Batman Begins (Rewatch)
Der erste Batman-Film von Regisseur Christopher Nolan ist inzwischen 15 Jahre alt und so wollte ich ihn mir erneut ansehen und untersuchen, wie gut er gealtert ist. Kurzum: es gibt viel Licht und Schatten. “Batman Begins” erreicht nicht die Klasse seiner beiden Nachfolger und hat mit vielen kleinen Problemen zu kämpfen, überzeugt letztlich aber durch einen wundervollen Cast und seine actiongeladene Inszenierung in der zweiten Filmhälfte.
Die Geschichte rund um Bruce Wayne (gespielt von Christian Bale) fängt dabei recht klassisch an. Der junge Bruce schaut zu seinem berühmten und erfolgreichen Vater auf, der die Menschen in Gotham City mit gemeinnützigen Projekten unterstützt. Er will so sein wie er, wird aber noch von seinen Ängsten und Selbstzweifeln zurückgehalten. Eines Tages beschließt die Familie, in ein Theaterstück zu gehen, wobei der Abend für Mr. und Mrs. Wayne tödlich endet und Bruce traumatisiert zurückgelassen wird. Plötzlich muss der introvertierte Junge in die großen Fußstapfen seines Vaters treten und zu einem respektierten und gefürchteten Symbol für Gotham City avancieren, denn die Stadt versinkt in Kriminalität und Korruption.
“Batman Begins” setzt seine Origin-Story nicht gänzlich überzeugend um. Die melancholische und von Selbstzweifeln geplagte Darstellung von Bruce Wayne bevor er zum maskierten Jäger von Verbrechern wird hat mir sehr gut gefallen. Gleichzeitig greift Nolan auf zu viele Rückblenden zurück und präsentiert dem Zuschauer immer wieder Bruce als Kind, mit dem man aber nie so richtig sympathisiert. So gut Nolan die Action inszeniert, so schwer tut er sich mit den emotionalen Szenen. Letztere kommen überwiegend konstruiert und hölzern daher. Zudem mangelt es der ersten Filmhälfte an Fokus auf eine bestimmte Handlungsebene. Der Film springt mehrfach zwischen dem jungen Bruce, dem anarchischen Bruce im Gefängnis, dem selbstkritischen Bruce vor dem anarchischen Bruce usw. hin und her. Nach ca. einer Stunde schafft Nolan es, die einzelnen Stränge zusammenzuführen, die fragmentierte erste Filmhälfte bleibt aber dennoch im großen Kontrast zum stringenten und geladenen zweiten Part bestehen.
Wie eingangs erwähnt, ist es allem voran der bärenstarke Cast, der “Batman Begins” zu einem sehenswerten Batman-Film macht. Ist Christian Bale am Anfang noch etwas zu stoisch und nichtssagend, wird er im Verlaufe der Handlung sicherer und für die Rolle passender. Dadurch entsteht sogar eine interessante Parallele zwischen dem Schauspieler und dem verkörperten Charakter. Beide müssen sozusagen erst in ihre Maske hineinwachsen, bevor sie das Ruder an sich reißen. Michael Caine ist währenddessen immerzu charmant, herzlich und angenehm süffisant - der perfekte Alfred Pennyworth, der sogar noch von einem nicht minder sympathischen Morgan Freeman Unterstützung bekommt. Gary Oldman als Sergeant Gordon passt ebenfalls wie die Faust aufs Auge und Cillian Murphy ist mit seiner hochintelligenten und wahnsinnigen Art eine schöne Ergänzung auf der Seite der Antagonisten. Doch auch der restliche Cast ist durch die Bank weg überzeugend, sodass sich das ganze Ensemble mit einem raffinierten Uhrwerk vergleichen lässt, bei dem die Zahnrädchen stimmig ineinander greifen.
Weiterhin hat mir die musikalische Untermalung gefallen, die hier einen Mix aus Schwermut, Epos und treibender Spannung geht. Und natürlich müssen noch die ganzen Batman-Gadgets Erwähnung finden, die die zweite Filmhälfte massivst prägen. Das neue Batmobil hört auf den Namen Tumbler und sorgt für eine Menge Spaß, sobald es in Erscheinung tritt. Der Tumbler ist ein großer, bulliger und stylisher Panzer, der über Autos wie über Fliegen fährt und Wände frisst. Auch der neue Batsuit sieht nicht nur cool aus, sondern verleiht seinem Träger viel Bewegungsfreiheit und Flinkheit. Kein Vergleich zu den Batsuits in den vorigen Filmen, die in vielerlei Hinsicht nicht überzeugen konnten und die man eher schweren Herzens abgenickt hat.
Kommen wir also zu der Action, die ein großer Bestandteil von “Batman Begins” ist. Die Tumbler-Szenen, die Bruce-Wayne-Kämpfe und das ganze Spektakel im letzten Drittel sind sehr unterhaltsam. Auf der anderen Seite wirken die Batman-Kämpfe unübersichtlich, zerschnitten und dadurch unbefriedigend. Nolan wollte Batmans Kampfstil vermutlich so inszenieren, als würde gerade ein wilder Fledermausschwarm über den Gegner herfallen, doch macht es einfach keinen Spaß, wenn die Kamera zu nah dran klebt und man das Handgemenge nicht richtig nachvollziehen kann. Das haben “The Dark Knight” und “The Dark Knight Rises” wesentlich besser umgesetzt.
Hinzu kommt, dass manche Gadget-Einsätze und Spezialeffekte nicht gut gealtert sind. Das zum Glück nicht oft benutzte CGI sieht nach mittelmäßiger Videospiel-Zwischensequenz aus, Batman gleitet wie auf Drahtseilen durch die Luft und es kommt zu mehreren hölzernen Momenten, wenn ein bestimmtes Utensil benutzt wird. Ebenfalls für mehr Fremdscham als für Coolness sorgt manch ein One-Liner und völlig überzeichneter Bösewicht. Als letzten Kritikpunkt möchte ich noch die lange Laufzeit anbringen, die den Geduldsfaden unnötig strapaziert. Man hätte ohne Probleme zwanzig Minuten rauskürzen können.
Wie steht “Batman Begins” also 15 Jahre später da? Es ist eine gewisse Ambivalenz, die diesen Film ausmacht. Der erste Teil der The-Dark-Knight-Trilogie glänzt nicht gerade durch großartige Action, eine starke Geschichte oder eine meisterhafte handwerkliche Umsetzung. Doch er legt die wichtigsten Bausteine für den phänomenalen Nachfolger “The Dark Knight”. Die Schauspieler sind klasse, das neue Design des Batsuits und des Batmobils mehr als gelungen und die melancholisch-düstere Atmosphäre einnehmend. Der Joker steckt also im Detail.