Gestern im Kino
Was für ein Film.
Man muss eigentlich nichts wissen, außer:
Scorsese steht am Steuer, und hat Robert deNiro, Joe Pesci und Al Pacino im Gepäck, und noch weiter Schauspieler wie Harvey Keitel & co.
Mann mann mann.
Was für ein großartiger Film, wie ich finde.
Ja, er dauert fast 3,5 Stunden. Und das ist auch gut so.
Mit Goodfellas kann man ihn nur schlecht vergleichen und ihn bewerten, wie ich finde, drum lass ich das gleich mal raus.
The Irishman erzählt die Lebensgeschichte von Frank „Irish“, kann man sagen. Sein Anfang, seine Höhezeit, wie er mit Leuten in Kontakt kommt, wie sich diese Beziehungen entwickeln, und dann eben zu seiner jetzigen Situation führen.
Wer Lust auf einen Mobster-film hat, ist hier genau richtig bedient. Dabei ist es aber kein Mafia-film im Sinne von Goodfellas wo es um puren Exzess geht, sondern eher ein ruhigerer Film, der auf den Charakteren ruht, ähnlich wie der Pate.
Und das tut einfach fucking gut! Nicht jede Minute eines Films muss vollgestopft sein mit HandlungHandlungHandlung. Einfach mal die Charaktere sprechen lassen, und sei es auch einfach nur, in dem gezeigt wird, wie ein Charakter des Films ruhig in einem Zimmer sitzt.
Scorsese macht das phänomenal. Er vertraut darauf, dass seine Charaktere genug zu erzählen haben, auch wenn sie nicht aktiv in etwas verstrickt sind. Und das tut dem Film unglaublich gut. Kein gehetztes Ab-haken von Plot-details, sondern eine natürliche entwicklung.
Apropos natürliche Entwicklung: Der film erzählt die Geschichte mit manchen Zeitsprüngen, es werden manche Sachen ausgelassen, auf die man selbst kommen muss. Und am Ende führt er alles wieder zusammen, und Scorsese fängt da wieder an, wo er mal aufgehört hat, und der Keis schließt sich. Ein wirklich exzellent gelungenes Erzähltempo und eine exzellent gelungene Erzählweise, wie ich finde.
Und als der Film dann zu seinem Höhepunkt kommt, wird fast eine halbe Stunde lang darauf hin gearbeitet. EINE HALBE STUNDE. Das gibt dem Höhepunkt noch mehr Wirkung, da er nicht einfach erschlichen und ergaunert wirkt, sondern ihm so die nötige Gewichtung gibt.
So muss das.
Mir gefällt, dass Al Pacino und Joe Pesci beide relativ große Rollen im Film haben, sprich von ihnen sieht man viel.
Pacino spielt wunderbar, wie auf 11 aufgedreht. Er liefert seine Sätze und Lines richtig natürlich ab, als würde er es wirklich leben.
Wie die „GREAT ASS“-szene, nur passend in den Film eingefügt.
Joe Pesci, alter Verwalter
Vielschichtig. Hilfbereit, freundlich, aber auch eiskalt und knallhart wenn nötig. Ich hatte das Gefühl, der könnte nen Hitman auf dich aussetzen, und würde danach seelenruhig mit seiner Frau zu Abend essen und gemütlich weiterleben.
Das hat mich vor allem gefreut, da es um Joe Pesci die letzten Jahre ja etwas ruhiger geworden ist.
Und deNiro…
Er trägt den Großteil des Films, und das mit links. Wenn ein gefühlvoller deNiro gefragt ist, ist er gefühlvoll. Wenn ein knallharter deNiro gefragt ist, ist er knallhart. Wenn es verwirrend wird, ist auch er verwirrt. Und wenn er ergriffen und traurig ist,… So hat man den deNiro noch nicht oft gesehen, und auch hier liefert er ab.
Scorsese ist einfach ein unglaublicher Regisseur, wie ich finde. Andere „große“ Namen wie Spielberg, George Lucas oder Ridley Scott haben auch große Filme.
(Kleine Anmerkung am rande: Ist es schon common sense zu behaupten, dass Ridley Scott im Laufe der Alien-filme immer verrückter geworden ist? )
Aber keiner von diesen „großen“ Regisseuren ging seinen Weg so sicher wie Scorsese. Der ist immer wieder ein wenig kreativ und entwickelt sich weiter, aber dennoch vertraut und in seiner Schiene. In seiner ganzen Zeit als Regisseur hatte er kaum Aureißer wie ein Ridley Scott mit seinen Alien-filmen, oder ein George Lucas oder ein Spielberg, wie ich finde.
Absolute Seh-empfehlung für alle Film-fans wenn man auf Schauspieler wie deNiro, Pesci oder Pacino, Mobster-filme, Scorsese und allgemein auf gutes Kino wert legt.
TL;DR: Hier kommen die Profis zusammen und zeigen, dass sie es noch immer drauf haben.
Und das mit Leichtigkeit.
Man kann sich wirklich schön auf fast 4 Stunden Scorsese-time freuen, sich vorebereiten, und man wird nicht enttäuscht
Wer ne kurze, knackige 5 minüte spoilerfreie review möchte, ist hier gut bedient
(er geht z.T. noch auf das de-aging, etc. ein, was für mich jetzt keine allzu große Rolle gespielt hat^^)