigkeit von seinem Fahrzeug und Oleg nutzte den geringen Verlust des Gleichgewichts, um sich mit dem Kopf voran auf ein weiteres Kind zu stürzen, welches mit seinen Armen zu Boden gedrängt und sofort ohnmächtig wurde. Das Momentum nutzend, rollte Oleg sich ab und trat mit beiden Beinen noch ein weiteres Kind von seiner Maschine. Er fühlte sich, als hätte ihm das Universum einen Erfolg von kritischem Ausmaß gewährt. Leider fand der Rausch für jeden von ihnen bereits hier sein Ende.
Multiple Klickgeräusche, die selbst einem Laien mitteilten, dass es sich dabei um Schusswaffen handeln musste, appellierten an den gesunden Menschenverstand der Brüder, zumindest an zwei. Bordo konnte von Argus, der selbst ein Kraftpaket sondergleichen war, kaum davon abgehalten werden, sich an ihm hochzuarbeiten. Erst, als mehrere Kids den Zwerg von ihm wegzerrten und ihre Knarren an seine Nase drückten, konnte er sich weit genug beruhigen, um sich zu ergeben.
Argus stand leise fluchend auf und sah sich mit todernstem Blick um. „Mother wird sicherlich etwas einfallen, wie sie euch Irre gebrauchen kann“, sagte er mehr zu sich selbst als zu anderen. Anschließend fügte er als Befehl hinzu: „Fesselt sie und zwar mehrfach! Und dann nehmt sie mit. Wir haben noch ein paar hübsche Zimmer für unsere ehrenwerten Gäste.“

Rückblende. Fünf Tage zuvor. Vielleicht ein Dienstag. Das große Buch von Karl Ender sagt zum letzten Dienstag: “Gorillas kommen vor, haben aber selten drei Köpfe.”

Ein alter Camper rollt durch die Einöde. Aus dem Auspuff steigt dichter Qualm auf und gibt im Takt der regelmäßigen Fehlzündungen Rauchzeichen. Olaf sitzt hinter den Fahrersitz gequetscht und starrt gelangweilt auf die rudimentäre Straße, die vor der Windschutzscheibe vorbeizieht. Auf dem Beifahrersitz steht ein großes Goldfischglas, dass Helmut, der Hummer, quasi komplett ausfüllt. Es ist pflichtbewusst mit dem Gurt angeschnallt. Helmut glotzt abwechselnd auf Olaf, auf die Straße, und auf die Flasche Fischöl im Getränkehalter.

Hinten im Wohnbereich sitzt Brontus auf einer Bank und malt konzentriert kleine Flächen bunt aus. Die Seite, auf die er malt, zeigt ein verschlungenes, rundes Muster, und auf dem Umschlag des Blocks steht “Ein Mandala für jeden Tag”. Brontus ist sich sicher, dass dahinter sein Sensei Ender steckt. Der Name steht nicht darauf, aber der charakteristische, spirituelle Stil ist für den Kenner unverwechselbar.

Ganz hinten im Wohnwagen ist eine Werkbank an die Wand genietet. Oleg sitzt auf einem Hocker davor und trägt eine absurd große Schutzbrille. Er sitzt mit dem Rücken zum Wohnbereich, weil er nicht mit seinen Brüdern reden will. Und er trägt die Schutzbrille, weil vor ihm eine mehrere hundert Grad heiße Flamme unter einem provisorischen Abzug vor sich hin feuert. Er hält zwei Glasstangen in die Flamme, eine grün, eine rot, deren geschmolzene Spitzen er mit geübten Handbewegungen umeinanderschlingt. In einem gepolsterten Schraubstock daneben klemmt ein Konstrukt aus vielen kleinen Kugeln, die den Körper einer Raupe bilden. Eine grün-rote Antenne steht in einem wilden Winkel vom leicht größeren Kopf ab, die zweite fehlt noch.

Inmitten der monotonen Fahrt macht der ganze Wagen einen plötzlichen Ruck. Die Spitze von Brontus’ Stift bricht mit einem lauten Knacken ab und bohrt sich durch die nächsten vierzehn Seiten seines Mandalablocks. Der Hummer und das Wasser, in dem er schwimmt, machen einen kurzen Satz nach oben, und ein beträchtlicher Teil von letzterem verteilt sich über den Beifahrersitz. Oleg zuckt zusammen und reißt reflexartig die beiden Glasstangen nach oben und bewahrt sie so in letzter Sekunde vor einem Zusammenstoß mit dem Brenner. Er starrt perplex auf die kleine Glasantenne, dann dreht er sich erleichtert zum Schraubstock um. Darin sind nur noch tausend kleine Splitter, und eine Zange steckt mit der Spitze voran in der Tischplatte. Mit vollem Elan fängt Oleg an, auf russisch zu fluchen.

“Entschuldigung, entschuldigung, da hab ich nur einen Trauernden übersehen”, ruft Olaf über die Schulter nach hinten. Ein kurzer Arm taucht neben seiner Hüfte auf und boxt ihn, mit einer gewissen Anstrengung, in die Rippen. Unter dem dunklen Metall eines alten Woks funkeln zwei ebenfalls dunkle Augen ihn an.
“Du Vollidiot, ich wäre fast aus dem Fenster geflogen.”
Bordo wirft einen misstrauischen Blick auf den Hummer im Glas, dann quetscht er sich dazu auf den Sitz. Er stellt den Pappteller in seiner anderen Hand auf das Armaturenbrett, holt Messer und Gabel aus dem Handschuhfach und fängt an, einen deutlich mitgenommenen Burrito zu verspeisen.

Brontus steht unter dem immer noch andauernden Fluchen Olegs auf und beugt sich nach vorne zwischen die beiden. Sein Blick fällt auf die Tankanzeige, deren Nadel sich mit stoischer Finalität dem “E” nähert. Die letzte Siedlung und die damit verbundenen Spritreserven liegen viele Stunden Fahrt hinter ihnen, auch der Tankbehälter auf dem Dach ist längst leer.
“Meine Brüder, ich weiß genau wie ihr, dass der Weg das Ziel ist, aber sollten wir nicht schon längst in Schrottstadt angekommen sein?”
Bordo nickt zustimmend. Olaf aber tut den unterschwelligen Vorwurf mit einer Öl spritzenden Geste ab.
“Ach was, das ist bloß euer Zeitgefühl. Der Händler hat uns gesagt: ‘Zwei Tage in diese Richtung, immer geradeaus, kann man nicht verfehlen’, und das ist gerade mal…”
“…drei Tage her”, fällt ihm Bordo ins Wort. “Und du hast einen Schlenker gemacht, um diesen Wald zu umfahren. Und es war Nacht. Und deine Orientierung ist vielleicht nicht ganz so gut, wie du gemeint hast.”
“Papperlapapp. Schaut mal, da vorne seh ich doch was, das ist bestimmt der erste Außenposten.”
In der Tat wird am Horizonz ein kleiner, brauner Fleck langsam größer, der vage die Form eines Hochsitzes haben könnte. Einige Bikes stehen dahinter, in bunten und geschmacklosen Farben angesprüht.

Als der Camper sich nähert, blicken mehrere Gestalten verdutzt in seine Richtung, und fangen an, sich hektisch zu unterhalten. Schließlich springt eine davon die Leiter herunter und stellt sich mit verschränkten Armen auf den Weg. Olaf bremst ab und hält ein paar Meter vor ihm an. Bordo kneift die Augen zusammen.
“Das ist doch nie im Leben jemand aus Schrottstadt.”
“Dem muss ich zustimmen. Denn es heißt ‘Der Wolf mag sich im Schafspelz verstecken, aber Schafe tragen nie ein Wolfsfell.’”
Olaf ignoriert die beiden und greift nach der Tür. Nach einigen glitschigen Anläufen schafft er es, sie zu öffnen, und springt aus dem Wagen. Mit großen Schritten und breitem Lächeln nähert er sich dem bunt gekleideten Wachposten.
“Heda, guter Mann, sind wir auf dem richtigen Weg in die Stadt? Natürlich, lächerliche Frage, geht ja nur geradeaus, aber meine Brüder meinten…”
Sein Gegenüber fällt ihm ins Wort. “Habt ihr Mothers Erlaubnis, hier lang zu fahren?”
Inwzischen nähern sich mehrere andere Bikes von vorne, und die übrigen Gestalten aus dem Hochsitz verteilen sich langsam um den Wohnwagen.
“Mother? Aber ich kenne ihre Mutter doch gar nicht, ich bin mir sicher, das ist eine ganz bezaubernde Frau, aber dazu müssten wir ja zuerst in die Stadt hinein.”
Das Gesicht des Mannes wird kurz ausdruckslos. Dann zuckt er mit den Schultern, wirft seinen Kumpanen ein kurzes Grinsen zu und ruft:
“He, hinter dir, ist das ein dreiköpfiger Gorilla?”
Olaf dreht sich neugierig um. Ein Revolver hämmert ihm auf den Hinterkopf, und er kollabiert in den Staub der Straße.
Die anderen Wachen haben ihre Waffen gezogen und sie auf den Wohnwagen gerichtet. Oleg hat die Situation noch nicht mitbekommen und streckt den Kopf aus der Heckscheibe. Ein Warnschuss pfeift an seiner Nase vorbei und zertrümmert eine kunstvolle Weihnachtsbaumkugel im Regal neben ihm. Er duckt sich und reißt die Hände nach oben.
Inzwischen ist das Fahrzeug von allen Seiten umstellt, die Verstärkung ist angekommen und zieht den Ring enger.
“Alle aus dem Wagen! Sonst muss der Idiot dran glauben!”
Die drei Brüder tuscheln kurz, dann kommen sie mit erhobenen Händen heraus, Bordo, Brontus, dann Oleg. Sofort legt man sie in Ketten. Dann werden sie hinten über die Bikes geworfen, und die Fahrt geht los. Nach kurzer Zeit kann man ein großes Lager erkennen. Überall stehen bunte Zelte, Hütten und Verschläge, bunt gekleidete, wahnsinnig lachende Gestalten springen um diverse Lagerfeuer herum, und die Brüder werden zu einer Reihe von Käfigen geführt. Bordo, Brontus und Oleg werden die Fesseln abgenommen und sie werden eingesperrt, Olaf wird mit einem öligen Platsch in den vierten Käfig geworfen, und die vier werden eingesperrt und für den Moment ihrem Schicksal überlassen.

CALM BEFORE CHAOS
(Das Prequel zu „Quest for Chaos“)


Der Wind trieb einige Dornenbüsche über den sandigen Boden, ansonsten war es komplett still. Die vier Brüder kauerten hinter dem Wrack eines ausgebrannten Autos und lauschten angestrengt auf verräterische Geräusche – wobei Brontus, der Größte von ihnen, leicht über das Auto hinausragte.

„Hey Großer, siehst du irgendwas?“, fragte Olaf und stieß ihm einen öligen Ellbogen in die Seite.

„Nein. Da ist nichts. Aber Karl Ender sagt immer: Auch im Verborgenen lauern oftmals Gefahren!“

Bordo, der langsam immer ungeduldiger wurde, rief: „Werft mich! Werft mich! Na los!“

„Das wäre viel zu laut!“, sagte Olaf bestimmt und klopfte sacht gegen den Helm seines Bruders, der aus einem alten Wok geformt wurde.

Die Brüder hockten jetzt schon eine ganze Weile hinter dem Autowrack und berieten sich, was am besten zu tun sei, um die improvisierte Mauer möglichst unauffällig zu überqueren. Auf der anderen Seite begann das Territorium der Kinder des Chaos und ihr Weg führte sie genau dort hinein. Oleg, der bisher geschwiegen und seinen Brüdern zugehört hatte, schüttelte den Kopf. „Блять! Das war so eine dumme Idee!“, schimpfte er. Dann schwieg er wieder.

Vor etwa zwei Tagen hatten die Brüder den dubiosen Auftrag angenommen, Schmugglerwaren zu transportieren und an einem bestimmten Ort abzuladen. Dass dieser Ort aber mitten im Reich der Kinder des Chaos liegt, hatte ihnen der Auftraggeber verschwiegen. Was er ihnen allerdings hoch und heilig versichert hatte: Nach ihrer erfolgreichen Rückkehr, sollten sie für diese gefährliche Mission fürstlich belohnt werden.

„Ich sehe uns schon im Geld baden, weil wir für diese gefährliche Mission fürstlich belohnt werden!“, träumte Bordo vor sich hin.

„Reiß dich zusammen und konzentriere dich!“, ermahnte ihn Olaf, der sich wieder einmal als Ersatzvater seiner Brüder beweisen musste. „Ich sage euch, was wir tun werden! Wir klettern in dieses Auto, heben es gemeinsam an und halten es wie einen Schildkrötenpanzer über uns. Dann bewegen wir uns langsam in Richtung des Zauns. Aus der Ferne wird niemand erkennen können, wer sich da annähert. Vielleicht finden wir ein Loch im Zaun oder nutzen das Wrack, um daraufzuklettern.“

„Tolle Idee!“, lobte Bordo seinen Bruder. „Also los. Los, los!“

„Karl Ender sagt immer: Gut Ding will Weile haben!“

„Wir haben schon zu viel Zeit verloren. Das ist der beste Plan, den wir haben!“, sagte Olaf bestimmt.

„Und der einzige Plan!“, brummte Oleg.

Die vier Brüder kletterten in das Wrack des ausgebrannten Autos und hoben es mit Leichtigkeit an. Bordo, der kleinste der Vier, hing dabei fast in der Luft und wurde von seinen größeren Brüdern mehr mitgetragen und mitgeschleift. Langsam setzte sich das seltsame Gefährt in Bewegung und glitt auf dem sandigen Boden in Richtung der Mauer.

„Ich wüsste zu gerne, was wir hier transportieren – und ob es diese gefährliche Reise überhaupt wert ist.“, überlegte Bordo.

„Es geht uns nichts an und wir haben unser Wort gegeben, die Kiste nicht zu öffnen.“, erinnerte ihn Olaf bestimmt.

„Es riecht komisch!“, brummte Oleg und deutete auf die kleine hölzerne Kiste, die sich Brontus mit einem Lederriemen über die Schulter gehängt hatte. Der Mann, von dem sie den Auftrag bekommen haben, hatte ihnen praktisch gar nichts über die mysteriöse Kiste verraten. Er wollte weder Fragen über den Empfänger noch über den Inhalt verraten. In verblichenen Lettern stand B. Green auf der Kiste, ein Name, den die Brüder noch nie zuvor gehört hatten und in der Kiste schienen kleinen Schachteln umherzurutschen, wenn man sie sacht bewegte. Die mysteriöse Fracht blieb ihnen ein Rätsel.

Mit vereinten Kräften gelang es ihnen schließlich, sich der Mauer unbemerkt zu nähern. Beim Näherkommen wurde den Brüdern klar, dass es sich mehr um einen Zaun, als eine richtige Mauer handelte. Einige alte Metallstäbe waren in den Boden getrieben und mit Wellblech beschlagen. Stellenweise waren alte Reifen aufgetürmt und mit Draht umwickelt und an wieder anderen Stellen war Holz in den Zaun eingearbeitet. Alles in allem keine wirklich solide Konstruktion, da auch immer wieder Löcher im Zaun klafften. Besonders sorgsam hatten die Kinder des Chaos ihre Grenze nicht befestigt.

„Da vorne. Da vorne könnten wir durch passen!“, rief Bordo aufgeregt und deutete auf ein besonders breites Loch im Zaun.

„Karl Ender sagt immer: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“

Gerade als sie sich auf das Loch zubewegten, gab es plötzlich einen dumpfen Schlag, Staub stieg auf wie bei einer Explosion und die vier Brüder verloren das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kamen, fanden sie sich angekettet und in improvisierte Käfige gesperrt wieder.

[…]

Irgendwo in einem nicht allzu fernen Land in einer fernen Zeit, sitzen die vier Bobo Brüder an einem kleinen, mehr glimmenden als flammenden Lagerfeuer und beschäftigen sich lautstark mit der Inventur ihres Hab und Guts. Flüstern wurde bei ihrem Vater immer hart bestraft und da alle vier ihrem großen Vorbild immer noch nacheifern, sehen sie auch in seiner Abwesenheit keinen Grund diese Regel zu brechen. Denn nachdem ihr Vater vor einiger Zeit nicht mehr vom Kippen holen nach Hause zurückgekehrt war, machten sich seine vier Sprösslinge auf den Weg ihn zu suchen. Sobald sie ihn finden, wollten sie ihn nicht gleich mit Regelverstößen wieder verärgern. Mit ihren Wrestling Vorstellungen konnten sie sich auf ihren Reisen einigermaßen über Wasser. Leider wurde das Publikum in der letzten Zeit immer magerer und so war es nun schon einige Zeit her, dass die vier eine Vorstellung absolviert hatten.

“30ml, 40ml, 300ml, 25ml”

“Snacht Wurm, waas Wurm, naje Wurm”

“Stock, Knüppel, Messer”

“Wenn ich uns so angucke, dann fällt mir ein was Karl Ender über Familie gesagt hat. Er sagte, dass Familie stärker zusammen hält, als jeder Bund, der willens erschaffen wurde.”

“Brontus, kannst du nicht mal nachschauen wie viel Wasser wir noch haben?”

“Wasser ist nur der Spiegel dessen was du dir sehnlichst wünscht.”

“Nein, nein. Öl und Wasser sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Sieh mal her, ich kann dir das zeigen. Öl und Wasser mischen sich nicht gerne.”

“Ah, das wusste ich nicht. Vielen Dank für deine Hilfe. Karl Ender sagt, dass Hilfe immer dann zu dir kommt, wenn du sie am meisten brauchst.”

“Ey, ey. Ich brauche jetzt Wasser oder was zu essen.” Bordo schlägt sich einmal gegen den Wok, welcher ein resonantes Klingen wiedergibt "“Ey, ey Jungs. Ich kriege schon Kopfschmerzen.”

“Versuch doch mal Fischöl, ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es nur so die Lebensgeister beflügelt. Es macht auch gar nichts ob du es nun trinkst, isst oder zur äußeren Anwendung verwendest.” Olaf versucht Bordo ein kleines Fläschchen anzudrehen, der nur angewidert daran riecht.

“Mensch, wenn das nicht die berühmten Bobo Brüder sind” schallt es plötzlich aus dem Gebüsch und eine Gruppe verwahrlost aussehender Jugendlicher gesellt sich zu den vieren. Sie sind ganz offensichtlich bis unter die Zähne bewaffnet und einer zieht einen kleinen Wagen hinter sich her, in dem allerlei Kleinzeug zusammengesammelt wurde. Die Gruppe gehört eindeutig zu den Kindern des Chaos.

“Was wollt ihr? Was wollt ihr?” Bordo spring sofort auf und steht angriffsbereit vor der Gruppe.

“Karl Ender sagt, dass jeder Fremde eine neue Möglichkeit der Begegnung ist”, wirft Brontus ruhig aus dem Hintergrund ein.

“Ey, Leute wir wollen euch keine Umstände machen aber seht’s mal so” der offensichtliche Redensführer der Gruppe beginnt “Meine Kameraden hier und ich, naja, wir sind mit den Erzählungen von euren legendären Wrestling Shows aufgewachsen. Und sagen wir mal, naja, ich bin mir sicher, dass wir hier zu einem guten Deal kommen könnten. Was meint ihr so?” Der Rest der Gruppe steht zustimmend nickend hinter dem Anführer, einige von ihnen scheinen sehr beeindruckt von dem Anblick dieser berühmten Truppe zu sein.

“Was wollt ihr?” fragt Bordo die Truppe kurz und knapp, lässt aber noch nicht von seiner Hab Acht Stellung ab.

“Ach, ihr wollt doch sicher nur eine kleine Show, oder?” Olaf schiebt sich grinsend zwischen seinen älteren Bruder und die Truppe Kids, während er schon beginnt seine Haut nach zu ölen. „Ach komm Leute, erinnert ihr euch nicht, wie wir damals als kleine Jungs immer am Ring standen und unserem Vater zugeguckt haben? Ich denke so langsam ist es an der Zeit, dass wir uns der nächsten Generation widmen. Kommt mal alle her, Oleg hör auf zu zählen. So wer von euch möchte denn mit uns trainieren?“ Olaf reibt sich seine öligen Hände und guckt die Truppe Jugendlicher erwartungsvoll an.

„Ähm“ der Anführer guckt sich kurz seine Truppe an und schiebt dann einen kleinen, schwächlichen Jungen nach vorne „Hier, Simtje, der ist unser bester Wrestler.“ Dass das eine Lüge ist, ist für niemanden schwer zu erkennen. Simtje sieht eher so aus, als hätten ihn schon diverse Krankheiten kurz vors Grab gebracht und dachten dann doch, er sei ein zu leichtes Opfer.

„Na dann komm mal her Junge.“ Olaf lacht und grabscht sich den dürren Jungen, „Wir zeigen dir jetzt mal wie man eine richtige Bobo Quetschkanone ausführt.“ Er drehts ich zu seinen Brüdern „Ach kommt, Brontus, du kannst den Jungs doch bestimmt die Waschmaschine zeigen. Du bist so gut, du kannst auch zwei trainieren.“

„Komm her, Komm her, Komm her“ Bordo rennt zu der Gruppe rüber und schnappt sich zielsicher den dicksten der Jungs. Dieser ist schon jetzt mindestens doppelt so groß wie der älteste Bobo Bruder und auch drei Mal so breit wie eben dieser.

Mit diesem Enthusiasmus hatte die Gruppe die gerechnet und als immer mehr der Kinder in das ‚Training‘ verwickelt wurden, kauerte sich das was übrig blieb hinter dem Anführer zusammen. Es schien jedoch alles in einem leicht angsterfüllten Gleichgewicht zu bleiben, bis mehrere Dinge gleichzeitig geschahen:

Zuerst versuchte Bordo den dicken Jungen über seinen Kopf zu heben, was jedoch fehlschlug und in einer Hebelwirkung endete, die den Jungen auf den Rest der Gruppe wie einen Bowlingball zu kugeln ließ.

Dann prallten die zwei Jungs die in Brontus Waschmaschine wie am Spieß schrien mit Simtje zusammen, dessen geringes Gewicht die Quetschkanone aus dem Gleichgewicht gebracht hatte und er so nun mit nahezu Schallgeschwindigkeit in das Konstrukt schoss.

„Aus dem Weg“ brüllte der Anführer noch gerade und ließ die Gruppe, die sich hinter ihm versammelt hatte aus dem Weg stürmen, als ihr Kollege auf sie zu gerollt kam. Den kleinen Wagen konnten sie allerdings nicht retten und so knirschte und schepperte es gewaltig, als die menschliche Bowlingkugel darauf zum stehen kam.

Der Anführer schaute sich ungläubig die Überreste des Wagens an und fixierte die Brüder dann mit wuterfüllten Augen, „Ihr habt meinen Lieblingswagen kaputt gemacht.“

„Also mein Junge, das ist nun eine falsche Annahme, die du chast gemacht“ schaltete sich endlich auch Oleg ein, um auf den Anführer einzureden „Meine Bruder wollten nur chelfen euch su zeigen, was ihr wolltet wissen.“

„Das war mein Lieblingswagen“, kreischte der Junge und fing an mit seinem Knüppel wild um sich zu schlagen „Los Angriff, die bringen wir zu Mother.“

Während vier der Jungs von den missglückten Trainingseinlagen noch geschunden und geläutert am Boden lagen, stürmten aus dem Gebüsch auf einmal unzählige Kids. Die Jugendlichen, die die Brüder ursprünglich angesprochen hatten, waren definitiv die ältesten, was jetzt kam glich der Vollversammlung einer Gesamtschule mit Elementar- und Sekundarbereich. Um die Brüder wuselt es so schnell nur von Chaos Kindern, dass sie sich zwar gegen einige verteidigen konnte, dieses jedoch anderen die Möglichkeit gab sie anzugreifen. Bordo war der erste, der von einer Truppe Kinder überrannt und auf den Boden gefesselt wurde. Olaf war für die Kids schwerer zu fassen, bis sie bemerkten, dass durch die Reibung an ihren Lumpen, das Öl von seiner Haut gesogen wurde. Oleg konnte sich noch gegen die meisten Kids wehren, bis auch für ihn die schiere Anzahl der Kontrahenten zum Verhängnis wurde.

Nur Brontus schien von allem unbeeindruckt und setzt sich auf einen kleinen Baumstamm, der prompt durchbrach. „Also Karl Ender sagt, dass der Bruch etwas Alten nur die Möglichkeit für den Wiederaufbau etwas Neuen ist“, philosophiert Brontus während er drei Jugendliche gewähren lässt, die sich hastig neue Methoden für das Fesseln des Hünen ausdenken müssen.
„Jetzt hör endlich mit diesem Gelaber auf“, kreischt er Redensführer der Truppe, er hat jetzt definitiv jegliche Geduld verloren, und zieht Brontus einen Knüppel dermaßen hart über den Kopf, dass er wohl jede andere Person sofort getötet hätte. Der größte der Bobo Brüder wird jedoch nur bewusstlos. Der Rest der Gruppe handelt schnell, als sie den Ausfall ihres Anführers sehen und bevor die anderen Brüder regieren oder sich wehren können, werden auch ihnen die Lichter für heute ausgeknipst.

„Toll und wie kriegen wir die jetzt zu Mother? Vorher hätten sie sich ja noch von alleine bewegt“ kommentiert eines der jüngsten Mitglieder der Truppe.

„Halts Maul oder du bist als nächster dran“ schreit der Anführer und kommt bedrohlich auf den Jungen zu gelaufen. Leider hat er eine Pfütze aus Olafs Öl übersehen, rutscht aus und schlägt sich seinen Kopf an einem Stein auf. Der Rest der Gruppe guckt sich mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entsetzen an.

„Gibt’s noch mehr von dem Öl, dann können wie sie vielleicht schieben?“

Nach einem langen Tag des Trainings des “Doomsday-device 2.0” und Tüftelns an einer Kartoffel-Destillier-Maschine, sind die Brüder an ihrem Nachtlager eingeschlafen, worauf dann ein Streifzug der Chaos Kids sie fand und gefangen nahm.
Bronto hatte sie wieder mal ins Koma gegessen, Olaf benebelt von seinem Fischöl, Oleg von den Alkohol dämpfen und Bordo ist beim Training zu hoch geflogen, sodass er beim Aufprall bewusstlos wurde.
Bei dem Versuch Bronto zu transportieren sind drei Kids gestorben und Olaf ist zweien entglitten und hat einen vierten Kid erschlagen.

Einmal Bobo immer Bobo

Es war schon viele Jahre her, dass jemand den Namen Bobo mit Respekt ausgesprochen hat. Trotz ihren Bemühungen, kamen die vier Brüder nicht an die Erwartung noch die Berühmtheit ihres Vaters ran. Und wegen diesem Grund entschlossen sie durch die Lande zu ziehen nach der Hoffnung auf ihren eigenen Durchbruch, doch wie ihnen Rasch klar wurde besitzen nicht alle Menschen Interesse an Wrestling. Auch wenn in der kleinen Stadt in der sie Aufwuchsen der Sport beliebt war, war es wohl einer der wenigen Orte wo noch jemand tatsächlich wusste das Wrestling eine Sportart war.
Jeder war des Kämpfens müde, dementsprechend auch nicht gerade begeistert, wenn die vier Unruhestifter auftauchten und eine Wrestlingshow anboten.
Brontus war der größte und der stärkste der vier Brüder, doch war er des Kämpfens müde. Weswegen er eines Tages den Entschluss fasste, alleine ohne seinen Brüdern weiter zu reisen. Denn das Verlangen die Worte seines Idols Karl Ender in die ganze Welt zu verbreiten war Größer als jede Kurzweilige Freude eines Kampfes. Doch seine drei Brüder waren anderer Meinung.
Bordo der 1,35 Meter große ältere Bruder, war fest entschlossen Brontus nicht alleine rumlaufen zu lassen. Die Trauernden waren zwar nicht mehr ein so großen Problem, doch waren sie nicht die größte Sorge Bordos. Die Kinder des Chaos breiteten sich immer mehr aus und selbst der stärkste der vier Bobo Brüder würde nicht alleine gegen sie kämpfen können. Dazu konnten sie ohne dem stärksten von ihnen so gut wie keine Wrestlingmoves mehr durchführen.
Oleg – der fest davon überzeugt war, dass er als einziger Bruder ein Russe ist – wollte dementsprechend seinen Bruder Brontus in die Finger kriegen, weil dieser ihm immer noch einen halben Froschburger schuldete und ihm dazu auch noch seinen Lieblings Rucksack geklaut hat. Ein kleiner Rucksack auf dem sich ein Bild eines tänzelnden Einhorns befindet und in dem dazu noch sein kleiner Reiserevolver befunden hat.
Der letzte der vier Brüder Olaf, wollte auch unbedingt wieder mit Brontus vereint sein, doch aus Gründen die er niemandem wirklich verraten wollte. Er hat Brontus in jeder Stadt sowohl als sein Öl-Modell als auch als schlagkräftiges Überzeugungsargument genutzt. Doch wenn sein Bruder nun nicht mehr mit ihm reisen würde, ist er wieder einen Schritt… Nein, zehn Schritte zurück geworfen worden.
Dabei war das finden Brontus‘ ja gar nicht das Problem. Nicht nur war er eine Imposante Gestalt, die sofort erkannt wird und an die man sich noch nach Monaten erinnert, dazu haben sie keine halbe Stunde später, von Brontus Abgang erfahren und sind sofort aufgebrochen. Nun liefen sie dem Karl Ender Verehrer mit einem Abstand von 500 Metern seit mehreren Stunden hinterher, während sie verzweifelt über eine Möglichkeit nachdachten ihren Bruder zu überzeugen wieder zusammen zu reisen.
Denn dies war das Schwierige an der Geschichte, sie mussten ihren Bruder überzeugen, was nicht gerade einfach war, da wie Karl Ender einst sagte: „Wer den Weg anderer Beschreitet wird nie seinen eigenen finden.“ Dementsprechend entschied Brontus häufig etwas anderes als der Rest der Geschwister und es war ja auch nicht das Erste Mal das so etwas passiert ist. Schon damals hat sich Brontus immer anders entschieden nein, statt Wrestling wollte er lesen und wenn die Brüder dann mal auch gelesen haben, wollte er lieber Wrestlen.
Und während die drei Geschwister sich berieten bekam Bordo eine Idee und rannte los seinen kleinen großen Bruder einzuhohlen. „Hey Brontus!“, rief er, wobei seine Stimme durch seinen Helm leicht verzerrt wurde. Auf seinen Helm war er mächtig stolz, weswegen er ihn auch nie abnahm, denn es handelte sich um eine Sonderanfertigung und hat ultraviel gekostete gehabt, gleich Fünf Tracht Prügel hinter einander.
„Bordo was machst du hier?“, fragte Brontus überrascht, dem großen Kerl schien wohl gar nicht aufgefallen zu sein, dass er von seinen Geschwistern verfolgt wurde.
„Ich bin hier für ein Kompromiss. Wie Karl Ender einmal sagte… Kompromisse sind besser als… als ein Froschburger…“
„Das hat Karl Ender nicht gesagt…“
„Wie dem auch sei“, unterbrach Bordo seinen Bruder sofort. „Hier in der Nähe ist das Lager der Kinder des Chaos. Wie wäre es wenn wir sie besuchen. Du kannst ihnen die Weisheiten des Karls schenken und dazu noch mit uns ihnen ein paar Showkämpfe vorführen. Na wie wäre es? Was würde Karl Ender davon halten?“
„Karl Ender sagte stets, denen die Hilfe brauchen kriegen sie von denen die sie verdienen.“
„Öhm… Na siehst du, die Kinder des Chaos brauchen deine Hilfe und die verdienen sie doch, oder?“, fragte Bordo besorgt, dass Brontus nicht zustimmen würde, doch das Lächeln Brontus‘ ließ ihn erleichtert ausatmen. „Es gibt eine Sache die Karl Ender nicht gesagt hat, was aber trotzdem genauso wahr ist. Einmal Bobo immer Bobo.“
Ein Klicken war plötzlich hinter Bordos Rücken zu hören, was ihn sofort erstarren ließ. Das war ganz klar das Geräusch einer Waffe, doch bevor Bordo noch einen Gedanken fassen konnte, spürte er einen Kräftigen Schlag auf den Hinterkopf und das letze was er sah war Brontus, wie er zu Boden fiel. Und dann wurde alles Pech Schwarz.

Die Bobo Brüder spielten wie jeden Tag fleißig im Ring, als ihr Vater sagte, dass er nur noch mal schnell Zigaretten holen wolle und dem entsprechend los ging.
Die Brüder warteten, und trainierten (oder gingen ihren Hobbys nach) viele Jahre auf die Rückkehr ihres Vaters.
Als Brontus sein letztes Buch von Karl Ender las, Olaf seine letzte Dose Öl mit Fisch aß, Oleg seinen russischen Akzent perfektioniert und die Power Bank vom Computer verbraucht hatte, und Bordo durchs Geworfen werden Löcher in die Decke und Wand schlug.
Die Brüder diskutierten zehn Minuten und waren sich einig ihrem Vater MUSSTE etwas passiert sein, denn er würde sie niemals verlassen!
Schnell waren ihre sieben Sachen zusammen gepackt und sie wollten gerade los marschieren, als Olaf einfiel, dass er seinen Hummer vergessen hatte und ihn schnell holen ging mit dem Gedanken, dass er ihn bestimmt nie wieder vergessen würde, sowie dass er sich als nützlich erweisen wird.

Sie marschierten ein paar Minuten mit Bordo an der Spitze als sie an verschiedenen Schildern vorbei kamen.
Bordo der der nicht lesen konnte ignorierte diese gekonnt, Olaf sich fröhlich einölte, Brontus nachdachte und Oleg miesepetrig in die Gegend starrte.

Auf den Schildern stand:" Achtung! Hier regieren die Kinder des Chaos. Wer ohne Mothers Erlaubnis unser Land durchquert wird mit dem Tod bestraft!"

Sie liefen und liefen, trafen Vögel und Rehe, Frösche und Fische… ALS plötzlich ein Ast knackte! Die Brüder selbstbewusst und weise wie sie waren, dachten sich nichts dabei.
Bei diesem letzten Gedanken blieb es, denn plötzlich wurde alles schwarz.
Und sie wachten in Käfigen auf …

Die heiße Mittagssonne bahnt sich erbarmungslos einen Weg durch die geschlossenen Fensterläden des „From Bobo Till Bubu“. Die einst leuchtend rote Farbe eines Hummers auf dem Dach ist schon längst abgeblättert. Seitdem sich die Kinder des Chaos in der Nähe breitgemacht haben, ist Kundschaft eher selten geworden. Wenn doch mal jemand vorbeischaut, dann nur die Kinder selbst, die nun mehr Gefallen daran finden, Verwüstung anzurichten, als den Wrestling-Spektakeln bei einem geschmeidigen Fischöl-Cocktail beizuwohnen. Oleg, einer der vier Bobo-Brüder, hat nach ihren alles andere als lukrativen Besuchen, den Laden bereits schon viermal wieder neu aufbauen dürfen. Nachdem der Vater der Brüder, die einzig wahre Wrestling-Legende Bubu Bobo, gestorben war, eröffneten sie in Gedenken an ihn das „From Bobo Till Bubu“. Während der Lebtage des großen Bubu Bobo, war es sein größter Wunsch gewesen einmal mit seinen Söhnen einen Ort zu erschaffen, an dem von nah und fern Leute herbeiströmten, um die Kämpfe der Bobos leibhaftig mitzuerleben. Jeder sollte ihren Namen kennen und fürchten.

Der größte der Brüder, Olaf, dem nachgesagt wird, in seinem vorherigen Leben ganz bestimmt ein Meerjungfraumann gewesen zu sein, steht gelangweilt hinter der Bar und versucht vergeblich mit einem schmierigen Lappen die Gläser zu putzen. Helmut, sein Hummer, läuft währenddessen genauso gelangweilt die Theke auf und ab, auf der Suche nach Unterhaltung, als er schließlich aus Frust eines der Gläser über den Rand schiebt. Ein lautes Klirren. Überall liegen Scherben auf dem Boden. „Ey, Idiot! Pass gefälligst besserr auf Helmut auf! Sonst gibt es heute frrisches Fischöl!“ schreit Oleg seinen Bruder mit einem dicken russischen Akzent an. Keiner weiß genau woher er diesen hat und keiner wird es wohl je erfahren. Brontus, der bis jetzt an der Theke gesessen und in aller Ruhe „Karl Ender – Es wird hell, wenn es nicht mehr dunkel ist“ gelesen hatte, lässt nun seine sanfte Brummbärstimme erklingen, ehe es zur Eskalation kommen kann. Im Gegensatz zu seinem mächtigen Erscheinungsbild in wirklich alle Himmelsrichtungen, ist er selbst von sehr friedliebender Natur und ein ganz klarer Vertreter der Enderlogie. „Wie Karl Ender einst sagte, Unmut über Übermut begegnet man am besten mit Sanftmut, nicht wahr Helmut?“ Oleg schüttelt einfach nur den Kopf und widmet sich danach wieder der Reparatur eines Stuhles, den Brontus durch sein bloßes Gewicht kaputt gemacht hatte. Olaf und Helmut wechselten einfach nur stumme Blicke. Auf einmal kommt Bordo ohne Vorwarnung hereingestürmt. Er ist zwar der älteste der Brüder, aber auch so klein, dass er einfach unter den Schwingtüren des „From Bobo Till Bubu“ hindurchpasst, ohne sie öffnen zu müssen. „Ey! Ey! Ey!“, brüllt er wie ein gedoptes Eichhörnchen auf Koks und springt dabei auf und ab. „Kundschaft!“, schreit er dann und streckt sich, um eine der Schwingtüren offen zu halten. „Kundschaft?!“, ruft Olaf aufgeregt und schüttet sich eine ganze Flasche Öl auf den Kopf. Oleg nuschelt genervt irgendwelche russisch klingenden Worte in seinen Bart hinein. Durch die Tür tritt jetzt eine schmale Gestalt. Sie trägt einen Umhang und hat ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Zielstrebig schreitet sie auf einen der Barhocker zu. Olaf setzt sein breitetes Lächeln auf. „Willkommen werter Kunde! Kann ich Sie vielleicht für einen Caipiranha oder Öl on the Beach begeistern?“ Als Antwort zeigt die Person stumm mit einem Finger auf den Hummer. Olaf lacht verschmitzt. „Tut mir leid! Helmut steht leider nicht zum Verkauf! Er ist quasi wie Familie, wissen Sie?“ „Wie viel?“, hört man ein Raunen. In ihm macht sich ein Gefühl von Verunsicherung breit. „Wie viel?“, wiederholt sich die Person und holt ein Messer hervor. Instinktiv greift Olaf nach Helmut und hält ihn schützend in seinen Händen. Brontus geht langsam auf die Person zu, während er ihr ein freundliches Lächeln schenkt. „Wofür brauchen Sie ihn denn? Wissen Sie, Karl Ender hat einmal gesagt, Ehrlichkeit ist eine Notwendigkeit, um Sinnlosigkeit zu vermeiden.“ Diese Worte scheinen die Person bewegt zu haben. Sie lässt sofort ihr Messer fallen und ihr Kopf sinkt auf den Tresen. Sie zieht ihre Kapuze ab. Darunter kommt eine junge zierliche Frau zum Vorschein. Ihre Haare sind kurz geschoren und sie hat ganz klar erkennbar das Symbol der Herders in ihren Nacken tätowiert. Beruhigend legt Brontus ihr eine Hand auf den Rücken. Einen Herder haben sie schon lange nicht mehr gesehen. Waren sie nicht von den Kindern des Chaos alle getötet worden? Gespannt warten die Brüder darauf, dass sie sich beruhigt und als sie schließlich tief durchatmet, erzählt sie ihnen alles.

Sie und ihre Leute waren von den Kindern des Chaos in einem Hinterhalt angegriffen worden und ohne ihrer Herde der Trauernden hinter sich, waren sie den Kindern fast schutzlos ausgesetzt gewesen. Die Kinder brachten die meisten von ihnen um und die, die am Leben gelassen wurden, wurden versklavt, darunter auch sie selbst, Lyra. Das Leben als Sklavin war alles andere als schön. Zahlreiche Narben zierten nun ihren Körper. Lyra selbst musste, neben dem Polieren der zahlreichen Ketten von Mother, die meiste Zeit in der Küche für ebendiese aushelfen. Dort erfuhr sie davon, dass Mother einen äußerst empfindlichen Magen hatte und nachdem ein Koch getötet wurde, da er Muscheln hatte herbringen lassen, um sie eigens für Mother zuzubereiten, fand Lyra heraus, dass Mother eine lebensbedrohliche Schalentierallergie habe. Nach Rache strebend, setzte sie den Entschluss Mother umzubringen. Wäre Mother erst einmal tot, würden die Strukturen der Kinder des Chaos zusammenbrechen und die übergebliebenen Herders könnten einen Neuanfang starten und hätten sich mit dem Sieg über Mother und ihre Kinder einen Namen gemacht. Da die Muscheln allerdings vernichtet worden waren, musste ein neues Schalentier her. Lyra schaffte es unbemerkt zu flüchten. Zuvor hatte sie gehört, wie einige der Kinder sich darüber unterhielten, demnächst mal „dem Laden mit dem riesigen Hummer“ weiter im Osten wieder einen gehörigen Besuch abzustatten. Das war ihr einziger Anhaltspunkt und so kam sie hierher.

Die Erschöpfung ihrer Reise steht ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Brontus kullert eine Träne über die Wange. Dann richten sich alle Blicke erwartungsvoll zu Olaf. Seine Augen werden ganz groß. Oleg räuspert sich. „Entschuldige uns eine Sekunde.“ Und die Brüder gehen ein wenig von ihr Weg und stecken ihre Köpfe zusammen, soweit das durch die Größenunterschiede möglich ist. „Wollen wir ihr Helmut nicht einfach geben?“ Brontus scheint von ihrer Geschichte echt berührt zu sein. Oleg schnippt ihm gegen die Stirn. „Aua!“ „Habt ihrr nicht gehört, was sie gesagt hat? Wer Motherr tötet, stürzt nicht nur die Kinder des Chaos! Er macht sich auch einen Namen! Wir sollten sie umbringen!“ Olaf nickt zustimmend. „Stimmt! Alle werden die Bobo-Brüder kennen! Sie werden Lieder für uns schreiben! Papa würde so stolz auf uns sein!“ Er wischt sich einen Öltropfen von der Wange und schaut sehnsüchtig in die Ferne. Brontus scheint nicht ganz überzeugt. „Das wäre schon schön, aber was ist dann mit Lyra?“ Bordo lässt seine Knöchel knacken. Brontus schüttelt bestimmt den Kopf. „Karl Ender sagt, Gewalt ist nicht immer eine Lösung!“, und schaut Bordo tadelnd an. Auf einmal kracht es. Die Brüder drehen sich um. Lyra ist vom Barhocker gefallen und legt bewegungslos auf dem Boden. Oleg kniet sich schnell neben sie und fühlt ihren Puls. „Derr Tod aberr schon!“

Somit machen sich die vier Brüder und Helmut auf den Weg zum Lager der Kinder des Chaos, als es langsam dunkel wird. Sie beschließen etwas abseits der Überreste der Straße, der sie gefolgt sind, ein Nachtlager aufzuschlagen. Bevor sie sich schlafen legen, unterhalten sie sich noch ein wenig und essen etwas. Brontus ist gerade für kleine Wrestler, als Olaf plötzlich unruhig wird. Er hat gerade etwas wichtiges realisiert. „Ey, Leute! Helmut stirbt ja, wenn Mother ihn isst! Wollen wir vielleicht doch lieber zurückfahren?“ Bordo, der insgeheim hofft, endlich mal wieder in einen guten Kampf zu geraten, springt wütend auf und schreit: „Was?! Was?! Was?!“ „Du und dein dummerr Hummerr! Ist mir scheiß egal was mit ihm passierrt. Ich koche ihn gerrn auch selbst!“ „Leute! Regt euch mal ab!“ Brontus setzt sich wieder zu den Jungs. Und plötzlich: KNACK! Olaf zittert. „Was? Was war das?!“ Brontus zieht unter sich einen leblosen vollkommen plattgedrückten Hummer hervor. „Neeeinn!! Du hast ihn umgebracht!“ Olaf ist dabei in Tränen auszubrechen. Bordo, der seinen Bruder beruhigen will, hebt schnell eine der Scheren hoch und winkt damit. „Ist nicht tot. Guck? Lebt!“ Vorsichtig guckt Olaf erneut zu Helmut herüber. „Du hast Recht!“ Er lacht erleichtert auf und nimmt Helmut in den Arm. Freuden der Erleichterung fließen. „Bist du doof?! Derr ist doch tot!“ schnauzt Oleg ihn an. Olaf fängt an zu schreien, Oleg schmeißt mit Beleidigungen um sich, Bordo titscht wie ein Flummi auf und ab, Brontus versucht verzweifelt mit Karl Ender seine Brüder zu beruhigen. Keiner bemerkt in dem Chaos, wie sich die Kinder langsam an sie angeschlichen haben, als plötzlich alle vier einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf spüren und alles schwarz wird.

Selbst nach vierzig Jahren nach den verheerenden Ereignissen, hat sich die Situation noch lange nicht normalisiert. Bis es wieder so sein wird, wie es mal war, werden noch einige Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, vergehen. Daher kämpfen auch weiterhin die Menschen um ihr Leben, auf verschiedenster Art. Die einen handeln mit Waffe, der nächste verkauft seinen Körper.

Die Gebrüder Bobo bestreiten ihr Lebensunterhalt damit, dass sie durch die Gegend ziehen und hier und da anhalten, um Showkämpfe vorzuführen. Sie sind bekannt für ihre wilden Wrestlingmoves, wie das Hamsterrad und sie werden meistens mit großem Jubel empfangen. Immer wieder kommt es aber bei den einflussreichen und mächtigen Clans zu richtigen Kämpfen, wenn sich Gegner finden, die sich trauen.

Lange haben die Brüder einen großen Bogen um die Kinder des Chaos gemacht, denn sie haben den Ruf, die stärksten Kämpfer für sich zu gewinnen. Denn wer sich nicht ihnen in den Weg stellt, muss sich auch nicht vor ihnen fürchten. Besser noch, man schließt sich ihnen an. Aber heute ist der Tag, des Kräftemessens. So gehen die Bobos mit großem Mut zur Festung der Kinder des Chaos und treten vor das große Eingangstor zur Festung, an dem ein Wächter steht.

Dieser lacht zunächst und zeigt dann auf die Arena, zu der einige Geschichten kursieren. So gehen die vier in die Richtung, in der der Wächter zeigt. Die Türen werden grad geschlossen, doch die vier schlüpfen noch schnell durch. Sie befinden sich im Eingangsbereich der großen Arena. Vor ihnen befindet sich ein großer Platz, der mit hohen Rängen, mit vielen Menschen umschlossen ist. Sie treten näher und sehen auf der linken Seite noch eine Art „VIP-Bereich“, in der sich eine pompöse Dame und ein kleiner quirliger Mann befinden. Dieser spricht mit den Zuschauern und kündigt offenbar grad einen Kampf an, denn unter tosendem Applaus kommt grad eine zierliche blonde Frau rein, die einen roten Anzug und einen Helm trägt. Ihre Waffe scheint eine lange Stichwaffe zu sein. Jedoch hat sich auch ein Rohr mit einem Gurt auf dem Rücken geschnallt. Der quirlige Mann fragt in die Zuschauerschaft, wer es mit ihr aufnehmen will und die vier Brüder treten aus dem Schatten. Es zieht sich ein lautes Raunen durch die Arena. Doch die Kriegerin hebt ihre Stichwaffe und ruft, dass sie locker diese vier Hampelmänner fertig macht. Und schon stehen die vier plötzlich mitten in der Arena, die vom ganzen Gegröle wackelt. Aus dem Augenwinkel sehen sie aber nur noch etwas durch die Lüfte huschen und hören viermal ein leises „Pfump“. Die Kriegerin sprang mit einem Flickflack über die Köpfe der Bobos. Die vier wussten nicht, was geschah. Ihnen wurde schwarz vor den Augen und sie fielen einfach um. Denn die Kriegerin schoss mit ihrem Blasrohr Betäubungspfeile. Die hörten nur noch: „Vier starke Männer gegen eine kleine Frau? Unfair kann ich auch!“….

Detlef Joost Bobo, oder kurz DJ Bobo führte ein geiles Leben. Tagsüber die Wrestlingkämpfe und nachts die Frauen. Wegen seines stahlharten Körpers gab es niemanden, der ihn im Wrestling schlagen konnte (was aber mehr daran lag, dass er sich Stahlplatten unter seinen Spandexanzug gestopft hat). Eines Tages kämpfte Detlef in einer großen Arena. Dutzende Zuschauer bejubelten ihn. Anfangs wunderte sich Detlef noch, warum nur Kinder auf den Tribünen saßen, aber dann sah er den Blutrausch in ihren Augen und er wusste, dass dies hier sein Superdome werden würde. Auf einer großen Empore saßen zwei riesige Gestalten. Ohne Zweifel waren sie die Herrscher dieser Gegend und die Arenakämpfe wurden allein zu ihrer Belustigung abgehalten. Detlef war heute in Höchstform. Ein Kämpfer nach dem anderen prallte an seinem stahlharten Körper ab (der diesmal mit extra viel Stahl gespickt war). Der letzte Kämpfer zerriss Detlefs hautengen Spandex und die Stahlplatten wurden sichtbar. Die Menge war schockiert und der König erhob sich von seinem Thron und sprach: „Ein Fuddler! Stahlplatten im Spandex sind absolut verboten. So steht es in unseren AGBs!“ Die Menge begann mit ihren Füßen im Rhythmus zu stampfen und „Duell“ zu rufen. Der König hob die Hand und alle verstummten wieder. „Ein Duell! Eine vorzügliche Idee.“ Detlef hob seine Hand und schrie: „Moment! Gestattet mir bitte eine Verschnaufpause. Bitte gebt mir etwas zu trinken und eine Banane zu essen. Ich brauche Kalium!“ Noch verwirrt von der Bitte gab der König kurz darauf nach, denn er konnte diese Pause perfekt dafür nutzen um sich umzuziehen. Detlef bekam Wasser und eine Banane. Er trank und aß, während der König seinen Wrestlinganzug anzog. Dann betrat der König die Arena. Das Publikum tobte und die Erde erbebte. Die beiden Kontrahenten standen sich gegenüber. Dann begann der König seinen Angriff. Detlef warf ihm legere die Bananenschale entgegen. Der König rutschte aus und fiel sehr ungünstig auf eine der Stahlplatten von Detlef, die jetzt auf dem Boden verteilt lagen und brach sich das Genick. Die Menge war geschockt, doch Detlef nutzte sofort den Moment und erklärte sich als Sieger der Arena und zum neuen König. Das schien der Menge zu genügen und sie jubelten Detlef, ihrem neuen König zu. Im Backstage traf Detlef dann zum ersten Mal die Königin. Sie war wunderschön. Von nahem sah sie noch größer aus, viel größer als Detlef. Ihre voluminösen Haare, die üppige Oberweite und der gut genährte Bauch verblassten im Vergleich zu ihrer gewaltigen Nase, an der sie einen kleinen Ring trug. Sie war ohnehin von Schmuck übersäht. Ketten, Ringe und Verzierungen waren überall auf ihrem Körper zu sehen. Selbst der große Holzknüppel war mit bunten Nägeln und Steinen übersät. Detlef wusste, sein Leben war geil. Es vergingen mehrere Jahre und Detlef bekam mehrere Kinder mit seiner Königin. Er wollte jedem die hohe Kunst des Wrestlings beibringen, aber keiner seiner Kinder konnte sich dafür begeistern. Detlef wusste, dass die Kinder ohne seine Ausbildung alle sterben würden, aber man kann niemanden zu seinem Glück zwingen… Eines Tages trainierte er mit seinen vier jüngsten Kindern zusammen und diese schienen wirklich Potenzial zu haben. Die vier kämpften nicht für sich, sondern als eine Einheit. Als sie während einer Trainingsstunde sich zu einem einzigen Gebilde formten und einen hammermäßigen Wrestlingmove ablegten, wusste Detlef, dass diese vier Bobos sein ganzer Stolz werden würden. Er ging zur Königin und gestand ihr, dass er die vier Jungen in die Wildnis nehmen werde um sie zu Wrestlingmeistern auszubilden. Später würden sie die Welt bereisen und Arenaleiter aus allen Regionen herausfordern. Und sie würden siegen! Die Mutter teilte Detlefs Vision nicht, sie war erzürnt und drohte ihm und den Jungs mit harten Strafen. Doch Detlef konnte den Traum der Jungen nicht aufgeben (eigentlich war es ja seiner) und so stahl er sich mit den Vieren eines nachts davon. Die Zeit verging. Ob es das intensive Training, oder die toxischen Stoffe dieser Welt waren kann heute niemand mehr sagen, aber Fakt ist, dass die vier Jungs ihre Mutter und ihre Herkunft (und Geschwister) vergaßen. Die nächsten zwanzig Jahre verbachten die Brüder mit dem Intensivtraining des Vaters. Es war hart, es war schweißtreibend und es war gnadenlos. 50 Liegestütze, 50 Kniebeugen, 50 Sit-Ups und 5 Kilometer am Tag. Das war zum Aufwärmen. Danach kam das Wrestlingtraining. Später gingen die Jungs auf 100 Wiederholungen und 10 Kilometer am Tag und sie begannen damit Tag-Team Moves zu trainieren. Dann kam die Abschlussprüfung, die jeder der vier Brüder mit Bravour meisterte. Detlef gab jedem von ihnen eine Urkunde zum Nachweis ihrer Leistungen. Mit Tränen in den Augen gab der Vater die vier jungen Männer nun frei, in der Hoffnung, dass sie seinen Traum erfüllen würden und ohne zu fuddeln die Arenaleiter besiegen würden. Es war Zeit Abschied zu nehmen und der Vater sah seine Kinder nie wieder…

Auf ihren Reisen bemerkten die Jungs, dass es gar nicht mal so viele Arenaleiter gab und so waren sie nach einer Woche schon fertig. Ihr Vater war leider spurlos verschwunden und sie wussten ja leider auch nicht mehr woher sie kamen. Sie beschlossen ein Sabbatjahr einzulegen, damit jeder seinem wahren Traum folgen konnte. Sie wollten doch Glasbläser, Meeresbiologe, Gelehrter oder Bodybuilder werden. Das Jahr verging (viel zu schnell) und am Ende merkten die vier Brüder, dass sie gar keinen Treffpunkt für ein Wiedersehen ausgemacht hatten. So zogen sie durch das Land und sind den Gerüchten nach ihren Geschwistern gefolgt. Eines Nachts haben sie sich tatsächlich in einem alten Kloster wiedergefunden. Die vier Bobo Brüder waren wieder vereint! Die Freude war unbeschreiblich und sie feierten eine ganze Woche, während sie sich ihre eigenen Abenteuer erzählten. Oleg erzählte davon, wie er die Schmolek Schreiner auf seinen Reisen traf. Sie waren handwerklich wirklich hochbegabt, hatten aber eine sehr distanzierte Haltung zur neuen Welt und ihrer Gesellschaft. Oleg fand eine alte Fischölfabrik, die noch nicht ganz fertig gebaut war. Er schwamm in den Fischöltanks und nutzte die Betonmischer um sich selber „aufzupumpen“. Brontus hatte die Werkstatt seines alten Meisters, Karl Enders gefunden und las in seinen Überlieferungen an jedem Tag im Jahr einen weisen Spruch. Bordo entdeckte ein altes, irisches Fitnessstudio und konnte dort seinem Bodybuilding Traum folgen. Zufälligerweise befand sich direkt gegenüber von diesem Fitnessstudio ein Sushi Restaurant, wo Bordo den perfekten Helm für sich bauen konnte. Von ihren Geschichten selbst berauscht schmiedeten die vier Brüder einen Plan. Sie haben die Kampfkunst ihres Vaters gemeistert, die Welt bereist und alte Geheimnisse gelüftet. Wer könnte sie jetzt, zu viert, noch aufhalten? Wenn sie wollten, konnten sie über diese Welt herrschen und die Bobokratie ausrufen (was auch immer das sein soll). Der Plan war gut. Der Plan war perfekt! Am nächsten Tag begannen sie damit ihn in die Tat umzusetzen. Sie haben von den Kindern des Chaos gehört, dem größten und stärksten Clan hier in der Gegend. Wenn sie ihn unterwerfen würden, wäre ihnen die Weltherrschaft so gut wie gesichert. Also gingen sie zum Lager der Kinder des Chaos und klopften höflich an die Tür. Während sie warteten, malten sie sich schon ihre zukünftigen Ämter als Weltpräsidenten aus und wie sie ihre verschiedenen Aufgabengebiete untereinander aufteilen sollten. Dann endlich öffnete sich das Tor zu ihrer neuen Herrschaft. Im nächsten Moment erhellte ein greller Blitz die Nacht und die vier waren geblendet. Die Kinder des Chaos strömten aus dem Tor heraus, vorbei an den Flutscheinwerfern und nahmen die vier Bobos gefangen. Man warf sie in Käfige und schon bald würde man sie Mother vorführen. Mother hatte die vier längst vergessen. Sie hatte so viele Nachkommen (die sie seit Detlefs Abreise mit vielen neuen Königen gezeugt hatte), dass sie es längst aufgegeben hatte sich Namen oder Gesichter zu merken. Außerdem waren mehr als zwanzig Jahre vergangen und nur wenige ihrer Kinder erreichte überhaupt ein so hohes Alter. Nein, für Mother waren die Vier Fremde in ihrem Land. Und sie würden sich ihrem Willen beugen, oder sterben…

Auf dem Weg zur legendären Schatzhöhle im Gebiet der Tribals kamen die Bobos schon bereits an der Schlucht und der Engstelle vorbei, und wurden da von den Banditen, die von Trauernden scheinbar angegriffen wurden, überrascht. Nachdem die Brüder den “armen und wehrlosen” Menschen geholfen haben, da Karl Ender es auch so gemacht hätte, gingen die Banditen auf sie los. Da sie leider keine Zeit für ihr episches Hamsterrad hatten und sich ein paar Feiglinge mit Betäubungspfeilen versteckt hielten, wurden die Brüder leider überwältigt und betäubt.

Die bewusstlosen Brüder Bobo wurden von den Banditen an Mother verkauft und von ihren Kindern in die Käfige gesperrt…wo ihr Abenteuer beginnt.

Als der Späher rauer Wurm gerade dabei war, seine mächtige Axt geräuschvoll aus dem Schädel eines Trauernden zu ziehen, kam ihm wie so oft der gleiche ärgerliche Gedanke. Wurm. Was für ein bescheuerter Name für einen Krieger in einer Zombie-Apokalypse! Könnte er nicht lieber Axtspalter- Boris oder Witwenmacher- Willy heißen? Stattdessen gaben ihm die “Kinder des Chaos” den Namen “rauer Wurm”, als sie ihn damals als abgemagertes, kleines Häufchen Elend fanden. Er war acht Jahre alt. Sie sagten, er sei zäh gewesen, und… Heiliger…! Was in Mutters Namen sah er denn da!? Durch die letzten Bäume des Waldes erblickte er auf einer großen Wiese vier seltsame Gestalten, wobei offenbar gerade zwei von ihnen dabei waren, einen kahlen Riesen, der lediglich in einer roten (und sehr knapp bemessenen) Unterhose da stand, einzuölen. Sie alle hätten unterschiedlicher nicht sein können, und doch schien sie etwas Großes, nicht greifbares zu verbinden. Rauer Wurm setzte sich auf einen Baumstumpf und sah zu, wie nun erneut zwei aus der Gruppe einen Dritten in ihre Mitte nahmen. Diesen konnte er jedoch kaum beobachten - er schien beinahe breiter als er lang war. Der Zwerg schrie aus voller Leidenschaft “Eyeyey! Langer Lulatsch! Werftmichwerftmich!!” Der ölige Riese in Unterhose glänzte im Sonnenlicht, während er den Zwerg zu umarmen schien. Der Vierte, der bis eben im hohen Gras saß, stand auf und rief lautstark: “Snash! Wash! Nash!” Mit einem lauten FLOP! flutschte der Zwerg wie eine geölte Rakete in den Himmel und dann Richtung Wald. Das war offenbar so nicht geplant gewesen, denn auf einmal liefen alle drei übrigen Gestalten aufgeregt hin und her. Der Kräftigste von allen (der skurriler Weise eine beunruhigend beruhigende Wirkung auf rauen Wurm hatte), predigte mit tiefer Stimme: " Karl Ender sagt, was nicht in die Luft gehört, sollte lieber auf dem Boden bleiben." Der lange Ölige rief: “Dass muss mein neues Öl gewesen sein. Superglitsch 3000! Ich werd’ ihn auffangen!”, und rannte dem Zwerg hinterher. Der Vierte wirkte sehr genervt und vergrub sein raues Gesicht in seinen großen Pranken, ehe auch er sich in Gang setzte und seinem halbnackten Freund hinterher lief. Auch der Kräftigste trottete nun nach, und so machten sich die drei offenbar auf, ihren kleinen Überflieger zu finden. Was sie dabei nicht wussten: Sie liefen schnurstracks Richtung Norden und somit geradewegs auf das Gebiet der Kinder des Chaos zu. Darauf stand die Todesstrafe für alle Mutterlosen! Doch vielleicht waren ihre Talente noch für etwas anderes zu gebrauchen… Rauer Wurm überlegte. Dann nahm er seine Axt und machte sich auf den Weg, die vier seltsamen Störenfriede einzusammeln. Als er nach einigen Gehminuten ihre Spur wieder fand (nichts erschien ihm je leichter - alles war voller Öl), versuchten sie gerade, ihren Zwergenfreund aus einer Baumkrone zu ziehen. Sie hatten sich wie eine menschliche Leiter aufgebaut; der Obere zog am Hosenbein des Zwerges, das er gerade so zu fassen bekam, und fluchte unverständliche Wörter wie “Snjakobitch!” und “Wishnjakz!”. Der Zwerg hingegen strampelte nervös und schrie: “Eyeyey! Loslos!!” Gleichzeitig hörte er einen von ihnen sagen: “Karl Ender sagt, die Bäume sind die Freunde der Menschen.” Nun hatte der Obere endlich das gesamte Bein im Griff und zog beherzt daran. Das hatte allerdings zur Folge, dass der muskelbepackte Zwerg den gesamten Baum, an dem er sich festhielt, heraus brach und mit in die Tiefe riss. Die Gruppe verlor das Gleichgewicht, der Sanftmütige knallte auf den Öligen, der Kleinste auf den Mürrischen, und der massive Baum noch hinterher. Dort lagen sie alle; drei von vieren ausgeknockt. Nur der kleine Überflieger bewegte sich noch. Rauer Wurm hatte nun endgültig genug von diesem Theater. Mit seiner gewaltigen Axt kam er aus seinem Versteck und mit einem gekonnten Hieb - er nahm die Breitseite - schickte er auch den Letzten von ihnen in das Reich der Träume.

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Die Vier Bobos kommen grade vom größten Wrestling Event aller Zeiten, dem “Greatest Wrestlemaniarama Slam !!!”

Das heimliche Main Event, und lang erwartete Tornado Tag Team Championship Match, der Fan Lieblinge um die amtierenden World Tears Tag Team Champions, die B.O.B.O.'s, gegen ihre erbitterten Feinde dem Team um: Zich-Zacharias, Stan “The Man” Ballzley, Jay “Ronimow” Ryder und dem SON OF SMORF, stahl wie erwartet die Show.
Bombastische Wrestling Action!
Ein Fest für die ambitionierten Zuschauer, welche es schafften sich hier einzufinden und dieses Spektakel live zu erfahren.
Nach gefühlten Stunden voller härtester Tag Team Klopperei vom aller Feinsten, schaffen es allerdings die Herausforderer, durch ein hinterlistiges Ablenkungsmanöver, den Ringrichter Namens Hawkey, zu täuschen und den B.O.B.O.'s ihre Championship Titel abzunehmen.
Angeschlagen machen sich unsere Helden auf den Heimweg. Doch Hey; “(…) Karl Ender sagt, eine Niederlage ist niemals ein Verlust, solange man nicht die Lust verliert, wieder aufzustehen!”

In diesem Moment werden die B.O.B.O.'s allesamt überwältigt und von den Kindern des Chaos gefangen genommen.
Die B.O.B.O.'s erfahren, dass ‘Mother’ eine ordentliche Wette auf den Sieg der Champs abgeschlossen hatte und nun nicht grade begeistert ist…
Im Gegenteil…

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Seit jeher verdienten die Bobo-Brüder ihr Geld mit der hohen Kunst des Wrestling. Als sie eines Tages erneut eine Show im endlosen Wasteland ankündigten und ihr Zelt aufbauten, kündigte sich hoher Besuch an: eine große Delegation der in der Nähe lagernden „Kinder des Chaos“ unter der Führung von Mother. Über das schwankende Gemüt der postapokalyptischen Herrscherin wussten die Bobos natürlich Bescheid. Diese Show durfte unter keinen Umständen in die Hose gehen! Tagelang diskutierten Oleg, Olaf, Bordo und Brontus über die richtige Auswahl der Wrestling-Moves, um die „Kids“ begeistern zu können.

Während einer seiner täglichen Karl-Ender-Meditationsphasen, erinnerte sich Brontus schließlich an einen lange vergessenen Bobo-Move, von dem ihr Vater ihnen einmal erzählt hatte: der „BoBounce“. Einst entwickelt von Dimitri Jakob Bobo war dieser Move speziell für eine zukünftige Generation vorhergesehen, die ihn als einzige ausführen können sollte. Brontus teilte seine Eingebung mit den anderen und es schien, als wäre der „BoBounce“ perfekt auf sie zugeschnitten. Die restlichen Tage bis zur großen Show verbrachten die Bobo-Brüder also mit dem Studium des „BoBounce“ und nach anfänglichen Schwierigkeiten, meisterten sie die Technik in atemberaubender Perfektion. Dann kam die Generalprobe: Oleg zählte wie gewohnt den Countdown runter, vergaß jedoch eine Zahl, worauf das Timing der anderen leicht außer Takt geriet. Oleg prellte sich die Schulter, welche daraufhin bei jeder Bewegung schmerzte. Er entschied sich jedoch, seine Brüder anzulügen und tat die Verletzung mit einem kurzen „Passt schon“ ab. Oleg wusste, dass sie den „BoBounce“ brauchen würden, um Mother zufrieden zu stellen.

So kam der Tag der großen Aufführung. Angekündigt durch Motorengeheul und das manische Brüllen der „Kids“, näherten sich Mother und ihre Delegation dem Zelt der Bobos. Rasch füllte sich die Arena mit grölenden, saufenden „Kids“, die schließlich von der gewaltigen Stimme ihrer Anführerin zum Schweigen gebracht wurden: „Ihr seid also diese Bobos von denen mir erzählt wurde! Dann lasst mal sehen, ob sich die Reise hierher gelohnt hat. Haha, ich will es für euch hoffen!“

Die Show begann. Hamsterrad, Waschmaschine, Quetschkanone. Alle Moves liefen absolut reibungslos ab. Die Menge tobte und applaudierte. Mother hingegen gähnte kurz und sah nicht besonders beeindruckt aus. Oleg, Olaf, Brontus und Bordo sahen sich eindringlich an: Die Zeit für den „BoBounce“ war gekommen.

Während Oleg den mittleren Mast des Zeltes erklomm, stellte Olaf einen Korb an den Rand der Arena. Oleg war inzwischen auf einer kleinen Plattform unter dem Dach des Zeltes angekommen. Brontus legte sich direkt unter ihm rücklings auf den Boden der Arena. Währenddessen dehnte Bordo sich ausgiebig und schien voll fokussiert. Olaf schmierte sich noch einmal mit seinem besten Öl ein und stellte sich, ebenso wie Bordo, neben Brontus. Die Zuschauer verstummten einer nach dem anderen. Auch sie spürten, dass etwas Großes bevorstand.

Oleg atmete noch einmal tief durch und begann zu zählen: „Dznaijez!“ Olaf spannte seinen Bauch an. „Dzwansisch!“ Bordo hüpfte vor Anspannung auf und ab. „Snjazch!“ Eins der „Kids“ schrie kurz auf. Er dachte, das wäre schon das Signal. „Dwas!“ Brontus verfiel in eine Art Trance. „SNJAZCH!“ Mit aller Kraft sprang Olaf vom Boden ab und landete zentral auf Brontus‘ Bauch, dessen Elastizität ihn augenblicklich nach oben katapultierte. Auf Olegs Höhe angekommen packte dieser Olafs Füße, woraufhin Olaf sofort seinen gesamten Körper anspannte und seine Arme nach vorne vom Körper reckte. Olafs Kopf zeigte nun exakt in Richtung des Korbes und seine Arme geradewegs nach unten zum Boden, von wo aus sich schon Bordo näherte, der ebenfalls Brontus als Trampolin benutzt hatte und sich schon zu einer Kugel zusammenrollte. Olafs glitschiger Körper würde Bordos Geschwindigkeit reibungslos weiterleiten und seine Arme Bordo genau in Richtung des Korbes befördern. So zumindest die Theorie.

Plötzlich fuhr ein stechender Schmerz durch Olegs rechte Schulter und er ließ Olaf ein Stück wegkippen. Bordo raste an Olafs Körper entlang, flutschte durch seine Arme und bewegte sich wie eine Kanonenkugel wieder nach unten. Allerdings nicht in Richtung des Korbes, sondern geradewegs auf Mother zu, die nur noch schützend ihre Hände vor das Gesicht hielt, bevor Bordo einschlug.

Chaos brach in der Menge aus. Einige versuchten, Mother aufzuhelfen, andere zerrten Bordo von ihr weg und schubsten ihn zu seinen Brüdern. Mother schrie mit hochrotem Kopf: „…“, doch kein Laut entwich ihrer Kehle. So sehr sie sich anstrengte, es kam nicht ein einziges Wort heraus. Bordos Aufprall schien ihre Stimmbänder zerstört zu haben. Ehe die „Kids“ etwas mitbekamen, erkannte ein Mann namens Speaker die Situation und handelte: „Ihr wagt es, die große ehrwürdige Mother zu attackieren?! Ihr seid nicht einmal würdig, weiterhin ihre erhabene Stimme vernehmen zu dürfen! Richtet diese Unholde unverzüglich hin!“ Sofort sprangen einige Kids von den Rängen und rannten wutentbrannt auf die Bobos zu, die sich nebeneinander aufgereiht hatten. Bordo war hüpfte kampfbereit auf und ab, doch Brontus ergriff das Wort: „Nur die Ruhe, ich bitte euch! Karl Ender sagt immer: Wer anderen eine zweite Chance gibt, hat seine genutzt! Ihr habt doch sicher eine andere Verwendung für uns.“ Die „Kids“ hielten inne und Mother flüsterte Speaker etwas zu. Er hörte unauffällig hin und verlautbarte dann: „Die große Mother gewährt euch diese zweite Chance, von der ihr sprecht!“ Oleg bedankte sich sofort: „Das ist sehr nett, aber wir müssen dann-„ „ERGREIFT SIE“, brüllte Speaker.

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