Nö.
Venom
Meine Freude war groß, als ich erfahren habe, dass Tom Hardy den Symbionten namens Venom verkörpern wird. Zudem sahen die ersten Bilder des bösartigen Parasiten wunderbar schaurig aus. Den ersten kleinen Dämpfer gab es dann aber, als bekannt wurde, dass „Venom“ in den USA ein PG-13-Rating bekommen soll. Obwohl ich mir ursprünglich einen ähnlich düsteren und brutalen Film wie „Logan“ gewünscht habe, wollte ich den Sony Columbia Pictures, Regisseur Ruben Fleischer und Tom Hardy dennoch eine Chance geben. Wie ist „Venom“ also geworden? Nun…gar nicht mal so gut.
Die Geschichte kann man getrost als Superhelden-Origin-Story die Drölfzigste bezeichnen, auch wenn wir hier mit Venom strenggenommen einen Schurken bzw. Antihelden haben. Für die kreative Ausgestaltung der Handlung und der Dialoge spielt das jedoch keine Rolle. Das Ergebnis ist eine gewohnte Drei-Akt-Struktur mit einem vorhersehbaren CGI-Overkill am Ende.
Herr Hardy macht seine Sache größtenteils gut, stößt hier und da aber immer wieder an die Grenzen des lahmen Drehbuchs und der stumpfen Dialoge. Gleichwohl muss ich Ruben Fleischer und Sony dafür loben, dass man sich in der ersten Stunde nur auf den Charakter Eddie Brock (Tom Hardy) konzentriert und den Film dadurch ein wenig erdet. Es macht Spaß zu sehen, wie der ohnehin schon verlotterte Eddie Brock durch die Symbiose mit Venom immer verwahrloster und aggressiver wird. Schade nur, dass Venoms schwarzer Humor in den seltensten Fällen zündet und meistens eher gezwungen daherkommt.
Die Action besteht leider zum großen Teil aus unoriginellen Verfolgungsjagden, Schießereien und Explosionen bei Nacht. Alles schon tausendmal gesehen, nur dass es hier Sony-typisch zusätzlich an Impact mangelt. Wenigstens macht die eine oder andere Prügelei Spaß, bei der man einen ständigen Wechsel aus Eddie Brock und Venom zu sehen bekommt.
Das CGI kann dabei als hit or miss bezeichnet werden. Venom selbst sieht wunderbar düster, glitschig und bedrohlich aus. Eddies Verwandlung in den Symbionten wirkt dabei besonders cool. Weniger schön ist alles drumherum. Die Explosionen sehen sehr künstlich aus, Venom fehlt es an Gewicht und erkennbarer Masse, die Zerstörung der Umgebung sieht sehr nach Videospiel-Zwischensequenz aus und der Endkampf ist ein unübersichtlicher CGI-Klumpen.
Allgemein lässt sich sagen, dass „Venom“ aus technischer bzw. handwerklicher Sicht sehr anstrengend ist. Die Kamera ist wahnsinnig unruhig, hektisch wäre in Bezug auf den Schnitt noch milde ausgedrückt, die Übergänge zwischen einzelnen Einstellungen sind manchmal recht holprig und jedes Mal, wenn es brutaler wird, wendet sich die Kamera sofort ab - da bist du ja, PG-13-Rating!
Oh, die anderen Charaktere wie der böse Wissenschaftler Carlton Drake (Riz Ahmed) oder der obligatorische Love Interest Anne Weying (Michelle Williams) sind übrigens nicht der Rede wert. Sie sind wahnsinnig eindimensional und belanglos.
Trotz all der Kritik rettet sich „Venom“ gerade so noch in den Mittelmaß, indem dieser Film mit einem angenehmen Pacing und einem sympathischen Tom Hardy daherkommt. Ruben Fleischers Werk ist ein typischer Feierabend-Popcorn-Actionfilm, den man jederzeit pausieren kann und der einen unterhält, ohne auch nur im Geringsten zu fordern.
Insgesamt betrachtet ist „Venom“ aber leider kein guter Film. Die Handlung ist einfallslos, die Action zahm und die Effekte so lala. Hätte ich die Wahl zwischen „Venom“ und „Black Panther“, würde ich König T’Challa den Vorzug geben.