Videoreportage zum Thema "Sexismus gegenüber Streamerinnen*" von Studentinnen der Popakademie Baden-Württemberg

Der erste Satz ist entweder unvollständig oder wenn korrekt, dann wiederspreche ich zu 100%
Wenn eine Karriere zu Grunde geht auf Grund dessen, dass der jenige jemanden sexuell belästigt hat, dann gut so. Es gibt auch Fälle in denen die Vorwürfe haltlos sind, aber diese sind ja nicht die Normalität.

Also lässt man alles so wie es ist bis es zu einem juristischen Fall wird? Ich denke vorher kann schon durch Nachdenken, Vernunft und auch ein gesellschaftliches Umdenken bei uns Pöbel sinnvoll sein. Und ja, dann verzichtet man eben mal ab und an adarauf etwas zu sagen und zu schreiben, wenn man sich unsicher ist. Das ist ja wohl weniger schlimm als eine Person zu verletzen.

Sehe ich anders. Würde mir nie in den Sinn kommen bei Kolleginnen, der Verkäuferin oder anderen Personen die ich nicht oder kaum kenne. Das wird nicht jede Frau als Belästigung empfinden, vielleicht sogar nur sehr wenige, aber wenn es eben um etwas ganz anderes geht, kann man es doch besser lassen.

Die Basis für ein gesundes Miteinander wird erst dann verschlossen, wenn wieder nur relativiert wird „aber da übertreibst du jetzt. Ich bin ja kein Sexist“. Stattdessen kann man sich auch austauschen. Wenn ich damit konfrontiert werde „hier, damit hast du mich gerade abgewertet oder verletzt“ sollte ich das doch ernst nehmen. Das macht mich nicht gleich zum Frauenhasser und Sexisten, wenn ich einmal ein unangemessenes Kompliment mache (mit guter Absicht). Aber kleine Fehltritte sollten wir eben lernen als solche anzuerkennen.

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oh boy.

Aber bei so einem Thema ist es eben normal, dass es viele verschiedene Meinungen und Ansichten gibt.

Ich bspw fand die Reportage sehr gut, weil es eben selbstreflektierend war und nicht ein „Männer sind Scheiße und Frauen sind immer die Opfer“-Mentalität hatte.

Die haben ja selber bemerkt, als Sie anfragen geschickt haben, dass man Streamerinnen viel zu oft nur einlädt, wenn es um „Frauen in der Gaming-Kultur und Streaming“ geht. Hinzu hat ja auch Sofia bspw. gesagt, dass Frauen selber stark judgen und auch sexistische Kommentare gegenüber Männer machen können, und dass das eben nicht ein vollkommenes Männerproblem ist. Bei Männern ist es aber weiter und häufiger verbreitet und da kann ich auch hier ein Zitat aufgreifen was vielleicht ganz gut passt :kappa:

Aber ich weiß nicht, da ich selber sehr viele Streamerinnen und auch weibliche Content-Creator verfolge merke ich eben, dass da immer mal wieder Kommentare á la „kann man dich daten“ oder „hast du einen Freund“ oder „Hast du gerade Yoga-Pants an“ etc. kommt.

Bei einem Podcast habe ich erfahren, dass die erfolgreichste Streamerin „Pokimane“ (kann man ihr Content blöd finden oder nicht. Spielt da gar keine Rolle) bspw. extreme Hassnachrichten von Männern bekommen und viele Follower/Abonnenten verloren hat, weil sich herausgestellt hat, dass Sie einen Freund hat. Sie hat Beleidigungen bekommen und es kamen typen, die gesagt haben, dass sie es bewusst nicht gesagt hat, damit man eben „diese Fantasie haben kann, dass sie noch zu haben ist“.
Pokimane hat über einen Monat Pause gelegt und hat da einfach gesagt, dass das ihr privates Leben ist und ihr Freund eben selber nicht wollte, dass er bei Fotos abgebildet ist, wo Sie Millionen von Follower hat.
Die Sache ist die, dass Sie von den typischen, ich nenne sie mal „Arschloch & Drama-Creatorn“ (Keemstar, LeafyIsHere etc.) als die Schuldige angesehen wird, weil sie es wohl „verheimlicht“ hat.

Also sowas gibt es und das ist eben bei der erfolgreichsten Streamerin passiert.
Deswegen fand ich auch die Reportage, die natürlich nicht vollkommen perfekt war (aber dennoch sehr gut), so relevant.

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Cool, dann lass uns doch jetzt jede zwischenmenschliche Kommunikation von einem Richter überwachen. Der kann das dann zweifelsfrei für alle feststellen.

Ich halte das ja für ein False Balance-Argument. Was bedeutet denn „genug Beispiele?“ Genug um jetzt zu sagen: „Ja, alles übertrieben!!?“ Ja, es gibt solche Beispiele, aber die kommen im Vergleich zu den tatsächlichen Fällen deutlich weniger vor. Gab da vor ein paar Monaten eine nette Grafik dazu, vielleicht finde ich die noch.

Das Problem: Das stellst du fest. Das ist deine Meinung, deine Sichtweise. Ich habe das Gefühl, dass du nicht bereit bist, dich in die Sichtweise des Empfängers zu begeben. Du willst deine Deutungshoheit über deine Aussagen und etwaige Komplimente behalten. Und wenn es dann nicht das Feedback gibt, was du erwartet hast, gehst du in die Abwehrhaltung und sagst: „Man darf auch gar nichts mehr sagen.“
Aber es ist nunmal nicht so, dass du als Sender immer die Deutungshoheit über das hast, was du sagst. Der Empfänger hat halt ein Wörtchen mitzureden.

Ich sag auch oft dumme Sachen und werde dann daraufhin (manchmal zurecht :ugly:) zurecht zurechtgewiesen. Da fang ich aber auch nicht jedes Mal an, mich plötzlich als Opfer zu deklarieren.

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Die Ansicht ist so falsch wie sie nur sein kann. Ja ALLES KANN eine Belästigung sein, natürlich. Weil jeder Mensch anders ist und anders empfindet. Ob es eine strafbare Belästigung nach dem Gesetz ist, wird tatsächlich am Ende durch den Rechtsstaat und der Justiz entschieden. Ob es eine moralisch- und gesellschaftlich-verwerfliche Belästigung ist, entscheidet die betroffene Person oder die betroffenen Personen oder Teile der Gesellschaft ganz alleine. Da gibt es keine Blaupause und kein Ja oder Nein. Es wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung, wenn du das einfach mal akzeptierst.

Und natürlich darf man weiter Frauen ansprechen oder Komplimente vergeben. Du sollst aber die Faktoren einbeziehen, die sowas dann eventuell unangebracht werden lassen. Kennst du die Person? Steht das Kompliment in Bezug zu ihrer Tätigkeit oder ist es etwas Oberflächliches? Und so weiter… Daher wie gesagt, es gibt keine Blaupause. Empathie und Einfühlungsvermögen sind die richtigen Eigenschaften, um einzuschätzen, in welcher Position man sich befindet und welche Dinge man sagen sollte oder darf und was nicht.

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Ich mag auch noch mal ergänzen dass es nicht darum geht zu sagen, dass Männer nun gar nix mehr sagen dürfen und Frauen random jedem Mann in 100m Reichweite sexuelle Belästigung vorwerfen dürfen, worauf besagter Mann dann rüde des Platzes verwiesen wird.

Dieses „nix darf man mehr“-Argument ist schon in sich in etwa so tragbar wie Leute die auf Bühnen bei offiziell Genehmigten Kundgaben betonen dass sie in einer Diktatur leben würden und ihre Meinung nicht mehr sagen dürften.

Genauso wie diese Menschen ihre Meinung sagen dürfen dürfen Männer mit Frauen reden. Wie alle anderen zwischenmenschlichen Kommunikationskonstellationen aber eben immer mit Blick auf die Grenzen anderer Menschen und mit Respekt. Und wenn man sich an solche Sachen nicht halten will, dann eben mit entsprechenden Konsequenzen (und das sind weiß Gott nicht immer rechtliche Konsequenzen). So dramatisch ist das nicht. Das ist ganz normaler Alltag. Niemand muss davor Angst haben, weil (fast) alle von uns größtenteils schon so leben.

Wenn man es bisher nicht geschafft hat weibliche Streamern zuzusehen ohne ihnen zu erzählen dass sie Brüste haben, mag diese Regelung vielleicht eine Einschränkung bedeuten, aber ich bin mir sicher auch daran gewöhnt man sich schnell.

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damit das recht, sagen zu dürfen, was man möchte, nicht verletzt wird, sollen also belästigte nicht mehr sagen dürfen, dass sie sich belästigt fühlen oder wie darf ich die logik hinter dem „man darf ja nix mehr sagen“ verstehen?
:beanthinking:

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Es gehen eben auch Karrieren zu Grunde, weil es einfach nur behauptet wurde. Das liegt daran, dass nicht sachlich analysiert wird, was wirklich der Fall ist, sondern einfach blind drauf gehauen wird. Also ist die Konsequenz gerade für Personen des öffentlichen Lebens lieber gar nichts mehr zu sagen. Man kann jetzt auch nicht unbedingt sagen, dass haltlose Vorwürfe nicht die Normalität seien. Davon gibt es leider zu viele Fälle (welche die wirklichen Fälle dann auch leider verwässern.)

Natürlich muss man nicht jedes Wort zu einem juristischen Fall machen. Wenn aber z.B. Schauspieler nur auf Basis von Anschuldigungen aus dem Set fliegen, sind wir beim anderen Extrem. Zumal es auch irgendwie seltsam ist, wenn dann Fans, die nur von den Anschuldigungen lesen, beurteilen, ob es belästigend ist oder nicht. Eigentlich sollte das in erster Linie zwischen den beiden Betroffenen geklärt werden.

Genau das passiert doch so gar nicht. Es findet gerade im Grenzbereich gar kein Dialog statt.

@DoctorYoshi Ich habe keine Lust, mit dir eine Meta-Diskussion über die Diskussion zu führen. :slight_smile:

Was gesellschaftlich verwerflich ist, kann nur ein gesellschaftlicher Konsens entscheiden, nicht eine Einzelperson. Der gesellschaftliche Konsens sieht aktuell so aus, dass es eine Gruppe gibt, die beim dem Thema (und auch anderen) permanent drauf haut. Die andere Gruppe sagt hingegen lieber gar nichts mehr, weil sie nicht von Gruppe 1 genervt werden will. Also ist der Konsens inhaltsleer.
Es findet kein wirklicher gesellschaftlicher Dialog darüber statt, was ok ist und was nicht. Und wenn doch, dann ist es meistens einseitig: Mann böse, Frau gut (was ironischer weise auch sexistisch ist). Stattdessen müssten alle miteinander statt gegeneinander reden. Selbstreflexion braucht es auch auf beiden Seiten, nicht nur bei den Männern.

Wenn dann aber hier User erklären wollen, dass die Art und Weise, wie sich eine Frau vor der Kamera verhält, auch die Reaktionen beeinflusst, kommen aber nur absolute Aussagen entgegen. Es wird nicht wirklich auf den Inhalt eingegangen, es wird nicht versucht, den anderen zu verstehen.

Das wiederum führt dann auch dazu, dass Idioten überhaupt erst so eine Spielwiese haben. Die „gemäßigten“ Männer halten sich einfach aus dem Thema raus, weil sie eh nur verlieren können. Also können die Idioten im Internet machen, was sie wollen.

Willst du mit der Frage implizieren, dass Komplimente über das Aussehen tabu sind?

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Nur weil man sich belästigt fühlt heißt das nicht dass man eine Straftat begeht. Im übrigen sind auch Männer von Belästigung betroffen, ich sehe da also eher nicht die Gefahr dass Frauen zu Objekten werden.

Wichtig würde ich hier finden Personen die ständig um Aufmerksamkeit zu bekommen Wolf schreien ignoriert werden statt sie jedesmal ins Rampenlicht zu stellen.

@NaMaMe
Warum dann überhaupt so einen Vergleich machen? Hätte den ein Mann so über eine Frau gebracht wäre er hier digital gesteinigt worden (zu Recht), und ist auch schon so im Forum passiert.

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Deswegen steht da „oder“. Je nach Fall eben.

Ob es eine moralisch- und gesellschaftlich-verwerfliche Belästigung ist, entscheidet die betroffene Person oder die betroffenen Personen oder Teile der Gesellschaft ganz alleine.

Nein. Ich schrieb:

Du sollst aber die Faktoren einbeziehen, die sowas dann eventuell unangebracht werden lassen. […] Empathie und Einfühlungsvermögen sind die richtigen Eigenschaften, um einzuschätzen, in welcher Position man sich befindet und welche Dinge man sagen sollte oder darf und was nicht.

In kurz: einer guten Freundin kannst du andere Komplimente machen als einer fremden Person.

Aber ich kann dem Ganzen hier nichts mehr Neues hinzufügen, als die Erklärungen, die ich und andere bereits gegeben haben. Du hast ja scheinbar deine festgefahrene Meinung und möchtest die o.g. Punkte nicht akzeptieren oder nachvollziehen.

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Du missverstehst mir immer noch. Mein Punkt ist dass Männer die sagen „Die Frau muss sich anders benehmen oder kleiden etc. sonst ist es ja kein Wunder wenn Männer sowas machen“ diesen Vergleich anstellen und sich selbst degradieren. Denn was diese Aussage eigentlich sagt ist: "Männer sind niedere instinktgesteuerte Wesen, die nicht in der Lage sind Verantwortung für ihr Handeln zu tragen, darum müssen Frauen, die vernunftbegabten und klugen und daher in der Verantwortung für die schwachen Männer stehenden Wesen dafür sorgen, dass sie geschützt sind. Und das ist eine Aussage die ich degradierend und schwachsinnig finde und ich kann nicht nachvollziehen, warum man sein Geschlecht selbst so herabsetzt nur um nicht für sein eigenes Handeln zur Verantwortung gezogen zu werden. Darum schrieb ich zB folgendes:

und

oder

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Das ist mir schon bewusst. Ich sage nur dass der gewählte Vergleich die an sich gute Argumentation sabotiert.

Wenn den selben Text ein männlicher User mit Hündin statt Hund gepostet hätte 1:1, er wäre in der Luft zerrissen worden.

Mir geht es hier nur um die Wortwahl, der Text hätte genau so ohne den Hundepart funktioniert. Auf mehr wollte ich nicht hinaus. Mir ist die Anspielung schon bewusst und dass du es nicht so gemeint hast. Aber genau solche Wortwahlen/Beispiele sind es wegen denen der Sexismus Thread immer wieder brennt.

Darauf wollte ich nur aufmerksam machen.

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Wenn der Vergleich mit dem Hund dich aufgeregt hat ist ja alles bestens und ich hab erreicht was ich wollte. Das sollte ja nunmal auch schön bewusst machen was für degradierender Kram das ist. Denn das ist ganz offensichtlich zu vielen Leuten nicht klar

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Mich stört es ebenso wenn es mit frauen gemacht wird. Und es regt mich nicht auf, ich finde es nur falsch und dass es unnötig Öl ins Feuer gießt. :sweat_smile:

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Die 2 Probleme, die ich in der Diskuusion hier sehe, ist, zum einen, dass das gefühlt nur versucht wird Symptome zu bekämpfen und nicht die Ursachen und zum anderen, dass von jeweils vollkommen anderen Definitionen von Belästigung ausgegangen wird.

Das hier fasst es ganz gut zusammen, auch wenn ich beim zweiten Punkt nochmal unterscheiden würde. Logischerweise entscheidet das Umfeld und die Gesellschaft was eine gesellschaftlich-verwerfliche Belästigung ist und nicht der vermeintlich Belästigte selbst. Je nach Land, Kultur und Umfeld gibt es da ganz andere Nenner und Faktoren. Da wird es niemals eine eindeutige Definition geben und wenn dann auch noch Personen aus vollkommen verschiedenen Umfeldern im Internet aufeinander treffen, gibt es sowieso keine Normalität mehr.
Die Sache ist aber, dass wenn wir nicht von strafrechtlichen Belästigungen ausgehen oder davon, dass eindeutige Aussagen oder Taten strafrechtlich als Belästigung gelten solten (oder in den Twitch TOS oder sonst wo), sondern erreichen wollen, dass sich in Zukunft niemand mehr belästigt fühlt, bringt es in meinen Augen nichts die ganze Zeit hin und herzudiskutieren was denn jetzt als Belästigung gilt und welcher Vergleich angebracht sei und welcher nicht. Stattdessen sollte man gemeinsam ein Regelwerk oder System entwickeln, dass das auf ein Minimum reduziert. Wir werden niemals vermeiden können, dass sich Personen durch (selbst gut gemeinte) Nachrichten angegriffen fühlen können. Was wiederum ebenfalls dazu führt, dass niemals alle Personen im Internet vermeiden werden, unangebrachte Kommentare zu äußern. Dafür sind die Einzelfälle zu unterschiedlich.
In meinen Augen fehlt da auf beiden Seiten (wenn auch definitiv auf der Seite vieler Kommentierenden noch mehr) ein gewisser Grad an sozialem Verständnis. Zum einen muss man nun mal einfach ein dickes Fell haben, wenn man sich in die Öffentlichkeit stellt. Die Öffentlichkeit ist nun mal eben nicht dein Safeplace. Zum anderen müssen sich Leute auch aus anderen Gesellschaftsschichten zumindest eine Grund-Netiquette entwickeln oder sollten aufhören verbal auszufallen, nur weil sie eine Person des anderen Geschlechts sehen/hören. Solche Projekte wie die Doku helfen da auf jeden Fall, sofern sie alle Betroffenen erreichen. Ob die Diskussion hier im Forum großartig viel bewirken wird, möchte ich bezweifeln, da das hier doch nur ein deutlich enger Schnitt der Gesellschaft teilnimmt und wenn dann sollte man zu Beginn klären, von welcher Definition man überhaupt ausgeht, damit man sich nicht im Kreis dreht.

Moin!

Diskussionen, die so schwer zu greifen sind und bei dem schon so unendlich lange diskutiert wird, werden sich leider immer wieder im Kreis drehen, das liegt ja in der Natur der Sache. Wichtig ist doch trotzdem, dass gesprochen wird. Ob die Diskussion hier im Forum gut aufgehoben ist oder nicht, kann ja auch niemand klar beantworten. Aber 190 Beiträge und sehr lange und teilweise sehr differenzierte Kommentare lassen doch darauf schließen, dass es hier ausreichend Leute gibt, die dazu etwas zu sagen habe.

Die Forderung nach „klaren Lösungen“, wie ich sie schon öfter gelesen habe, ist doch absolut unrealistisch. Sie gibt auch wieder die Verantwortung von den Tätern an die Opfer weiter: „Ich wusste ja nicht, dass ich keine Kommentare über deine Oberweite machen darf, es stand nicht in der Kanalbeschreibung“ Und da du vermutlich weißt, wie das Internet im Allgemeinen oder Twitch im Speziellen funktioniert, hätten klar formulierte Anti-Sexismus-Regeln zumindest als erste Konsequenz den genau gegenteiligen Effekt. Wir müssen doch an einen Punkt kommen, an dem Männer es schaffen, im Zweifel erstmal keine sexistischen Kommentare abzugeben.

Und das hier:

Logischerweise entscheidet das Umfeld und die Gesellschaft was eine gesellschaftlich-verwerfliche Belästigung ist und nicht der vermeintlich Belästigte selbst.

ist doch nicht richtig, natürlich hat als allererste Instanz der oder die Belästigte zu entscheiden, ob das für sie ok war oder nicht. Was du schreibst ist doch die gesellschaftliche Realität, die überarbeitet werden muss, nämlich dass Männer aus dem Umfeld oder im Zweifel eben männliche Staatsanwälte und männliche Richter darüber entscheiden, ob etwas sexistisch ist oder nicht.

Als Mann, der sich mit dem Thema schon seit längerer Zeit beschäftigt, habe ich eine Erkenntnis für mich mitgenommen: Da ich, was Sexismus angeht, „im Durchschnitt“ eher Täter als Opfer bin (weil mehr Frauen als Männer Opfer von Sexismus sind), gibt es nur eine Regel, an die ich mich halten muss: Wenn eine Frau sagt, dass sie etwas als Belästigung empfindet, was ich nicht so empfinde, HAT SIE RECHT. Dann gibt es kein „Aber du hast doch…“ oder „Aber ich dachte…“, sondern man nimmt das hin und lernt daraus.

Das klingt jetzt etwas krass, daher eine kurze Erklärung dazu (die habe ich mir zum Thema Rassismus erarbeitet, aber hier passt sie genauso gut): Da so ziemlich alle Männer ab 30 oder 35 in einer sexistischen Gesellschaft aufgewachsen sind (als Beispiel kann man sich Werbespots, Comedy oder Standup-Programme aus den 1990er oder 2000ern anschauen, die waren „damals“ ok, sind aber heute teilweise nicht mehr erträglich), ist unser Koordinatensystem falsch kalibriert. Unser Nullpunkt (= Normalität, nicht sexistisch) ist deutlich im sexistischen Bereich, verglichen mit dem, was viele Frauen als normal empfinden und was nach gesellschaftlichen Standards heute normal sein sollte. Uns bleibt also nur, zu lernen und zu versuchen, unser Koordinatensystem neu auszurichten, auch wenn das anstrengend ist.

Die Schwierigkeit dabei ist, zu erkennen, dass die eigene Normalität sexistisch ist. Im Klartext: Wir müssen erkennen, dass wir Sexisten sind, und zu Antisexisten werden.

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Das ist vollkommen richtig. Es widerspricht auch nicht dem, das ich geschrieben hatte. Wenn sich eine Person belästigt fühlt, war es für sie auch eine Belästigung. Das sollte ziemlich einfach zu verstehen sein. Ob die Gesellschaft das aber genauso sieht, hat die Person nicht zu entscheiden. Ebenso beim Richter. Deshalb meinte ich ja, das wir unterscheiden müsssen, um was es hier überhaupt gehen soll. Strafrechtliche Belästigungen oder persönliche Belästigungen. Und jenachdem muss anders an die Sache herangegangen werden.

Vielleicht sollte man das Diskussionsobjekt dafür mal wechseln.
Anstatt Belästigungen und solche die es sein könnten. Einfach mal Beleidigungen betrachten. Wenn ich meinen Kumpel „ein dummes Sackgesicht“ nenne, weil er mich gerade in AoE nach Strich und Faden abgezogen hat, dann meine ich diese Beleidigung in dem kurzen kontextuellen Moment so ehrlich wie es nur möglich ist. Mein Kumpel wird davon aber sicher keine Magenschmerzen bekommen und das hat viele Gründe, der Hauptgrund ist aber, dass wir uns seit entspannten 15 Jahren kennen und jeder den jeweils anderen schon beim Kacken aufm Klo „erwischt“ hat. Wenn ich mit oben genannter Beleidigung einem Menschen begegne - selbst wenns der gleiche Grund ist - den ich vielleicht nur über zwei Ecken kenne, dann wird sich dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens im ersten Moment angegriffen fühlen.

Man kann das Beispiel auch komplett hochschaukeln:
Wenn ich einer guten Freundin eine reinhau, kann das von mir nicht böse gemeint sein (wir lassen das jetzt bitte genau so hyperbolisch im Raum stehen wie ichs geschrieben habe XD), wenn sie aber dann japsend am Boden liegt und mir bescheinigt, dass das für nen freundschaftlichen Klapps eindeutig zu grob war, kann ich meine Seite der Intention nicht einfach weiter rechtfertigen.

Der Knackpunkt ist maßgeblich und unumstößlich die zwischenmenschliche KOMMUNIKATION! Wenn mir jemand sagt er findet meinen personengerichteten Kommentar (egal ob betroffen oder nicht) gerade unpassend bis hin zu beleidigend, dann habe ich das zunächst einzustecken. Ich werde das quittieren, aber mir dadurch sicher nicht den Mund verbieten lassen. Sender und Empfänger haben beide gleichermaßen Rechte. Der Clou ist, diese möglichst klar darzulegen.
Schwierig wirds - und das ist der Punkt an dem die Debatte immer überkocht - wenn ein Empfänger seine Auffassung/Sichtweise so extrem verwischt auslegt, sodass der Sender eigentlich keine Chance hat außer stumm zu bleiben. Das mag jetzt wie das TSrohmannargument von oben klingen ist aber unterm Strich genau der Punkt an dem ganz ganz viele zwischenmenschliche Beziehungen nicht nur regelmäßig bröseln, sondern auch oft zerbrechen.

Das Internet ist letztlich nur ein Ventil und nicht der Ursprung des Problems, auch wenn sich sicher durch Algorithmen festgesetzte Weltbilder verfestigen lassen. Auch schon in den Siebzigern haben sogenannte Fußballfans Morddrohungen an ihre Idole versendet. Damals wurden Briefe geschrieben. Durch die Digitalisierung ist die Hürde noch geringer, innerhalb weniger Minuten ist eine Botschaft auf einer beliebigen Plattform abgesetzt. Derzeit neigen rassistisch beleidigte Fußballspieler dazu diese Nachrichten zu veröffentlichen, um zu zeigen was sie tagtäglich erleben.

Jeder Mensch ist mit Respekt zu behandeln. Wie ich mich innerhalb meines Freundeskreis verhalte, das ist grundsätzlich etwas anderes. Da sind die Rahmen abgesteckt, da weiß jeder wann eine Grenze überschritten ist. Wenn eine Frau belästigt oder beleidigt wird, dann finde ich das Scheiße. Ehrlicherweise finde ich es immer Scheiße wenn sich irgendwer komplett daneben benimmt, da unterscheide ich nicht zwischen Geschlecht, Herkunft oder Religion. An dieser Stelle einmal freundliche Grüße an das Grundgesetz.

Ich bin mir der einzelnen Probleme immer bewusst, sehe aber immer den gemeinsamen Nenner: in allen Fällen ist es eine Frage der eigenen Umgangsform. Ein Kompliment wie „das ist ein schönes Lächeln“ ist nun einmal etwas anderes als „geile Titten“ zu sagen. Das eine bedingt jedoch auch das andere. Social Media befeuert so ein Verhalten wenn auf Instagram Fotos von jungen Frauen zu finden sind, die sich in Unterwäsche zeigen und vorzugsweise ihr Hinterteil in die Kamera halten. Speziell auf TikTok wird man früher oder später auf Nutzer treffen, die ihren Content auf bestimmte Körperteile reduzieren. Ich lese dann oft von Nutzern „Gönn doch mal“. Übersetzt: zeig uns was du anzubieten hast. Das vermittelt ein zumindest fragwürdiges Frauenbild. Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass es irgendeine Legitimation dafür gibt Frauen zu belästigen - auf gar keinen Fall.

Wenn ich aber darüber nachdenke wie rau der Umgangston im Gaming schon mal sein kann, dann kann ich mir vorstellen, dass auch das Frauen abschrecken könnte (deswegen werden oft Rollenspiele favorisiert). Ich glaube auch nicht, dass in hitzigen Duellen so etwas zu vermeiden ist, wenn ich mal daran denke was man in den leeren Stadien der Bundesliga zu hören bekommt. Rücksicht ist das Stichwort, bzw. jemand hat es hier bereits genannt: zwischenmenschliche Kommunikation. Den Rahmen in meinen Freundeskreis konnte nur dadurch gesteckt werden. Ich bin mir sicher, dass in den allermeisten Fällen der Person nicht bewusst ist, das sie wen verletzt hat. So können beide Seiten doch erst lernen.

Ich habe bestimmt einige Aspekte vergessen, denn es gibt mehr als nur einen Einflussfaktor auf ein Problem. Was ich zum Abschluss sagen möchte: die Attraktivität einer Frau muss sich nicht ausschließlich aus der visuellen Ebene speisen. So etwas wie Selbstreflexion bzw. soziale Intelligenz werden stark unterschätzt. Hoffentlich ist klar was ich damit meine: gute Arbeit, großes Lob! :slight_smile:

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Hallo zusammen!

Ihr habt es sicher schon zu großen Teilen mitbekommen, dennoch möchte ich an dieser Stelle nochmal darauf aufmerksam machen.

Game Two hat mit Press Select die Thematik fortgeführt und mit den im Talk beteiligten Personen echt nochmal neue Positionen aufgegriffen, die wir so nicht in der Reportage aufgreifen konnten. Ich freu mich, wenn ihr auch da mal reinschaut!

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