Kurz zu meinem Hintergrund: ich bin in einem katholischen Haushalt aufgewachsen, bin jahrelang regelmäßig zur Kirche gegangen, bin zur Kommunion und Firmung gegangen. Meine Eltern gehören darüber hinaus zu einem Bund, der Familien mit Kindern unterstützt. Ich habe mich dann irgendwann klar entschieden wie ich mit meinem Glauben leben möchte, und nicht wie das andere haben möchten.
Daher glaube ich, dass ich sehr gut meine Erfahrungen mitteilen kann. Grundsätzlich finde ich, ist alles eine Grenzüberschreitung wenn einem irgendetwas aufgezwungen wird, unabhängig davon welche Mittel dazu verwendet werden. Meine Eltern haben sehr lange damit gespielt, dass ich dies und jenes nicht bekomme, wenn ich nicht zur Kirche gehe. Heute entscheide ich es komplett selbst, weil das Druckmittel fehlt. Es ist aber immer noch so, dass meine Eltern den Wunsch haben, dass der Partner etwas mit der Kirche anfangen kann.
Es ist wirklich absurd, auch wenn meine Eltern ansonsten Werte vermitteln, die ich in Ordnung finde. Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, dass es an Selbstreflexion fehlt. Denn wenn ich mich mit dem Pfarrer der Gemeinde bis heute ganz gut verstehe, und in Gesprächen einfach merke, dass er jeden gleich behandelt und nicht für irgendetwas verurteilt. Das ist nämlich die Sache, du kannst keine Gemeinde, Gläubige oder Priester in einen Topf werfen, weil jeder anders mit seiner Religion umgeht.
Der Pfarrer meiner Gemeinde und viele Mitglieder setzen sich für Flüchtlinge ein, sind in sozialen Projekten engagiert und stellen sich klar gegen die AfD. Es hat Predigten gegeben, wo klar ausgesagt wurde, dass diese Partei mit ihren Ansichten nicht zur Kirche passt. Woher ich das alles weiß? Für mich gehört es immer noch dazu an Ostern und zu Weihnachten in die Kirche zu gehen, weil ich das so möchte.
Wer bei Religion irgendetwas reininterpretiert, sie kritisiert, kann ich alles total verstehen. Ich kann viele Werte auch nicht verstehen, die von den Oberhäuptern der Kirche vermittelt werden. Das kann übrigens auch nicht der Pfarrer meiner Gemeinde, der zum Beispiel bei den Kindesmissbräuchen viel deutlicher wurde. Am Ende muss jeder selbst entscheiden wie er die Religion als Ganzes betrachtet. Irgendwann wird man ein Urteil fällen.
Ich kann es leider nicht verstehen wenn grundsätzlich über die Kirche hergezogen wird, um quasi alle über einen Kamm zu scheren - ich weise einmal auf unser Grundgesetz hin. Das gilt übrigens nicht nur für das Christentum. Alles hat seine Vor- und Nachteile