@Niklas_Schier Wegen @Greyface Frage: Hält sich die EKD nich an Nicäa und dessen Abwandlungen (Apostolisch, Konstantinopel) und folgt demgemäß der Ansicht, dass man an die Existenz und Auferstehung von Jesus glauben muss, um Heil zu finden oder Christ zu sein oder sowas?
Ok, ich versuch’s mal der Reihe nach in eigenen Worten und hoffe, dass ich nicht allzu schwammig klinge.
Erstmal glaube ich an einen Gott. Dieser Gott ist ein emotionales Wesen, was sich sowohl positiv als auch negativ äußern kann. Dieser Gott hat uns alle liebevoll erschaffen, auf ihn gehen wir alle zurück. Wenn Liebe aber nicht auf Gegenliebe stößt, kann sie leicht in Hass umschlagen (z. B. die Sintflutgeschichte). Aber auch wenn Liebe erwidert wird, kann sie eine gewisse leidvolle “Wir gegen alle anderen!”-Einstellung hervorbringen (z. B. die Landnahme). Die “Schuld” auf beiden Seiten gegeneinander wuchs: Die Menschen lieben Gott nicht richtig und Gott liebte die Menschen nicht richtig, bis es ihm zu viel wurde. Deshalb schickte er seinen Sohn auf die Erde, um alle Gräben ein für allemal durch Liebe zu überbrücken. Das war aber nicht der einzige Grund: Jesus - weiter verstärkt durch Paulus - hat den Menschen die Botschaft einer allgemeinen Liebe gegeben. Es gibt kein besseres oder schlechteres religiöses Dasein qua Geburt mehr, sondern alle Menschen können Anteil an Gott haben - sofern sie es wollen. In der Nächsten- und Feindesliebe ist die christliche Ethik schon im Wesentlichen erfasst; jedes Handeln muss sich daran messen lassen. Das ist für alle rezipierbar, selbst, wenn man sich nicht zu Gott bekennen will. An Jesus zu glauben heißt für mich also, daran zu glauben, dass ich es mit einem Gott zu tun habe, der nicht sozusagen über mein Fehlverhalten exakt Buch führt, sondern mir vergebend und in Liebe begegnet und in dessen Gemeinschaft ich mich nach dem Tod wähnen kann.
Ich hoffe, das beantwortet deine Frage.
“Glauben müssen” ist jetzt wieder so eine Sache - da kann jetzt gerne wieder die Häretikerkeule kommen, aber in der evangelischen Kirche gibt es einen sehr großen Interpretationsspielraum und niemand würde direkt eine Exkommunizierung aussprechen. Ich persönlich deute das NC auch sehr viel eher metaphorisch als wörtlich (die NT-Texte sind sich ja auch mehr als uneins zum Thema Auferstehung). Zudem ist das NC ein Bekenntnis (“Ich glaube an…”), kein Dogma.
Vielen Dank. Das war sehr ausführlich. Klingt für mich danach als würde alles weggelassen was “angreifbar” ist. Aber egal. Die Message und Menschenbild finde ich ja grossartig, sollte häufiger ohne das Religiöse drumherum gepredigt werden.
Ich hätte allerdings gerne eine Antwort auf die Frage warum du daran glaubst. Angenommen jemand hätte es geschafft trotz Intelligenz und Bildung bis ins Erwachsenenalter noch nie mit Religion in Berührung zu kommen. Dann würde er sich völlig neutral mit all den grossen Fragen beschäftigen, sich über alle Religionen deren Geschichte und Religionskritik informieren. Nach einer Weile käme er zum Ergebnis: Im Buch über diesen gekreuzigten Prediger findet man die Wahrheit und er hat nun den Glauben den du beschreibst.
Wäre das für dich eine nachvollziehbare logische Schlussfolgerung? Wenn ja hat sich das Thema für mich erledigt, würde mich allerdings überraschen. Wenn nicht, wie begründest du, die Entscheidung dein kritisches denken bei diesem Thema auszuschalten?
Weil es für mich ein Gefühl der Entlastung darstellt und ich mich dadurch im positiven Sinne getragen fühle.
Da “die Wahrheit” in diesem Falle ein sehr subjektiver Begriff ist, wäre das für mich durchaus nachvollziehbar. Was für mich in religiöser Hinsicht “wahr” ist, muss deshalb noch lange nicht für andere gelten. Mich würde dann aber sehr die Geschichte dahinter interessieren.
Moment…
Die Wahrheit ist subjektiv? Und etwas kann für jemanden wahr sein für jemanden anderes nicht?
Sorry, das verstehe ich jetzt nicht.
Entweder gibt es einen Gott, oder es gibt ihn nicht. Entweder lebte vor 2000 Jahren ein Jude namens Jesus der ans Kreuz genagelt wurde und dann wieder auferstand oder es gab ihn nicht. Ich denke nicht, dass solche Dinge relativ oder subjektiv sind.
Da hat mich jetzt nicht losgelassen und ich hab mal bissl nachgeguckt
Also ich habe das eher anders in Erinnerung und muss sagen, dass es, wie ich es sowohl im Unterricht, als auch durch genaueres nachlesen, genau andersherum sehe.
Nicht der Religionslehrer liegt falsch, wenn er „objektiv“ „Religion“ unterrichtet, sondern der/die/das, der vorsieht, dass der RU als Indoktrination vorgesehen ist. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, aber:
Wer hat denn das veranlasst, bzw. von wem geht des denn aus, dass der RU als Indoktrination funzen soll?
Von wem hast du das her?
Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass das eine falsche Behauptung ist.
Grundgesetzlich als „ordentliches Lehrfach“ stimmt, ja. Allerdings wurzelt z.B.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
auch zum Großteil mit darin, aus dem 3. Reich zu lernen und eben eine Situation, in der der RU aus nationalsozialistiaschen, etc. Gründen aus der Schule gedrängt werden soll, zu vermeiden. (durch evtl. Stundenkürzung, anderweitige Besetzung der Schulräume, verkürzte, bzw. veränderte Ausbildung der Lehrkräfte seitens des Staates, etc.)
Und auch in der Würzburger Synode, aus der sich der momentane (kath. & ev.) Religionsunterricht ableitet, wird klar formuliert:
„Religionsunterricht soll zu verantwortlichem Denken und Verhalten im Hinblick auf Religion und
Glaube befähigen."
Und das ist doch ein relativ treffendes und faires Leit-topos, oder etwa nicht?
Also wenn hier eine etwas „schiefe“ Formulierung des Religionsunterrichts vorliegt, dann wohl eher auf Seiten des Staates, bzw. des Freistaats Bayerns, würde ich sagen.
Des weiteren steht aber auch in der bayer. Verf., dass Schüler erzogen werden sollen im Geiste „der Demokratie, Liebe zur bayerischen Heimat“, etc. und darüber wird sich nicht groß ausgelassen, obwohl ich das auch als etwas überholt, bzw. ich würde eher sagen etwas überholt formuliert ansehen würde.
Ich hab aber da jetzt keine allzu große Lust zu diskutieren und wollte nur meine Auffassung schildern und eben auch sagen, dass die Würzburger Synode u.a. als Basis für den modernen RU geradesteht, und dort "Religionsunterricht soll zu verantwortlichem Denken und Verhalten im Hinblick auf Religion und Glaube befähigen.“ als Motto gilt, wodurch der Religionslehrer nicht „nicht richtig seiner Pflicht nachkommt“.
So, ich gönn’ mir jetz n kleines Bierchen, es is Mittwochabend, d.h. fast Donenrstag und das ist der Tag vor dem Freitag, an dem das Wochenende eingeläutet (kleiner Wortwitz am Rande, @Bammbamm) wird. Tschaudihau
Ahm, aber das ist nicht die Frage.
Ja, was du persönlich aus einem Fakt holst, dass kann subjektiv sein. Aber die Fakten sind trotzdem Fakten. Entweder gibt es einen Gott oder es gibt ihn nicht. Wahrheit ist Fakten-gebunden, und darum nicht subjektiv.
Im ernst jetzt?
Ist doch sehr einfach: Wenn etwas existiert, und du glaubst dass es nicht existiert, dann liegst du objektiv gesehen falsch. Oder hast du das Gefühl, wenn etwas existiert, du dich aber weigerst daran zu glauben, dass es dann verschwindet?