Ich sehe es so: Mich stört es nicht, wenn ein Charakter schwul, bi, trans oder sonst was ist. Ich frage mich eher warum wird mir das als Zuschauer jetzt erzählt? Ist das wichtig für den Charakter? Wenn ja, weil man damit gewisse Problem oder Handlungen besser versteht bin ich völlig fein damit. Aber einfach nur möglichst viel Diversität unterbringen damit man es eben gemacht hat und den Zuschauer mit der Nase drauf drücken mag ich nicht.
Wenn die sexuelle Orientierung wichtig für das Charakterbild ist dann gerne beleuchten. Wenn nicht dann lasst es im Dunkeln wie bei jedem heterocharakter auch.
Exakt, es wirkt dann eben sonst maximal unpassend.
WEnn in Black Hawk Down ein Soldat schwul ist, bringt es eben nix wenn das mal in einem Nebensatz gesagt wird, damit es gesagt ist.
Es ist doch bei sehr vielen Hetero-Charakteren eben nicht im Dunkeln. Oft haben die (Ehe-)Partner oder ein Love Interest. Warum ist das bei Heteros anscheinend „völlig normal“ aber wenn es ein nicht-traditionelles Paar ist „erzwungene Diversität“. Ich wünsche mir einfach, dass das als genauso normal dargestellt wird, wie hetero Beziehungen auch, und nicht jedes Mal ein wichtiger Plotpunkt sein muss um es „verdient zu haben“ das man es erwähnt.
Deswegen sage ich ja „ab einer bestimmten Menge“. Nach der Erhebung sind es ja immerhin eine Person von 30.
Würd ich so jetzt nicht sagen. Hängt halt sehr davon ab, wie man sowas einbaut. Gerade so beiläufige Nebensätze bieten sich da z.B. sehr gut an, weil sie wenig Platz einnehmen und dennoch dem Charakter Raum für Entfaltung geben können. Is halt alles eine Frage der Umsetzung. Generell würd ich mir bei Film- und Serienproduktion wünschen, wenn queere Repräsentation selbstverständlicher und insbesondere „normaler“ ist. Klar ist das dann manchmal noch settingabhängig. Aber grundsätzlich wirds in den meisten Settings gut machbar sein.
Was ja selbst aus filmischer Sicht nicht die Erfindung des Kreises wäre und geht auch etwas in die Richtung wie der Tweet oben über Shakespear. Sowas wird ja auch wie Drazon schon schrieb einfach in die Story mit reingeschrieben, Love Interest, jemand erzählt von seiner Frau oder ihrem Mann, etc. Show, don’t tell, oder so.
Und das hasse ich, weil es dann immer um Probleme wie Coming Out oder Homophobie an sich geht und man dann schnell ins Drama abrutscht. So Richtung Oscar Bait. Am liebsten habe ich es, wenn die Figur schwul/lesbisch ist, alle es akzeptieren und ihre Herausforderung im Film es ist, denn großen Backwettbewerb zu gewinnen.
Dann ist es eine irrelevante Info und ich will sie erst gar nicht haben.
Character Building, etwas was due Leuten im Film interessant macht. Würde ein Film nur aus „relevanten Infos“ bestehen wärs ne Doku.
Was ist überhaupt relevant in einem Unterhaltungsfilm? Nach der Definition könnte man Pulp Fiction auf 15 Minuten runterschneiden, was interessierts mich wie man einen Viertelpfünder in Paris nennt?
Wieso irrelevant? Wenn dieselbe Person nicht queer ist sondern in einer Hetero-Beziehung steckt, ist das ja genauso irrelevant, würde aber hingenommen werden, weil Menschen halt öfter mal in Beziehungen stecken und wir es so gewohnt sind, sowas in Filmen zu sehen.
Siehste selber
Aber ja, das kann gerne mal subtiler sein. Muss aber auch nicht so subtil sein, dass man es nur über so Filmtheorieyoutuber überhaupt erfährt.
Gut war rückblickend nicht das beste Beispiel.
Mit „tell“ meinte ich eher sowas wie wenn ein Charakter sagt „Hey, ich bin der Peter und ich bin übrigens schwul“. Wenn man hingegen von nem Partner erzählt, wird die Sexualität ja nicht direkt erklärt sondern impliziert.
Im groben hast du ja glaube ich verstanden, in welche Richtung ich wollte.
Es wurde dazu ja eigentlich schon alles gesagt, was ich auch gesagt hätte.
Eigentlich muss in der selben Selbstverständlichkeit eine homosexuelle bzw queere Haupt oder Nebenfigur im Subtext erzählt werden können, wie eine heterosexuelle.
Und dafür muss auch im Publikum das Selbstverständnis geweckt oder „erzogen“ werden.
Durch eine Queerness, die immer nur erzählt wird, weil sie unbedingt notwendig für die Geschichte ist, wird das nicht erreicht.
Etwas was den Charakter einer Figur für den Film formt.
Beispiel: Es wird erwähnt, dass ein Charakter eine Eule auf den Rücken tätowiert hat. Ist erstmal eine irrelevante Info , wenn man aber in einer Szene eine Person nur von hinten sieht und dann die Eule erkennt hat weiß man wer das sein könnte und es war ne relevante Info.
Da geht es einfach um das Gespräch zwischen den Hauptfiguren, dass einer mal in Paris war /oder davon gelesen hat und der andere nur amerikanische Bezeichnung kennt. Dabei geht es um das Verhältnis der Figuren zueinander und nie um den Burger.
Aber es wird bei Heteropaaren eben nicht weiter Thematisiert, wenn es nicht wichtig ist.
Wenn die Hauptfigur morgens das Haus verlässt und dann seinen Mann (männlicher Hauptdarsteller) zum Abschied küsst wäre das doch auch völlig ok. Jeder weiß, dass er schwul ist aber dieses Tatsache hat keinen weiteren Einfluss auf den Film.
Ja genau darum gehts ja
Außer es ist halt das Thema des Films, wie bei Oskars Kleid oder meinetwegen irgendwelche Teenie/Coming of Age Sachen. Da ists halt logisch, dass es etwas deutlicher im Film kommuniziert wird.
Filme sollen aber auch bis zu einer gewissen weiße die Realität abbilden und da gibt es eben auch den Schwulen der es einfach ist, der sich nicht Queer engagiert, der das glück hatte nie groß deswegen Diskriminiert zu werden und warum sollte es diesen nicht geben. Man hinterfragt ja auch nicht, warum Person X Arzt ist, zwei Kinder hat oder nicht verheiratet ist.
Ich weiß nicht, ob wie hier aneinander vorbeireden oder wer hier wen nicht versteht.
Nochmal:
Manchmal sind Protagonisten eines Films in einer Beziehung. Die Beziehung ist völlig irrelevant für die Storyline, gibt aber dem Charakter mehr Tiefe. Dabei sollte es völlig egal sein, ob die Person in einer hetetrosexuellen oder eine homosexuellen Beziehung ist. In beiden Fällen sollte man als Zuschauer einfach nur wahrnehmen „Ah, das ist der/die Partner:in von der Hauptfigur“ und fertig. Kein „oooooh, der ist also schwul? Aber warum? Was hat es denn jetzt damit auf sich?“ Manche Menschen sind halt schwul. So ist die Realität. So wie in Filmen die Leute sonst fast immer alle hetero sind, ohne dass es eine Bedeutung hat. Sagt ja auch keiner „Oooooh, der ist ja hetero. Welcher tiefe Sinn steckt dahinter?“ KEINER. Man wollte einfach nur, dass die Person in einer Beziehung ist, damit der Charakter mehr Tiefe bekommt und eine gewisse Realität dargestellt wird. Damit man vlllt abseits der Main Story auch mal ne kleine Szene zeigen kann, wie die Person nach Feierabend zu Hause vom Partner erwartet wird und dann gemeinsam gegessen wird o.ä.
Ja Herr Gott drücke ich mich denn so mies aus?
Es darf die größte Vielfalt an Personen geben in den Filmen aber ich will als Zuschauer nicht das Gefühl haben, dass der Hauptpunkt, warum es diesen Charakter gibt ist, dass er schwul ist. oder eine andere Randgruppe darstellt.
Ja und genau auf dieser beiläufigen Ebene können eben auch homosexuelle Figuren erzählt und dargestellt werden.
Aber darum gehts doch die ganze Zeit. Eben dass man auch mal Personen außerhalb der Hetero-Cis-Norm zeigt, ohne dass diese Sexualität/Identität eine wirkliche Rolle spielt. Charakter X geht einkaufen. Die Kassiererin ist eine Trans-Frau. Sie spielt sonst keine weitere Rolle in dem Film außer zu sagen „Kostet 3 Dollar 80“. Es wird nicht darüber geredet, dass sie Trans ist, wie ihre Lebensgeschichte war usw. Das alles wird nicht in den Vordergrund gestellt. Sie ist einfach die Kassiererin. Weil sowas in der Realität nun mal vorkommt.
Genauso kann man es eben auch mit Hauptfiguren machen. Lass sie „anders“ sein ohne dass das Thema des Films ist.
Dann reden wir im Grunde vom Gleichen und nur irgendwie aneinander vorbei