Scheint schon zu implizieren, dass du es gerne auch in der Alltagssprache und nicht nur an Straßennamen sehen willst. Aber nunja.
Und wenn wir mal vom M-Wort weggehen, dann muss man sich ja fragen, warum wurde diese Gasse denn nach diesen Menschen benannt. Naja entweder, weils dort ein oder mehrere Menschen mit dunkler Hautfarbe untergebracht waren und es dann volkssprachlich so bezeichnet wurde, wie man heute vielleicht spöttisch Klein-Anatolien sagen würde. Oder in Wien ist die ganze Gasse nach einer Kneipe benannt, die einfach „Zum Großen Mohren“ heißt. Und diese wurde einfach aus Spaß so benannt, weil es schon „Zum Hasen“, „Zum Fuchs“, „Zum Hirsch“, „Zur Rose“ etc. schon gab, dann nimmt man halt das nächstbeste, was gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal ist, und andererseits ja witzig ist, wenn ein Weißer so ein Gasthaus betreibt.
Die gesamte Idee das Wörter, die eine Gruppe von Menschen, so pauschalisiert im öffentlichen Leben zu haben, ergibt für mich keinen Sinn und da kann die Verwendung noch so veraltet sein. Man sagt ja auch nicht mehr Mongolismus, sondern Trisomie 21, denn Mongolismus kommt einfach von der dummen Rassenlehre, die bei den Symptomen einfach unterstellte, dass nun ja auf einmal „Kaukasier“ untypische Züge hätten, die man eher beim „mongolischen Typ“ sehen würde. Oder es wurde als Atavismus bezeichnet, als etwas was zwischen Tier und Mensch stehen würde und damit dem ganzen mongolischen Volk unterstellen würde, minderwertig zu sein.
1911 schreibt Weygandt, der führende medizinische Autor für „Schwachsinn“ im ausgehenden Kaiserreich und in der Weimarer Republik, im Enzyklopädischen Handbuch der Heilpädagogik, dass bei Mongolen der „Mongolismus“ häufiger vorkomme. Er sah dies als Beleg dafür, dass die Mongolen auf einer niedrigen Entwicklungsstufe stehen geblieben seien (Vortrag von Prof. Wolfgang Jantzen, Universität Bremen, 1997, Zur Neubewertung des Down-Syndroms“ gehalten bei der Lebenshilfe e.V. in Rotenburg/Wümme)
Und wenn man nun sehr schlimm aussehende Krankheiten einer „Rasse“ zugeschrieben wird, dann ist der nächste Schritt das Streben nach genetischer Hygiene und das sind dann nicht mehr wenige Schritte bis diese verquere Denke derart eskaliert, dass man zum Genozid greift und alle diese niederen Menschen, die die hochgeborene Göttermenschen verschmutzen, ausradieren will… Und diese Logik und Angst vor anderen Menschen hat sich einfach nur dadurch verbreitet, weil man dieser Krankheit diesen Namen gegeben hat, sodass man im Gespräch, darüber, wenn jemand im Bekanntenkreis ein Kind mit dieser Krankheit bekommen hat, immer diese Angst vor Überfremdung und genetischer Vermischung, Rassenlehre allgemein angeklungen wurde. Alltagssprache ist wichtig und das Unterbewusstsein arbeitet auch wenn man rational weiß, woher das alles kommt. Und man wird sich auch als Anwohner stören, wenn man jedes Mal ein heute als Schimpfwort verstandenes Wort in die Adresse eintragen muss.