Land: Bosnien und Herzegowina
Film: Take Me Somewhere Nice von Ena Sendijarević
Wo gesehen: Mubi
Take Me Somewhere Nice ist eine skurrile Coming-of-Age-Tragikomödie über die Suche nach der eigenen Identität, in der die in der Niederlande aufgewachsene Alma mit ihren bosnischen Wurzeln konfrontiert wird.
Die eigentliche Handlung steht dabei im Hintergrund, aber die Charaktere sind mir leider nicht genug ausgearbeitet, um den Film zu tragen, sodass die 90 Minuten Laufzeit teilweise zu einer zähen Angelegenheit werden. Was den Film rettet ist die eigenwillige Inszenierung, die für einige skurrile, aber in sich konsistente Momente sorgt sowie mit vielen stylischen Bildkompositionen und interessanter Kameraarbeit überzeugt. Diese werden meiner Meinung nach noch nicht geschickt genug mit der inhaltlichen Ebene des Films verknüpft, zeugen aber vom Potential der Beteiligten.
Auch wenn mir dieser Film noch nicht so gut gefallen hat, werde ich mir den Namen Ena Sendijarević vormerken.
2,5-3/5
Land: Uruguay
Film: Mr. Kaplan von Álvaro Brechner
Wo gesehen: Mubi
Nicht wirklich schlechte, aber doch belanglose Dramödie über einen verbitterten, in Uruguay lebenden Juden, der sich mit einem Bekannten auf die Jagd nach einem untergetauchten Nazi begibt, um seinem Leben noch einen Sinn zu geben. Da jedoch kaum Spannung aufgebaut wird und der Humor nicht so recht zündet, erweist sich dies als langweilige Angelegenheit. Das Ende ist dann aber besser als erwartet und zeigt schmerzlich, dass der Film viel Potential liegengelassen hat, etwas Interessantes zu Themen wie dem Erinnern oder Älterwerden zu erzählen.
2/5
Land: Belgien
Film: The Death of Stalin von Armando Iannucci
Wo gesehen: Amazon Prime Video
Ich bin durchaus offen für Satire mit tiefschwarzem Humor und auch hier gibt es ein paar sehr unterhaltsame Szenen. Leider erweist sich die Handlung als nicht sonderlich spannend und wirklich starke Momente sind dann doch eher rar gesät. Das Highlight sind auf jeden Fall die Darsteller, die allesamt komödiantisches Timing beweisen und sowohl verbal als auch mit ihrer Mimik und Gestik überzeugen.
3/5
Land: Portugal
Film: Porto von Gabe Klinger
Wo gesehen: Amazon Prime Video
Porto ist einer der letzten Filme mit Anton Yelchin, was die ohnehin schon melancholische Stimmung verstärkt. Er liefert wieder eine starke Leistung ab und schafft eine überzeugende Chemie mit der mir bisher unbekannten Lucie Lucas. Durch seine nonlineare Erzählstruktur sowie das Nutzen von 35mm-, 16mm- und sogar Super 8-Film ist dies ein besonderes Seherlebnis, das sich nur schwierig beschreiben lässt und viel Platz für Interpretation lässt. Ich denke auch, dass eine zweite Sichtung erforderlich ist, um gewisse Details zu prüfen und meinen Eindruck zu festigen. Auf jeden Fall wird das hauptsächlich nächtliche Porto wunderschön in Szene gesetzt, aber die Charaktere sowie manche Dialoge driften gelegentlich ins Prätentiöse ab.
3-3,5/5
Land: China
Film: The Farewell von Lulu Wang
Wo gesehen: Amazon Video (Leihe)
Leider im Kino verpasst bot sich mir mit der 99 Cent-Aktion bei Amazon nun die Gelegenheit diesen Film nachzuholen. The Farewell ist ein rührender Film, der trotz der schweren Thematik nie eine gewisse Leichtigkeit vermissen lässt. Am meisten gefallen haben mir die Szenen mit Billi und ihrer Oma, da diese von Awkwafina und Zhao Shuzhen fantastisch und mit viel Chemie verkörpert werden. Zwar spielen auch die restlichen Darsteller überzeugend, aber die anderen Familienmitglieder wurden mir nicht so nahe gebracht wie es z.B. ein Koreeda in seinen Filmen schafft. Außerdem hat mich die Culture-Clash-Komponente des Films nicht so ganz überzeugt, obwohl sie besser umgesetzt ist als in den üblichen Vertretern des Genres.
3,5/5