Dominion - Prequel to the Exorcist:
Mann, einmal wieder ein Beweis dafür, dass Studios einfach mal aufhören sollen an Filmen rumzupfuschen!
Diese Alternative zu „Exorcist -The Beginning“ ist um Meilen besser als das grottige Ding, welches das Studio gemacht hat, nachdem sie diese Version nicht „Exorcist“ genug fanden.
Weswegen sie kurzerhand den Film neu drehten. Und hier darf man nicht mit den falschen Erwartungen rangehen. „The Beginning“ ist nicht eine alternative Fassung dieses Filmes, wo beide Filme mehr oder weniger gleich sind, einfach leicht anders geschnitten mit einigen varierenden Szenen. Dieser Film und „The Beginning“ sind absolut verschiedene Dinge, mit kaum überschneidenden Szenen oder Material. Die Story hat die gleiche Prämisse, die Charaktere sind die gleichen (wenn auch zum Teil von anderen Schauspielern gespielt) und die Sets sind primär die gleichen… aber die Filme sind völlig unterschiedlich.
Und dieser Film repariert eine Menge Dinge, welche „The Beginning“ falsch machte.
Zum einen hat dieser Teil nicht die ganze Zeit den penetranten Fan Service der „Beginning“ so unglaublich nervig machte.
Ausserdem ist die Geschichte um Meilen besser erzählt! Der Konflikt zwischen dem Turkana Stamm und den Briten wird nicht plötzlich im letzten Drittel eingeführt, weil der Dämon einfach böse-böse ist und darum die Leute um sich böse-böse macht. In diesem Film ist das ganze ein zentraler Punkt der Erzählung. Ausserdem gibt der Film viel weniger den Eindruck, als benutze er reale Tragödien als Spielball für seinen albernen Dämonenplot zu nutzen. Stattdessen ist es eine Geschichte um eine Priester, der durch die realen Grausamkeiten welche Teil der menschlichen Realität sind von seinem Glauben abkam und damit zu kämpfen hat. Weswegen die realen Elemente in diesem Film wesentlich weniger geschmacklos wirken. Man kann argumentieren, dass dieses Zeugs schon in „The Beginning“ vorhanden waren… aber sind wir ehrlich, „The Beginning“ ging nicht darum, eine tiefgründige Story über die Natur des Bösen zu erzählen, sondern er ging darum zu zeigen, wie Spider-Man und der Green Goblin zum ersten Mal gegeneinander kämpfen… oder zumindest sowas ähnliches.
Ausserdem ist das problematische „both sides“, welches den ersten Film so geschmacklos machte in diesem Teil besser gehandhabt.
Ja, der Film hat noch immer sehr problematische Aspekte und ist, unterm Strich, dann doch sehr eine „White Savior“ Geschichte. Aber immerhin macht der Film klar, dass viele der „Brutalitäten“ der afrikanischen Stämme nicht sehr viel anders sind, als viele Grausamkeiten der Christlichen Historie.
Und zu guter Letzt ist das Ende um weites weniger albern als im Vorgänger. Es hat noch immer Momente, welche ein bisschen unfreiwillig komisch sind (ehrlich gesagt: die dümmsten sind alles Momente, welche auf Teufel komm raus eine Verbindung zum ersten „Exorcist“ herstellen wollen), aber es ist wesentlich weniger extrem als in „The Beginning“.
Ist der Film also „gut“ weil er besser ist als „Beginning“?
Nun… ganz so einfach ist es nicht.
„Dominion“ hat eine ganze Menge seiner eigenen kleinen Probleme.
Zum einen muss ich leider sagen, dass die Regie, der Schnitt und die Kameraarbeit wesentlich schwächer sind als in der anderen Version. Gerade die erste Hälfte hat viele Momente, die einfach nicht gut fliessen, nicht die richtige Stimmung aufbauen oder genug interessant inszeniert sind um so gut zu funktionieren wie der Vorgänger. Zu „Beginning“ kann man sagen was man will, aber gedreht war er auf eine Weise, die ihn auf sehr oberflächliche Art unterhaltsam und effektiv machte. „Dominion“ hingegen, wenn auch insgesamt weniger generisch, hat über gewisse Strecken Mühe, Momentum aufzubauen und eingängige Szenen zu kreieren.
Und das zweite Problem das der Film hat ist, dass gewisse Aspekte und Elemente einfach viel zu plump und offensichtlich dargestellt sind. Ok, Father Merrin erlebt also mit der britischen Kolonialmacht ein ähnliches Szenario wie er es bei den Nazis gesehen hat. Alles klar. Aber muss das SO überdeutlich gezeigt werden? Fast die gleiche Situation mit praktisch den gleichen Szenen… ehrlich, man könnte den Zuschauern durchaus etwas mehr zutrauen, als dass man alles SO auf die Nase binden muss. Die Szenen sind nicht unbedingt „schlecht“, vor allem die erste Szene ist um ein Vielfaches besser als das Äquivalent in „The Beginning“, mein Problem ist einfach, dass all die Szenen so gut wie gar kein Spielraum für Interpretationen lassen.
Ausserdem bin ich auch nicht ganz sicher, ob es dem Film wirklich gelingt, die Themen die er behandeln will wirklich völlig auszuschöpfen. Das Material für eine tiefere Diskussion über die Natur des Bösen im Menschen, sowie die theologischen Implikationen dazu sind durchaus da… Aber so ganz was Neues damit machen gelingt dem Film dann doch nicht.
Alles in Allem leidet der Film darunter, dass er das, was er machen will einfach nicht so gut umsetzt wie der Vorgänger. „The Beginning“ wollte Exorcist-Fanfiction sein welche für ein breites Publikum Jumpscare-Horror kreieren wollte ohne jeglichen Tiefgang. Und das machte er gut. „Dominion“ versucht eine Meditation zur Natur des Bösen zu sein, mit einem etablierten Charakter der mehr Tiefgang und Substanz erhalten sollte und einer Story zu einem Dämonen der das Böse nicht heraufruft, sondern eher amplifiziert. Und das gelingt dem Film in gewissen Bereichen… und in anderen dann leider wieder nicht.
Ich würde dennoch definitiv und auf jeden Fall diesen Film empfehlen, bevor ich „The Beginning“ empfehlen würde. „The Beginning“ mag der einfachere zu empfehlende sein, weil er wirklich nur auf den niedrigsten gemeinsamen Nenner aus ist… aber dieser Film hat Ambitionen und versucht etwas… und die Entscheidung des Studios wie man damit umgehen soll war völlig fehlgeleitet.
Fazit: Interessante Ideen und ambitioniert. Aber schlussendlich dann doch nicht mit den nötigen Qualitäten um einen wirklich guten Film zu kreieren.
Bin jetzt mit dem Schauen aller Exorcist-Filmen durch, gerade rechtzeitig um gleich den neuen Film im Kino schauen zu gehen.
Muss sagen, die Reihe ist bisher sehr durchzogen. Die Filme wechseln sich in Qualität ab, von Gut zu schlecht zu gut zu schlecht zu gut. Allerdings muss ich sagen, dass die „guten“ Filme an Qualität mit der Zeit abnehmen. Der erste ist ein Meisterwerk, der dritte ist ziemlich cool, der fünfte ist… ganz ok. Wenn die Reihe aber so weitergeht, dann müsste der sechste Film wohl wieder schlecht sein… Finger drücken, dass „Believer“ das Muster brechen kann.