The Tomorrow War:
Hatte die ganze Zeit massive Flashback zu „Edge of Tomorrow“. Nicht nur, weil es sich um einen Alien-Invasionsfilm mit Zeitreiseelement handelte, sondern auch weil es sich sehr, sehr stark nach einem Film anfühlte, der in seiner DNA auf einem Comic basiert.
Ist irgendwie schwierig zu erklären, aber genau wie in „Edge of Tomorrow“ kommen eine Menge Nebencharaktere vor, welche relativ wenig zu tun haben, aber immer wenn sie auftreten irgendwie wirken, als sei da wesentlich mehr Material um sie geschrieben gewesen. Fast so, als seien sie die Überreste einer Comicreihe, mit unterschiedlichen Kapiteln, wo der Fokus unterschiedlich gelegt wird.
Auch die Struktur der Filmes wirkt sehr, als sei er nicht so ganz aus einem Guss, sondern eher Episodisch. Man könnte diese Geschichte gut in drei unterschliedliche Filme aufteilen. Der Unterschied zu einem einzigen Film mit drei Akten und einer Geschichte bestehend aus drei „Episoden“ ist etwas schwierig festzulegen, aber es hat ein bisschen damit zu tun, wie sehr die drei Teile zwar zusammen hängen aber dann doch ihr eigenes Pacing haben. Die Sache ist nur: „Edge of Tomorrow“ basierte tatsächlich auf einem Comic… „The Tomorrow War“ hingegen nicht. Weshalb er eigentlich kohärenter wirken sollte als „Edge of Tomorrow“, das dann aber nicht tut. Der Film wirkt sehr Mosaikmässig, und hat deswegen ziemlich mit Pacingproblemen zu kämpfen.
Ausserdem gibt es eine ganze Menge Elemente, welche etwas zu klischeehaft und zum Teil sehr, sehr aufgesetzt wirken. Gerade gewisse Charaktere (wie der Vulkan-Schüler) sind DERART offensichtlich nur eingebaut, damit sie später im dritten Akt plötzlich eine Rolle spielen können, dass es fast schon parodisch wirkt.
Und zu guter Letzt muss ich kritisieren, dass du im 2021 einfach keinen Zeitreisefilm mehr rausbringen kannst, wo die Protagonisten nicht zumindest die Frage nach den Zeitreiseregeln in den Raum stellen. VOR ALLEM NICHT, wenn der Film den Protagonist gezielt als jemanden etabliert, der sich Gedanken über Themen wie Zeitparadoxe macht. So ein Charakter würde, wenn er mit Zeitreisenden in Kontakt käme, sofort fragen, was denn die Regeln für Zeitreisen sind. Sorry, ist einfach so. Dieses Genre ist inzwischen zu mainstream und zu durchgekaut, als man das man einfach abwarten könnte, bis sich die Regeln schrittweise entfalten. Das zieht einfach nicht mehr, die Charaktere im Film würden diese Fragen gleich zu Beginn in den Raum stellen.
Und ausserdem: Parallele Zeitebenen, wo du die Vergangenheit ändern kannst, um die Zukunft dieser Zeitlinie ändern zu können ist in meinen Augen die unbefriedigenste Version der Zeitreiseregeln… aber das ist einfach persönliche Präferenz, ich kann akzeptieren, dass dieser Film nach diesen Regeln funktioniert.
Und trotzdem, obwohl ich so viel zu kritisieren habe:
Der Film hat mir eigentlich extrem gut gefallen.
Die Schauspieler machen alle zusammen eine gute Figur, vor allem aber Yvonne Strahovski macht einen wirklich guten Job mit einer Rolle, welche als emotionales Kernstück des Filmes extrem wichtig ist!
Und Chris Pratt funktioniert als Protagonist auch extrem gut! Man kauft ihm sowohl den Soldaten als auch den Wissenschaftslehrer gut ab, und auch wenn die Kombination etwas sehr… „convenient“ für den Plot des Filmes ist, so hatte ich nie Mühe diesen Charakter so zu akzeptieren, wie ihn der Film gab. Ausserdem hat der Film bezüglich seines Charakters eine Menge netter Details, ihm etwas mehr Tiefgang geben, als man auf den ersten Blick denken könnte.
Auch loben will ich die Action.
Auch wenn ich mir zwischendurch gewünscht hätte, dass man etwas mehr Sorgfalt und Fingerspitzengefühl auf andere Aspekte des Storytellings gelegt hätte, so kann ich dennoch nicht verneinen, dass der Film als Actionspektakel sehr gut funktioniert.
Der Film hat nicht einfach nur einen Gang, nur eine Art Action in Szene zu setzen, sondern er wechselt geschickt hin und her zwischen beinahe Horrormässigen, angespannten Szenen wo die Kreaturen im Dunkeln lauern, hin zu riesen, massiven Szenen mit hunderten kriechenden und kletternden Biestern, sowie cooler Einzelgefechte zwischen gewissen Protagonisten und einzelnen Monstern.
Und ehrlich: Wenn ein Film sich seiner Actiongenre-Angehörigkeit so sicher ist wie dieser Film, dann darf ruhig auch etwas mehr Gewicht darauf gelegt werden.
Um ganz ehrlich zu sein: Das grösste Problem das ich mit dem Film habe ist, dass er ein bisschen verschenktes Potential ist.
Ich mochte den Film ziemlich, fand ihn unterhaltsam und hatte auch mit mehr als zwei Stunden immer wieder genug netter Ideen und einem soliden, emotionalen Kern durch die Hauptgeschichte um Chris Pratts Charakter, dass ich sehr gut unterhalten und involviert war.
Was ich jedoch nicht denke ist, dass wir hier einen Film haben, der eine lange Lebenszeit hat. Dieser Film wird im Moment geschaut, kann gut von einem breiten Publikum genossen werden… und in einem halben Jahr redet vermutlich niemand mehr davon. Und das ist schade. Denn ich begrüsse neue, originelle Filme, welche nicht auf alten Franchisen beruht, und ich mag sowohl das Konzept als auch die Grundlegende Story an dem Film. Mit etwas mehr Sorgfalt, etwas mehr Aufwand bezüglich der Nicht-Actionelemente des Filmes und nur einem kleinen Quäntchen mehr Kreativität hätte man mit diesem Film vermutlich etwas kreieren können, was in ein Paar Jahren noch immer seine Fans hat und mit mehr Enthusiasmus erinnert wird als einfach nur: „Ja… war ganz ok“.
Denn das ist es im Moment leider: Nur ein netter Actionfilm der ganz ok ist. Und nicht mehr. Auch wenn das Potential da gewesen wäre.
Fazit: Etwas fragementierter Action-SciFi-Film mit guten Protagonisten, Schauspielern und Action, aber einem Mangel an dem gewissen „Etwas“, welche den Film zu mehr als nur kurzweiliger Actionkost machen würde.