Der Film thematisiert die Rassenunruhen in Detroit im Jahr 1967 mit dem Fokus auf die Vorkommnisse im Algier Hotel, wo es zu einem massiven Gewaltausbruch der Polizei kam.
Im Dokumentarstil mit Wackelkamera wird hier ein beklemmendes Zeitzeugnis geschaffen. Gut gespielt, kompromisslos inszeniert und aktuell.
Der Film ist jedoch relativ straight erzählt, wie man es von vielen Filmen mit historischem Kontext kennt. Nur die Sequenz im Motel im 2. Drittel sticht durch ihre Erbarmungslosigkeit und nervenzerrenden Spannung deutlich heraus. Besonders danach flacht der Film ab.
Außerdem steht der Film etwas zwischen Charakterdrama und Dokudrama und kann sich nicht ganz entscheiden. Die meisten Charaktere bleiben Abziehbilder; man hätte z.B. gerne gewusst, wie ein Mensch so werden kann, wie der Rädelsführer (beängstigend von Will Pouter gespielt) unter den Polizisten.
Die schwere des Themas bleibt natürlich immer.
3,5 von 5 Sternen.
Orphan - Das Waisenkind
So Freunde. Den fand ich überraschend gut. Ich habe ein typisches “verfluchtes/besessenes Kind-Szenario” á la “Das Omen” erwartet, doch der Film geht in eine vollkommen andere Richtung.
Die Macher sind sich ihrer selbst und des Genres sehr bewusst. Allein der Umgang mit Jumpscares zeigt das: Alle die vorkommen, werden als harmlos aufgelöst. Der wahre Horror wird stets atmosphärisch und spannend aufgebaut und entwickelt seinen Schockwert dadurch, von wem die Gewalt ausgeht. Außerdem wird hier nicht nur auf Gewalt, sondern auch auf viel Psychoterror und die Dynamik in der Familie und die Manipulation dieser gesetzt. Wenn es jedoch Gewaltspitzen gibt, sind diese pointiert und realistisch inszeniert und machen vor keinem Halt.
Alle Schauspieler sind großartig… auch die Kinder. Die Familie ist einem nach 3 Minuten sympathisch. Das Waisenkind selbst wird unfassbar gut verkörpert und es ist eins der beängstigenden Kinder der Filmgeschichte. Außerdem ist der Film sehr mutig, was er seinen Kinderdarstellern abverlangt. Das geht von Schimpfwörtern über Gewalt bis sogar zu sexuellen Motiven. Letzteres ist wohl eine der unangenehmsten Szenen (ich sage nur: Die Lolita-Szene) des gesamten Films.
Die Hilflosigkeit der Hauptprotagonisten ergibt sich nicht daraus, dass hier gegen ein übermächtiges Monster gekämpft werden muss, sondern aus der Macht von Kindern. Und besonders von kleinen Mädchen, die wie Engel aussehen. Wem glaubt man wohl, wenn man sich gegen das Mädchen zur Wehr setzt? Es gibt eine Szene, in der Vera Farmiga der Kleinen an den Kragen will und sie muss einfach sagen “Was willst du machen, mich schlagen?” und schon ist sie unantastbar.
So kann man den Protagonisten auch nie vorwerfen dumm zu handeln.
Der Twist ist definitiv erfrischend und eigentlich fast schon genial, um das “Böse-Kind-Genre” neu zu variieren.
Ich finde den Film auf ganzer Linie unterschätzt und fast schon übersehen.
Ich muss auch sagen, dass ich mehr erwartet habe. Der Film ist okay, aber die guten Gags kann man an einer Hand abzählen bzw. hab ich sogar schon wieder vergessen
Nun das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit gesehen. Rein filmisch, erzählerisch und zeichnerisch einfach oberste Schublade. Natürlich sind die Schlachten sehr brutal und vor Allem im dritten Teil sehr düster und nicht jedermanns Sache, aber die Bildsprache ist gewaltig. Am besten alle drei Teile nacheinander schauen, da sie für sich alleine nicht ganz so gut funktionieren.
Ja, das sind die. Und das ist auch der Anfang. Es fehlt ein bisschen Vorgeschichte der Hauptfigur, die ist aber nicht zwingend notwendig um der Geschichte folgen zu können.
Systemsprenger 9/10
Eigentlich wollte ich ihn schon letzte Woche sehen. Da unser Studentenkino allerdings ausverkauft war (was ich ihn meinen 3 Jahren dort bisher noch nie erlebt habe), musste ich das heute bei einer extra kurzfristig eingeschobenen Sondervorführung nachholen. Insgesamt 450 Leute haben diesen Film bei uns in wenigen Tagen gesehen. Und ich kann absolut verstehen, warum.
Der Film ist emotional unglaublich anstrengend aber gleichzeitig sehr aufschlussreich die Thematik betreffend. Und wenn es nicht die Oscars wären, würde mir kein Grund einfallen warum Helena Zengel nicht für die beste weibliche Hauptrolle nominiert werden sollte.
Logan Lucky:
Bin recht enttäuscht. Dachte eigentlich vom Trailer her, dass mir der Film gut gefallen könnte. Bin Fan von den meisten Schauspielern in den Hauptrollen, der Ton scheint so ein bisschen absurdist Komödie zu sein, mit einer Art “Ocean’s 11” mit Hillbillies-Feel…
Klingt alles ganz gut.
Leider hat der Film für mich wirklich nicht gut funktioniert. Für den “Ocean’s”-Vergleich fehlt dem Film einfach die Cleverness und der wirklich über-komplizierte Plan. Was das doppelt auffällig macht ist die Tatsache, dass der Film zum Schluss auch so eine Art Moment hat, wo der Zuschauer sieht, was “wirklich” abgelaufen ist, Aspekte welche man vorher nicht gesehen hat und welche den ganzen Raub in ein neues Licht stellt, und erklärt, wie der FINALE Puzzlestein in seinen Platz fällt… Nur macht der Film das, ohne wirklich einen solchen Überraschungsmoment zu haben.
Ja, es hat schon eine Art “Twist”, aber der ist so unspektakulär und uninteressant, dass er wirklich nicht viel zu bringen schien.
Auch mit den Schauspielern holt man nicht wirklich das Maximum raus. Channing Tatum bleibt über weite Strecken eher blass und langweilig, Adam Driver, welcher in “Blackkklansman” bewiesen hat, wie gut er mit Akzenten umgehen kann, wirkt erstaunlich unsicher in seinem West-Virginia-Dialekt und wirkt oft extrem künstlich. Aber er ist nicht der einzige, dessen Sprachgebrauch nicht immer sauber wirkte.
Die besten Momente hat Daniel Craig, der einmal mehr zeigt, wie verdammt gut er eigentlich Comedie drauf hat. Ein absoluter Fehlgriff ist Hilary Swank, welche erst sehr spät im Film dazu kommt, und völlig deplatziert ist und ziemlich schlecht spielt.
Ehrlich gesagt fand ich den Film über weite Strecken einfach recht langweilig. Er ist durchaus kompetent gedreht, aber ihm Fehlt irgendwie das nötige Momentum und tröpfelt einfach so vor sich hin.
Fazit: Hat nicht funktioniert für mich. Für eine Komödie nicht witzig genug, für einen Heist-Film nicht clever genug und einfach zu langsam und unspektakulär.
Da ich ähnliche Probleme wie der Hauptcharakter habe, hatte der Film Potenzial mir sehr nah zu gehen. Er hat es jedoch leider nicht geschafft. Zu einfach wird dargestellt, wie sie abnimmt. So einfach wie im Film ist das aber gar nicht… kann ich euch bestätigen. Zu klischeebeladen manche Szene (sie schaut an einer Stelle in einen verzerrten Spiegel… wie alt ist nochmal “Das hässliche Entlein”?). Das Happy End spart nicht mit Pathos und Kitsch.
Vielleicht bin ich auch einfach nur zu zynisch geworden…
Trotzdem sind mir alle Figuren sympathisch und die Dialoge sind flott und lustig. Langweilig war es nie.
Und ein heißes Eisen: Ich habe noch nie einen Film gesehen, der die Diversität so als Monstranz vor sich her trägt, wie dieser Film. Brittanys Lauffreunde sind eine Frau mittleren Alters und ein Schwuler. Der Mann ihrer Schwester ist Schwarz. Ihre Mitbewohnerin asiatischer Abstammung, ihr Love Interest ist indischer oder pakistanischer Abstammung.
Nichts gegen Diversität, aber das fühlt sich nach Strichliste an.
Spielt der in London? Da ist nunmal tatsächlich mehr Geboten an Menschen unterschiedlichster Herkunft oder Abstammung. Deutlich mehr als bei uns. Als so abwegig würde ich das gar nicht einschätzen.
Ich finde Diversität super. Aber dass es von jeder Ethnie genau eine Figur gibt… das fühlt sich eben an, als ob da jemand in der Castingphase eine Strichliste abarbeitet. Ich finde es nicht viel weniger rassistisch, wenn bei der Konzeptionierung eines Films der Satz fällt “Wir brauchen noch den Inder”, als andere Ethnien auszuschließen. Beides reduziert die Person auf Herkunft bzw. Abstammung.
Ich weiß, dass das Problem komplex ist. Denn wenn der Caster weiß ist, wählt er vermutlich auch mehr Weiße aus. Er muss gar kein Rassist dafür sein, sondern sowas kann auch unterbewusst passieren. Aber wollen wir Filme nach Quote?
Jo, unser Kino (also das näheste, was aber auch schon 18km weg ist) ist klein, aber der Chef versucht schon was zu machen, einmal die Woche gibt es einen Englischen Film Montag abends.
Die Schnittmenge zwischen
Filmfans die noch ins Kino gehen
Oton mögen
Montag abends 20 Uhr Zeit und vor allem Lust haben
ist bei ca 20 000 Leute im Einzugsgebiet des Kinos, leider relativ klein sein,
Letzten Montag waren ich und ein Kumpel in Zombieland alleine (plus noch den Kinochef)
Hab jede Woche die Befürchtung, dass igendwann da steht „OTon Vorführungen sind eingestellt“
Ich glaube, das ist heutzutage aber ein weniger großes Problem als noch zu Filmrollenzeiten, wo man für die OV ne zweite Kopie brauchte, die entsprechend Miete kostete. Jetzt wird einfach ne andere Sprachtonspur eingespielt. Da fällt der fehlende Umsatz von ein paar Leuten, die am Montag nicht in den Film gehen, weil sie Deutsch hören wollen (und deswegen an einem anderen Tag gehen), nicht soooo ins Gewicht, denke ich. Vor allem, wenn der Chef Wert auf O-Ton-Vorstellungen legt.
Mmh. Bei uns im Kino läuft die OV aber nicht anstatt einer normalen Vorstellung, sondern das ist eine explizite Sondervorstellung, die sogar verbilligt ist. Leider bei uns nur einmal die Woche.
Seitdem ich OV-Fanatiker bin hat mein Kinokonsum übrigens drastisch nachgelassen. Bis ich 20 war, war ich teilweise 3-5 mal pro Woche im Kino. Mittlerweile gehe ich vielleicht noch 1-2 mal pro Monat, wenn ein Film der mich interessiert in der OV läuft.
Das nächste Kino mit regelmäßigen OVs wäre für mich über 1 Stunde Zugfahrt.
A) kosten für die Vorführung (Strom wenn nur 1 oder 2 Leute im Film sitzen, kostet mehr als das Kino an 2 Tickets verdient)
B) hätte er mit quasi jedem anderen Film auf Deutsch eventuell eine Handvoll mehr Leute reingekriegt.
Das Kino hat nur 2 richtige Säle (plus ein 20 Satz Kammerkino) sprich da ist Montag abend eben ein Saal nur mit 2 Leuten besetz gewesen.
Das Problem an den paar “Regulars” in den Oton Vorführungen, ist leider das es zu 75% irgendwelche Ü60er sind, diverse ehemalige Lehrer und co, die leider auch meist nur zu “pädagogisch wertvoll ;)” Oton Vorführungen kommen und weniger zu englischen Komödien und Actionfilmen