Aus dem Nichts
Der Film hat klare Schwächen, wie z.B. das letzte Drittel, in dem es nach den sehr präzisen und authentischen ersten beiden Akten etwas langatmig und unglaubwürdig wird.
Ebenso leidet der Film unter einer Fehlkonstruktion, die mir die Empörung, die ich empfinden soll, wenn die Polizei nicht sofort Richtung Nazis ermittelt, sehr stark nimmt: Die Polizei wird natürlich erst einmal Richtung Drogen ermitteln, wenn eins der Opfer sogar wegen Drogen im Knast saß und man bei der ersten Hausdurchsuchung sofort Dope findet.
Die Aufklärung der NSU-Morde war so skandalös, weil man den Opfern aus heiteren Himmel etwas anhängen wollte. Hier hat Akin einen Fehler gemacht. Die Drehbuchschule sagt, dass man seine Helden nicht zu glatt machen soll und sie auch Fehler haben sollten, um menschlich zu wirken. Der Ansatz ist gut, aber läuft hier in eine falsche Richtung.
Ebenso muss man über Dennis Moschito reden… er war wenn ich mich recht erinnere schon mal bei Kino+ und gilt so ein bisschen als Freund des Hauses. Aber bei allem Respekt: Er wirkt als so wichtige Figur neben Diane Krüger und gegen den stark gespielten Verteidiger der Nazis wie ein Laiendarsteller… Das ist teilweise fremdschämig, wie abgelesen und kraftlos seine Sätze wirken. Keine Ahnung, was da los war.
Dennoch hat der Film eine hohe Wertung und seinen Golden Globe verdient. Weil der Verlust so schmerzhaft gespielt wird und die Gerichtsvehandlung in ihrer kühlen Präzision so weh tut.
Und wegen Diane Krüger, die die Leistung ihres Lebens abliefert. Sie wurde ja bei Kino+ und besonders von Andi Bardet oft gescholten, aber das hier ist nichts geringeres als Oscar reif.
4 von 5 Sternen.
Spiderman: Far From Home
Mich verbindet mit dem MCU eine leidenschaftliche Hassliebe. Ich habe fast alle gesehen, aber war irgendwie als Filmliebhaber nie so richtig überzeugt.
Homecoming fand ich einen der besten Beiträge. Vor allen Dingen aber wegen der Autoszene, die für mich der stärkste Moment des gesamten MCUs ist. Dort sieht man, wie man mit etwas Subtilität mehr erreichen kann als mit jeder Explosion.
So einen Moment hat Far from Home nicht. Der Twist, wer denn letztlich der Bösewicht ist, hat mir durchaus gefallen, aber die Motivation ist wieder mal ein Klischee und langweilig. Ob ich Jake Gylenhaal hart an der Overacting-Grenze mag, weiß ich bis jetzt nicht so richtig. Das ist manchmal etwas drüber.
Den Humor fand ich teilweise ganz gut und musste einige Male schmunzeln und einmal sogar lachen.
Wie immer setzt man mehr auf Bombast als auf Tiefgang.
Es ist halt wie immer bei Marvel: Es wird immer ein gewisses Niveau gehalten, das die Filme nie so richtig langweilig macht. Man ist immer unterhalten. Aber aus cineastischer Sicht wird nichts beigetragen.
3 von 5 Sternen.
PS: Zendaya nach Euphoria in so einem cleanen Superheldenfilm als Love Interest zu sehen war gelinde gesagt… befremdlich