Ok, ich verstehe deinen Einwand.
Fällt dir aber nicht auf, dass besonders beim Content von Frauen z.B. auf YouTube miese Kommentare sind, die nichts mit dem Inhalt zu tun haben - und diese Quantität von negativen Kommentaren bei Frauen, übertrifft die der Männer, sichtbar. Oder ist das für dich ne ausgewogene Sache?
Nehmen wir als Beispiel gerne !cd Larissa oder Film Fights mit Sophie Passman. Dahinter war eine Intensität an Hass und grenzwertigen Kommentaren, dass Ede dazu noch etwas sagen musste. Es ging so weit, dass Kommentare gelöscht wurden.
Und es geht soweit, dass viele Twitch Streamerinen schreiben: Kein Sexismus, keine anzüglichen Kommentare. Schreiben das auch viele männliche Streamer? Ich konnte zumindest allein daran schon Unterschiede feststellen.
Wir können gerne darüber reden, dass Sexismus auch Männer betrifft. Dem würde ich keineswegs widersprechen. Ich habe meine Frage nach dem Grundsatz, wann, ob und wie wir Menschen nach Äußerlichkeiten bewerten, bewusst Gender-offen gehalten. Und Sexismus ist in so vielen Fällen einfach eine Grenzüberschreitung.
Ich sehe leider Unterschiede in den Kommentaren, wenn ich mir den Content von Frauen ansehe und die Reaktionen vergleiche mit Content von Männern.
Ich bin auch gegen Sex Sells, ich halte das für nicht mehr zeitgemäß. Das ist aber immer noch keine Rechtfertigung, Ausrede oder Strohmann dafür, was bei den Streamerinnen passiert. Und es ist kein Argument, wo ich sagen würde: Ach, na dann, ist ja alles gleichschlimm, also lassen wir alles so? Da verstehe ich nicht, warum du es in der Form angebracht hast.
Es impliziert: Ja, wenn Frauen den internalisierten Sexismus mitmachen und als Hostess und Messebegleitung arbeiten, müsst ihr mit sowas ebenso leben. Vielleicht habe ich dich da nur falsch verstanden?
Männer sind auch von Sexismus betroffen, keine Frage.
Hier ging es um die Reportage der Streamerinnen und die Hüte brennt. Wenn beide Hüten brennen, sollten natürlich beide gleichzeitig gelöscht werden. Ein gegenseitiges Aufwiegen an Schwere von Sexismus steht für mich nicht derart zur Debatte.
Das Problem geht absolut tiefer, umso wichtiger wäre es doch dafür das Bewusstsein in öffentlichen Diskursen zu stärken und besonders in öffentlichen Kommunikationsräumen zu sagen: Hier nicht.
Ich bin vielleicht in meiner feministischen Bubble, aber ich kenne durchaus Plattformen, die an unterschiedlicher Repräsentation und dem Aufbrechen von Schönheitsidealen arbeiten. Vielleicht ist ja ein Trost für dich, dass Jonah Hill, Seth Rogen, Kevin Smith oder Kevin James ziemlich erfolgreiche und stabile Typen sind, genauso wie Rebel Wilson und Melissa McCarthy. Es ist sehr offenkundig, dass bei Sexismus auch der Druck von Schönheitsidealen eine Rolle spielt.