Birds of Prey:
Ich war richtig froh, als ich hörte, dass nach dem grauenhaften “Suicide Squad” dieser Aspekt des DCU nicht gleich eingestellt wurde. “Suicide Squad” war zwar absoluter Müll, aber das Casting von Marggot Robbie als Harley Quinn war absolut brilliant, und die Frau spielte den Charakter hervorragend. Sie war einer der wenigen Lichtblicke in dem Film, und ich war der Meinung, dass es kaum eine passendere Besetzung geben könnte. Und wie immer, wenn ich das Casting einer Rolle inspiriert finde, wünsche ich mir, dass der Film auch funktioniert.
Der erste Film hat das nicht. Aber hier haben wir einen zweiten Anlauf, eine zweite Chance.
Und gleich vorne weg: Der Film ist auf jeden Fall besser als “Suicide Squad”! Um Meilen.
Es ist jedoch KEIN Meisterwerk, er hat definitiv eine Menge Fehler.
Ein Aspekt ist aber sicher kein Fehler, obwohl ich Leute gehört habe, die sich darüber aufregen: Der Film hat extrem viel Geschlechtspolitischer Über- und Untertext. Und das ist auch richtig so. Der Film heisst: “Birds of Prey - And the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn”. Und er dreht sich um einen Charakter, der immer Unter der Gewalt eines der brutalsten und oft doch bewundertsten) Comicbuch-Antagonisten stand. Der Film würde in meinen Augen etwas falsch machen, wenn er NICHT fest in dieses Thema einsteigen würde. Wenn jemand mit diesen Themen nichts anfangen kann, oder es nicht mag, wenn ein Film explizit als Thema hat: “Frau schlägt gegen die Unterdrückung durch Männer zurück”… nun, dann ist dieser Film definitiv nichts für dich. Muss er nicht sein, aber ich glaube, wenn ein Film es erlaubt hat, dieses Thema absolut ohne Subtilität reinzuhämmern, dann ja wohl dieser Film, oder?
Nein, die Probleme liegen in meinen Augen wo anders.
Erstens hat der Film ein massives Problem damit, allen Charakteren den nötigen Spielraum zu geben. Drei der fünf “Vögel” kriegen genug Spielzeit und in die war ich auch involviert. Zwei der Charaktere hingegen sind sowas von nebensächlich und uninteressant, dass ich permanent vergass, das sie überhaupt im Film sind. Was schade ist, denn als es ins Finale ging, und alle Charaktere zusammen ihre Gruppenszenen hatten merkte man, dass eigentlich alle zusammen ein gutes Team mit interessanten Charakteren hätte sein können.
Ein anderes Problem das ich mit dem Film hatte sind einige der Actionszenen.
Diese haben zwar gute Choreographien, im Bezug auf die Tatsache, dass die Moves oft kreativ sind und man immer wieder einen coolen Moment zu sehen bekommt. Das Problem aber ist, dass die Szenen nicht gut genug gefilmt und geschnitten sind, dass es natürlich wirkt. Man kommt einfach nicht drum herum immer wieder zu merken, wie langsam und unpraktisch viele der Moves sind, und wie oft Gegner im Hintergrund warten müssen, bis sie “dran” sind mit ihrem Teil der Choreographie. Und man soll mich nicht falsch verstehen, in der Realität ist das IMMER so. ALLE diese Actionfilme haben übertrieben unpraktische Choreographien und in allen Actionszenen “warten” die Gegner, bis es ihr Zug ist.
Aber wenn Action gut geschossen ist, dann fällt es nicht so sehr auf, weil die Moves entweder schnell genug wirken, oder die Umgebung nicht zu sehr im Fokus ist. In diesem Film jedoch fiel mir permanent auf, wie langsam doch viele Bewegungsabläufe sind, und wie wenig Sinn es macht, dass die Bösewichte nicht schon lange tausendmal angegriffen hatten.
ABER:
Wie gesagt, der Film ist auf jeden Fall besser als “Suicide Squad”, und ich finde sogar, er ist besser als die meisten DCU-Filme. Denn dem Film als ganzes würde ich doch eine positive Note geben.
Erstens finde ich, ist er gut geschrieben. Ich war die ganze Zeit investiert. Der Film kann extrem lustig sein, wenn er es sein will, und er kann richtig schmutzig und unangenehm sein, wenn er es sein will.
Ich glaube, das liegt einfach daran, dass er halt wirklich von Anfang bis zum Schluss wusste, was für eine Art Film er sein will. Tonlich ist er einfach viel definierter als andere Filme dieser Reihe.
Die Visuelle Umsetzung ist einheitlich. Mit knalligen Neonfarben und starken Kontrasten, was zum Hauptcharakter passt und einem guten, unterhatsamen Rythmus.
Mir gefällt auch der Antagonist. Was in “Suicide Squad” einer der grössten Fehler war, war die Idee Harley Quinn gegen eine übernatürliche, magische Gott-Gestalt in den Kampf zu schicken. Das ist einfach nur eine dumme Idee.
Hier ist der Antagonist Black Mask. Und das passt viel besser und ist auch cool, da ich den Charakter mag und endlich eine Filmversion davon sah.
Ewan McGregor bietet eine… “interessante” Interpretation diese Antagonisten, das muss ich sagen. Ich war über weite Strecken hin und hergerissen, ob das jetzt funktionierte oder nicht, aber jetzt, nach dem ich den ganzen Film gesehen habe muss ich sagen: Ja, doch. War gut so, wenn auch eher eine ungewöhnliche Interpretation.
Noch besser hat mir hingegen seine Nummer 2 gefallen. Zsasz ist nicht der komplexeste DC-Antagonist, aber im Zusammenspiel mit Black Mask macht er ein sehr gelungenes Duo, und seine Darstellung ist extrem gelungen. Ein unangenehmer, creepy Typ, wo man einfach merkt, dass hinter der ruhigen, stillen Fassade etwas steckt, womit man lieber nicht alleine in einem Raum gelassen wird.
Aber das grösste Lob geht einfach an Margot Robbie als Harley Quinn.
Wie schon in “Suicide Squad” macht sie einfach einen grossartigen Job. Die Frau scheint einfach keine schlechte Leistung bringen offenbar, und sie trägt den Film absolut überzeugend.
Und alleine ihretwegen hat mich der Film zu keinem Moment gelangweilt oder gestört. Ich war voll bei der Sache, die 100 Minuten gingen wie im Flug vorbei, und ich finde absolut, dass man diese Filmreihe auf dem Niveau weiterführen kann. Denn so macht es einfach Spass.
Fazit: Gelungener Film mit einer sehr starken Protagonistin. Kann man sich auf jeden Fall geben, wenn man Robbie als Harley Quinn mag.