Ob Kunst oder Schund, am Ende liegt es im Auge des Betrachters, wie er das Werk eines Künstlers zuordnet. Bei „Mother !“ verwundert es mich nicht, dass die Meinungen so weit auseinander gehen. Die einen sehen eine Platte Handlung, ohne tiefgründige weitere Ebene und fühlen sich beim Verlassen des Kinosaals um ihr Eintrittsgeld betrogen, anderen hingegen platzt der Kopf, wenn das Machwerk nur so mit Gesellschaftskritischen Metaphern um sich wirft und ergötzen sich an ihrem Vorhaben „Mother !“ Szene für Szene zu analysieren und in seine Einzelteile zu zerlegen.
Die offensichtliche Handlung beschreibt zu Beginn eine Beziehung zwischen Javier Bardem, einem Poeten in der Schaffenskrise und Jennifer Lawrence, welche sich bemüht das Marode Heim des Poeten aufzubauen und sich in eben diesem Eigenheim eine zweisame Zukunft ausmalt. Doch es dauert nicht lange und das Paar wird von Ed Harris überrascht, der zuerst aussagt, er hält das Haus für ein „Bed and Breakfast“, um dann Später zu korrigieren, dass er ein Fan der Werke des Poeten sei. Mit dem Fan folgt auch seine Frau, verkörpert von Michelle Pfeifer. Das ältere Paar darf sich im Heim des Poeten und seiner Frau zunächst einnisten, da sie auf den Schriftsteller Inspirierend wirken und er daraus neue Ansatzpunkte für seine Arbeit schöpft. Mehr möchte ich zur Handlung nicht sagen, da sich diese durchaus überraschend Entwickelt.
Pfeifer verkörpert eine Nervtötende Frau, welche sich gegen alles auflehnt, was die Hausherrin ihr verbietet und des weiteren in ihren Handlung einen kompletten Kontrast zur tristen Lawrence personifiziert. Zudem Spielt Ed Harris, den etwas melancholisch Wirkenden und kurz vor Lebensende stehenden Fan äußerst gut. In den ersten zweidrittel des Films hat man das Gefühl Lawrence und Bardem spielen „nur“ mit, und kommen nicht gegen die böse Energie einer Michelle Pfeifer an. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Skript für die Hauptcharaktere bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr her gibt. Pfeifer habe ich gerade schon erwähnt, Sie macht ihren Job herausragend, persönlich an dem Punkt festzumachen, da ich einfach angefangen habe Sie richtig zu hassen, aufgrund ihrer Aussagen und Taten. Doch im Letzten drittel entfalten die beiden Hauptcharaktere ihre Fähigkeiten und Schaukeln sich bis zum emotionalen Finale gegenseitig hoch und liefern eine starke Performance ab die mich gebannt und mitgerissen hat.
Inszenierung und Kameraführung sind sehr gut gelungen. Die nahe Führung der Kamera an den Spielenden Personen erzeugt eine bedrückende Stimmung, zudem die eher Farblose Wahl von Kostüm und Kulisse diese Atmosphäre bestärkt. Aronofsky gelingt es Phasenweise auch richtig starke atmosphärische Horror Szenen entstehen zu lassen, bei denen Gänsehaut meine Arme überzogen hat. CGI – Effekte wurden gut ein- sowie umgesetzt, auch wenn sie manchmal den Zuschauer aus der Materiellen und karg wirkenden Kulisse herausreißen. Ich warne jetzt aber schon mal vor : „Mother!“ ist kein düsterer Horror Film!
Dieser Film bedient sich an einigen Genres und man kann sich am Ende Fragen, ob man gerade eine Komödie gesehen hat, wie es das ein oder andere Web-Portal betitelt. „Mother!“ bedient sich an vielen Genres und wandelt auf einem Drahtseil zwischen Thriller, Kammerspiel, Satire und absoluter Anarchie. Eine explosive Mischung die Wirkt. Was allemal gut ist, ist die Tatsache, dass „Mother!“ Polarisiert und Diskussionen anregt, ob das jetzt knapp 2 Stunden Müll waren oder ob man hier 2 Stunden gut inszenierte moderne Gesellschaftskritik zu Gesicht bekommt. Subjektiv betrachtet bin ich großer Darren Aronofsky Fan und liebe auch die Mitwirkenden Schauspieler, sowie sämtliche andere Werke des Regisseurs. Ich Mag Kino das Artsy ist und neben der Spur läuft, so ist dieser Film ein Lichtblick in einer Maschinerie, in der auf Teufel komm raus versucht wird jeden zufrieden zu stellen, mit immergleichen Erzähl- und Inszenierungsstrukturen dem Schwindenden Kinopublikum entgegenzuwirken. Wo bleibt dabei der Diskussionsstoff? Das Macht dieser Film genau richtig und bekommt deshalb eine absolute Empfehlung von mir ihn anzuschauen. Egal ob man ihn liebt oder ihn hasst, aufgrund seiner Kontroverse bleibt „Mother!“ dem Besucher am Ende im Gedächtnis und man hat das Bedürfnis (als Filmliebhaber) sich darüber zu unterhalten. Etwas das heute vielen anderen Filmen fehlt.