Eigentlich nicht oder nur, wenn man es so interpretieren möchte. Vielleicht haben wir da unterschiedliche Standpunkte, aber in meiner Welt sollte Journalismus, insbesondere wenn er sich mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzt, eine gewisse Qualifikation und das dazugehörige Feingefühl voraussetzen, weil ihm alles andere kleinere bis größere Schäden zufügen kann. Sich dafür zu interessieren, ist für mich nicht ausschlaggebend. Ich interessiere mich auch für derartige Themen und mache keine Videos dazu, weil ich a) nicht ständig tief genug eintauchen kann, um diese Themen seriös behandeln zu können und mir b) auch gar nicht anmaßen will, in ein Territorium einzudringen, das andere viel besser bedienen können als ich selbst. Außerdem benötigt das auch Zeit.
Mir ist schon bewusst, dass man nicht alles per Ausbildung gelernt oder studiert haben muss, um gut darin sein zu können, wenn man sich beispielsweise in seiner Freizeit zuvor einfach extrem dafür interessiert und sich dementsprechend auch damit auseinandergesetzt hat. Genauso kann auch ein Quereinsteiger ein erfolgreiches Restaraunt führen, wobei die Ausnahme hierbei wohl die Regel bestätigt. Klar, selbst ein gelernter Gastronom kann darin scheitern, nur ist gesellschaftlicher/politischer Journalismus mit all seinen Verzweigungen und Auswirkungen wesentlich komplexer für den öffentlichen Diskurs einzustufen.
Der Parabelritter bedient überwiegend Themen, die gerade brandaktuell sind, und will da unbedingt mitreden. Ich unterstelle ihm gar nicht, dass sein Interesse dahingehend nicht aufrichtig sei, aber ich muss mich gleichzeitig eben auch fragen, ob er den Themen mit kurzfristiger Recherce in 20-30 minütigen Videos überhaupt gerecht werden kann.
Ich will hier niemandem irgendetwas vorwerfen, aber ich stehe diesem Youtuber-Journalismus sehr kritisch gegenüber. Das betrifft nicht nur den Parabelritter, sondern auch andere seiner Zunft. Natürlich kann man damit auch jüngere Generationen adressieren und sie auf diese Weise möglicherweise für politische und gesellschaftliche Themen „begeistern“. Außerdem sollte man „öffentliche Räume“ nicht den Schwurblern, Faschisten, etc. überlassen. Nichtsdestotrotz bleiben Youtube, Twitch und Co. öffentliche Räume, bei denen man grundsätzlich Motivation, Qualität der Recherche etc. hinterfragen kann und sollte. Vielleicht lässt sich das auch auf Printmedien übertragen, klar, aber ich bin grundsätzlich eher dafür, dass gesellschaftlich-politischer Journalismus qualifiziert und nicht quantifiziert wird, nur um auf Teufel komm raus möglichst viele Menschen damit zu erreichen.