Während der Typ auf Seite 1 natürlich ein Strohmann ist, der so nur in einer sehr niedrigen Anzahl in Deutschland vertreten sein dürfte, war die Antwort auf Seite 1 ganz unten Mitte trotzdem ganz gut darauf.
Dazu muss ich ein wenig ausholen. Ich bin April 2011 bei den Grünen eingetreten, das war quasi direkt nach Fukushima, ich hatte aber auch schon vorher Sympathien mit der Partei. Der wirklich endgültige Ausstieg aus der Atomkraft war ein riesiges Problem für die Identität der Partei. Denn im Gegensatz zu jeder anderen großen Partei, hatte sie ein unglaublich dominantes und konkretes Thema, auch wenn man vor der ersten Rot-Grünen Regierung noch mit Pazifismus dienen konnte. CDU, SPD, FDP, Die Linke und nicht mal die AfD sind/waren alle nicht so zentral auf ein Thema ausgerichtet.
Es fehlte damit den Grünen ein Kampfthema und anstatt sich weiter auf die Umwelt zu konzentrieren, wurden man irgendwie komisch. Ich mein der Sieg über die Kernfusion kann doch nur der Anfang von effektivem Umweltschutz sein, das ist doch das Mindestmaß, oder? Plastikmüll könnte man angehen, Schweröl in der Schiffsfahrt, Massentierhaltung/verfehlte Landwirtschaft, künstliche Adoleszenz von Produkten, die Themenvielfalt ist so gewaltig und kommen tut da aus meiner Sicht viel zu wenig und man müsste da deutlich radikaler und konkreter sein.
Stattdessen redet man über Dinge wie den Veggi-Day. Und um das klar zu Stellen, ich habe überhaupt gar kein Problem mit dem, soll man meintewegen machen, gibt genügend Vegane/Vegetarische Gerichte die schmecken, aber das ist doch kein Wahlkampfthema. Dieses Jahr hat man zum Glück mit Elektroautos ein deutlich besseres gefunden. Aber die Probleme liegen mittlerweile deutlich tiefer.
Denn was sich bei den Grünen immer mehr heraus bildet, ist eine gewisse Form der “moralischen Überlegenheit/Überheblichkeit” und des Tribalism. Besonders bei dem Thema Sexismus merkt man das. Hier in Trier haben wir Corinna Rüffer als Bundestagsabgeordnete und sie meinte in einer der Vorstandssitzungen: “Diese Puff-Werbeplakate sollten nicht mehr aufgehangen werden, weil die stören mich.” Und außerdem seien sie sexistisch. Die Plakate kann man meiner Meinung nach durchaus verbieten. Aber dann muss man das mit zum Beispiel Jugendschutz rechtfertigen und nicht mit “Ich finde das doof.”
Vor allem die Begründung “Sexismus” ist einfach so typisch für die aktuelle Fehlentwicklung. Es gibt keine Definition von Sexismus, die du im Recht effektiv anwenden kannst. Und so bleibt einzig und allein der persönliche Hoheitsanspruch das entscheiden zu dürfen. Und gleichzeitig wird jeder, der das nicht genauso sieht als “Sexist” gebrandmarkt. Unter die AfD und NPD Plakate hängen jetzt auch immer diese “Gegen Rechts grün wählen” Störerplakate. Ein Idealbeispiel für die Haltung “Wir sind die Guten und alle die es nicht so sehen wie wir die Bösen.”
Man versucht immer weniger mit tatsächlichen Argumenten und Fakten zu argumentieren, stattdessen wird es immer ideologischer. Man versucht nicht mehr Leute von der eigenen Position zu überzeugen, sondern eine Konfliktlinie zu ziehen, ein “Wir” und “Die”, wie es die Rechten machen, nur halt auf politische Positionen begründet, nicht auf Herkunft. Das ist aber nicht weniger gefährlich.
Man entwickelt sich zu einer immer inhaltsloseren Partei irgendwo im linkem Spektrum. Eine tatsächliche Identität geht ihnen aber immer mehr ab. Man müsste eigentlich sowohl radikaler als auch gemäßigter werden. Man müsste klarere Forderungen haben, wie zum Beispiel ein Verbot von Plastiktüten, Tierversuchen oder Schweröl bei Schiffen im Inland. Und gleichzeitig müsste man Leute wie Künast und Roth endlich komplett aus den Spitzenpositionen drängen, weil ihre Kampfthetorik aus Anti-Atomkraftzeiten nicht mehr die richtige Wahl ist, um Politik an den Mann zu bringen.
Ich will jemanden wie Robert Habeck an der Spitze sehen und nicht “Ich bin eine Frau, deshalb wählt mich” Ghöring Eckhardt oder “Bei Schwarz-Grün geht mir einer ab” Cem Ödzdemir. Oder jemanden wie die Grünen in den Niederlanden hatte. Leute die radikale Positionen zum Umweltschutz vertreten, frei von ideologischen Argumenten und offen für eine Diskussion mit jedem, besonders mit Leuten von rechtsaußen. Man ist momentan ab Scheideweg und ich hoffe man biegt richtig ab. Ich werde mich nach der Bundestagswahl auch mehr in die Partei einbringen, außer es gibt eine Koalition mit der CDU.
Ich hoffe ich konnte es halbwegs verständlich darlegen, was mich an der Partei stört. Meine Gefühl zu den Grünen sind teilweise etwas wirr und widersprüchlich.
nur hat das ganze multinationale Konzept auf kleiner Ebene zumindest noch nie richtig funktioniert.
Wenn man sich anschaut wie oft die Amis den Koalitionspartner sprichwörtlich den Arsch retten mussten, weil deren Gerätschaften entweder nicht technisch einsatzbereit war, nicht genügend vorhanden war, aus moralischen Gründen nicht vorhanden war etc.
Klar gibt es multinationale Verbände in Europa, aber das war noch nie ein Ernstfall.
Ein bisschen, ja
Obwohl ich vieles nachvollziehen kann, was du da geschrieben hast.
Was ich nicht ganz verstehe ist: Du hast diesen Text als Antwort darauf geschrieben, was genau dich im Punkte „Politische Korrektheit“ speziel stört.
Allerdings sehe ich nicht allzuviel in deiner Antwort welche spezifisch darauf eingeht. Ein grosser Teil deiner Antwort geht darauf ein, dass die Partei mit der du dich intentifizierst (oder eigentlich gerne identifizieren würdest) keine Vernünftigen oder praktischen Positionen einnimmt, dass kein Dialog mit Leuten anderer politischer Richtungen gesucht wird und dass man immer weniger versucht seine Positionen vernünftig zu verteidigen. Ausserdem gehst du darauf ein, dass man immer extremer wird mit der „Wir-gegen-Die“-Mentalität (korrigiere mich, wenn ich dich falsch verstehe, aber das scheint ein grosser Teil deines Kommentares auszumachen).
Ehrlich gesagt, dass sind alles Punkte wo ich dir zustimmen kann, die Verbindung mit „Politischer Korrektheit“ sehe ich da aber nicht genau. Kannst du das vielleicht ein bisschen genauer erklären?
Na aber genau das gibt doch genug Grund um eben an diesen Schrauben zu arbeiten, Fehlerquellen zu bereinigen und der Union dann auch entsprechend eine Verteidigungsrolle zu geben.
Natürlich heißt das auch, dass man dann gewisse Kompetenzen abgeben muss, vor allem den Punkt, ab wann und unter welchen Bedingungen wird die Armee denn eingesetzt. Ich mein wir haben ein europäisches Parlament, wo jedes EU-Mitglied entsprechend vertreten ist, also kann man die EU-Armee dann auch zu einer entsprechenden Parlamentsarmee machen.
Politische Korrektheit ist halt eine der Formen in der sich diese vermeintliche moralische Überlegenheit abzeichnet. An sich ist sie aber vollkommen Überflüssig, weil es in fast allen Fällen schon etwas gibt mit dem man entsprechendes Fehlverhalten bezeichnen kann: fehlender Anstand. Das Problem bei politischer Korrektheit ist, dass der Einzelfall ignoriert und immer ein per se Verbot von zum Beispiel Worten oder Verhaltensweisen ausspricht. Du darfst nie behindert sagen oder Nicht-Weiße auf ihre Herkunft ansprechend, denn das ist ja per se diskriminierend.
Das Problem, was dadurch unter anderem entsteht ist die Euphemismus-Tretmühle. Diskriminierung verschwindet nicht, nur weil man die Wörter dafür sozial-gesellschaftlich bestraft. Diskriminierung endet erst, wenn der ursächliche Grund verschwindet. Oder um es mit den Worten von Böhmermann zu sagen: “Es gibt keine diskriminierende Sprache. Es gibt nur diskriminierende Menschen die Sprache benutzen.”
Des weiteren wird fast immer vergessen, dass politische Korrektheit sich eben explizit auf den ersten Teil bezieht, politisch. Es ist kein Konzept, was für den Ottonormalbürger angewendet werden sollte, sondern für jene, die in hohen Positionen sitzen, Politiker zum Beispiel. Wenn dazu kommt, dass man nicht aufklären will, sondern das Verhalten zu ächten, ist das für die Problemlösung vollkommen kontraproduktiv. Die meisten Leute werden dadurch eher abgeschreckt oder entwickeln eine Trotzreaktion, als ich anzupassen.
Und mit das wichtigste daran ist, es rechtfertigt Zensur. Viele Linke reden ja gerne, dass man sich auf 1984 zu bewegen würde. Vergessen aber “Neusprech” aus dem Buch, eine Sprache die so von problematischen Worten befreit wurde, dass es gar nicht mehr möglich ist Kritik zu üben. Das Netzwerkdurchsuchungsgesetz wurde ja damit gerechtfertigt, “Hasskommentare” im Internet zu bekämpfen, ist aber so schwammig formuliert, dass es sich ohne größere Schwierigkeiten ausweiten liese. Und dass Russland es als Blaupause für ein ähnliches Gesetz nutzt spricht auch Bände.
Ok.
Ich damit habe ich persönlich, ehrlich gesagt, weniger Problem. Wenn ein bestimmtes Wort für eine bestimmte Gruppierung einen problematischen Beiklang hat, dann finde ich es in Ordnung dass man sich in der Gesellschaft davon weg bewegt es zu benutzen. Das Wort „Neger“ kommt aus einer Zeit, wo man Schwarze noch herablassend behandelt und darum auch so gekenntzeichnet hat, weswegen man sich in der Gesellschaft dann langsam darauf sensibilisiert hat, das Wort nicht mehr zu benutzen. Es geht ja nicht darum, das Wort gesetzlich zu verbannen oder Leute effektiv zu „bestrafen“, in einem legalen Sinn, wenn sie das Wort brauchen. Aber dass ein gewisser Sozialer Druck da ist, gewisse Worte vielleicht mit bedacht zu nutzen, das finde ich eigentlich keine schlechte Sache.
Du hast recht, Diskriminierung wird man nicht dadurch los, dass man gewisse Worte verbietet. Aber eine Veränderung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung im Bezug auf eine bestimmte soziale Gruppe kann durchaus mit bedachtem Einsatz der Sprache erreicht werden. Es ist nicht die ganze Lösung, aber es ist ein kleines Stücken in die richtige Richtung.
Da stimme ich dir natürlich zu.
Es macht keinen Sinn, Leute einfach an den Pranger zu stellen, nur weil sie etwas sagen oder sich auf eine Art ausdrücken, welche man selber als unpassend ansieht. Man sollte auf jeden Fall den Dialog suchen.
Aber lass mich mal kurz ein Beispiel bringen, über welches ich kürzlich mit meinem Bruder gesprochen habe.
Auf Schweizerdeutsch wird oft das Wort „Schwul“ benutzt, um neben Homosexualität auch etwas zu bezeichnen was man blöde, oder dämlich, oder auch manchmal etwas „lahm“ findet.
Ich bin der Meinung, dass sollte nicht mehr so gebraucht werden. Ich finde es ein bisschen daneben und ich denke, dass diese Art von Assoziation einer Sexuel-Orientierung einer Minderheit mit einem so negativen Gebrauch nicht gerade dabei hilft, der Homosexualität in der Gesellschaft den normalen Respekt entgegenzubringen, welchen ich eigentlich als wünschenswert empfinde und welcher Heterosexuelle schon lange geniessen.
Ich denke mir auch immer, wie ich mich fühlen würde, wenn ich zu einer Minderheit gehören würde, deren Bezeichnung so genutzt wird. Ich bin zum Beispiel Linkshänder, und überlege immer nur, wie scheisse ich es finden würde, wenn meinen Kollegen etwas hässliches als „linkshändig“ bezeichnen würden… Fände ich nicht gerade toll.
Mein Bruder jedoch braucht das Wort „schwul“ noch ab und zu auf diese abwertende Art, und wenn ich ihn dabei höre, dann mache ich ihn darauf aufmerksam und zeige ihm klar, dass ich damit nicht einverstanden bin.
Ich will ihn dafür nicht „bestrafen“, aber ich bin auch der Meinung, dass es nicht schadet, wenn ich ihn darauf sensibilisiere. Und ich bin wirklich der Meinung, dass unsere Gesellschaft als ganzes besser wäre, wenn die Menschen das Wort „schwul“ nicht mehr in dieser negativen Art nutzen würden. Und ich sehe darin kein Problem.
Aber mir fällt gerade auf, dass ich mich völlig vom Thema des Threads entferne. Darum lass ich dich nochmals schnell darauf antworten, wenn du willst und lasse dir das letzte Wort, sodass der Thread wieder zurück zum Wahlkampf kann
Ich denke ja nicht, dass wir meilenweit auseinander sind, vielleicht bist du sogar beim meisten gleicher Meinung wie ich. Ich habe nur heutzutage ein bisschen ein Problem damit, dass politische Korrektheit, oder vor allem „politisch korrekte Sprache“ als eine Art Schimpfwort gebraucht wird, wenn es für mich persönlich eigentlich nur bedeutet, dass wir uns in der Gesellschaft bewusster damit auseinander setzen, was für einen Beiklang gewisse Worte haben können. Und auch, dass wir das tun, weil wir ja schliesslich alle miteinander auskommen wollen und uns darum so respektvoll wie möglich verhalten sollten. Und wenn das bedeutet gewisse Worte oder Begriffe mit Bedacht einzusetzen (nicht auf gesetzlicher Ebene, sondern im Bezug darauf was wir sozial als anständig empfinden), dann ist das ein kleiner Preis der zu bezahlen ist.
Mein Gott auch Martin Schulz glaubt nicht an ein 2. Duell. Es geht nur darum, dem Zuschauer noch mal aufzuzeigen, dass Merkel vor so einem Duell „Angst“ hat.
Das Problem ist, dass er das erste Duell, was vor dem Duell als “Wendepunkt” von der SPD hochstilisiert wurde, verloren hat - wovor soll Merkel also Angst haben? Das sie nochmal verliert?
Ein Twitter Kommentar hat es gestern gut auf den Punkt gebracht “Mensch Martin, du bist doch ein armes Würstchen”.
Gerade das finde ich ein schwieriges Beispiel, denn so ist es nicht. Man hat Schwarze eben nicht “Neger” genannt, um sie herablassend zu kennzeichnen, man hat sie so genannt, weil es halt das Wort für diese Gruppe von Menschen war, bis eine linke Stimmungsfront beschlossen hat, dass dem nun nicht mehr so sei. Dass damals halt mehr oder weniger alle mehr oder weniger Rassisten waren, steht auf einem anderen Blatt.
Ich denke, wir sind uns alle einig, dass es keine objektive Wahrheit gibt, dass “Schwarzer” (Deutsch) jetzt auf irgendeinem kosmischen Gesetz basierend neutraler ist als “Neger” (“Schwarzer”, Spanisch) und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Wortwechsel jetzt die Rassisten irgendwie verbessert hat.
Wem also ist tatsächlich damit geholfen, das Wort auszutauschen? Wenn Neger weiterhin als allgemeiner Begriff in Verwendung geblieben wäre (Wie es tw. in Bayern ist, der “wunderbare Neger” war sicher keine Beleidigung.), wäre das heute halt ebensowenig ein schlimmes Wort wie “Schwarzer”.
ps.: Stichwort “schwul”, ein Wort, bei dem’s genau so gelaufen ist.
Die Grünen sind schon längst auch eine Partei der Konservativen. Das was man städtisches Bürgertum nennen kann, wem die CDU zu Altbacken ist wählt dasselbe in Grün, mit modernem Anstrich wie die Ehe für alle, Umweltschutz und “Sozialem”.
Das Wort fand zunächst nur begrenzt Verwendung; mit dem Aufkommen der eng mit der Geschichte von Kolonialismus, Sklaverei und Rassentrennung verbundenen Rassentheorien und der (seit langem überholten) Vorstellung einer „negriden Rasse“ bürgerte es sich ab dem 18. Jahrhundert in der Umgangs-, Literatur- und der Wissenschaftssprache ein. Neger gilt heute allgemein als Schimpfwort und als abwertende, rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen.
Die Bezeichnung wurde erstmals im 16. Jahrhundert während des spanischen und portugiesischen Sklavenhandels für Menschen verwendet, vornehmlich für afrikanische Versklavte, und bezog sich auf deren Hautfarbe
Eine der herabwürdigsten Bezeichnungen für andere Menschen ist wurde von einer “linken Stimmungsfront” angegangen?
Ich frage mich ja ob es einfach nur zur Provokation so formuliert ist oder der Schreiber tatsächlich den Unsinn auch noch glaubt den er schreibt. Mit der historischen Realität hat das nichts gemein.