Schön, dass mal hier einer eine Lanze für die deutsche Synchronisation bricht. Ich selbst bevorzuge meine Muttersprache immer und schätze die Leistung der deutschen Synchronsprecher sehr. Die Gegner argumentieren ja oftmals damit, dass der Ton in der Synchro unnatürlich, artifiziell und affektiert klänge. Genau das aber mag ich gerade daran. Es ist auf eine gewisse Weise das Gegenstück zum Theater, wo die Sprache eben auch eher Kunstsprache ist. Genau so verhält es sich mit der Synchronisation. Diese leicht aufgesetzt wirkende Betonung, welche die meisten Synchro-Gegner ablehnen ist meiner Meinung nach also ein Qualitäts-Kriterium und kein Manko. Die etwas pathetische Nuancierung und die leichte über-Betonung sind mir ein guter Ausgleich für irgendwelche angeblich beim synchronisierungs-Prozess verloren gegangenen Nuancen.
Wie oft hat man z.B. Eddie oder auch Schröck bei Kino Plus schon sagen hören, er habe nicht alles wirklich verstanden. Dass es trotzdem unbedingt der O-Ton sein muss, das wiederum verstehe ich nicht. Es ist anstrengend, sich Filme im Original anzusehen, weil man als nicht-Muttersprachler erstens ständig übersetzen muss und einem zweitens die Eigenarten der anderen Sprache längst nicht gut genug vertraut sind, um wirklich jede Nuance mitzubekommen. Selbst bei ziemlich gutem Schulenglisch geht da schnell mal ein Zusammenhang verloren, weil man halt nicht jede Andeutung mitbekommen kann. Da lobe ich mir die deutsche Synchro, wenn unübliche Redewendungen oder unbekannte sprachliche Figuren zu uns bekannten Idiomen oder Phrasen umgedeutet werden. Auch das hassen die O-Ton-Jubelperser ja wie die Pest. Ich liebe es.
Ich spreche mich hiermit ausdrücklich für die deutsche Synchro aus. Aus oben bereits genannten Gründen und nicht zuletzt, weil die deutsche Synchro zurecht als die Beste in der Welt gilt. Und ich sitze hier in der ersten Reihe und darf das genießen. Mir geht es in dieser Hinsicht (quasi kulturell gesehen) verdammt gut, wenn ich so darüber nachdenke und verstehe gerade deshalb die Gegner der deutschen Synchro überhaupt nicht.
Der typische O-Ton-Apologet gibt sich ja gerne mal so, als sei er auf der Meta-Ebene der hohen Filmkunst unterwegs (El-Cinerado, eintritt nur via Anglizismus möglich), während der prekäre Freund der Synchro schwerfällig im sprachlichen Morast einer cineastischen Schandstadt watet und das ohne den rostigen Eisenring.
Ich vermute da bei vielen ein latent vorhandenes, defizitäres Selbstwertgefühl, welches nur mittels lautstark verkündeter Anglizismen-Salbaderei im erträglichen Bereich gehalten werden kann. Wie anders wäre dieses auffällige Gehabe sonst zu verstehen? Es ist so, wie mit den Veganern. Auch der O-Ton-Prediger wird dir auf jeden Fall sagen, wie der bessere Filmfreund sein Hobby am liebsten pflegt oder zu pflegen hat. Ergo wird ja schlechterdings ständig und überall der O-Ton-Hammer (Hipster-Äquivalent zur Nazi-Keule) geschwungen. Ich muss dann immer innerlich lachen, weil allein dieses verkrampfte Gehabe schon mehr vom Filmvergnügen frisst, als es jede angeblich weg-synchronisierte Nuance im O-Ton je könnte. Deshalb habe ich auch nur ein mildes Lächeln übrig für all die Typen, die den pseudo-kosmopoliten Ich-schau-alles-im-„Original“-Gestus brauchen, um ihr Ego in Szene zu setzen. Die paar Prozent, die da angeblich „verloren gehen“, sind doch ein Witz, wenn man dafür aber entspannt in der eigenen Sprache zuhören kann, statt ständig konzentriert zuhören zu müssen, weil einem sonst schnell mal was entgeht.
Gott, da hab ich ja einen Roman geschrieben. Jetzt ist aber auch gut.