Der Kommissar und sein Lockvogel - Dernier domicile connu 1970
Regie: José Giovanni
Lino Ventura , Marlène Jobert , Philippe March , Michel Constantin , Alain Mottet
Inhalt:
Durch eine Intrige wird der hochdekorierte Pariser Kommissar Léonetti in die Vorstadt strafversetzt. Mit Jungpolizistin Dumas darf er in Pornokinos Sittenstrolche schnappen. Dann erhält Leonetti eine neue Chance: Er soll einen seit Jahren untergetauchten Zeugen finden, hinter dem auch Gangster her sind…
Fazit:
"Der Kommissar und sein Lockvogel“ ist altmodisch, im positiven Sinne. Die Ermittlungsarbeit zweier Polizisten macht den Großteil des Films aus. Dadurch entsteht eine ansprechende, melancholische Stimmung, in trüben Paris-Bilden eingefangen. Die Spannung des französischen Noir- Krimis liegt in seiner verlangsamten Traurigkeit und Bitternis.
José Giovanni hat hier für Lino Ventura eine Rolle geschrieben, in der dieser sich von seiner besten Seite zeigen konnte.
Leonetti ist ein Mann ohne Illusionen, mit einer gehörigen Portion Zynismus, um sich gegen die Widrigkeiten des Berufs und des Lebens behaupten zu können, aber nicht ohne verhaltene Sympathie für die junge Anfängerin, die noch Ideale hat.
Was viele französische Filme so einzigartig machen ist eine gewisse Milieubeschreibung.
So ziehen die Ermittler durch zahlreiche Räume und Gebäude von Zeugen. Wie zum Beispiel der alte Portier, der in einem ärmlichen Haus müde im Bett liegt, der schüchterne Ehemann, der von seiner Frau dominiert wird oder der Apotheker, der kaum einen Ton sagt, nur um schlafend in einer Ecke zu sitzen in dieser schummerigen Atmosphäre mitten in der Nacht.
Giovanni liefert diese verschiedenen Atmosphären zuverlässig, schafft es sogar, innerhalb kürzester Zeit interessante Charaktere zu präsentieren, um sie notgedrungen bald wieder verschwinden zu lassen.
Abschließend möchte ich mit dem Schlusszitat aus dem Film enden, mit dem der Kommissar ohne Hoffnung, ohne Aussicht auf Erlösung mit der S-Bahn in den Pariser Regen entschwindet.
Car la vie est un bien perdu quand on n’a pas vécu comme on l’aurait voulu.
(Denn das Leben ist ein verlorenes Gut, wenn man es nicht so gelebt hat, wie man es hätte leben wollen.) des rumänischen Dichters George Coșbuc . Im Abspann wird es irrtümlich Mihai Eminescu zugeschrieben.
Zusätzlich bietet der Film einen wirklich großartigen Soundtrack von François de Roubaix, der später unter anderem von Robbie Williams (Supreme) und Missy Elliott gesampelt wurde.
Gossip zu Marlène Jobert sie ist die Mutter der Schauspielerin Eva Green.
Ps: Wer Lust hat den Film zu sehen der kann am 26.3.18 auf ARTE um 14:10 Uhr den Film sehen.