Über Religion

Wieso? Ich dachte, indoktrinieren machen immer die anderen?

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Religion an sich sollte schon Thema in den verschiedenen Bildungseinrichtungen sein. Ich denk, darauf können wir uns einigen. Was allerdings ein absoluties Nogo sein sollte (was aber leider die Realität ist), ist konfessioneller Religionsunterricht, in welchem entweder nur die „eigene“ Religion beigebracht wird, oder „andere“ Religionen aus Sicht der „eigenen“ präsentiert wird. Das ist, als würde man z.B. Geschichte allein aus einer marxistisch-leninistischen Perspektive präsentieren.

Erstens wissen das die wenigsten und zweitens gibt es genügend soziale Mechanismen (insb. Machtposition der lehrenden Person), die da dennoch wirken können, egal ob verboten oder nicht.

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Oder Religion allein aus einer atheistischen Perspektive, stimmt.

Im Übrigen wüsste ich gerne, was ihr alle für einen Religionsunterricht erlebt habt, dass solche Aussagen entstehen. Ich erinnere mich sehr viel mehr daran, dass andere Religionen thematisiert wurden (Islam, Buddhismus, Katholizismus, Satanismus, Religionskritik nach Marx, Nietzsche und Feuerbach), als dezidiert „evangelische“ Inhalte. Und wenn, dann waren die eher historischer Natur rund um Martin Luther und hätten in der Form auch ohne Weiteres im Geschichtsunterricht laufen können.

Jede lehrende Person weiß das - oder sollte es wissen.

…was nach meiner Erfahrung aber nichts dezidiert mit dem Religionsunterricht zu tun hat und in anderen Fächern genauso passiert. Und dann diskutieren wir auch auf der Ebene, ob einzelne Lehrkräfte gemeint sind und verlassen die Ebene der allgemeingültigen Rahmensetzung.

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Bei uns quasi gar nicht stattgefunden.

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Wie wars denn bei euch?

Wozu Kita Kinder aber noch gar nicht in der Lage sind und selbst in der Grundschule sind erst in den höheren Klasse Kinder dazu in der Lage das Konzept Religion in seiner Gesamtheit zu Begreifen.

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Religion sollte aus genau einer Perspektive unterrichtet werden, nämlich der wissenschaftlich-pädagogischen, so wie JEDES andere Fach auch.

Zu deiner Frage: Mein Religionsunterricht hat aus folgenden Dingen bestanden:

  • Bibel lesen
  • Gebete auswendig lernen
  • Vermittelt bekommen, dass dieses und jenes eine Sünde ist (und ja, da waren so Dinge wie Homosexualität, Sex vor der Ehe u.ä. Zeugs dabei)
  • Lieder (mit teils sehr fragwürdigen Texten) singen
  • Betrachtung anderer Religion aus der katholischen Perspektive, was immer auf sowas rausgelaufen ist wie: „warum >>unser<< Glaube der richtige ist“

Und wir wissen beide, dass sich nicht jede Person in einer Machtposition (die nun mal eine lehrende Person inne hat) an alle Gesetze hält, insbesondere wenn nach der Maxime gegangen wird „wo kein Kläger, da kein Richter“.

Meine Erfahrung als LEHRER und SCHÜLER sagt das genaue Gegenteil. Es sind bisher IMMER die Religionslehrenden gewesen, die indoktriniert haben, nie die Geschichte-, Mathe-, oder Biolehrer*innen. Denn all die arbeiten stets nach wissenschaftlich-pädagogischen Prinzipien, Religionslehrende eben kaum. Dass es Lehrende in anderen Fächern gibt, die genauso Scheiße bauen, das ist klar (ich denke da besonders an meine Volksschullehrerin und an meine GwK-Lehrerin in der Oberstufe), aber indoktriniert hat da niemand.

Weißt du, wo wir diese Dinge richtig (im Sinne von wissenschaftlich-pädagogisch) besprochen haben? In Philosophie.

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:point_up:

Bei uns war es im Grunde eins zu eins Ethik Unterricht, nur das wir noch zusätzlich in der Bibel gelesen haben… Über nicht abrahamitische Religionen haben wir gar nichts gelernt.

In der Grundschule kann ich mich an das Nacherzählen von Bibel-Geschichten erinnern. Das waren so Comic-Strips mit 6 Bildern, die eine Geschichte erzählt hat. War eher langweilig und hatte, meines Wissens nach, nicht viel mit Indoktrination zu tun.
Als ich konfirmiert werden sollte, hat meine Mum mich quasi gezwungen. Heute trage ich zufällig mein Kirchentags-Shirt. Man kann mich also als parteilich bezeichnen.

In der späten Mittelstufe war es auch sehr Ethik-Lastig, dazu noch ein paar verschiedene Schöpfungs-Mythen (Gilgamesch fällt mir da grade spontan ein). Meine Lehrerin damals war auch Biologie-Lehrerin. In der Oberstufe war es dann sehr viel Interpretation und „Wie sieht Jesus eigentlich im Islam aus“ und ähnliches. Fokus war hier auf jeden Fall ziemlich Abrahamistisch, wenn ich mich richtig erinnere. Meinen Abi-Aufsatz in Religion habe ich mit der These „Die Bibel ist quasi wie Herr der Ringe oder Moby Dick“ geschrieben. Grundthese ist quasi, dass man Moral und Überzeugungen sowohl aus religiösen Texten, als auch aus Fiktionalen Geschichten beziehen kann (eine Überzeugung, die ich bis heute teile!)

Können wir alle der Basis-Meinung „schlechter Religions-Unterricht ist schlecht!“ zustimmen?

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Also ich weiß von meiner damaligen BFF das die im Religionsunterricht Katholische und Protestantische Lehre hatten, ne bissel Judentum und der Rest war Bibelverse Vorgestellt und Bilder ausgemalt.

Was du beschreibst hatten wir in Ethik, Sozialkunde und später noch als Wahlfach Sozialwesen.

Auf der katholischen Privatschule, als auch auf der öffentlichen Schule war der Religionsunterricht (je nach Lehrer) relativ ähnlich.
Bibel lesen und besprechen.
Lieder singen.
Beten.
Die Betrachtung anderer Religionen hat sich meistens darauf beschränkt, zu erwähnen, dass es die ja auch noch gibt und vielleicht grob benennt, worums da geht, aber ich würde nicht sagen, dass ich mein Wissen über andere Religionen aus dem Religionsunterricht hab. Wahrscheinlich ist da sogar mancher Geschichtslehrer mehr an dem Wissenserwerb über andere Religionen beteiligt gewesen.
Dann wurden auch ethische Fragen besprochen (diskutiert kann man kaum sagen), was oft daraus hinausgelaufen ist, dass es mehr oder weniger am Ende nur um (vermeintliche) christilche Werte und einem mahnenden Zeigefinger vor der Sünde ging.
Ich hatte in meiner Schullaufbahn vier Religionslehrer (fünf mit dem lieben Liederonkel aus der Volksschule dazugerechnet) und der Unterricht war bei allen eigentlich recht ähnlich.
An einen Lehrer kann ich mich erinnern, der war vergleichsweise progressiv und war auch der einzige der nicht von uns verlangt hat zum Stundenbeginn ein Gebet zu sprechen. Generell wars auch auf der öffentlichen Schule etwas lockerer, als auf der Privatschule, aber so einen frappant großen Unterschied im Religionsunterricht hats dann letztendlich eigentlich nicht gegeben.
Der größte Unterschied war wahrscheinlich, dass wir in der Privatschule unseren eigenen Pfarrer und eine eigene Kapelle in der Schule hatten, wo regelmäßig Messen abgehalten wurden.

mein zweiter Relilehrer (in der Volksschule) war sogar der hiesige Pfarrer

Wenn ich so lese was hier manche Leute für einen fragwürdigen Religionsunterricht hatten, kann ich mich mit meinem wohl ziemlich glücklich schätzen. :sweat_smile:

Wir hatten damals jede Religion mal durchgenommen um zumindest ein Basisverständnis von diesen zu bekommen. Das Ganze wurde auch sehr neutral unterrichtet, also wir haben quasi nur Fakten gelehrt bekommen.

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Wenn überhaupt. Religion ist jetzt nichts, was dezidiert in einem bestimmten Alter „passiert“ oder man sie vollständig begreifen kann, wenn man - sagen wir - 26 ist.

Wenn dein Religionsunterricht so ausgesehen hat, ok, puh, absolute Moppelkotze. So wie ich evangelischen Religionsunterricht im Zeitalter der Kompetenzorientierung (und auch zu meiner Schulzeit) erlebe und erlebt habe, sind das anscheinend zwei vollkommen unterschiedliche Welten. Da ging es dann eher um solche Dinge wie „Wie gehen wir vernünftig miteinander um?“, „Warum glauben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge?“ oder „Was passiert eigentlich, wenn jemand stirbt?“.

Ging in diesem Kontext nicht um Indoktrination (was immer das sein soll), sondern um Ausschlussmechanismen, die ich in dieser Form schon mehrfach als Lehrer wie als Schüler eben auch von anderen Lehrer:innen erlebt habe.

Die Katholiken, ey… Da gibt’s eben nochmal das Problem, dass du im katholischen Religionsunterricht die Trias aus katholischer Lehrkraft, katholischen SuS und katholischer Lehre hast. Auf evangelischer Seite „nur“ eine evangelische Lehrkraft. Krasser Scheiß, was ihr da alles erlebt habt. Fände ich ganz interessant, ob es heute auch noch so läuft, da die Schulen ja immer weiter weg gehen von der Frage „Was sollen die SuS wissen?“ hin zur Frage „Was sollen die SuS können?“ Das macht jedes Auswendiglernen (angefangen bei Gedichten im Deutschunterricht bis hin zu besagten Bibelversen und „kirchlicher Lehre“) begründungsbedürftig jenseits von „Sollen sie halt wissen“. Kann aber eben nur aus evangelischer Perspektive sprechen.

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Stimmt, das hab ich ganz vergessen. Philosophie. Hab ich zwar nur in der Maturaschule gehabt, aber da wurde auch viel über diese Dinge gesprochen.
Den Philosophielehrer dort mochte ich sehr.

Ich bin dafür, dass man Kindern beibringt, wie sie zweifeln und hinterfragen können und nicht, wie oder woran sie glauben sollen.
Damit werden sie so oder so von Anfang an von allen Seiten beschallt und von den unterschiedlichsten Interessen und Personen beeinflusst, egal ob positiv oder negativ gemeint, und egal, ob das richtig ist oder nicht.

Natürlich kann es schaden, an allem zu zweifeln.
Aber erstens schadet Zweifeln meiner Meinung nach weniger schnell und stark als Glauben.
Und zweitens sind wir meiner Meinung nach als Gesellschaft und Menschheit noch sehr, sehr weit davon entfernt, dass uns mehr Zweifel und weniger Glauben schaden würde.
Nicht nur auf Religion beschränkt.

Und wenn jemand mit solchen Themen auseinander setzen will und eine eigene Meinung/Glauben/was auch immer entwickelt, sollte das aus eigenem Antrieb geschehen und nicht als Reaktion auf äußere Einflüsse.

Ich würde mir deshalb wünschen, dass Kinder, bevor sie mit 14 vollständig religionsmündig sind, nicht religiös erzogen werden dürfen. Und danach auch nur auf eigenen Wunsch.

Natürlich dürfte man auf Fragen des Kindes antworten, aber man sollte dabei klar kommunizieren, was dabei persönlicher Glauben ist und was dabei der aktuelle Wissensstand der Menschheit ist.
Das der aktuelle Wissensstand der Menschheit teilweise falsch sein kann ist natürlich klar und sollte auch kommuniziert werden, aber etwas besseres haben wir als Antwort leider noch nicht.

Deshalb sollten wir daran arbeiten, immer bessere Antworten zu haben. Und die bekommen wir nicht durch Glauben an irgendetwas, sondern durch Zweifel an dem bisherigen Wissensstand und der Suche nach besseren Antworten.

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Da bin ich ganz bei dir und ist auch eine meiner persönlichen Maximen.

Ob es vorteilhaft ist jegliche Form religiöser Bildung bis 14 zu unterbinden, bin ich nicht so überzeugt, einfach weil Religion immer noch ein integraler Bestandteil des sozialen, kulturellen und nicht zuletzt politischen Lebens (ob das nun gut oder schlecht ist, möge jede Person für sich selbst bestimmen) ist und diesen Bestandteil prinzipiell zu verstehen, halte ich durchaus für sinnvoll.

Das sowieso und das ist es auch, was ich oft genug im konfessionellen Religionsunterricht eben nicht sehe, weswegen ich ihn auch immer wieder anprangere.

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Ich habe nichts gegen religiöse Bildung, sondern gegen religiöse Erziehung.

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Ok, dann hab ich dich falsch verstanden. Wär ich auch dafür, wird nur schwierig umzusetzen.

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