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Der nächste Film von Shyamalan, wo man einfach nur den Kopf schütteln kann und sagen muss: „Wieder typisch Shyamalan“.
Wie die meisten seiner Filme muss man sagen: Cooles Konzept! Etwas abgefahren, etwas bizarr, aber mit extrem viel Potential für eine ziemlich ungemütliche Geschichte, wo eine Menge abgefucktes Zeugs passieren kann. Und das tut es eigentlich auch, der Film versäumt es nicht, auch wirklich alles abzudecken, was man mit dieser Prämisse ansprechen könnte.
Und dennoch ist es einer der schlechtesten Filme den ich seit langem gesehen habe! Sowas von inkompetent, und halt inkompetent auf eine Art, wo man M. Knights Handschrift überall aus allen Fehlgriffen rauslesen kann, wenn man seine Filme kennt.
Shyamalan hatte schon immer einen eigenwilligen Stil gehabt seine Filme visuell umzusetzen. Viele lange One-Shots mit weit ausholenden Kameraschwenkern, nicht immer die geschliffenste Bildkomposition welche vielen Szenen einen „spontanen“ Eindruck verleiht…
Bei seinen ersten beiden Filmen funktionierte das extrem gut, weil er da zu wissen schien, wie und wann er das einzusetzen hat. Seit daher ist sein Fingerspitzengefühl jedoch immer mehr verloren gegangen, sodass er inzwischen einfach nicht mehr anders kann, und nicht mehr weiss, wann sowas funktioniert und wann nicht… und vor allem zu welchem Grade man es einsetzen muss!
Dieser Film hat so viele Shots wo ich einfach nur den Kopf schütteln konnte, weil sie so schlampig, so unglaublich amateurhaft gefilmt wurden. Es gab Einstellungen wo einer der Charaktere der Szene während dem Dialog zwar technisch gesehen sichtbar war… aber man sah nur seine rechte Schulte, sein rechtes Ohr und Wangenknochen und ab und zu seine Nase, wenn er sich etwas bewegte. Der Rest der Person ist einfach vom Bildrand abgeschnitten!
Ein anderer Moment zeigt eine Einstellung wo man drei Charaktere „sieht“, aber vom einen Sieht man nur das Ohr, ganz nahe an der Kamera, von den anderen Zwei sieht man irgendwie Elebogen und Beine oder so…
Ich verstehe, dass er in dieser Szene die Charaktere nicht voll zeigen wollte, weil ihr Aussehen eine „Überraschung“ sein sollte… aber das kann man auch anders machen, ohne dir eine Minute lang einen Shot zu zeigen, der wirkt als habe man die Kamera aus versehen angelassen, während Leute unkoordiniert drum rum standen.
Ach, und doppelt bekloppt wird es, weil der „Überraschungsmoment“ kein bisschen überraschend war! Es war durch andere Hinweise bereits klar, WAS die Überraschung sein wird, auch wenn ich die Prämisse des Filmes nicht schon kennen würde!
Ein anderes Problem welches mit Shyamalans Stil kommt, neben Bildern welche visuell oft einfach nicht gut aussehen, ist die Tatsache, dass all die Kamerafahrten den Film einfach viel zu langsam macht. Die Schauspieler können oft nicht richtig auf das Reagieren was ablaufen sollte, weil man oft das Gefühl hat, sie müssen warten bis die Kamera in der Richtigen Position.
Und dann gibt es andere Momente, wo die Charaktere viel zu früh reagieren! Es gab etliche Momente, wo ein Charakter die ersten Anzeichen auf eine Reaktion schon eine Sekunde bevor es überhaupt etwas zu reagieren gab zeigte. Und das hat dann nichts mehr mit den Kamerafahrten zu tun, sondern viel mehr mit der Tatsache, dass Shyamalan offenbar einfach nicht gerne Takes nochmals macht, wenn etwas schief läuft. Ehrlich, in dem Bereich erinnert er inzwischen extrem an den Regisseur Ed Wood, der auch nie einen zweiten Take machen wollte, egal wie schief etwas lief, weil er dachte, es wirke „authentischer“…
Und jetzt muss man sich das vorstellen, kombiniert mit Schauspielern welche einfach nicht gut schauspielen (wobei ich auch hier Shyamalan die Schuld gebe, da gewisse Schauspieler in diesem Film durchaus unter anderen Regisseuren schon gute Arbeit abgeliefert hatten), Schauspielern mit unnötig starken Akzenten, welche wirkten als seien sie der Englischen Sprache nicht wirklich mächtig (IN HAUPTROLLEN, wohlbemerkt!), Dialogen welche an unnatürlicher Gestelltheit kaum mehr zu übertreffen sind und oft offensichtlich im Nachhinein über die richtige Aufnahmen drüber synchronisiert wurde und Schauspieler welche auf die absurdeste Weise mit ihren Händen gestikulieren beim Reden als ob sie Pantomieme machen müssen, und das Resultat ist ein sureales Erlebniss von eigenartigem Uncanny-Valley-Effekt bezüglich menschlicher Interaktionen.
Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, woran mich die Dialoge und die Charakter-Interaktionen erinnerte, aber als ich es realisierte konnte ich es nicht mehr anders sehen:
Die Charaktere reagieren aufeinander, unterhalten sich und benehmen sich wie Charaktere aus alten PS1-Spielen. Weisst schon, in Spielen wie dem ersten „Silent Hill“, wo alle Dialogzeilen separat geladen werden und darum zwischen allen Paar Sätzen lange, unnatürliche Pausen entstehen, während der gesprochene Dialog und die Snychro eh schon nicht gerade toll sind…
SO fühlt sich dieser Film an, vor allem in der ersten Hälfte. Nur anstatt mit Low-Polygon-Charakteren mit pixeligen Texturen beobachtet man hier reale Menschen, welche sich so verhalten. Es ist völlig bizarr und wie gesagt: Uncanny Valley.
Aber sind wir ehrlich, auch wenn dieser Aspekt nicht so grottig wäre, so würde es auch nicht darüber hinweghelfen, dass der Film sich selber an seinem eigenen Konzept aufhängt und zu Tode stranguliert!
Die Idee ist, dass an einer bestimmten Stelle auf einer Insel Biologische Körper viel, viel schneller altern als unter normalen Umständen. Wie gesagt, coole Idee, vor allem da einige der Protagonisten am Anfang Kinder sind…
Nur scheint sich der Film null Gedanken darüber zu machen, wie die Mathematik dahinter funktioniert! Sie geben dem Zuschauer zwar einmal einen Umrechnungswert… aber das macht null Sinn wenn die Kinder dann plötzlich innerhalb weniger Stunden von Kind zu Teenager ranwachsen… und dann für praktisch den Rest des Filmes Teenager bleiben, während die Erwachsenen um sie herum alle möglichen Alterungsschritte durchmachen. Das kann doch unmöglich beim Filmen nicht aufgefallen sein, dass die ganze Rechnung dahinter nicht aufgeht, oder?
Also ja, völlig grottiger Film, wirklich schlecht umgesetzt und die Tatsache, dass Shyamalan früher mal als Kompetentes Regie-Wunderkind gegolten hatte wird immer unglaubhafter, wenn man ihn inzwischen viel mehr mit Ed Wood vergleichen muss, um ehrlich zu sein („The Sixth Sense“ übrigens ist immer noch so gut wie er es damals war, und zeigt, dass Shyamalan durchaus mal Talent gehabt hätte! Das hat man sich damals nicht einfach eingebildet, das war wirklich da).
Und trotzdem, trotz all dieser Patzer und Fehltritte… ich hatte meinen Spass mit dem Film! Nicht weil er irgendwie dann doch ganz gut ist, ohhhh nein, nein, nein…
Der Film ist wie gesagt absolute Grütze!
ABER er ist so schlecht, so viele Aspekte des Filmes sind derart inkompetent gemacht, und die Prämisse ist unterhaltsam genug und durch die Umsetzung auf absurd genug, dass für mich nie Langweile aufkam. Ich hatte mein Vergnügen, hatte eine ganze Menge zu Lachen und bereue es nicht, dass ich mir das Teil angesehen habe. Die technische Umsetzung ist derart schlecht, dass es fast schon eine Kunst ist, und wenn man mal wirklich studieren will, wie man einen Film nicht machen sollte (und vor allem seine Kamera und seine Schauspieler NICHT beim Filmen einsetzen sollte), dann hält einen dieser Film durchaus an der Stange.
Fazit: Faszinierend schlecht, wie es fast nur ein moderner Shyamalan-Film sein kann.