Über Religion

Es ist an den Opfern, ihren Tätern zu vergeben. Weder haben wir - noch Gott und Jesus, möcht ich mal gesagt haben - den Tätern zu vergeben, noch hat irgendjemand den Opfern zu sagen, wie sie sich fühlen sollen. (Ich fass “Vergebung” mal als Gefühl.)

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Wir sind als Christen zur Vergebung und zur Feindesliebe aufgerufen. Grundsätzlich muss natürlich der Täter die Vergebung des Opfers suchen, damit das überhaupt geschehen kann (nicht umgekehrt). Dazu gehört Buße. Manchmal ist das Schuldmaß jedoch so groß, dass ein Menschenleben zu kurz ist, um das zerstörte Vertrauen je wiederherzustellen.

Der betreffende Pastor kann vieleicht sein Seelenheil retten, wenn er ehrlich bereut und umkehrt. Aber hier auf Erden hat er nun einmal bis zu seinem Lebensende verkackt.

Edit: Zum eigentlichen Thema: Von der Vergebung und Feindesliebe zu predigen muss natürlich auch unsere irdische Begrenztheit in den Blick nehmen. Es besteht jedenfalls meiner Ansicht nach kein Anlass, den Opfern Schuldgefühle einzureden, weil sie nicht vergeben können. Und ich hoffe doch, dass der Pastor aus dem Artikel das nicht getan hat. (Frei nach Marko Giesel: Hat er nicht gesagt. Und wenn er es gesagt hat, hat er es nicht so gemeint.) x)

Würd mich ja mal interessieren, wie groß der Anteil der Christen unter den Missbrauchsopfern ist. :thinking:

Ich habe mal eine Frage an euch, wofür ich keinen eigenen Thread aufmachen wollte:

Ich bin in einem kleinen religiösen „Dilemma“.
Ich werde in meinem Leben jetzt einiges umstellen und in meinem Alter tatsächlich noch eine Ausbildung beginnen. Da musste ich als überzeugter Atheist doch feststellen, dass auf dem Lehrplan „Religionslehre“ steht.
„Dann wähl doch ab“ wird da der ein-oder andere sagen, aber das ist in der Berufsschule nicht so einfach, weil man dann Stunden sammelt, die man in der Arbeit nachholen muss. Das ist in meinem Job aber nicht möglich, weil es da keine Schichten oder sowas gibt. Ist ein „9 to 5“ -Job. Die Berufsschule auf die ich gehen werde hat übrigens auch keinen Ersatzunterricht, wie z.B. Ethik.

Nun hat mich schon ein Freund, der nicht religiös ist, beruhigt und gesagt, dass der Reli-Unterricht in der Berufsschule nicht unbedingt den konfessionellen Religionsunterricht an Regelschulen widerspiegelt und es sich mehr um eine Art „Selbsthilfegruppe“ handelt, wo man über gesellschaftliche Themen spricht.
Das würde ich mir tatsächlich geben, weil man da auch als Nichtgläubiger sicherlich etwas beitragen kann und interessante Gespräche aufkommen. Kann ja ganz lehrreich sein.

Auf einen konfessionellen Religionsunterricht habe ich aber absolut keine Lust, bei dem es um Jesus, die Arche Noah oder Adam und Eva geht. Oder vielleicht sogar Besuche eines Gottesdiensts.
Ich glaube auch nicht, dass da viel bei rum kommen würde, weil ich in etwaigen Klausuren ganz bestimmt nichts schreiben werde, was einem konfessionellen Religionslehrer gefällt :smiley:

Hat hier jemand Erfahrungen mit Religionslehre an Berufsschulen?

Und ja: Rechtlich wäre ich absolut im Recht das abzuwählen, aber du willst ja auch nicht als Querulant rüber kommen, wenn du gerade ein Arbeitsverhältnis beginnst. Aber es kollidiert halt sehr mit meiner Weltanschauung.

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Ja genau so war es in meiner Berufsschule. Man hat sich zwar auch mal wieder mit allen Weltreligionen auseinander gesetzt.
Aber hauptsächlich hatten wir zu verschiedenen Themen Diskussionen auch einige die uns Persönlich betroffen haben.

Sachen die unsere Gesellschaft und uns betreffen.
Ist aber immer vom Lehrer/in abhängig.
Ist ja auch nur ein Unwichtiges Nebenfach in dem du reden musst und es vielleicht einen Test gibt.

Bei uns wurde in der ersten Stunde auch Themen gesammelt die wird durchnehmen wollen und dann auch Stimmen verteilt.

Das kann alles Mögliche heißen und ist auch davon abhängig, in welchem Bundesland du dich befindest. Aber deshalb:

würde ich mal - ohne deine wohnliche Situation genauer zu kennen - behaupten, dass es weltanschaulich neutraler Unterricht ist. Ich weiß, dass es zumindest in Bremen und Brandenburg so ist (aber ich bin da relativ schnell auf dünnem Eis…). Alles andere wäre grundgesetzwidrig.

Darf man nicht verpflichtend als Teil der Lehrveranstaltung machen.

Och, ich kenne keinen einzigen konfessionellen Religionslehrer (und ich kenne einige…), dem einer drauf abgehen würde, wenn du schreibst, dass du an die Schöpfung in sechs Tagen glaubst. Im Reliunterricht (oder wie auch immer man den nennt) wird nicht nach einer „Wahrheit“ gefragt, sondern es wird die Kompetenz geschult, die eigene Weltwahrnehmung und -deutung zu analysieren.

Etwas zum schmunzeln: :slight_smile:

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Nicht, wenn man exakt diese Dialoge etwa 50mal selbst führen musste. :beansad:

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Ist dabei eigentlich seltsam…
Ich meine, wenn man sich so die Demographie vieler westlicher Länder anschaut, dann ist das Christentum immer noch die absolut dominante religiöse Orientierung.
Dieses befremdliche Verhalten unter jungen Leuten in gewissen Kreisen (welches ich tatsächlich auch schon als Realität erlebt habe) ist deshalb schon irgendwie einzigartig.

Aber hier muss man auch nochmal unterscheiden zwischen denen, die glauben, was man ihnen vor setzt und denjenigen, die sich in kritischer Weise (damit meine ich nicht nur Akademiker) damit auseinandersetzen. Dann ist auch das Christentum in Deutschland auch ziemlich vielschichtig. Evangelisches Christentum in Sachsen wird anders gelebt als z. B. in der Pfalz. Und überall gibt es Freikirchen, die mit den landeskirchlichen Strukturen nix zu tun haben und aus deren Kreisen eher selten Leute an die theologischen Fakultäten kommen.

Ich hatte neulich ein interessantes Gespräch mit einem Freund, dem alles religiöse “grundsätzlich irgendwie suspekt” ist. Wir haben uns dann über seine Biographie unterhalten, dass er getauft und konfirmiert wurde, den Pfarrer damals ganz cool fand, der dafür gesorgt hat, dass aus ihnen “anständige junge Menschen” wurden. Aber gläubiger Christ wär er nie gewesen und er weiß auch nicht recht, woran Christen glauben und es hat ihn auch nicht interessiert.
Ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll. Wie entsteht so ein Bildungsdefizit, im Bezug auf das Christentum?

Würde darauf tippen:

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Ich als Atheist kann Dir bestätigen, dass Atheisten durchschnittlich bestimmt bibelfester sind und sich auch besser mit der Geschichte von Religion und Kirche auskennen, als der durchschnittliche Mensch, der sich als „Christ“ bezeichnet :smiley:

Auch in der heutigen Zeit ist es sehr oft noch so, dass man „nativ“ erst einmal in den Glauben - und jetzt schreibe ich ein polemisches Wort, Sorry - indoktriniert wird. „Vom Glauben abzufallen“ ist für viele ein aktiver Prozess, bei dem man sich viel mit der Materie beschäftigt.

Ich war auch lange Zeit in einem Atheisten-Forum unterwegs und da konnten manche die Bibel auf Pastoren-Niveau zitieren und wussten fast auf die Uhrzeit genau, wann sich welche Strömung des Christentums, Judentums und Islams gebildet hat.

Man ist nicht ungläubig, weil man es nicht besser weiß. Ich finde das etwas respektlos sowas anzunehmen.

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Woran machst du das fest? An dem „Atheisten-Forum“?

Erfahrung wenn man mit Personen spricht die ihrer Aussage nach religiös sind.

Wobei es solche und solche gibt, aber oft hört man halt auch man glaubt an (bitte imaginären Freund hier eintragen) weil das halt immer schon so war, es alle anderen in ihrem Umfeld auch machen etc.

Klingt jetzt verallgemeinert, aber so habe ich es meistens zb erlebt. Deswegen finde ich auch @Niklas_Schier’s Posts über Religion hier interessant, weil es mal jemand ist der (hoffentlich :stuck_out_tongue: ) wirklich weiß wovon er redet und es interessant ist wie er Religion wahrnimmt.

Ist es auch und so habe ich den Post von Lampe auch aufgefasst. Fand das sehr pauschalisierend. Wenn ich mich in einem Atheistenforum bewege, finde ich wahrscheinlich überproportional viele Leute, die sich gut auskennen. Oder zumindest so tun. Genauso wäre es andersherum in einem Reli-Forum.

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Nö. Nicht nur. Es ist auch meine eigene Erfahrung; es fällt mir immer wieder auf, wenn Atheisten und Gläubige debattieren, Und vor allen Dingen ist das ein beliebter Vorwurf gegen Atheisten selbst, dass sie sich ja mehr mit Religion beschäftigen als die Gläubigen selbst.

Und ich habe es auch logisch hergeleitet, nochmal: “Christ” ist jeder erst einmal irgendwie in unserer Gesellschaft, Atheist zu werden ist aber eben ein aktiver Prozess, bei dem man sich zwangsläufig mit der Materie auseinandersetzt.

Deswegen wollte ich nur Kritik anbringen, wenn jemand anscheinend glaubt man sei nur nicht gläubig “weil man das Christentum nicht versteht”.

Frag heute mal von den knapp über 50%, die offiziell noch in der Kirche sind ein paar Fragen über die Feiertage. Ob sie regelmäßig beten, in die Kirche gehen. Ein Bibelzitat kennen. Apostel aufzählen können etc… Du wirst sehen: Da kommt nicht mehr viel.

Religion spielt - zumindest in großen Teilen der westlichen Welt - nur noch auf dem Papier eine Rolle. Die aller aller meisten interessieren sich aktiv weder für Religion, noch für Atheismus und leben einfach ihr Leben.

Und bevor der Vorwurf des bösen engstirnigen Atheisten kommt: Ich respektiere religiöse Menschen absolut.

Ich fand es pauschalisierend anzunehmen, dass “Ungläubige” auch zwangsläufig ungebildet sind, wenn es um Religion geht.

Hat das jemand gemacht?

Das sollte übrigens kein Vorwurf sein. Ich als „Ungläubiger“, streite mich oft genug mit meinem Diakon-Opa.

Schau dir den Beitrag noch einmal an, auf den ich als erstes geantwortet habe. Ich finde da kann schon der Eindruck entstehen. Wenn ich das überinterpretiert habe, muss ich mich entschuldigen. Aber das macht meinen Beitrag ja nicht unwahrer.

Hatte Brelfs Beitrag so gedeutet, dass er sich explizit auf seinen Freund bezogen hat. Kann mich da natürlich auch irren.

Ich finde schon, dass man „aktive Atheisten“ nicht mit „ich wurde mal getauft und hab mal vom Leib Christi genascht“-Christen vergleichen kann.

Gibt genug Leute die nicht an Gott glauben und keine Ahnung von dem Thema haben. Genau wie andersherum.