Im Moment läuft an der Uni Jena ein kulturwissenschaftliches Projektseminar zum Thema Zukunftsvorstellungen, bei dem mehrere Kleingruppen jeweils einen Aspekt dieses Themas behandeln. Meine Gruppe und ich beschäftigen uns dabei mit dem Thema „Cyborgs“ und wollen untersuchen, welche Cyborg-Zukunftsvorstellungen verschiedene Gruppen haben – da kommt ihr ins Spiel: Um auch Sichtweisen aus dem Gaming- und Popkulturbereich abzudecken, würden wir uns freuen, wenn ihr ein wenig zu euren Eindrücken über Cyborgs schreibt. Dabei könnt ihr alles raushauen, was euch so einfällt, aber einfach, um sich daran entlanghangeln zu können, wenn ihr möchtet, haben wir trotzdem ein paar Fragen vorbereitet:
Was versteht ihr unter einem Cyborg?
Welche Zukunftsszenarien bezüglich Cyborgs kommen euch realistisch vor und welche nicht (Gesellschaftlich, Medizinisch, Wirtschaftlich, Wissenschaftlich…)
Welche Cyborgs aus Film, Fernsehen, Videospielen und Literatur gefallen euch besonders oder überhaupt nicht und warum?
Alle Ergebnisse werden natürlich anonymisiert veröffentlicht.
Danke an @marah für die Erlaubnis, diesen Thread zu erstellen
Eine Stufe darunter würde ich Menschen mit künstlichen Teilen, die nur temporär angebracht werden sehen, wie zB: Brille, Rollstuhl, Exoskelett, Prothese, Glasauge, künstliches Gebiss, …
Cyborgs sind Teil-Organisch, Teil Maschine, d.h. jeder Paralymp mit Prothesen wäre schon ein Cyborg. In meiner Vorstellung sind die mechanischen Teile aber deutlich Leistungsfähiger und robuster als der biologische Teil. Damit man von einem Cyborg spricht müssen gewisse Teile des Menschen zu 100% erhalten bleiben. Für mein Empfinden ist es das Gehirn inklusive Bewusstsein. Das Bewusstsein allein würde schon reichen, sofern sichergestellt ist, dass es nicht von den Maschinen beeinflusst wird.
Krassestes Beispiel dafür ist Ghost in the Shell, Motoko Kusanagi, die eine “Vollprothese” trägt, also eigentlich zu 100% Maschine ist, aber eben ein menschliches Bewusstsein behält.
Ergänzend dazu muss der mechanische Teil in der Lage sein, Energie zu nutzen. Die kann extern angelegt werden oder vom Rest-Körper kommen. Eine Person mit Holzbein ist kein Cyborg.
Ghost in the Shell halte ich, mit ein paar Abstrichen im “Cyberbereich”, für realistisch. Ich denke z.b. nicht, dass wir je in der Lage sine werden das Bewusstsein in einen mechanischen Part extern zu lagern. Wir werden immer das biologische Gehirn brauchen. Ebenso zeigt GitS viele Problematiken von (Voll)prothesen.
Was ich hingegen für völlig abwegig halte sind Cyborgs mit fetten Hydraulikschläuchen, die mehr industriellen Maschinen ähneln als Menschen. Niemand will einen Bagger mit menschlichem Anteil haben.
Vergesst nicht Mikrochips!
Vor ein paar Jahren habe ich mal einen sehr interessanten Bericht im Radio gehört, da ging es u.a. um den ersten Menschen, der sich einen Mikrochip hat implantieren lassen, mit der er ungewöhnliche Daten aus der Umgebung sammeln konnte.
Die im Trailer als Cyborg bezeichnete Dame, würde ich eher als Androiden bezeichnen. Ein Cyborg ist für mich ein Mensch mit Implantaten und Augmentierungen, welche grundsätzlich mit dem menschlichen Körper verwachsen sind und die den menschlichen Organen mindestens ebenbürtig sein müssen - also Holzbein nein, ein perfektes künstliches Herz oder ein Auge, welches über das normal sichtbare Spektrum der menschlichen Sehfähigkeit hinausginge aber auf jeden Fall ja.
Ich halte den Einsatz von Implantaten und Augmentierungen in der Medizin für am wahrscheinlichsten. Die Medizin ist heute schon sehr vom Ersatz von Gliedmaßen und Organen geprägt und das wird zukünftig noch mehr werden.
Dass „Cyborg-Technologie“ eine wichtige wirtschaftliche Dimension bekommt, sei es um bessere Arbeit zu leisten oder als Konsumgut bzw. zum entsprechen eines Schönheitsideals, wie es bei Deus Ex und vermutlich Cyberpunk 2077 der Fall ist, halte ich dagegen für unwahrscheinlich. Die Implantate eines Cyborgs sind den echten Organen in ihrer Funktion überlegen - die Brustimplantate einer Schönheits-OP mögen ihrer natürlichen Konkurrenz dagegen vielleicht im optisch-ästhetischem Bereich überlegen sein, sind aber in ihrer Funktion eingeschränkt. In Bezug auf die wirtschaftliche Arbeitskraft von Cyborgs, empfinde ich Implantate als der „menschlichen Arbeitskraft überlegenen Arbeitskraft“ einfach als unnütz, denn mit so fortgeschrittenen Technologie könnte ich entweder ein gleich- oder höherwertiges Werkzeug für die Mitarbeitenden schaffen (siehe z.B. Exoskelett in Pflege) oder ich gehe mit der bestehenden Technologie einen Schritt weiter und schaffe eine Maschine, welche die menschliche Arbeitskraft (die gefüttert, beurlaubt, bespaßt und allem voran BEZAHLT werden muss) vollständig ersetzt.
Anders, als die anderen Bereiche, ergibt sich die Wahrscheinlichkeit für eine militärische Nutzung vermutlich nicht aus der Sinnhaftigkeit dieser. Soll heißen, wenn die Technologie so weit ist, wird es Militär- und Geheimdienstangehörige mit Cyborgimplantaten geben und wenn es nur die Augenprothesen sind, die das Nachtsichtgerät ersetzen. Ob auch hier nicht besser Werkzeuge oder die vollständige Automatisierung / Maschinisierung der Kriegsführung sinnvoller wären, steht in menschlichen Kulturen schlichtweg nicht zu Debatte, weil Kriegsgerät nie sinnvoll war und trotzdem zu allen Zeiten immer produziert und eingesetzt wurde.
Kein Problem, ich stehe ohnehin sehr auf Cyberpunk und deartige Zukunftsbetrachtungen, darum fällt mir eine Favorisierung wie unter 3. gewünscht, auch nicht so leicht.
Lustiger und insgesamt gefälliger, sind natürlich die bereits genannten Cyberpunk-Universen von Deus Ex und Cyberpunk 2077. Aber aus menschlicher Perspektive fänd ich die vollständige Integrierung des menschlichen Bewusstseins, wie sie z.B. im Film Singularity oder am Ende vom Spiel Soma am interessantesten. Weniger, weil der Mensch dadurch Unsterblichkeit erlangt, als dass uns das ermöglichen würde, andere Sonnensysteme, Planeten und damit theoretisch halt auch außerirdische Zivilisationen, weil der menschliche Geist dann nicht mehr an einen sterblichen Körper gebunden wäre, den es bei einem interstellarem Raumflug zu schützen gälte.
Habe zwei Cochlea Implantate in meinen Innenohren. Ich bin gehörlos und kann trotzdem hören.
NOCH ist man dem normalen menschlichen Gehör damit unterlegen, aber wer weiß, wie das in ein paar Jahren sein wird.
Das klingt ja spannend Was meinst du als „Insider“ denn, wie sich das technisch weiter entwickeln könnte? Ist immer sehr interessant, was wir alle so für realistisch oder machbar halten^^
Puh, im Hinblick auf das, was jetzt schon alles geht, weiß ich gar nicht, wo das noch hinführen soll
Ich meine, als ich meine Implantate vor 12 Jahren bekam, konnte man froh sein, wenn man damit ganz gut hören konnte. Mal war’s zu laut, mal zu leise, zu dumpf, zu schrill…
Stand jetzt: Hör- und Klangqualität sind wahnsinnig gut, es gibt verschiedene Programme, mit denen ich Umgebungsgeräusche entweder komplett oder teilweise filtern kann.
Auf meinem Smartphone an der App stelle ich sowohl Lautstärke, als auch Höhen und Bässe selbst ein und kann mich über Bluetooth drahtlos mit anderen Geräten verbinden, zum telefonieren, Musik hören, Fernsehen usw.
Es ist also schon unfassbar, was in einem Jahrzent da geschafft wurde.
Die Forschung bleibt nicht stehen, daher würde es mich nicht wundern, wenn ich in 20 Jahren besser hören könnte, als ihr alle zusammen
Ich würde sagen, wir sind längst Cyborgs. Wir können zu jeder Zeit mit so gut wie jedem anderen Menschen auf der Welt kommunizieren, wissen immer wo wir sind, wissen immer wie wir überall hinkommen und haben quasi das gesammelte Wissen der Menschheit abrufbereit. Im Gegensatz zum fiktionalen Cyborg nutzen wir diese Macht halt nicht um die Welt oder uns selbst zu verbessern, sondern wir haben eine Art Hive-Mind kreiert, welches wir hauptsächlich dazu nutzen unsere eigenen Vorurteile zu bestätigen.