Der Typ provoziert mit seiner Satire seit Jahren, anfangs lief seine Satire unter dem Motto jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung und wenn man sich da ein bisschen mit auseinander setzt, merkt man dass es da viel um das innere Arschloch geht und Selbstreflektion, da steckt viel mehr Tiefgang drin als man auf den ersten Blick denkt. Ist so ein bisschen „darf er das-Satire“, das war bei ihm nie anders als jetzt im Podcast und immer schon sehr provokativ und verbal-heftig, ganz dazu im Kontrast steht sein Engagement gegen Rassismus. Ja, jemand der nicht-rassistisch ist kann anti-feministisch sein, grundsätzlich hat er im Podcast aber so ziemlich alles gesagt was nicht-politisch korrekt ist, was so ging, AUCH rassistisches Zeug, einfach um Leute zu triggern, quasi um zu zeigen was passiert. Wer das im Gesamtkontext in Kombination mit seiner Vergangenheit nicht rafft und auch noch drauf anspringt, der scheint wirklich etwas simpler gestrickt zu sein oder gibt sich schlicht und ergreifend keine mühe um es verstehen zu wollen.
Ich verstehe schon, dass Satire grundsätzlich geschmacksache ist, ich find ja auch nicht jeden Comedian super, mir geht’s auch gar nicht drum, dass Leute seine Satire blöd finden, es geht um diesen Cancel-Mob der sich jetzt wieder völlig unreflektiert startklar macht, weil da mal wieder einer was vermeintlich Böses gesagt hat. Das ist aber halt nicht so einfach wie man es gerne hätte. Es gehört schon eine gewisse Form von Intelligenz und Satireverständnis dazu, um ihn fair beurteilen zu können und die hat offensichtlich wirklich nicht jeder. Die hören sich den Podcast an, verstehen wirklich nichts und der Aufschrei geht los.
Ich finde, man macht es sich immer etwas sehr einfach, andere Leuten direkt Dummheit zu unterstellen. Nur weil sie die tiefgründigen Aussagen von ihm nicht verstehen oder sich nicht erstmal sein gesamtes Bühnenprogramm der letzten 20 Jahre angesehen haben.
Und wenn die einzige Begründung ist: „Ich will aufzeigen, wie schnell sich Leute im Internet triggern lassen.“ Ja, wow. Das war vor 10 Jahren vielleicht noch spannend, aber das holt nun keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Das ist nichts, was man irgendwie aufzeigen müsste.
Du meinst sicher, jeder zu dumm ist und nicht dein Satireverständnis hat, ist nicht in der Lage, ihn fair zu beurteilen.
Sorry, man muss nicht so tun, als wäre das, was Somuncu macht Raketenwissenschaft. Er provoziert halt gern. Und manchmal spricht er auch die richtigen Dinge oder auch die richtigen Leute an.
Das ist ihm aber in dem Podcast meines Erachtens nicht gelungen. Aber hey, vielleicht bin ich auch nicht intelligent genug.
Auch dieses „ist mir scheißegal“, glaube da steckt ne Menge hinter, gerade in Verbindung mit dem, was er am Ende des Interviews sagt.
Das Abschaffen von Worten wie Negerkuss, Zigeunersoße, das dient dazu, damit Leute sich weniger beleidigt fühlen.
Am Rassismus ändert es jedoch exakt gar nichts.
Mit anderen Worten: Eigentlich ist es scheißegal.
Wir diskutieren auf einem Nebenschauplatz darüber, ob man weiter Zigeunersoße sagen darf, und verlieren das eigentliche Thema, Rassismus, aus den Augen.
Nachtrag: Als Beleg auf der einen Seite das Benutzen von z.B. homophoben oder antiveganen Begriffen, auf der anderen Seite die Aussage im Interview, dass es ihm egal ist, wen seine Freunde bumsen oder was sie essen.
Das heißt in dem Video, in dem er sein weißes europäisches Publikum kritisiert, weil sie die dritte Welt ausbeuten und Flüchtlinge nicht aufnehmen wollen, meint er eigentlich das Gegenteil?
Er spielt hier nur eine Rolle und seine eigentliche Botschaft ist, dass Leute, die solche Vorwürfe an Europa machen, die Arschlöcher sind?
Nachtrag: In dem Fall macht Somuncu also doch beides.
Nachtrag 2: Ich wiederhole, ich bin kein Somuncu Experte. Ich hab mich heute das erste Mal genauer mit ihm beschäftigt, sonst kenne ich ihn nur aus wenigen Kabarett Sendungen wie samstags auf WDR 5.
Ich kenne sein komplettes Spektrum nicht.
Für mich sieht es aus, als wenn er dann die - istische Rolle spielt, wenn er die entsprechenden Begriffe benutzt.
Aber wenn er das Publikum direkt anspricht, so wie in dem Video, dann ist das ganz Somuncu.
Und auch da benutzt er „Bimbo“, allerdings nur als Kritik am Mindset heuchlerischer Bürger.
Also wollte er die Kolumnistinnen, die „in seiner als Rolle“ beleidigt, damit eigentlich unterstützen und aufzeigen, wie dämlich die Menschen sind, die die Kolumnistinnen kritisieren und beleidigen?
Sorry, das passt doch einfach vorne und hinten nicht zusammen…
Also irgendwas sagen und dann fragen, ob man das sagen darf? Was man offensichtlich darf, weil man es ja bereits gesagt hat? Super deep. Auch dieses ganze „Er will nur provozieren“ Gerade ist doch albern. Was soll denn daran toll sein? Jeder geistig behinderte Krüppel kann provozieren (wie ich gerade mit meiner Wortwahl zu Beispiel). Da gehört keinerlei können hinzu, wenn es wirklich nur um die Provokation selbst geht. Oder wie Morizt Bleibtreu es ausgedrückt hat:
Da gehört kein Können dazu?
Der Mut, nicht wie ein kleines Mädchen davonzurennen, wenn seine Bühne von Nazis gestürmt wird, im Gegenteil, sich sogar hinzustellen und diese aufzufordern, hier und jetzt mit ihm zu diskutieren?
Ja, Somuncu ist ein talentloses Würstchen, das Ute beleidigen kann.
Mut ist kein Können. Mal abgesehen davon, dass es nicht sonderlich mutig ist in einem Podcast pauschal Kolumnistinnen als ungebummst zu bezeichnen. Was ja immer noch der eigentliche Punkt der Diskussion ist und nicht was Somuncu vor X Jahren mal gemacht hat.
Nur weil Somuncu vor 10 Jahren mal cool und mutig war und vielleicht einen wunden Nerv mit seinen Auftritten getroffen, ist das kein Freifahrschein für alles was danach kommt.
Wenn er sich nicht weiterentwickelt, oder generell einfach immer plumper wird, bringt es nichts alte Auftritte rauszukramen.
Manchmal merken Menschen, dass eine Masche funktioniert und treiben es immer weiter auf die Spitze, ohne zu merken, dass das, was es eigentlich mal ausgemacht hat, dabei verloren geht. Dann ist es irgendwann besser, einfach aufzuhören.
