Aber entstehen wirklich dort die aktuellen Konflikte um politische Korrektheit? Dass Leute herabwürdigende Begriffe benutzen ohne zu wissen, dass sie herabwürdigend sind? Lässt man sich im Schnitt nicht in solchen Fällen aufklären und vermeidet die Begriffe dann?
Entstehen sie nicht viel mehr dadurch, dass eine Seite etwas als herabwürdigend empfindet und der anderen Seite nicht überzeugend klarmachen kann, worin die Herabwürdigung besteht?
Ein Beispiel, was Geschlechter angeht: Eine (biologische) Frau als Frau zu bezeichnen kann von dieser als als herabwürdigender Akt aufgegriffen werden, wenn sie sich nicht als Frau versteht und dies für sich wichtig ist.
Man kann den Unwissenden natürlich über seine Präferenz aufklären und dann muss der Unwissende auf persönlicher Ebene entscheiden, ob er diese Frau jetzt als solche benennen will oder sich ihrem Slebstempfinden als Mann (oder Demigender-was-auch-immer) unterwirft, aus Höflichkeit oder Respekt.
Aber gleichzeitig ist es doch nicht angemessen, von dem Unwissenden zu erwarten, dass er nun eine allgemeine Erwartungshaltung entwickelt, dass jeglicher Mensch nun nicht seiner Biologie nach bezeichnet werden möchte.
Und wo diese Forderung einer Minderheit auftritt, gibt es dann oft eine verwirrte bis wütende Gegenreaktion über diese “politische Korrektheit”.
ps.: Meine Entschuldigung an den Thread, die ganze andere Diskussion hätte früher in PNs verlegt werden sollen.
Sorry aber mir kann keiner sagen, dass er zu keiner Zeit, wenn wir bei deinen Beispielzahlen 45-70 bleiben, wusste das “Neger” eine Bezeichnung ist, die einfach rassistische Scheiße ist. Hier werden die Menschen wieder dümmer da gestellt als sie waren, also die dürften schon was vom Bürgerkrieg Nord vs. Süd in Amerika mitbekommen haben.
Bei Political Correctness ist es wie mit den meisten Dingen - die Dosis macht das Gift und hier sehe ich es so, dass die gesittete Gesellschaft (also nicht AfDler auf Facebook etc.) ein sehr gutes Niveau erreicht hat.
Wer mir aber sagen will ich muss Profix und Studentix schreiben anstatt Professor und Student hat die letale Dosis bereits weit überschritten. Ich weiß noch das damals in meinen D&D Büchern im Einband stand “wir sind keine Sexisten aber benutzen für bessere Lesbarkeit durchgängig die männliche Form”.
Keiner Verlangt das man im Alltag eine Person erst fragt wie man sie ansprechen soll. So was wird, wenn überhaupt, nur in der Szene angewandt. Und die aller meisten Personen die sich nicht Cisgender zählen, schreien die Verkäuferin an, weil diese sie als Mann/ Frau angesprochen hat, wer das tut ist genauso ein Idiot
Am ende sollte aber die die sich Stören ernster genommen werden, werden sie nämlich oft genug nicht, sondern es wird als Spleen abgetan. Das aber meist hinter den verwenden von bestimmten Begriffen eine viel grüße Problematik liegt wollen die meisten nicht hören bzw. einsehen. Sondern ziehen sich genauso daran hoch das sie etwas Falsch gemacht haben und das nun als persönlichen angriff nehmen, als hätte man sie als dumm, arschloch oder ähnliches betitelt.
Du wirst verstehen, wenn ich das spezifische Beispiel hier nicht noch einmal aufgreifen möchte. Ich verweise noch einmal auf den Artikel Kritische Semantik (Link) und plädiere dafür, fortan bei aktuelleren Beispielen zu bleiben, um den Bezug zum aktuellen Wahlkampf zu erhalten.
Du meinst keine deutsche politische Partei, die für den Bundestag antritt? Außerhalb dieser Sparte gebricht es nämlich nicht an Beispielen.
Нет. Genau das ist es, was ich auch befürchte und weshalb Parteien, die das Wort “Gender” irgendwie benutzen, sich damit bei mir sofort disqualifizieren.
Genau das ist der Kern der PK-Debatte. Welchen Beleidigten soll man ernstnehmen? Wenn Du Dich jetzt darüber aufregtest, dass ich Dich Thüringer nenne (gemeint ist die Landsmannschaft, nicht die männliche Form), würde ich darauf z.B. keine Rücksicht nehmen. Gleichzeitig kann ich kein gutes Reglement anbieten, wo Herabwürdigung aufhört und sinnlose Hysterie anfängt. Aber bevor nicht allgemeine Kriterien hierfür gefunden wurden, wird die PK-Debatte nicht enden, denke ich.
Das Problem an politischer Korrektheit ist, dass man eine eigentlich individuelle Grenze auf eine gesamte Personengruppe übertragen will. Das funktioniert einfach nicht. Leute die sich für PC einsetzen, sollten lieber mehr Energie darauf verschwenden, dass jeder Mensch eine eigene persönliche Grenze hat, wann was für ihn eine Beleidigung ist. Immer auch in einem Rahmen des “Gesunden Menschenverstands” (was immer das auch sein mag). Ich mein…bei deinem Thüringerbeispiel würde ich mir auch an den Kopf fassen und laut rufen “why?”. Aber wenn es die eine Person so sehr stört? Dann orientiert man sich daran.
Die PC-Debatte sollte definitiv anders geführt werden als jetzt.
Nein. Der Sinn es Extrembeispieles ist es ja gerade, ein Beispiel zu sein, bei dem sich alle einig sind, dass es keine Beleidigung, sondern eine neutrale Beschreibung, ist.
Mal zwei persönliche Beispiele wo ich die große Gefahr bei übertriebener Political Correctness sehe:
Mein Opa: nutzt Wörter wie “Neger”, “Asylant” und schimpft auch mal gern über “die Ausländer”. Gleichzeitig war er als eine türkische Familie in das Dorf gezogen ist, der erste und fast der einzige, der direkt auf sie zugegangen ist, ihnen den Rasen gemäht hat, Werkzeug geliehen hat, usw. Die verstehen sich prächtig und für die türkische Familie ist mein Opa der einzige Nachbar, mit dem sie wirklich engen Kontakt haben
Mein Kumpel aus Berlin: weiß ganz genau, dass “Asylant” zu abwertend und “Flüchtling” zu passiv ist und nutzt deshalb ganz vorbildlich das Wort “Geflüchteter”. Gleichzeitig lädt er extrem ungern Menschen mit ausländischem Namen zu seinen WG-Castings ein, weil “man weiß ja nie…”
Jetzt die Frage: Wer ist eher der Rassist?
Klar, “Neger” sollte man nicht sagen und wer weiter darauf besteht, wenn er aufgeklärt wurde, wie abwertend der Begriff ist, ist ziemlich ignorant. Trotzdem ist die Sprache nur eine Facette des Charakters und wie man denkt und handelt kann nochmal ganz anders sein.
Durch diesen viel zu großen Fokus auf PC bekommen Leute nur weil sie die richtige Sprache benutzen einen Freifahrtschein, gehören zu den “Guten”, und andere werden sofort als Arschlöcher abgestempelt, obwohl sie eigentlich total liebe (und ein bisschen verkopfte) Menschen sind.
Na gut, am ende ist es wie @DoctorYoshi sagt, wenn jemand ein Problem damit hat, sollte man es erst mal achten. Und könnte je nach der Unsinnigkeit der Argumentation, versuchen auf die Person einzuwirken um ihr klar zu machen das das schon etwa übertrieben ist.
Aber es wäre doch interessante wenn Beispiele nimmt die aktuelle wirklich diskutiert werden, Muslim/Islamist, das Feld des Slutshaming oder allgemein Shaming.
boah alter, glaubst du ernsthaft alle waren rassisten bevor deine super aufgeklärte generation nmit kaum problemen die sich nun probleme herbeiphantasiert heranwuchs?
negerkuss, zigeunersosse war einfach nur umgangssprache, wenn du mit 4 oder 5 deinen ersten negerkuss vom bäcker geschenkt gekriegt hast war das kein nazi der dir rassismus näherbringen wollte, wenn du ein paar jahre später stolz deinen ersten selber gekauft hast war das nicht die saat vom bösen bäcker die aufging. es war eine ganz normale bezeichnung wie nudelsuppe oder vollmilch und nichts weiter.
konnte neger beleidigend benutzt werden? ja klar. es kann auch behindert beleidigend genutzt werden, müssen wir jetzt deswegen behindertenhilfswerke umbennen? diese ganze diskussion ist für leute die in der damaligen zeit mit diesen begriffen aufgewachsen sind das gleiche wie wenn plötzlich jemand kommt und sagt es heisst nicht mehr kartoffelbrei sondern grumbeerebrei weil kartoffel oftmals beleidigend gegen deutsche benutzt wird und ihr schweine habt viele jahre eures lebens rassistische scheisse unterstützt weil ihr kartoffelbrei benutzt habt. und wehe irgendwer heisst noch otto ihr ottos.
ich bin mir aber sicher die selben leute die hier so furchtbar pc sind haben noch nie angeprangert das schwarze nigger nutzen, die nutzung aber weissen verbieten. denn rassismus als auch sexismus nutzen können ja nur weisse und männer. schwachsinn.
Ich denke auch, dass Sonderrechte für eine Bevölkerungsgruppe dem Zusammenwachsen der Gesellschaft nicht helfen. Studien haben gezeigt, dass die Betonung von Unterschieden Antagonismus fördert. (Der Kontext, in dem ich diese Ergebnisse kenne ist allerdings, dass Religionsunterricht Christen- und Moslemkindern nicht beibringen sollte, wie sich die Religionen unterscheiden, weil das Fraktionsbildung schürt.)
Wenn man sowas jetzt in einer Kampagne von außen (Tumblr, Parteien, Universitäten) in eine Gesamtgesellschaft eingeführt werden sollte, würden sich die Leute darüber weitläufig aufregen.
Gegenbeispiel USA:
Dieser Zustand, dass Gruppe X ein Wort benutzen darf und Gruppe Y nicht, ist in den USA relativ stabil, weil er über ein Jahrhundert natürlich gewachsen ist, aber dieser Zustand weicht in Kleinstschritten auf.
Im AAVE (schwarzer Soziolekt des US-Englischen) hat sich “nigger” zu einer Art Personalpronomen entwickelt und Weiße, die in schwarz-dominierten Gebieten aufgewachsen sind, und tatsächlich in dieser Sprechart heimisch sind, haben gegenüber ihren schwarzen Freunden ganz selbstverständlich den Freifahrtsschein, das Wort zu benutzen und benutzen es auch für andere Weiße und sich selbst. (Linguistisch sehr interessantes Thema.)
Tim Allen (Tim Taylor) hatte etwa erwähnt, dass, wenn er mit befreundeten schwarzen Schauspielern zusammen ist, er ebenfalls “my nigger” ist.
Nicht zu verwechseln mit weißen Teenies, die cool sein wollen und dasselbe künstlich tun. Aber auch die tragen zur Aufweichung bei.
Und ich sehe diese Aufweichung als Symptom eines (im Gesamtkontext USA) schwindenden Rassismus, der Schwarzen erlaubt, den Begriff “nigger” in der Verwendung durch ihre weißen Freunde auch als Sympathiebekundung (da aus ihrer schwarzen Kultur entleht) zu sehen statt als Beleidigung (da aus der Sprache der vorzeitlichen Weißen entlehnt).
Will sagen: Bei normaler Entwicklung verändert die Kultur die Sprache, nicht die Sprache die Kultur.
Dir scheint nicht bewusst um was es bei dem Beispiel ging Wenn einer damals zu nem Schwarz-Afrikaner „Neger“ sagte, dann war das auch schon damals einfach abwertend. Das hat aber rein gar nichts mit dem „Negerkuss“ oder bei nem anderen Beispiel „Zigeunerschnitzel“ zu tun.
Edit: Kann dir gern ein Beispiel aus meiner Familie nennen, meine Mutter. 57 geboren, ist damit aufgewachsen das diese Menschen Neger sind, wusste aber auch ganz genau, dass dieses Wort einfach mega herab-würdigend und abwertend ist. Woher ich das weiß? Weil meine Mutter mir und meinen Brüdern deutlich beigebracht hat, dass man dieses Wort einfach nicht gebraucht. Dennoch hieß der Schokokuss entweder Mohrenkopf oder Negerkuss.
das ist genauso unsinn. es hat schlicht niemand schwarz afrikaner gesagt, afrikaner als schwarze zu bezeichnend war sogar eher verpönt wie neger weil schwarz tendentiell eher negativ konnotiert war (wer hat angst vorm schwarzen mann).
edit
das kann vielleicht auch regional unterschiedlich gewesen sein. tatsache ist aber das kein mensch den heute politisch korrekten begriff genutzt hat da es ihn schlicht nicht gab und die grenzen zwischen beleidigung und bezeichnung durchaus fliessend waren
OMG es geht doch nicht darum allgemeine regeln aufzustellen, mein äußerung an @Bammbamm sollte ausdrücken das am ende jeder sich selbst immer noch Bezeichnen darf wie er will.
Es geht darum das man im Privaten erst den Kopf einschaltet und dann was sagt und es besonders nicht sofort auf die Allgemeinheit bezieht.
Nur weil man zb ne türkischstämmigen Freund hat, den man, von ihm als okay befunden, als Kanake bezeichnet, darf man das nicht mit jeder anderen türkischstämmigen Person tun. Und auch eine Person die nicht zum engeren Kreis der Gruppe gehört, darf den Freund nicht einfach als Kanake betiteln.
Und zu dem US Beispiel, nur weil bestimmte Gruppen untereinander bestimmte Begriffe benutzen, heißt das nicht das sie diese auch außerhalb der Gruppe nutzen und die Allgemeinheit sie einfach als Begriff übernehmen darf.
In Bammbamms Beitrag und der gesellschaftlichen Debatte geht es aber darum, allgemein Regeln aufzustellen. Und wenn “Außenstehende” etwas nicht dürfen, wurde eine allgemeine Regel aufgestellt.
Und in meinem Beitrag geht es darum, dass etwas auf dem Weg dazu ist, von der Allgemeinheit als Begriff übernommen zu werden.
Am ende kann jeder tun und lassen was er will, er muss eben nur mit Regeneration klar kommen.
Um die Diskussion mal zu ende zu bringen.
Jeder darf sagen was er will und auch PC usw. vollkommen unsinnig finden, nur wenn man für sich diese Freiheit einfordert, muss man damit klar kommen das es Leuten nicht passt und diese auch etwas dazu sagen.
Nicht in Kanada, und nicht wenn die Grünen an die Macht kommen. Und auch nicht jetzt in Deutschland im Internet, wenn Heiko das sieht. (Und nicht an diversen österreichischen Fachhochschulen.)