Er macht ein Cosplay IN einer Comedy-Serie. Hast du Community mal gesehen? Es kommen einige Witze in der Richtung vor und, meiner Meinung nach, reflektiert genug, um das Thema nicht ins lächerliche zu ziehen, sondern auf lustige Weise anzuprangern.
Ich sage nicht, dass es Okay ist, sondern dass man sich das hätte sparen können. Sie hätten ihn auch grün anmalen können und er hätte nen Ork gespielt.
Der Film hätte aber ohne Blackfacing genau so gut funktioniert.
Blackfacing ist kacke. Da dürften sich alle einig sein. Aber deshalb kann ja nicht jeder Witz verboten werden. Dann hätten wir ja gar keinen Humor mehr, weil der immer darauf aufbaut, sich über jemanden oder eine Situation lustig zu machen. Und so Dinge wie die Folge verbieten, oder dass bei den Simpsons zukünftig schwarze Charaktere nur noch von schwarzen Menschen synchronisiert werden … weiß ich zwar, warum die Studios meinen, das jetzt machen zu müssen. Aber für sinnvoll halte ich das nicht.
Würden wir hier von tatsächlichem Blackfacing sprechen, würde ich dir ganz wehement widersprechen wollen. Aber das braucht jetzt hier nicht das Thema werden, denn: Es ist KEIN Blackfacing, wenn sich jemand als Dunkelelf verkleidet!!! Dass das jetzt in einen Topf geworfen wird mit tatsächlichem Blackfacing, was in der Tat ein Problem ist, macht die ganze Sache so unfassbar absurd und geht, wie bereits gesagt, so krass am eigentlichen Problem vorbei.
Ach, das ist dann okay? Grün anmalen für Ork: Okay. Schwarz anmalen für Dunkelelf: Nicht okay. Das ist doch lächerlich, sorry. Wenn demnächst irgendwo jemand als Banane verkleidet rumläuft und deswegen ein gelbes Gesicht hat, was machen wir dann?
Ich hab in meinem Post nen Ausschnitt aus der Folge verlinkt. Kannst dir ja mal selber ein Bild machen, ob das so schlimm ist oder nicht.
Nah, sehe ich nicht so. Der Film lebt ja davon, dass alle Charaktere irgendwelche (teilwiese vermeitliche) soziale Tabus überschreiten. Ben Stillers Charakter spielte einen geistig Behinderten, Jack Black ist der Drogensüchtige, dessen Repertoire nur aus Furz-Witzen besteht, Brandon Jackson ein homosexuelle Ganster-Rapper, der es sich nicht eingestehen will und RDJ ist eben ein Method-Actor, der auch vor “Blackfacing” nicht zurückschreckt und stets in seiner Rolle bleibt.
Der ganze Film spielt ja damit, dass eben alle Offensive sind - ohne das “Blackface” (wobei er ja sogar seine komplette Haut mit Pigmenten anreichern ließ) würde der Charakter eben nur recht schwer in die Riege der anderen passen.
Ich finde es eben sehr bedenklich, wenn Kunst in welcher Form auch immer jetzt verschwiegen wird und verschwinden soll.
Was machen wir mit Tim im Kongo oder Tim in Amerika? Furchtbar (durch damalige Naivität des Autors) rassistische Comics, allerdings historisch eben durchaus wertvoll. Und eben ein krasser Kontrast zu den Bänden danach. Allein durch Betrachtung dieser Comics kann man ganze Abhandlungen über den Wandel von Hergé und den damaligen Zeitgeist schreiben.
Ich lern da mehr als aus jedem Geschichtsbuch.
Oder noch schlimmer: Asterix. Da kannste quasi jeden Band, in dem die Piraten vorkommen, aus den Regalen verbannen.
Selbst die ganzen Nazi-Filme dürfen auf keinen Fall vergessen und vergraben werden. Auch wenn die Botschaften darin teilweise unerträglich sind, gehören sie eben doch zur Geschichte des Films und der Welt dazu.
Wir unterschätzen hier aber glaube ich, dass wir in einer totalen Blase sind. Uns interessiert die Kunst eben. Das ist aber nicht der Mainstream. Und der Mainstream bringt das Geld. Unternehmen wie Netflix richten sich danach, was am meisten Geld bringt und wie sich der Ruf möglichst so darstellt,. dass möglichst viele Menschen etwas mit der Marke anfangen können.
Ich denke was Zensur und Kunst angeht werden wir uns hier sehr schnell alle einig. Nur wir sind eine kleine Gruppe der das wichtig ist und wir können hier im Kreis springen und Rumpelstilzchen spielen, aber es wird sich nichts ändern. Netflix und Co. werden immer versuchen Kontroversen zu vermeiden. Denen (und den meisten Benutzern) geht es nicht um die Kunst.
Ich werde das jetzt in Zukunft so handhaben: Ich recherchiere bevor ich etwas anschaue auf den Streamingseiten, ob es unzensiert ist. Wenn nicht, hole ich mir einfach die Blu-Ray. Das was von Streamingseiten verschwindet ist ja jetzt nicht verboten und man bekommt es ja noch.
Das ist irrelevant für diese Gruppe. Übrigens auch, ob ihr Anliegen ernst gemeint ist. Heutzutage reicht die Behauptung. Alleine in einer Schlagzeile mit Rassismus/Sexismus/Homophobie etc. in Verbindung gebracht zu werden reicht aus. Es ist viel weniger Arbeit einfach das Ziel der Kritik zu zensieren oder gleich ganz verschwinden zu lassen, als mühsam auf einen Diskurs einzugehen und zu erörtern, ob das wirklich so ist wie behauptet UND selbst wenn, ob Zensur die richtige Antwort ist.
(Nebenbei wird hier noch die Beweislast umgekehrt.)
Dass das PR ist bzw. Markenpflege braucht man übrigens gar nicht so entlarvend immer dazu schreiben. Das ist doch selbstredend.
Auch hier aufpassen. Es ist egal, ob Blackfacing „vermeintlich“ ist oder nicht. Ich finde auch echtes Blackfacing sollte kein Grund für eine Zensur sein.
Dass heißt nicht, dass ich Blackfacing unproblematisch finde. Ich habe mich eingehend mit dem historischen Kontext beschäftigt und es steht zweifellos in einer rassistischen Tradition.
Darauf muss man hinweisen z.B. in einem Disclaimer einbauen, der hinweist, wo man sich darüber informieren kann und dass das etwas ist, dass man bedauert und in zukünftigen Produktionen nicht mehr macht.
Jetzt gerade ist es Blackfacing… was kommt danach? Ich habe es im Thread von Kino+ schon geschrieben: Wenn wir anfangen alles zu zensieren, was nicht mehr zu den Werten unserer Zeit passt, wird bald nicht mehr viel Kunst übrig bleiben.
Ich versuche bei dem Thema solche Kampfbegriffe zu vermeiden. Wenn man auf der Seite wie ich steht - also mir geht es einfach nur um die Kunst - reitet man ständig auf der Rasierklinge.
Man sollte nicht noch befeuern, dass einen Leute in dieselbe Schublade stecken wie die rechten Twitter-Trolle, die z.B. gegen die Zensur von Blaclfacing sind, weil sie es einfach für normal halten.
Wenn ich zu dem Thema recherchiere und dann Meinungsbeiträge lese, die gegen die Zensur sind komme ich schnell auf sehr komische Seiten, die ich nie besuchen würde.
Das Thema ist gefährlich. Denn - wie oben bereits gesagt - ist die Debatte vollkommen oberlächlich. Die Behauptung reicht. Zu sagen, man ist gegen die Zensur von Blackfacing ist ein Grund schnell in die rechte Ecke geschoben zu werden. Meine Erklärung, dass dies nicht meiner politischen Überzeugung entspringt, sondern sorge um die Kunstfreiheit, liest dann keiner mehr.
Hier wird doch kein Moment über die Kunst diskutiert. Da wäre es eben die zentrale Frage ‘ist es Blackfacing - kann als das gesehen werden - warum gibt es diese Szene ect’. Diese Diskussion wird völlig ignoriert und das ist ein Problem.
Hier ist eine Gruppe von Fans die sich ärgert das ihre Serie (die 100% Mainstream ist) beschnitten wird.
Nun, Wenn Du etwas weiter gelesen hättest, hättest Du gesehen, dass ich darauf eingegangen bin:
Und der „Vorwurf“, dass es nur „Fans“ sind die ihre Serien verteidigen (also ein Vorwurf von Egoismus) finde ich nicht gerade fair. Natürlich betrifft das einen mehr, wenn man die Serie auch noch mag. Aber ich denke ich habe genug klar gemacht, dass das für mich eine grundsätzliche Debatte ist.
Und falls Du ein Lippenbekenntnis brauchst: Ich hasse Little Britain. Der Humor ist abartig schlecht in meinen Augen. Dennoch finde ich auch dort alles was der Serie momentan passiert grundfalsch.
Und weil eine Serie „Mainstream“ ist, darf man sie nach Lust und Laune zensieren? Was ist denn das für ein Kunstverständnis?
Edit: Was ich ganz vergessen habe:
Ich mache quasi denselben Vorwurf, den Du gegenüber „Fans“ machst nur in die andere Richtung.
Was ist denn vermeintliches Blackfacing und was echtes Blackfacing? Mit dieser Unterscheidung kann doch im Nachhinein jeder sagen „Ja ne, so war es nicht gemeint…“ und landet dann immer bei der vermeintlichen Variante. Dann ist es wirklich so wie du sagst, dass man es dann gleich lassen kann was zu streichen (Zensur ist es übrigens ohnehin nicht, denn das machen Anbieter und Produzenten ja von sich aus und werden nicht vom Staat gezwungen).
Nun. Das bezog sich jetzt auf den Fall mit Community. Da gibt es zwar jemand, der sich schwarz anmalt, aber damit keinen Schwarzen imitieren will, sondern eine Fantasyrasse.
Das ist sicher ein Spezialfall und meistens ist es wirklich Blackfacing.
Wenn man jetzt wirklich da in die Einzeldiskussion einsteigen will, würde ich aber immer noch sagen, dass das historische Blackfacing trotzdem etwas anderes ist als das, was man in moderneren Comedyserien sieht.
Historisch haben sich damals Weiße als Schwarze angemalt um auf Fotografien und später Filmen Propaganda gegen sie zu machen und sie klischeehaft und wild darzustellen. Das ist die rassistische Tradition.
Das ist heute nicht mehr der Fall.
Hier eine Auflistung:
Da steht bei, dass es sich schlicht um Gags handelt und es in vielen Fällen auch direkt in der Serie als rassistisch benannt wird (auch bei Community, wo man das Blackface als “Hate Crime” benennt).
Trotzdem kann man es kritisieren, dass davon auch in modernen Zeiten noch Gebrauch gemacht wird. Aber wie gesagt: Zensur ist falsch. Die Fallstricke sind klar. Geht es jetzt noch um Blackfacing, wird es bald um andere Dinge gehen, die nicht mehr genehm sind und es verschwindet immer mehr.
Ich habe das Beispiel auch schon mal gebracht: Ich habe mir unter dem Gesichtspunkt mal ein paar Folgen “Friends” angeguckt. Etwas vollkommen harmloses auf den ersten Blick. Aber: Jede Hauptfigur ist weiß, das ist nicht mehr zeitgemäß. Es gibt in jeder Folge mindestens einen Gayjoke. Und zwar kein hintergründiger, sondern einer wo der Witz ist “Hö hö, du bist schwul”. Die ganze Serie dreht sich ums Aufreißen von Frauen und dabei gibt es sehr viele sexistische Klischees und Sprüche.
Das kannst Du mit jeder Serie machen, die Älter als 5-10 Jahre ist.
Man darf die Probleme nicht ausblenden, muss sie ansprechen und kritisieren. Aber es einfach in den Giftschrank zu sperren löst keine Probleme.
Das ist faktisch richtig. Zensur geht eigentlich vom Staat aus. Das ist die Definition. Die ist aber mittlerweile zu eng geworden und ich würde sagen, dass es auch eine Art “gesellschaftlicher” Zensur gibt. Und die wird hier ausgeübt.
Und ich habe es schon im Kino+ - Thread geschrieben: Mit der Digitalisierung und Streamisierung haben auch private Unternehmen immer mehr Möglichkeiten als Gatekeeper wirklich Werke verschwinden zu lassen.
Diese ganze Diskussion um die Begrifflichkeiten ist einfach eine warme Kuscheldecke, in die all die möchtegern Rechtschaffen sich einkuscheln wollen, weil es so schön einfach ist:
andere Begriffe = weniger Rassismus
Warum das zugrunde legende System in Frage stellen, wenn ein neuer Begriff auf magische Weise alles regelt?
Wie so oft will man einfache Lösungen für komplexe Probleme.
Ist ja nicht so, dass es sich hierbei um eine entweder / oder Situation handelt. Natürlich gibt es diesbezüglich noch unzählige weitere Baustellen, aber die Begrifflichkeiten sind ebenso wichtig. Wobei halt manche nicht raffen wollen, dass das Thema eigentlich schon durch ist und man manche Sachen halt nicht mehr verwenden sollte.
Warum sollte man denn glauben nur mit den richtigen Begriffen ein “besseres System” erschaffen zu können?
Wer sagt das, wo steht das?
Wenn man eine Auseinandersetzung mit den richtigen Begriffen fordert, fordert man gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der Geschichte. Und ein Bewusstsein für die gegenwärtige Lebensrealität - und Ungerechtigkeiten - die vorwiegend durch eine Mehrheitsgesellschaft marginalisiert wird und nichts über sie wissen. Dann kommt die Dimension hinzu, dass wer Geschichte schreibt und welches Wissen weitergetragen wird, nicht der Vielfalt entspricht, die erforderlich wäre.
Die Lösung ist also, die komplexen Probleme auch auf allen Ebene gleichzeitig anzugehen. Historisches Wissen, Wissen über die gegenwärtige Lage und Strategien für die Zukunft. Und das ist nun mal der erste Schritt: Die Anerkennung von den Problemen. Da hilft es nicht es zu überspringen, in der Art “Begriffe sind doch egal”… Diese Auseinandersetzungen greifen auch in sozikulturelle und ökonomische Prozesse ein. Das man sich bewusste wird: Die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Afrika sind asymmetrisch. Also wie wollen wir Partner auf Augenhöhe behandeln, wo ist das Problem in jedem Konsulat ein Arbeitsvisum zu beantragen und dafür Unterstützung zu bekommen?
Das eine, schließt hier das andere nicht aus.
Das Problem derart zu reduzieren, wie du es tust, “Kuscheldecke”, ist destruktiv.
Eines Tages, haben wir vielleicht genug Generationen in einer Gesellschaft, die sich über problematische Geschichtsschreibung bewusst sind, die auch über Sprache verstanden haben, dass sie ausgrenzend sein kann. Eines Tages. Und es ist ein Prozess: Wir sind am Anfang.
Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem “Schwarzsein” und “Weißsein” überwunden haben. Es spaltet die Gesellschaften.
Das wir unabhängig von Begriffen in einer Gesellschaft leben werden, in der uns Begriffe nicht mehr trennen, ist weiter entfernt, als es dir vielleicht bewusst ist.
Von solchen Handlungen bin ich dann aber auch überhaupt kein Fan.
Es gibt auch Fälle, wo man sich mal gegen Backlash zur Wehr setzen sollte, und sei es nur um ein Zeichen zu setzen, dass solche Themen Nuancen haben, die man differenzierter anschauen muss.
Wenn du diese Folge so drehst und dir überlegt hast: “Ja, könnte ein Problem sein, aber wir haben einen Grund warum wir diesen Charakter so dargestellt haben und es hat nichts mit Rassismus zu tun”, dann darf und sollte man sich auch mal ein bisschen zur Wehr setzen.
Wenn es Backlash gibt, und man einsieht: “Oh, da haben wir einen Fehler gemacht”, dann soll man ruhig reagieren und möglicherweise die nötigen Änderungen vornehmen. Aber das scheint hier nicht der Fall gewesen zu sein.
das ist in der tat wahnsinnig ermüdend und auslaugend, dass man immer wieder an den punkt zurückgeworfen wird, erstmal überein kommen zu müssen, dass es rassismen und diskriminierung überhaupt gibt und dass es ein gesellschaftlich relevantes problem darstellt.
deshalb ganz großen
RESPEKT
und
DANKE
an alle, die sich diesen diskussionen unermüdlich stellen und versuchen zu vermitteln.
mir fehlt da, ganz ehrlich, für diesen marathon oftmals die kraft.
Blackfacing ohne Kontext bannen, da bin ich bei. Aber bei vielen Beispielen wird eben dieser Kontext herausgestellt und insofern bin ich da auch eher im Lager Überreaktion. Man sollte dennoch damit leben können, dass hierbei aus Gründen so pauschalisiert vorgegangen wird.