Zeitalter der Postmoderne und Postaufklärung?

Nö, ich streite nicht ab das es da um viel subjketives geht, aber auch das z.b. bei identischen fehlern in nem Diktat ein Murat eine schlechtere Note erhät als ein Max.

In der Studie wird aber auch thematisiert, dass man nicht ausschließen kann, dass “Murat” schlechter bewertet wird, weil die Studenten von seinem Namen auf seine sozialen Verhältnisse geschlossen haben. Hinzu kommt, dass dieses Ergebnis nur in einem Studien-Setting auftreten kann, da für ein “normales” Diktat die Notengrenzen für alle Schüler der Klasse gleich sind.

Ich stimme dem Artikel zu, dass in der heutigen Meinungsvielfalt zu politischen Themen, die oft von gefühlten Wahrheiten getrieben sind, die größte Bedrohung für unsere Demokratie seit dem II. Weltkrieg besteht.

Die Frage nach dem Warum ist aber schwer zu beantworten, da so viele Faktoren eine Rolle spielen könnten. Ich persönlich glaube nicht, dass wir in der heutigen Zeit weniger kritisch Denken als Früher oder das wir in der Masse dümmer geworden sind. Eher im Gegenteil, aber es sind so viele Faktoren da, die das verschleiern.

Früher (vor 20-70 Jahren) gab es nur sehr wenig Möglichkeiten um Informationen zu bekommen. Es gab die Tageszeitung, die Tagesschau und Bücher, welche aber nicht Tagesaktuell waren. Dadurch konnte schon mal per se keine große Meinungsvielfalt entstehen, da es ja auch keine großen Möglichkeiten zum Austausch gab.
Des Weiteren hat man die persönliche Meinung von 99% der Bevölkerung nicht mitbekommen und das eigene Weltbild war viel stärker vom eigenen Kosmos geprägt als in der heutigen Zeit. Ich würe sogar vermuten, dass früher die Diskussionskultur noch viel schlechter war als aktuell, nur war es nicht sichtbar.

Meiner Meinung nach sind die zwei wichtigsten Punkte zum Lösen der angesprochenen Probleme die Folgenden:

  1. Als Individuum müssen wir akzeptieren, dass die Welt zu komplex geworden ist, als das wir zu jedem Thema eine fundierte Meinung haben können. Und da macht es keinen Unterschied, ob man mehr oder weniger Intelligent ist. Es geht einfach nicht mehr, bei allem einen guten Überblick zu haben.
  2. Das Internet als Diskussionsplattform hat bisher versagt. Ob es an der Technik oder der Benutzung liegt, weiß ich nicht. Aber nach meiner Beobachtung finden kaum Diskussionen statt bei der jemand etwas einräumt und von seinem Punkt abweicht und dies dann aber als Gewinn verbucht. Denn eigentlich ist der der die Diskussion “verliert” der Gewinner, denn man hat ja was gelernt.

Zur Lösung der Probleme sehe ich nur die Schulen und Unis in denen 1. das bewerten von Quellen sehr ausgiebig beigebracht wird und 2. Diskussionen teil der Lernkultur werden und nicht um die mündliche Note zu verbessern. Ich hatte/habe das Glück das meine Eltern mir die Kultur zum Diskutieren mitgegeben haben, denn aus der Schule konnte ich die nicht gewinnen.

Und ein Austausch zwischen zwei Menschen in der analogen Welt sollte immer einen höheren Stellenwert als in der digitalen haben, da man trotz aller Rationalität jemanden auf der Gefühls-ebene erreichen muss, damit eine Veränderung eintritt. Denn trotz der benötigten Logik zum Lösen unserer Probleme, sind wir empathische Wesen und dort werden bei uns auch die großen Entscheidungen getroffen oder angestoßen.

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Fantastischer Beitrag. Kann jeden einzelnen Satz nur unterschreiben.

Man merkt sofort, wenn sich jemand selbstständig (bzw. unter Anleitung der Eltern) die Fähigkeit zu debattieren angeeignet hat. Unser Schulsystem ist nunmal noch aus der Zeit, in der das Preußische Militär möglichst schnell möglichst viele potenzielle Offiziere heranziehen wollte, die alle denselben Kenntnisstand besitzen und dieselben Meinungen vertreten. Dass man keine selbstständig denkenden Jugendliche mit rhetorischen Fähigkeiten haben will, hat in Deutschland leider Tradition.

“Aus großer medialer Kraft folgt große mediale Verantwortung.”
Zitat von meiner Wenigkeit.

Abnehmendes kritisches Denken? Nicht unbedingt. Nur ist es deutlich einfacher, aufs Confirmation Bias reinzufallen, dank den im Video erwähnten Bubbles.

Ich persönlich diskutiere nicht selten im Netz über kontroverse Themen, komme dadurch auch mal in “andere” Bubbles hinein, da bekommt man dann einen etwas besseren Überblick, hat denke ich mal deutlich bessere Chancen, das ganze von allein Seiten zu betrachten und zu einer reflektierten, rationalen Ansicht zu kommen.

Dass wir Gefühle mehr Wertschätzen als Fakten kann ich so nicht bestätigen. Zumindest nicht, dass das in irgendeinem Maße zugenommen haben soll.
Woran machst du das fest?

Unsere Diskussionskultur im Internet ist weitestgehend Dreck, ja, aber sie ist denke ich überhaupt NICHT von der Art, die dazu fhrt, dass man typisch-postmodern alle Ansichten für gleich wahr hält.
Auch diesbezüglich frage ich dich: Woran willst du das festmachen?

Was wird relativ und bedeutungslos? Redest du von kritischem Denken oder von populären Weltbildern bezüglich Gott und der Welt?
Keine Objektivität, keine absolute Wahrheit? Wer vertritt das denn bitte?
Wir streiten lieber über Begrifflichkeiten als über Tatsachen? Ohne uns über Begriffe zu einigen KÖNNEN wir überhaupt nicht über die Tatsachen sprechen. Wenn wir uns darüber streiten, dann also offenbar notwendiger Weise.

Wie überwinden wir das? Alles, was mit Diskussionen zu tun hat, am besten durch weiterführende Gespräche. Diskussionen zu beenden hat sinnlose Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse und falsche Bilder von der Position des Gegenübers nämlich noch nie beenden können.

Bezüglich des Internets im Allgemeinen:
Mediale Erziehung. Wie sie mindestens am Gymnasium auch gerade in gefühlt jeden Lehrplan Einzug findet.
Wie es bei anderen Schulformen aussieht, kein Plan.

Folgenden Beitrag von Georg Schramm kann ich euch nur wärmstens empfehlen. Er geht auf die Strategie von Stephen Bannon und der ganzen “rechtspopulistischen” Parteien ein und was dahinter steckt. Und diese Strategie führt uns Regelrecht in postaufklärerische Zeiten und verfolgt ein eindeutiges Ziel. Natürlich ist dies eine sehr kurze und grobe Zusammenfassung, aber dennoch sehr interessant anzuhören, da wir schon die Anfänge erkennen können.

zur ganzen Sendung, die auch sehr empfehlenswert ist:
https://www.youtube.com/watch?v=Ipaym5IvJCY

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