Dazu vielleicht (weiß gerade nicht ob ich das (Dich) schonmal gefragt hatte): Wie ist denn die Darstellung von Denise Bryson in Twin Peaks (1990, 2017) zu bewerten?
Die DEA-Agentin Denise wird von Dave Duchovny gespielt und alle Beteiligten gehen ziemlich offen mit ihrer Transsexualität um. Die Reaktionen sind meist überrascht (aber nicht schockiert) und interessiert-positiv. Denise ist als Charakter außerdem sehr selbstbewusst, erzählt z.B. auch ganz selbstverständlich von ihrem Gewahrwerden ihrer geschlechtlichen Identität, flirtet mit Männern, die ihr gefallen und ist eben in ihrer Rolle auch einfach eine professionelle DEA-Agentin. Die Zuschauer lernen auch nur Denise kennen; „Dennis“ wird nur gefühlt anderthalbmal in Gesprächen erwähnt.
Meine Lesart der Darstellung war ziemlich positiv. Twin Peaks ist ja eine eher abgelegene, ländliche Gegend, die Locals reagieren aber eher überrascht als schockiert, wer über die Stränge schlägt bekommt von Denise selbst bzw. ihren Kolleg*innen entsprechend Nachhilfe was den Umgang mit Bundesbeamt*innen und Menschen angeht. Gleichzeitig finde ich es aber auch nicht überbordend „preachy“.
Bei alledem muss ich aber natürlich im Blick behalten, dass ich da ggf. komplett falsch liege und in meiner wohlwollenden Art das ganze neutraler sehe als es sich für Transpersonen anfühlen mag. Beispielsweise gibt es später eine Szene in der Denise undercover einen Mann spielt. Das fand ich dann z.B. ganz witzig, könnte aber auch irgendein hatecrime sein, das ich nicht checke.
Und: Ich weiß, sowas kann ich natürlich auch „einfach“ googlen, aber vielleicht kennst Du’s ja, hast da ne Meinung oder hast da direkt nen Artikel mit einer entsprechenden Be-/Auswertung o.ä. an der Hand, daher dachte ich, ich frage einfach mal direkt.
Ich hab beruflich mit der Archivierung und Digitalisierung von alten Aufnahmen zu tun und ich kann dir mit 100%ger Sicherheit sagen, dass Witze von Comedians in Shows in der Geschichte zur Diffamierung von Bevölkerungsgruppen verwendet wurden und auch um menschenverachtende Ideologien in die Bevölkerung zu tragen.
Wie du auf die Idee kommst, dass etwas plötzlich mit dem Rest der realen Welt nichts mehr zu tun und darauf keinen Einfluss hat, nur weil es in einer Comedy Show stattfindet, ist mir ein Rätsel.
Muss zugeben, Twin Peaks hab ich nie gesehen (bin eine Schisserin und mag keine gruseligen Dinge), aber Denise gilt bei uns als - wie es richtig gemacht wird.
Ich glaube, es geht gar nicht mal so sehr ums „ernst nehmen“. Es geht darum, dass es auf einer öffentlichen Bühne mit riesiger, in diesem Falle sogar internationaler Reichweite, als „normal“ dargestellt wird, über eine marginalisierte Gruppe lachen zu dürfen. Und durch die Gruppendynamik des Publikums kriegt das nochmal mehr Gewicht.
Naja, das ist ein Argument, mit dem mir ein Freund gekommen ist, dass Dave Chapelle ja noch judenfeindlichere Jokes etc. gemacht hat, dass muss ich nicht Ernst nehmen.
Ich hab was, wenn Trans- oder Homofeindlichkeit im Kontext gegen Rassismusjokes gesetzt werden und weil der ja andere noch mehr beleidigt (bzw. sie einen größeren Teil einnehmen) muss ich bitte die Beleidigungen mir gegenüber erdulden. Das Argument ist einfach scheiße, weil Beleidigung kein Joke sein sollte, sondern die Leute, die andere beleidigen. Das Argument zielt nur darauf, Leute zur spalten. Es ist nicht okay, beleidigt zu werden, wenn man schwul ist. Oder lesbisch. Oder trans. Oder jüdisch. Oder katholisch. Oder schwarz. Oder nicht aus Europa (also den EU) stammt. Da werden Grenzen überschritten.
Es ist okay, gewissen Vorurteile in Jokes einzubauen, um der bigotten Gesellschaft einen Spiegel vorzuzeigen, dass sie um nix besser ist. Was heute leider etwas verlernt wird, da gehen die Witze leider in Richtung (Achtung: Nazi-Propaganda aus den 30er Jahren)
Das sind einfach keine Witze, das ist Vorurteile zu bestätigen. Weiter diese zu fördern. Und deswegen bin ich gegen diese Comedians. Ich kann gute Witze ertragen. Schröck weiß nicht, ob ich Mitglied im Forum bin? Ja, bin leider noch mit Glied.
Danke auch an @Niklas_Schier : wie du mit den ganzen Priester/Pastor = Pädophil, Kirche = Korrupt-Witzen umgehst. Wünschte ich hätte deine Gelassenheit. Vor allem ladest du uns immer ein, mit uns über diese Vorurteile zu lachen (im Sinne: Ja, wir müssen was ändern), und nimmst es vielen nicht übel. Bist damit ein großes Vorbild.
Gervais sagt einfach: ‚Trommelwirbel‘ trans ‚Gelächter‘ ‚Vorhang‘.
Lumberjack-Song - einfach ein Klassiker, weil er einfach alle durch den Kakao zieht und eigentlich niemand beleidigt.
Die ganze Woche (es ist erst Mittwoch/Donnerstag) ist scheiße genug. ABER: Manchmal müssen wir uns auch eingestehen - keiner kann uns vorwerfen, wenn wir mal einfach eine Sause genießen.
Wir müssen uns einfach trotz allem viel öfter darauf einigen, dass die Welt und die Menschen im Grunde einfach gut sind. Ja, es gibt Idioten. Aber es lohnt sich einfach, für ein besseres Morgen zu kämpfen. Egal wie klein der (einzelne) Beitrag ist.
Das trifft bei mir voll ins Schwarze. Hatte mit einem Chad-Mensch dies Jahr auch so eine Sache, wo ich einfach dachte ‚ach es gibt echt freundliche, coole Leute sogar im Internet, nice‘.
Früher war das meine Grundüberzeugung. Das der Mensch eher gut als schlecht ist.
Jo, mein Blick wurde immer mehr zorniger ehrlich.
Regelmäßig bin ich aufgewacht mit dem Gedanken ich hasse euch alle (ausnahmslos)
Glaub das hat aber noch mit anderen Dingen bei mir zu tun, isolierter werden, Pandemie, Enttäuschungen… kp
aber ich bin gar nicht so^^
Mein Tipp: ließ mehr Terry Pratchett (speziell die Wachen-Sachen). Um den grandiosen Neil Gaiman zu zitieren:
There is a fury to Terry Pratchett’s writing: it’s the fury that was the engine that powered Discworld. It’s also the anger at the headmaster who would decide that six-year-old Terry Pratchett would never be smart enough for the 11-plus; anger at pompous critics, and at those who think serious is the opposite of funny; anger at his early American publishers who could not bring his books out successfully.
The anger is always there, an engine that drives. By the time Terry learned he had a rare, early onset form of Alzheimer’s, the targets of his fury changed: he was angry with his brain and his genetics and, more than these, furious at a country that would not permit him (or others in a similarly intolerable situation) to choose the manner and the time of their passing.
Die Wut ist immer da. Aber Wut ist eben keine Todsünde. Wut ist eine natürliche Emotion. Und Wut (kanalisiert) ist ein hervorragendes Werkzeug. Nicht allein, es braucht immer Intelligenz und Witz, aber hin und wieder: lass die Wut aus dir. Wut bewegt Welten. (Und ja: Meine Wut, viele verstehen Wut. Nicht einfach freigelassen, aber das ich fucking wütend bin, wenn meine non binary Geschwister noch immer in 99 % der Apps zwischen Mann und Frau auswählen müssen. Wenn reiche Dudes meinen, es braucht keine staatliche Krankenversicherung. Wut kann fucking befreiend sein,)
Ja da hast du recht Dora… hab nur einen WACHEN! Roman mal gelesen btw, fand den sehr witzig^^
du schreibst da ein paar Sachen, die ich vielleicht mal wusste, aber wieder aus den Augen verloren hab.
Ha! Sehr gut!
Ernsthafte Komik und Komischer Ernst haha always look on the bright side of death
