US-Politik (Teil 1)

nein, demokratien basieren darauf, dass der souverän das volk ist. kompromise werden nur notwendig, wenn der souverän keine mehrheitliche meinung für eine seite hat, sorgen aber genauso dafür, dass der wille des souveräns verwässert wird. wenn mans übertreibt sorgt es sogar dafür, dass nur noch wirkungsloses gewirtschafte entsteht, wie an der aktuellen bundesregierung zu sehen.

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Deswegen würde ich behaupten, dass die Wahl von Trump keine gute war. Er ist in letzter Zeit auch nicht durch Demokratie freundliches Verhalten aufgefallen.
Ich habe ja geschrieben, dass 50% Entscheidungen nicht gut sind, weil es dann meistens keinen guten Kompromisse sind.

Ja, ich habe ja auch schon öfter argumentiert dass das Party-building in den USA nicht gut finde. Sanders sollte aber trotzdem so viele Menschen wie möglich mitnehmen. Sprich die Swing Voter. Ich glaube, dass der progressive Flügel der Demokraten nicht ausreichen wird.

Ja, ich sehe das schon, weil ich glaube, dass er eher Swing Voter aktivieren kann und auch sonst kompatibler mit den Republikanern ist.

Du meinst die Kandidaten? Wie ich schon sagte, man muss nicht alle Republikaner auf seine Seite ziehen. Es reicht, wenn man einen Teil für gewisse Gesetze auf seine Seite ziehen kann. Ich würde es auch Buttigieg zu den Kandidaten zählen, der das machen könnte. Bei Warren bin ich mir nicht ganz sicher trotz ihrer republikanischen Vergangenheit. Ich lass mich da auch gerne positiv überraschen.

Ich habe den fast nichts hinzuzufügen, außer das der Fall, dass eine Partei über 50% seht eher selten ist. Deswegen ist es notwendig Kompromisse zu schließen und diese nicht als etwas negatives darzustellen.

Gerade bei denen ist Sanders aber eigentlich ordentlich beliebt.
Oder zumindest nicht weniger als andere Kandidaten.

Genau wie ich es auch gesagt habe.
Und jetzt komme ich zurück zur Frage: In welchen Bereichen siehst du das bei Bloomberg, wo du das bei Sanders nicht siehst?

Und da du dir so um die Swing-Voter sorgen machst:
Machst du dir keine Gedanken darüber, dass die Swing-Voters alleine nicht reichen werden, und Bloomberg effektiv die genaue Antithese des Demokratischen Linken Flügels ist? Denkst du nicht, dass Bloomberg die Demokratische Basis extrem runterdrücken wird? Denn ohne die Partei-Base wirst du keine Wahl gewinnen.

Und beunruhigt es dich nicht auch, dass Bloomberg einfach die Frechheit hatte, sich erst ins Rennen zu werfen, nachdem zwei Staaten ihre Kandidaten schon gewählt hatten?
Erinnerst du dich an einen der grossen Kritikpunkte von Clintons Kampagne? Dass sie gewisse Staaten einfach ignorierte, weil sie dachte, diese Staaten würden sowieso für sie wählen? Und dann verlor sie diese Staaten prompt.
Und jetzt haben wir Bloomberg, der sich einfach sagte: “Ich kann Iowa und New Hampshire in den Primaries einfach ignorieren, was die während den Primaries wählen ist mir egal…”

Mit Bloomberg (und inzwischen auch mit Biden, aber ich glaube der ist inzwischen weg vom Fenster…) steigen die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Wiederholung von 2016 sehen. Trump mit seiner Basis, welche zwar nicht gross genug ist, aber für ihn rauskommt, sein Gegner, welcher bei der Demokratischen Base nicht für Begeisterung sorgt und für das “Establishment” steht und sich auf nicht 100% faire Art zum demokratischen Kandidaten gemacht hat…
Wir hatten dieses Experiment schon. Und da lief es sehr schlecht für die Demokraten.

Was man noch nicht probiert hat ist ein Kandidat welcher die Base motiviert und welcher vom Establishment nicht abgesegnet worden ist.
Ich finde es einfach interessant zu sehen, dass so viele Leute die Trumps Erfolgschancen grösser sehen als ich denken, die Demokraten sollten nochmals versuchen, was sie im 2016 versucht haben (also: Die Mitte befriedigen, ihren Progressiven Flügel verärgern und ignorieren, einen Establishment-Kandidaten aufstellen…). Warum sollte das dieses Jahr funktionieren, wenn es im 2016 nicht funktioniert hatte?
Und warum haben die Demokraten solche Angst davor, die “Mitte” zu verärgern, während Trump sich keinen Deut um solche Dinge scherte aber trotzdem erfolgreich genug war? Trump ist weiss Gott kein Mitte-Kandidat! Warum soll die “Mitte” jetzt Trump über einen Sanders stellen?

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Zumal es nicht sooo lange her ist, als man das das letzte Mal gemacht hat. Ausgang bekannt.

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Im Moment läuft der Caucus in Nevada.
Sanders wird ziemlich sicher und ziemlich deutlich gewinnen.
Was mich überrascht ist, dass Biden im Moment positiv aussieht für den zweiten Platz. Bin nicht ganz sicher, ob das für ihn ein positives oder ein negatives Zeichen ist.
Zweiter ist eigentlich gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass er in den anderen zwei Staaten bis auf den vierten Platz zurück gerutscht ist.
Aber ist Nevada ein Staat wo man ihm den ersten Platz zugetraut hätte? Oder ist das eh ein Staat, wo man damit rechnen konnte, dass ein Progressiver Kandidat das Rennen machen wird, und ein zweiter Platz ist darum gut für Biden?
Ichweiss da zu wenig darüber.

eigentlich ist es sogar eher ein wenig enttäuschend für Biden in Nevada wenn es so ausgeht wie es aussieht.

Das ist die erste Vorwahl in einem Staat im Westen, mit einer viel diverseren Bevölkerung als zum Beispiel Iowa.

Biden galt dort monatelang als Favorit. Ja, bis zu den Vorwahlen, als er in den ersten beiden Staaten heftig abgestraft wurde und jetzt schon unter Druck steht. Der zweite Platz ist da schon ein Minimalergebnis, erhofft er sich weiter reelle Chancen. Und in South Carolina muss er gewinnen. (weil dort am ehesten Wähler wohnen die er anspricht)

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Warren, Buttigieg und Klobuchar haben praktisch keine nichtweißen Wähler. Die teilen sich vor allem unter Biden, Sanders, teilweise Steyer und Bloomberg (der ja in Nevada nicht teilnimmt) auf. Nevada hat einen hohen Anteil Latinos und auch einige Afroamerikaner. Wenn Biden hier nicht zweiter wird, wäre das eine massive Enttäuschung für ihn. Mit dem zweiten Platz kann er zumindest noch im Gespräch bleiben und darauf hoffen, dass es damit in South Carolina für einen ordentlichen Sieg reicht (wo der Anteil der schwarzen Bevölkerung deutlich höher ist, die seine beste Gruppe bilden).
Dass Sanders in Nevada gewinnt galt meines Wissens schon relativ lang als sicher und das Biden-Team hat vor allem South Carolina betont. Ob das allerdings reicht um ordentlich Spenden zu bekommen ist die Frage, und das ist vermutlich aktuell das größte Problem für ihn. Insbesondere, wenn der Abstand in Nevada so groß ist wie es aktuell scheint und Sanders damit wohl auch in SC in einer guten Position ist.

Danke für die Antwort. Ok, wenn dieser Staat den Anfang der „diverseren“ Staaten macht, dann müsste Biden hier wirklich gut abschneiden, wenn er im Rennen bleiben will. Denn darauf hat er immer beharrt: dass er dann aufholen wird, wenn die Staaten welche die Amerikanische Vielfalt besser wiederspiegeln ins Spiel kommen…

Interessant übrigens: habe kürzlich ein Poll gsehen zur „zweiten Wahl“ vieler Wähler, und die zweite Wahl vieler Biden-Wähler war überraschenderweise Sanders…
Nicht, was ich erwartet hätte, aber wenn das wirklich so ist, dann wird Sanders die Nomination wohl wirklich kriegen. Denn dann würde er wohl weit über die 50%-Marke schiessen, sobald Biden und Warren aussteigen.

Sieht nach einem sehr sehr deutlichen Sieg für Sanders aus (ca. 47%).
Biden wie erwartet hier ein bisschen besser und mit ca. 23% Zweiter.
Rest abgeschlagen.

Es wäre wirklich clever, wenn Warren jetzt aussteigen würde, sodass Sanders mit voller Stärke in die Vorwahl in South Carolina und dann in den Super Tuesday geht.

Ich bin echt gespannt wie Bloomberg abschneiden wird. Ich hoffe wesentlich schlechter als erwartet. Ansonsten wird wohl das Parteiestablishment alles tun, um Sanders doch noch zu verhindern und dann deshalb wieder die Wahl gegen Trump verlieren…

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Ich denke, da wäre so weit ich das gesehen habe Buttigieg der richtige.

Sieht ja aktuell ganz gut aus für Sanders. Wenn er South Carolina noch gewinnt, dann könnte er am Super-Tuesday alles klar machen.

Ich hoffe sehr, dass du recht hast!

Leider glaube ich nicht, dass Sanders schon früh „alles klar machen“ kann. Er bräuchte 50% der Delegates, und ich habe da noch meine Zweifel, dass er das hinkriegt.
Inzwischen bin ich ziemlich sicher, dass er von allen Kandidaten den grössten Anteil Delegates erhalten wird, aber er müsste über 50% erreichen, und das ist immer noch extrem schwierig.
Und wenn er es nicht erreicht… nun, ich habe immer noch die ungute Vorahnung, dass die Partei sich dann einfach auf einen „Kompromiss-Kandidaten“ einigen…
Ich befürchte eine Situation, wo Sanders so zwischen 35-40% der Delegates holen wird (mehr als alle anderen Kandidaten die bis zur Convention noch im Rennen sein werden). Und die Partei einigt sich dann bei den Nachverteilungen auf einen Kandidaten, welcher dem Establishment besser passt.

Und wenn ich mit dieser Befürchtung richtig liege, dann werden wir im November einen verdammt reduzierten Turn-Out für die Demokraten sehen, soviel kann ich garantieren.

Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt. Hoffen wir, dass die Partei genug Integrität hat, um Sanders die Nomination zuzugestehen, falls er die 50% nicht ganz erreichen sollte.

Hier übrigens ein extrem guter Artikel dazu, wie das genau laufen wird, mit einer echt netten Grafik, die schön veranschaulicht, wann wie viele der Delegates verteilt sein werden. Sehr lesenswert.

https://www.washingtonpost.com/business/how-a-contested-democratic-convention-would-work/2020/02/21/c1b2e5d6-54d4-11ea-80ce-37a8d4266c09_story.html

PS: Und ja, ich bin mir bewusst, wie ironisch es ist, dass ich einen Artikel eines Bloomberg-Schreiberlinges verlinke :wink:

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Der Artikel beschreibt ganz gut, dass es ein Problem werden könnte, dass Biden und Bloomberg am Super-Tuesday noch im Rennen sind und sich gegenseitig die Stimmen weg nehmen. Ich glaube im Bloomberg Lager hat man darauf gesetzt, dass er eventuell schon zuvor aufgibt.

Gut, dass sollte nichts daran ändern, wer 50% der Stimmen holen kann.
Wenn Sanders alleine 50% der Stimmen holen kann, dann spielt es keine Rolle, ob beide noch im Rennen sind oder nur einer, denn auch nur einer von beiden könnte dann nicht mehr 50% holen.
Aber etwas anderes muss man auch bedenken: Man kann nicht einfach davon ausgehen, dass sich die beiden Stimmen wegnehmen. Ich habe ein Poll gesehen, wo gezeigt wurde, dass viele der Biden-Anhänger Sanders als zweite Wahl hätten.

Muss mal schauen, ob ich diesen Poll noch finde.

Ausserdem: Bei Sanders kann man auch gut argumentieren, dass seine Situation nicht anderes ist. Ihm wird Warren auch noch eine Zeit lang Stimmen nehmen :wink:

Wer sich gegenseitig Stimmen wegnimmt bzw. wer zweite Wahl ist, ist tatsächlich nicht so intuitiv wie man meinen würde. Da muss man nicht nur die ideologische Ausrichtung, sondern auch die Bevölkerungsschicht beachten.

Biden hat etwa viele Wähler in der Arbeiterschicht, die als zweite Wahl zu Sanders gehen, auch wenn der ideologische Abstand groß ist. Da gehts eher um das Gefühl, welcher der Kandidaten sich für sie einsetzt, und “down to earth” kommt da gut an.

Im Gegensatz dazu wird glaube ich der größte Teil der verbliebenen Warren-Wähler nicht zu Bernie gehen - diejenigen, für die er in Frage kommt werden meistens schon gewechselt haben, weil seine Chancen wesentlich besser stehen. Übrig bleiben eher die “college-educated whites”, denen Sanders zu schroff, spaltend oder ähnliches ist, oder die halt um ihr Geld fürchten. Die würden dann eher zu Buttigieg oder Klobuchar wechseln.

Sollte das passieren, muss man die Demokratie in den USA eigentlich endgültig als gescheitert einstufen.

Wieso das? Meines Wissen hat der Mann keine soziale Bewegung hinter sich oder vereint eine gewisse Wählerschaft / Schicht - gibt dem eine Stimme und hat eine eindeutig positive und mitreißende Botschaft. Kann aber auch sein, dass ich das verpasst habe.

Sorry, auch wenn du das immer noch nicht glauben magst, mit “Mitte” wird man nichts gewinnen. Sanders ist der einzige der mobilisieren würde, mit abstrichen vllt auch noch Warren. Alle anderen würden langfristig keine Chance haben.

Meine Anspielung galt übrigens Obama, der am Anfang 2008 da eine ähnlich Vorgehensweise hatte wie Sanders. Und den erstmal keiner auf dem Schirm hat, bzw. definitiv nicht der erste Kandidat bei den Etablierten in der demokratischen Partei war.

Neben dem doch sehr hohen Sieg für Sanders gab es für Sanders eine noch erfreulichere Nachricht. Sein Medicare-Plan hindert ihn nicht an Sieg, ganz im Gegenteil ist er förderlich gewesen.

Dazu sei gesagt dass in Nevada mit der Culinary Union eine sehr große Gewerkschaft gab die zwar keine Wahlempfehlung abgab aber sich doch sehr deutlich gegen das Programm von Sanders stellte. Denn mit Sanders Medicare Plänen ist die Union-Medicare in Gefahr (Sanders will sie “abschaffen”).

Und trotz Sorge der Union Mitglieder dass sie ihre jetzige Krankenversorgung verlieren waren sie für Sanders.

Vox hat das zusammengefasst

“But Sanders won the state handily. Moreover, exit polls found that Democratic caucus-goers overwhelmingly support a single-payer program that eliminates private insurance: about 6 in 10, according to the Washington Post. It looked like Sanders was beating union leadership on their own turf.”

Für die Präsidentschaftswahl ist das nochmal eine andere Frage aber zumindest bezüglich der Vorwahlen scheint Sanders da einen Punkt zu haben

Versuchen die Demokraten in den USA jetzt Stimmen zu holen indem sie Trump übertreffen? :smile: