Ich bin um 3h ins Bett. Es ist Wochenende und ich habe Urlaub. Warum bin ich wach?
Ah! Verstehe.
Warum bin ich hier:
Battle Royale
"Jedes Jahr wird eine 9. Klasse ausgewählt und für drei Tage auf eine 10km² große Insel verfrachtet. Dort wird ihnen ein mit Sprengstoff und Sender versehenes Halsband angelegt. Dazu wird jeder Schüler mit Ausrüstung – Essen, Trinken, Karte, Kompass, Waffe – versorgt und schließlich sich selbst überlassen. Wenn es nach drei Tagen mehr als einen Überlebenden gibt, sterben alle …
Das sind die Zutaten für DEN japanischen Kultfilm. Durch Texteinblendungen wird der Zuschauer ständig auf dem Laufenden gehalten, wer gerade das Zeitliche gesegnet hat und wie viele Schüler noch übrig sind. Zusätzlich verliest der Klassenlehrer Kitano – alle vier Stunden im Film – über, auf der Insel verteilte, Lautsprecher die Infos über die Verstorbenen, sowie die zukünftigen verbotenen Zonen, die beim betreten den Sprengsatz im Halsband auslösen. Das Ganze begleitet von Klassischer Musik die seltsam passend erscheint, obgleich subtil verstörend. Der Score des Films ist ebenfalls sehr stimmig und unterstreicht das Gesehene perfekt.
Zwischen Mord und Totschlag dominieren vor allem Liebe und Freundschaft das Handeln der Schüler. Man bekommt oftmals das Gefühl, dass sie den Ernst der Lage nicht begreifen (wollen). Es bilden sich sogar Paare und Grüppchen, die versuchen ein „normales“ Leben zu spielen und ausblenden wollen was ihnen blüht. Andere wiederum verhalten sich völlig cool, völlig irrational oder völlig dämlich. Überhaupt zeigt sich der Charakter der Schüler auf der Insel in seiner puren Essenz. Aber das muss auch so sein, denn bei der schieren Menge an Schülern – schon das Problem der Buchvorlage – braucht man überspitzte Unterscheidungsmerkmale. Viele bleiben trotzdem nur anonymes Kanonenfutter, während einige wenige Identifikationsfiguren durch Rückblicke und Träume noch etwas mehr Substanz erhalten. Was fehlt? Wirklich gute Actionszenen, derbe Härte und echte Hochspannung. Doch das war nicht immer so: es liegt einfach an den berühmt-berüchtigten Sehgewohnheiten, die sich mit der Zeit geändert haben. Leider ist es sehr schwer, bis unmöglich sich auf den Stand von damals zu versetzen, und den Film unvoreingenommen zu gucken. Das Unterbewusstsein kann mitunter sehr lästig sein, und so bekommt auch ein moderner Klassiker seine Risse.
Abgesehen von Kultstar Takeshi Kitano (oder auch Beat Takeshi) und – der damals noch unbekannten – Chiaki Kuriyama, die man als Gogo aus Kill Bill Vol. 1 kennt, gibt es keine bekannten Gesichter. Jedenfalls nicht für den durchschnittlichen Konsumenten überwiegend westlicher Filme. Kitano spielt Kitano, hat noch weniger Gesichtsausdrücke drauf als Kristen Stewart, und sorgt für manches Schmunzeln. Der Rest der Besetzung besticht – mal mehr mal weniger – durch Overacting. Das ist mal amüsant, mal verzeihlich, mal schmerzhaft.
Ein Kultfilm der heutzutage an Wirkung verloren, seinen Platz im Regal aber dennoch verdient hat."
Ich empfehle das Buch.