Durch die Bibel wurden gewisse Grundwerte schneller und universeller verbreitet. Ob es Werte/Regeln davor schon gab, sicherlich. Das sie sich auf anderen Wege irgendwann einmal auf der Erde verteilt hätte, sicherlich. In der Geschwindigkeit? Sicherlich nicht.
Der anthropologische Wert ist unbestreitbar.
Eigentlich hat die Verbreitung der Bibel dafür gesorgt, dass die menschliche Gesellschaft sich fast 1000 Jahre mehr oder weniger gar nicht entwickelt hat, bevor man dann anfing sie zu hinterfragen.
Die Geschwindigkeit wurde aber nicht durch die Bibel selbst, sondern durch das bereits bestehende System des Römischen Imperiums gewährleistet. Hätte es zu jener Zeit eine Phase der Kleinstaaterei gegeben, wäre die Geschwindigkeit der Verbreitung dieser Werte sicherlich eine gänzlich andere gewesen.
Wie soll sie denn sonst verbreiten? Natürlich haben die Verbreiter die infrastrukturellen Möglichkeiten der Zeit genutzt. Das war ja nicht der heilige Geist Wenn Variabel A, B oder C verändert gewesen wäre, hätte sich die Geschichte anders entwickelt. Das kann man echt jedem historischen Ereignis sagen. Es ist halt anders gekommen.
Ein paar Beispiele, wo mir der Glaube hilft:
- Wenn es gilt, zu verzeihen.
- Wenn es gilt, um Vergebung zu bitten.
- Wenn es gilt, solidarisch zu handeln.
- Wenn ich jemdanden brauche, dem ich meine Innerstes anvertrauen kann, sei es ein Freund, ein Pfarrer oder vor Gott im Gebet.
- Wenn ich verzweifle.
- Wenn ich sterbe.
Ich habe Menschen kennengelernt, denen es buchstäblich das Leben gerettet hat, als sie sich zu Gott bekehrten. Andere, die an ihrem Lebensabend voller Vertrauen sterben konnten.
Ich selbst hatte kein großes “Bekehrungserlebnis” und als guter Lutheraner denke ich auch, dass es viel wichtiger ist, dass Gott an uns Menschen handelt und nicht, dass wir vor ihm etwas leisten müssten. Dennoch beeindrucken mich solche Biographien ungemein.
Viele meiner Freunde sind Agnostiker und ich respektiere das. Meine besten Freunde sind jedoch Christen, denn von ihnen fühle ich mich verstanden.
Ich glaube, deine Frage zielt darauf ab, ob man als Atheist auch “ein guter Mensch” sein kann!?
Paulus würde sagen (Röm 3,23): “Alle sind Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten”
Aber es geht weiter: (3,24)
“und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist.”
Daher würde ich sagen: Der einzige Unterschied zwischen euch ist, dass du von der Erlösung weißt, die deine Arbeitskollegen nicht kennen. Was dieses Wissen mit deinem Leben macht, kann ich von hier aus nicht beurteilen. ^^
Du hast aber argumentiert, dass
wurden. Diese und ähnliche Werte gab es auch abseits der Bibel zu jener Zeit. Man denke hier etwa an die ganzen ägyptisch-griechisch-römischen Philosophen.
Siehst du und genau hier seh ich das Problem mit der Religion. Wenn man erst eine richtende Identität benötigt, um richtig handeln zu können, dann ist der innere Kompass aber ganz eindeutig falsch eingestellt.
Wer richtet denn meinen inneren Kompass aus? Die Eltern? Das Umfeld? Der Staat?
Ich denke, der Glaube kann eine weitere Stütze für den inneren Kompass sein, wenn oben genannte Dinge nicht laufen. Schlechte Eltern, falsche Freunde, feindlicher Staat.
Edit: Noch ein Beispiel: In jedem schwarzen Christ, der nicht bei den Aufständen in den USA Schandtaten begeht, obwohl er aus einem Ghetto kommt und die Behörden dort rassistisch mit Minderheiten umgehen, sehe ich die Gnade Gottes am Werk.
Dann sollte der Glaube aber langfristig auch dazu führen, ihn zu überwinden, denn es ist wie gesagt nicht richtig, dass man nur unter Einfluss anderer richtig handeln will.
Und woher weißt du, dass der Glaube dir den “richtigen Weg” weist? (ist nicht gehässig gemeint, auch wenns vl so klingen mag)
Ja, wo ist dein Problem? Fakt ist, sie haben sich schneller verbreitet. Damit impliziere ich wohl eindeutig, dass es diesen oder einen anderen Wertekanon schon weit früher gab.
Die ganzen Philosophen waren in der Wissenschaft bekannt, aber dem Bauern auf dem Feld, im Mittelalter, fernab von der Qualität des Ortspfarrers, wurde dies durch die Auslegung die Bibel gemacht.
Man handelt immer unter dem Einfluss anderer, der eine unter einem “göttlichen” Gesetz, der andere unter dem “juristischen”
Chill amal. Ich hab dich weder angegriffen noch sonst was, sondern einfach nur deine Argumentation widerlegt.
Hätte ich jetzt zwar nicht rauslesen können, aber ok.
Es hat bis Martin Luther und teils darüber hinaus gedauert, bevor die Messen (und damit auch die zentralen Werte der Bibel) in den jeweiligen Volkssprachen und damit verständlich für die einfache Bevölkerung gelesen wurden. Davor gab es diese Werteverbreitung wenn überhaupt dann bei den ersten beiden Ständen und erst (allerfrühestens) ab dem 12./13.Jahrhundert beim Bürgertum. Da war noch lange nix von den Bäuerinnen und Bauern die Rede.
Nö, ich brauche weder Gott noch das bürgerliche Gesetzbuch um zu wissen, dass ich andere nicht bestehlen, sonst irgendwie schaden oder gar töten darf. Das sind die genannten gesellschaftlichen grundsätze, die eigentlich jedem inne sein sollten und nicht nur auf “Aufforderung”. Nennt man allgemein auch Moral.
Das weiß ich nicht immer. Ich rede dann mit anderen (Christen und nicht-Christen) darüber und treffe eine Entscheidung.
“Religiöse Gewissheit” kann die größte Sünde sein. Man sieht es an religiösen Fanatikern, die sich und anderen das Leben nehmen.
Meine Daumenregel ist daher, mich zur Demut zu ermahnen. Aus einer demütigen Haltung kann religiöser Fanatismus schwerer erwachsen, denke ich. Und in der Bibel finde ich Bestätigung und Ermunterung zur Demut.
Find ich immer wieder spannend, was wer wie aus religiösen Texten für sich rausnimmt. Ich hab die Bibel sicher 3x zur Gänze und viele Male in Auszügen gelesen, aber dass ich für mich daraus Demut erfahre, wäre mir bei der Lektüre bislang nicht untergekommen. Ich muss gestehen, je mehr ich die Bibel (und jeden anderen religiösen Text ähnlichen Ausmaßes) gelesen habe, desto mehr stoßen mich die Widersprüche (gerade die moralischen) ab. Aber das ist nur mein Zugang.
Ja, wenn man es singulär vom heutigen Standpunkt betrachtet. Natürlich wurdest du von der Gesellschaft und deren Normen beeinflusst. Weil deine Moralvorstellungen für die gesamte Menschheitsgeschichte nicht zutreffend sind. Die Menschheit wäre möglicherweise ausgestorben, wenn nicht Mord ein probates Mittel gewesen wäre.
absolut richtig nur kommen wir dann eben auch wieder darauf zurück, das das christentum weder diese ansichten geprägt hat, noch heute nötig ist um sie zu leben.
Mk 10,42-43: “Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt. Aber also soll es unter euch nicht sein. Sondern welcher will groß werden unter euch, der soll euer Diener sein.”
Joh 8,1-11: Jesus, der sich vor die Ehebrecherin stellt und sagt: “Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.”
Es gibt in der Bibel auch einen “Fortschritt der Moral”.
Ein Beispiel aus der Bergpredigt in Mt 5,43f:
“Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.”
Kein Bibelstudium wird dich gläubig machen! Dafür ist sie nicht geeignet. Aber wenn du den Glauben hast, ist sie ein nützliches Kompendium, an dem man mit anderen seinen Ansichten diskutieren kann.
Ich erwähnte vorhin “die Chroniken von Narnia”. C.S.Lewis hat moderne apologetische Werke für das Christentum verfasst. Er war kein Theologe, aber ich mag seine Bücher gern und denke, sie sind ein viel besserer Einstieg in das Christentum für einen Außenstehenden, als die Bibel. “Christentum schlechthin” ist der alte, deutsche Titel. "Pardon, ich bin Christ - Meine Argumente für den Glauben“, ist der neue. Das Englische Original heißt “Mere Christianity”.
Dann hast du wahrscheinlich mehr aus dem alten, als aus dem neuen Testament für dich mitgenommen.