Über Religion

Nein, du hast nur schlichtweg den Kritikpunkt am religionsunterricht nicht verstanden. Ein Unterricht, dessen lehrpersonal und Inhalte von einer Glaubensgemeinschaft ausgesucht werden, kann schlichtweg keinen unabhängigen Blick auf eben diese ermöglichen.

ja, das nennt sich Multiperspektivität. Das kennt man auch aus dem Geschichtsunterricht. Man nimmt bewusst die eigene Sicht, die beschränkt ist. Weil das genau die Lebenswelt der Schüler widerspiegelt. Sie sind direkt von einer Weltanschauung geprägt und handeln danach. Dieses erstmal zu erkennen und dann das eigene Verhalten zu reflektieren, um mit anderen Leuten zu interagieren, die selbst anders weltanschaulich geprägt sind, das ist der Sinn. Daraus werden dann die kompetenzorientierten Inhalte erschlossen. Das wird auch so kommuniziert.
Das Lehrpersonal wird in der Regel von der Schule ausgesucht. Zumal größtenteils Lehrer gesucht werden, die mehrere Fächer unterrichten, weil dies der Regelfall ist. Bei Religionslehrern in NRW wird häufig bei einem Nebenfach noch ein zweites Mangelfach an der Schule erwartet, dass man unterricht.

Nur ist im Geschichtsunterricht das Thema wissenschaftlich belegt und nicht die Erklärung von einer Weltanschauung auf Basis dessen, was die Weltanschauung selbst für richtig hält, der Kern.

Nein, Multiperspektivität heißt, wie der Name es vermuten lässt, aus mehreren Perspektiven eine Sache betrachten. Wenn man aber nur eine Perspektive nimmt (hier die konfessionelle), ist es monoperspektivisch.

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Du nimmst hierbei bewusst erst die eigene Perspektive ein, weil sie die eigene Lbenswelt widerspiegelt. Diese zu analysieren und reflektieren, das genaue bewusst werden des eigenen Lebenswelt ist der erste Schritt, um dann die Persepektive auf andere zu richten.

Nein, das hat mit Multiperspektivität nichts zu tun. Das ist bestenfalls Selbstreflexion. Da die eigene Perspektive beim klassischen Reliunterricht nicht überschritten wird (die eigene Konfession) kann es gar nicht zu einer Betrachtung anderer Perspektiven kommen.

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Schon interessant, meine Religionslehrer gehörten immer zu den weltoffensten und tolerantesten Lehrern, die ich hatte. Es wurde sehr viel Ethik und Philosophie gelehrt und die Geschichten in der Bibel nur als Gleichnisse, nie als Fakten behandelt. Ob die Lehrer selbst gläubig waren, weiß ich nicht, weil sie uns das einfach nicht gesagt haben, aber missioniert oder indoktriniert wurden wir bei ihrem Unterricht definitiv nicht (höchstens zu reflektierteren Menschen gemacht).

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Dafür gibt es ja eigentlich den ethikunterricht und es benötigt keinen kirchengesteuerten religionsunterricht.

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Den gab es auch für die Konfessionslosen. Haben praktisch das gleiche gelernt (weil es natürlich auf dieselben Werte im Leben ankommt), nur gab es im Religionsunterricht noch Geschichte des nahen Ostens um das Jahr 0 herum und Textexegese dazu. Zur Einordnung: Ich spreche von gymnasialem Reliunterricht der evangelisch-lutherischen Konfession.

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Natürlich werden im weiteren Verlauf andere Religionen behandelt und der interreligiöse Dialog, also das Interagien mit anderen Glaubensgemeinschaften.
Aber dafür muss auch ein fundierte Bewusstsein über die eigene Sozialisation einhergehen. Es werden Glaubensinhalte, historische Entwicklung dargestellt, an die Gläubige glauben und auch die Gesellschaft geprägt haben. Fatal und falsch ist zu denken, die Schüler müssen diese Inhalte jetzt selbst glauben oder verinnerlichen.
Der Kardinalfehler bei der Diskussion ist doch immer die Annahme, dass hier kopflose Gläubige aus dem RU entstehen sollen. Das ist nicht Sinn und Zweck des Lehrfaches.

Krasse Aussage. Ist dies bei euch in Österreich wirklich so bzw. bei dir auf der Schule bei deinen Religionslehrerkollegen?

Das läuft aber bestenfalls über das Konzept des Otherings und nicht der Multiperspektivität.

Nicht nur bei mir und an anderen ö. Schulen ist das so. Dasselbe kenne ich von KollegInnen aus Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern.

Das war hier von keinem einzigen die Aussage, aber gut…

Indoktrination wurde hier des Öfteren genannt.

Indoktrination kann auch ungezielt als Begleiterscheinung auftreten.

Das sind keine Axiome sondern Schlußfolgerungen (beweisbar!) aus den Eigenschaften der Menge über die du die Addition betrachtest.

Edit: Es heißt übrigens Assoziativgesetz.

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Dafür gibt es ein staatliches Einsichtrecht für den Religionsunterricht. Natürlich kann man die Erlaubnis für den RU auch einer Glaubensgemeinschaft entziehen. Das ist übrigens momentan auch in Hessen das Thema.

Bei uns wurde auch das Judentum und der Islam angeschnitten bzw die Unterschiede aufgezeigt. Lag aber allein am Lehrer, als wir mal ein paar Wochen Ersatz hatten wars hardcore Kath. Gehirnwäsche.

Das Abschneiden wie dus nennst ist aber auch keine Multiperspektivität sondern Othering. Man bleibt dennoch fest verankert in der “eigenen” Religion, anstatt dass man sich alle Religionen von außen anschaut.

Islam haben wir vermutlich sogar mehr gemacht als zum Christentum bei ihm da er meinte zum Christentum werden wir das meiste aus der Volksschule kennen. Und muslimische Schüler durften da erzählen.

Aber auch wenn es Religion hieß, es war nicht wirklich religionsunterricht. Mehr Ethik und Gruppentherapie. Und vermutlich nicht was RU normal wäre.